Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII

Begonnen von Matrose71, 09 August 2014, 17:08:26

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Leopard2A6EX

So lange wie du brauchst! Vielen Dank im Voraus - und einen guten Rutsch erstmal! Viele Grüße aus Stralsund, Frank

fsimon

USS Washington gegen Tirpitz
April 1942, tagsüber, klares Wetter
Feuereröffnung ab 27 km. Die entscheidende Reichweite wäre etwa 25 km.

Entfernungsgenauigkeit (RE):
Washington:
Feuerleitradar Mark 3: 37 m bei 25 km; 25 km Reichweite, begrenztes Blindfeuer bis ~18 km
Tirpitz:
Feuerleitradar FuMO 27: 30 m bei 25 km; 30 km Reichweite, Blindfeuer (Radattelpeilung) ~21 km

Salvenbeobachtung: (Genauigkeit für Radar = Entfernungsgenauigkeit, wenn Radarreichweite und Auflösung Salvenbeobachtung ermöglichen; andernfalls ein Drittel der optischen Entfernungsgenauigkeit)
Washington:
Mark 3: Entfernungsauflösung 365 m, 18 km Beobachtungsreichweite: eingeschränkte Verwendung zum Erkennen
Optik: 26 Fuß x 25 Vergrößerung: 270 m Genauigkeit / 3 = 90 m
Tirpitz:
FuMO 27: A-Scope-Auflösung, einzelne Einschläge bis zu 27 km: Genauigkeit 30 m

Durchschnittlicher Entfernungsfehler (ARE) (Entfernungsgenauigkeit in m plus 2 x Ortungsgenauigkeit in m, dividiert durch 3, da die Salvenbeobachtung der dominierende Faktor ist, um die Salven nach dem Ermitteln der Entfernung auf dem Ziel zu halten.)
Washington: (37 m + 2 x 90 m) / 3 = ~70 m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Entfernungsratenfehler (RRE): (RE dividiert durch 100 als allgemeiner Entfernungsratenfehler pro Sekunde x Flugzeit):
Washington: 0,37 m/s x 51 s Flugzeit = 19 m
Tirpitz: 0,30 m/s x 42 s Flugzeit = 13 m

Resultierender berechneter Salvenmittelpunkt (MPI)-Fehler (ARE + RRE):
Washington: 70 m + 19 m = 89 m
Tirpitz: 30m + 13m = 43m

Mittlere Streuung (TMD) bei 25 km:
Washington: Echte mittlere Streuung (TMD): 96 m (0,383 %)
Tirpitz: Echte mittlere Streuung (TMD): 104 m (0,417 %)
Bestrichene Länge (DZ) bei 25 km:
Washingtons Geschoss Fallwinkel bei 25 km = 30,6° Gefahrenzone vs. Tirpitz 10 m hoch, 35 m breit = 52 m
Tirpitz-Geschoss Fallwinkel bei 25 km = 23,3° Gefahrenzone vs. Washington 10 m hoch, 31 m breit = 54 m
 
Gefahrenzonen im Verhältnis zur wahren mittleren Streuung und zum durchschnittlichen Entfernungsfehler = X:
DZ / (TMD + MPI) = X
Washington: 52 Mio. / (96 Mio. + 89 Mio.) = 28,1 %
Tirpitz: 54m / (104m+43m) = 36,7%
Fehler im Gefecht Faktor (BEF): Trackingfehler, unsachgemäße Einrichtung und Berechnung ballistischer Daten, einschließlich atmosphärischer Effekte, Ausrichtungsprobleme, unbestimmtes oder menschliches Versagen usw. Diese Fehler würden sich sowohl auf die TMD- als auch auf die MPI-Platzierung auswirken. Generiert als 38 % der Reichweite für Manuelle Zeiger-Folgen Steuerung (FTP), halbautomatische Ein- und Ausgabe; 37 % der Reichweite für automatische Fernsteuerung (RPC), halbautomatische Ein- und Ausgabe
Washington: FTP 9. 5 (Washington hatte 1942 kein RPC.)
Tirpitz: RPC 9.25

Trefferwahrscheinlichkeit: X/BEF
Washington: 28,1 %/ 9,5 = 2,96 %
Tirpitz: 36,7 % / 9,25 = 3,97 %

Anfangsfeuerrate zur Ermittlung der Reichweite (IF):
d.h. 60 s / (Flugzeit (ToF) + 20 s Beobachtung + Korrekturzeit) x Anzahl der Geschütze -10 % für erwartete Schussausfälle:
Washington: 51 Sek. Flugzeit: 6,85 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 42 Sek. Flugzeit: 6,98 Schüsse pro Minute

