Ermordung japanischer Schiffbrüchiger ?

Begonnen von Che_Guevara, 18 Mai 2006, 22:54:50

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Che_Guevara

Halli Hallo,
in dem Artikel zur "Yamato" auf wikipedia.org steht unteranderem, dass die hohen Verlustzahlen unter der Besatzung durch den längere Zeit andauernden Beschuss der Überlebenden durch amerikanische Flugzeuge zu erklären ist, stimmt das, wenn ja weiss jemand etwas genaueres darüber ?

[...]und viele der Schwimmenden noch längere Zeit nach dem Untergang des Schiffes von amerikanischen Flugzeugen mit Bordwaffen im Tiefflug beschossen wurden.[...]

http://de.wikipedia.org/wiki/Yamato_%28Schlachtschiff%29

Regards,
Che.

t-geronimo

Paul Dull schreibt darüber jedenfalls nichts.
Und alle bei Wikipedia angeführten Links auch nicht.

Und wenn ich mir die Explosion anschaue und den vielen Beschuß vorher, kann ich mir die hohen Verlustzahlen auch so erklären.


Das zeigt mal wieder deutlich, wie vorsichtig Wikipedia als Quelle zu genießen ist.
Immer nach anderen, verläßlichen Quellen schauen.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Scheer

Ätzend ist vor allem, das die Schreiber bei Wiki meist nicht mal Quellen angeben und damit durchkommen.
Die Kontrolle dort ist mau.
Wenn ich mir vorstelle, wieviele Urheberrechtsverletzungen es DORT mit Sicherheit gibt dann krieg ich das Kot...
Aber so ist das, die kleinen will man hängen, die großen lässt man laufen.  :x

Spee

@Che,

durchaus möglich. Sowas war nicht selten im Pazifik.
Die schiffbrüchige Besatzung der "Fuso" wurde z.B. fast komplett von den Bewohnern der Insel, auf der die Reste der Besatzung ankamen, erschlagen. Gründe dafür gab's leider genug, auch wenn's, wie fast immer, die Falschen traf.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

Hallo Spee,

woher hast Du das mit Fuso, gibts dazu eine Quelle? Auch da müßte es doch durch die Versenkung hohe Opferzahlen gegeben haben.

Grüße
Thomas

Spee

@Thomas,

natürlich gab es hohe Verluste durch die Versenkung, aber lies selbst:

http://www.combinedfleet.com/atully06.htm
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

Hallo Spee,

vielen Dank für den link, das mit den Schiffbrüchigen und den Eingeborenen hatte ich bisher überlesen. Schlimm.

Bei der Yamato sind einige der Zerstörer übrig geblieben, die haben Schiffbrüchige aufgenommen.
Die Zerstörer sind auf dem Explosionsfoto zu sehen. Da die gewaltige Explosion der Munitionskammern kurz nach dem Untergang stattgefunden hat mit immenser Wucht, dürfte das viele der Schiffbrüchigen im Wasser getötet haben.

Grüße
Thomas


Spee

Servus Thomas,

auf jeden Fall hat die Explosion jede Menge Opfer im und um das Schiff herum gefordert. Soweit ich mich erinnere, hat John mir den Fall mit dem Beschuß der Schiffbrüchigen mal erzählt. Allerdings hätten die 4 verbliebenen Zerstörer wohl auch noch versenkt werden können, aber darum haben sich die Amerikaner wohl nicht mehr gekümmert. Vielleicht eben zur Rettung der Schiffbrüchigen. Definitiv ausschließen würde ich eine Weisung von oben, daß die Schiffbrüchigen beschossen werden sollten. Wenn die Piloten das auf den Trägern erzählt haben, dann dürften sie sich unter der Shipmates nicht unbedingt Freunde gemacht haben.
Gerade die deutliche Erwähnung solcher Zwischenfälle macht klar, daß es Ausnahmen waren (Narvik, Laconia, Matapan etc.).
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

Hallo,

von Buna oder Lae gab es m. W. dagegen angeordnete Beschießungen der Schiffbrüchigen versenkter Transporter, um die Verstärkung der Garnisionen zu verhindern.

Bei Yamato kann ich mir das kaum vorstellen, da - wie gesagt - die überlebenden Zerstörer nach dem Untergang der Yamato abziehen konnten und Schiffbrüchige aufgenommen haben.

Grüße
Thomas

Spee

@Thomas,

ja, richtig.
Bei Lae sind sogar MTB's mit WaBo's gegen die Schiffbrüchigen vorgegangen. Lese ich mir die Story der "Fuso" durch, vermute ich ähnliches in diesem Fall. Die Japaner wollten sich seltenst retten lassen, an Land schwimmen lassen geht aber auch nicht. Ich denke mir, eine bescheidene Situation, militärisch konsequent, aber dafür hat sich wohl keiner auf die Schulter geklopft.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Thomas

Hallo,

Fuso läßt mich noch nicht los:
Das Schiff stand in zwei Teile zerbrochen brennend 4 Meilen westlich Kanihaan Islands, 10 Meilen östlich Leyte bzw. Panaon, nachdem es 3.08 und 3.09 torpediert (nach Sichtberichten 2-5 Explosionen) und 3.38 explodiert war. Die beiden Hälften schwammen noch laut Karte brennnend zwischen 4 und 5 Uhr.