Schnellfeuerrate (RF):
Washington: 1,84 SPMPG als beste Rate von Alabama 1945 Schnellfeuer x 9 Geschütze -10 % Schussausfälle = 14,9
Tirpitz: 1,98 spmpg gemäß Schmalenbach-Prinz Eugen-Film (korrigiert um 0,72 für Bildrate) x 8 Geschütze -10 % = 14,26

Durchschnittliche Feuerrate (AR):
Washington: 10,88 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 10,62 Schüsse pro Minute

Erwartete Treffer pro 10 Minuten:
PS x AR x 10
Washington: 3,22 Treffer bei 108,8 Schüssen pro 10 Minuten
Tirpitz: 4,22 Treffer bei 106,2 Schüssen pro 10 Min

Summe der Sprengladung der treffenden Projektile geteilt durch 2 (ich erwarte 50 % nicht Zünder):
Washington: 18,55 kg x 3,22/ 2 = 29,9 kg
Tirpitz: 18,8 kg x 4,22/2 = 39,6 kg

Durchschlagen der Zitadelle bei 30° Abweichung von der Breitseite:
Washington könnte Tirpitz bei ca. 7 km durchdringen (Tirpitz 320-mm-Gürtel + 110-mm-Steilhang bei 68° vom Normalwert)
Washington könnte Tirpitz bei >25 km durchdringen (Tirpitz-Deckpanzerung könnte möglicherweise bei >30° FallwinkelF durchdrungen werden)
Tirpitz könnte Washington bei ca. 18 km durchdringen (nach Maciej Chodnicki, face hard 8,0; North Carolina-Panzerung vs. Bismarck 38 cm AP)

Zusammenfassung:
1. Treffer: Washington 3,22 vs. 4,22 Tirpitz (1:1,31)
2. Sprengstoffe: Washington 29,9 kg vs. 39,9 kg Tirpitz (1:1,33)
3. Zitadellen Durchschlag: Washington 7 km + 2 km (für Deck 25–27 km) vs. 18 km Tirpitz (1:2) Deckdurchdringungen außerhalb von 27 km sind nicht unmöglich aber Treffer unwahrscheinlich

Washington 3 vs. 4,64 Tirpitz (1:1,55)
Kann man sagen: Von 255 Einsätzen könnte Tirpitz 155 und Washington 100 gewinnen?

Leopard2A6EX

Danke Frank! Sehr interessant und Hut ab vor deiner Arbeit! Gerade im KBismarck-Forum - sind ja Unmengen an Daten. Machst du das hauptberuflich? 😉

Viele Grüße Frank

Thoddy

Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

fsimon

Hallo Thoddy,
vielen Dank!
Gibt es den Bericht von Tirpitz, auf den verwiesen wird, auch noch?
Gruß
Frank

Thoddy

#425
Bisher wurde der Tirpitzbericht nicht mehr aufgefunden.

Noch ne Info Funkmess
im KTB Scharnhorst ca 11/1943 - 12/1943 gibt es noch mal eine Info zur Beobachtung von 28 cm Geschosseinschlägen Messreichweite
~17,7 km.

Desweitern ist auch die Rede davon, wie der Konvoy am Nordkap gefunden wurde. Und zwar mit luftgestützem Funkmess auf über 50 km Entfernung...Er wurde als langezogene Kette beschrieben.

Da ergibt sich doch glatt die Frage, warum der dann nicht kontinuierlich beobachtet wurde... einschließlich seiner Umgebung.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Gabler

Zitat von: Herr Nilsson am 31 Dezember 2023, 11:55:01Ich verweise auf einen älteren Post von mir.

click mich

Ja, vielen Dank, unter anderem darauf bezog ich mich. Kroge schreibt allerdings, daß die Meßkette bei 2000Hz Impulsfrequenz anfänglich auf 20, ab 1937 auf 40km verdoppelt wurde, weil immer häufiger bis zum Ende des Meßbereichs gemessen wurde. Die 48km in in dem Dokument beim FuMG 39 also ein Schreibfehler?

Für die Flum-Geräte, also Dete-II bzw. Dete-f wurde außerdem ein Impulsgeber für 1000Hz entsprechend 150km Entfernung verwendet. Die Messkette und damit der Meßbereich war dort nach Kroge auf 60km ausgelegt.

Den Auftragsumfang für die Vorserie finde ich nicht mehr, nurmehr eine Angabe über eine Option von 50 Geräten sowie über das Ende der "ersten Serie" bei ca. 60 Gerätesätzen (Dete-I und -II) im Mai 1940. Danach wurde der Umlauf auf 300km erhöht durch Verkürzung der Impulsfrequenz auf 500Hz. Damit setzt die Bezeichnung FuMG 40 ein.