In der Nacht bedeuten 4 Meilen schwimmend in den Phillippinengewässern sicher den Tod vieler, sofern nicht Boote vorhanden waren. Die Strecke sofort auf die kleine Insel zu, können wohl überhaupt nur Nichtverletzte schaffen.

Also: Sind denn Boote vorhanden und ausgesetzt worden? Für so etwas waren nach den Torpedotreffern ohnehin bis zur Explosion 30 Minuten, also zu knapp. Demnach schätze ich, dass die überlebende Mannschaft direkt ins Wasser ging, die Insel dürften nur einzelne erreicht haben.

Nimmt man dazu eine ordentliche Strömung in der Meerenge an, wäre es nicht möglich, die in 4 Meilen westlich liegende Insel zu erreichen. Dann wird die Strecke noch größer, an die Lüste von Dinagat.

Ist das Erreichen von Land durch die Überlebenden wirklich realistisch?
Auf jeden Fall für die Schiffbrüchigen eine tragische Geschichte.

Grüße
Thomas :-(

Mario

In Notsituationen ist der Mensch zu unglaublichen Leistungen fähig. Von daher glaube ich schon, das 4 sm keine unüberwindliches Hindernis für einen ums Überleben kämpfenden Menschen darstellt.
Allerdings sollte man auch die japanische Mentalität mit einbeziehen. Der Japaner, dessen Schiff vernichtet wurde, war von so tiefer Scham erfüllt, das viele freiwillig in den Tod gingen, oder sich mit allen Kräften gegen eine Gefangennahme wehrten. Wie überrascht müssen alliierte Seeleute gewesen sein, die japanische Überlebende aus dem Wasser bergen wollten und plötzlich von diesen mit bloßen Händen angegriffen wurden.

Auch die Amerikaner begingen eine Reihe von Kriegsverbrechen. Ich zitiere mal von meiner Website:
"Kriegsverbrechen auf beiden Seiten.
Am 26. Januar 1943 sichtete die USS Wahoo unter Lieutenant Commander Dudley Morton einen kleinen japanischen Konvoi nordwestlich von Neuguinea. Nachdem er schon zwei Tage zuvor einen Zerstörer vernichtet hatte, gelang ihm die Versenkung von zwei Handelsschiffen und eines Truppentransporters. Als er auftauchte, um den anderen Schiffen nachzujagen, befahl er die Geschützbedienungen auf die Brücke, um die im Wasser treibenden Überlebenden zu beschießen. Als die USS Wahoo am 07. Februar in Pearl Harbor einlief, wurde er zum Helden der U-Boot-Waffe und erhielt das Navy-Kreuz. Von seinem Massaker wurde der Öffentlichkeit nichts bekannt.
Dieser Fall war leider kein Einzelfall. Auf beiden Seiten wurde gnadenlos gekämpft und oftmals Schiffbrüchige im Wasser beschossen, bevor sie gerettet und wieder eingesetzt werden konnten. Auch die japanischen U-Boote waren für ihren gnadenlosen Einsatz gegen Schiffbrüchige bekannt und gefürchtet."

joe

Ich habe irgendwann zwischen 1992 und 1994 ein Spiel "Silent Service II" gekauft. Das Handbuch finde ich vielleicht noch.
Jedenfalls ist genau dieser - oder ein ähnlicher - Vorfall hier auch detailliert geschildert und sogar zum Nachspielen eingestellt.
Fragen ?

harold

-oh nein, besser keine Fragen, -jedenfalls nicht anhand eines game-handbooks zu klärende; oder!?

Die Thematik is a bíssl zú ernst, als dass wir uns in spekulative oder verkürzende Quellen stürzen sollten, so mein ich.
Generell einverstanden?

Harold


4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

joe

Sehr, sehr einverstanden, harold.

ich habe den Beitrag auch nicht eingestellt, um zu spekulieren, sondern um die offensichtliche heutige Sichtweise darzustellen. Ich möchte aber auch nicht aufrechnen oder Rechtfertigungen betreiben. Es sollte einfach nur ein Beitrag sein, den ich für die Diskussion nicht uninteressant hielt.

Die "Gamebooks" waren übrigens zu dieser Zeit wesentlich besser recherchiert und dargestellt als heute. Ist zumindest meine Meinung, ich habe bei "Secret Weapons of the Luftwaffe" und dem Vorgänger wirklich gut recherchierte Beiträge gelesen, Darstellungen von Zeitzeugen etc.

Ich grabe aber gerne noch mal nach...

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