Die Messkette wurde nun auf 200km ausgelegt und die Entfernung durch ein "Sprungzählwerk" mit drei nebeneinander liegenden Rundinstrumenten angezeigt für 0-200km, 0-10km und 0-1km und zwar mit 2 Dezimalen. Das bedeutet eine darstellbare Entfernungsgenauigkeit bis 10m! Stimmt das mit den Angaben über die Meßgenauigkeit überein? Diese Anzeige ist in der Funkmessgerätekunde M.DV.291 auf Seite 8 dargestellt. Bis September 1940 waren 104 Dete-g-Anlagen in Auftrag gegeben (Kroge), bzw. 100 Stück FuMG40 (Trenkle).


fsimon:
Magst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar. Die maximale Umlaufentfernung ist eigentlich redundant. Der Meßbereich hingegen ist in den Betriebsbüchern enthalten und auf den Skalen eingezeichnet und so könnte man Deine Tabelle ideal zum Nachschlagen und identifizieren verwenden. Also für die 2000Hz-Sender 40km (auch Spee hatte schon 40km) und für die 500Hz-Sender 200km. :TU:)

fsimon

#427
Zitat von: Thoddy am 04 Januar 2024, 12:22:58Bisher wurde der Tirpitzbericht nicht mehr aufgefunden.

Noch ne Info Funkmess
im KTB Scharnhorst ca 11/1943 - 12/1943 gibt es noch mal eine Info zur Beobachtung von Geschosseinschlägen
17,7 km.

Desweitern ist auch die Rede davon, wie der Konvoy am Nordkap gefunden wurde. Und zwar mit luftgestützem Funkmess auf über 50 km Entfernung...Er wurde als langezogene Kette beschrieben.

Da ergibt sich doch glatt die Frage, warum der dann nicht kontinuierlich beobachtet wurde... einschließlich seiner Umgebung.


Danke Thoddy,
die Aussage zur Beobachtung 17,7km ...war das das Maximum, was gesehen werden konnte, obwohl weiter geschossen wurde, oder wurde auch garnicht weiter geschossen? Mit der großen Antenne würde ich über deutlich über 20km erwarten, wenn mit der 2x4m Antenne und reduzierter Leistung 1941 schon 16km gesehen wurden.
Schade, dass der Tirpitz Bericht nicht zu finden ist.

Gruß
Frank

fsimon

Zitat von: Gabler am 04 Januar 2024, 12:53:56.....

fsimon:
Magst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar. Die maximale Umlaufentfernung ist eigentlich redundant. Der Meßbereich hingegen ist in den Betriebsbüchern enthalten und auf den Skalen eingezeichnet und so könnte man Deine Tabelle ideal zum Nachschlagen und identifizieren verwenden. Also für die 2000Hz-Sender 40km (auch Spee hatte schon 40km) und für die 500Hz-Sender 200km. :TU:)

Das ist eine gute Idee.

fsimon

Zur Genauigkeit..ob 10m Darstellungsschritte gleich Messgenauigkeit war, kann ich nicht beurteilen. Thoddy hat folgenden Bericht dazu mal geteilt.Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
Darin werden 25m Messgenauigkeit angegeben und es geht vermutlich um  FuMG 40. Allerdings habe ich das Datum zu dem Dokument / Bericht vergessen oder vielleicht auch nicht von Thoddy bekommen.

fsimon

#430
In Olpes Beitrag hier: https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=422468
Sind Bilder der Masskette.  klick (Das Gerät ,,OK", die Messkette)
Die Skala geht auf der linken Zeigerscheibe bis 200. Jetzt frage ich mich: Sind das Hectometer oder kilometer?
Falls es Kilometer sind, ist die feinste Einteilung auf der rechten Zeigerscheibe 50m, falls es Hectometer sind reicht die ganze Messkette nur bis 20km aber dafür ist die feinste Einteilung 5m auf der rechten Zeigerscheibe. Ich würde die Entfernung hier als 191,98 ablesen.
Die darunter befindliche Zahlenwalzen-Anzeige (mir fällt kein besseres Wort ein), hat zwei Dezimalstellen hinter dem Komma, die vermutlich passend zu der rechten Zeigerscheibe in 05-er Schritten skaliert sein dürfte. Weiß jemand, ob das km oder hm sind? Und wofür steht "OK"? Ist das das Aufschlagbeobachtungsgerät, dass Thoddy erwähnt hat?
Gruß
Frank

fsimon

USS Washington vs. Tirpitz-Nacht

April 1942, Nachtzeit, vorherrschende Sichtweite von 22 km mit Leuchtgranaten, zeitweise 5 km mit Regenschauern und durchbrochener niedriger Wolkendecke

Entfernungsgenauigkeit (RE):
Washington:
Feuerleitradar Mark 3: 37 m bei 20 km; 25 km Reichweite, begrenztes Blindfeuer ~18,3 km
Tirpitz:
Feuerleitradar FuMO 27: 30 m bei 20 km; 30 km Reichweite, Blindfeuer (Radattelpeilung) ~21 km

Aufschlagbeobachtungs-Genauigkeit für Radar = Entfernungsgenauigkeit, wenn Radarreichweite und Auflösung es ermöglichen; andernfalls ein Drittel der optischen Entfernungsgenauigkeit für optisches Beobachten.)
Washington:
Mark 3: Entfernungsauflösung 365 m, 18 km Beobachtungsreichweite: eingeschränkte Verwendung zum Erkennen
Optische E-Messer: 26 Fuß x 25 Vergrößerung: 173 m Genauigkeit bei 20 km / 3 = 58 m für Aufschlagbeobachtung
Reichweite der 5"38-Leuchgranate: <17 km
Tirpitz:
FuMO 27: A-Scope-Auflösung, einzelne Aufschläge bis zu 27 km: Genauigkeit 30 m für Aufschlagbeobachtung
Reichweite der 15 cm/L55 Leuchtgranate: 23 km

Durchschnittlicher Entfernungsfehler (ARE) (Entfernungsgenauigkeit in m plus 2 x Aufschlagsbeobachtungsgenauigkeit in m, dividiert durch 3, da die Beobachtung der entscheidende Faktor ist, um die Salven auf dem Ziel zu halten.)
Washington: (37 m + 2 x 58 m) / 3 = 51 m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Entfernungsratenfehler (RRE): (RE dividiert durch 100 als allgemeiner Entfernungsratenfehler pro Sekunde x Flugzeit):
Washington: 0,37 m/s x 37 s ToF = 14 m
Tirpitz: 0,30 m/s x 31 s ToF = 9 m

Resultierender berechneter Salvenmittelpunkt (Mean Point of Impact, MPI)-Fehler (ARE + RRE):
Washington: 51 m + 14 m = 65 m
Tirpitz: 30m + 9m = 39m

Geschützstreung bei 20 km:
Washington: Echte mittlere Streuung (TMD): 82 m (0,41 %)
Tirpitz: Echte mittlere Streuung (TMD): 94 m (0,468 %)

Bestrichene Zone (DZ) bei 25 km:
Washingtons Geschütze Fallwinkel bei 20 km = 21,4° Bestrichene Zone  vs. Tirpitz 10 m hoch, 35 m breit = 61 m
Tirpitz-Geschütze Fallwinkel bei 20 km = 16° Bestrichene Zone  vs. Washington 10 m hoch, 31 m breit = 66 m

Bestrichene Zone im Verhältnis zur wahren mittleren Streuung und zum durchschnittlichen Entfernungsfehler = X:
DZ / (TMD+MPI) = X
Washington: 61m / (82m + 65m) = 41,5 %
Tirpitz: 66m / (94m+39m) = 49,6%

Gefechtsfehler Faktor (BEF): Trackingfehler, unsachgemäße Einrichtung und Berechnung ballistischer Daten, einschließlich atmosphärischer Effekte, Ausrichtungsprobleme, unbestimmtes oder menschliches Versagen usw. Diese Fehler würden sich sowohl auf die TMD- als auch auf die MPI-Platzierung auswirken. Generiert als 38 % der Reichweite für Follow the Pointer Aiming (FTP), halbautomatische Ein- und Ausgabe; 37 % der Reichweite für Remote Power Control Aiming (RPC), halbautomatische Ein- und Ausgabe
Washington: FTP 9. 5 (Washington hatte 1942 kein RPC.)
Tirpitz: RPC 9.25

Trefferwahrscheinlichkeit: X/BEF
Washington: 41,5 %/ 9,5 = 4,37 %
Tirpitz: 49,6 % / 9,25 = 5,36 %

Anfangsfeuerrate zur Ermittlung der Reichweite (IF):
d.h. 60 s / (Flugzeit (ToF) + 20 s Beobachtung + Korrekturzeit) x Anzahl der Geschütze -10 % für erwartete Lade-/ Schussfehler:
Washington: 37 Sek. ToF: 8,53 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 31 Sek. ToF: 8,47 Schüsse pro Minute

Schnellfeuerrate (RF):
Washington: 1,84 SpMpG als beste Rate von Alabama 1945 Schnellfeuer x 9 Geschütze -10 % Fehlschüsse = 14,9
Tirpitz: 1,98 SpMpG gemäß Prinz Eugen-Film (korrigiert um 0,72 für Bildrate) x 8 Kanonen -10 % = 14,26

Durchschnittliche Feuerrate (AR):
Washington: 11,72 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 11,34 Schüsse pro Minute

Erwartete Treffer pro 10 Minuten:
PS x AR x 10
Washington: 5,12 Treffer bei 117,2 Schüssen pro 10 Minuten
Tirpitz: 6,09 Treffer bei 113,4 Schüssen pro 10 Min

Explosiver Füllstoff für panzerbrechende Runde mal Treffer geteilt durch 2 (ich erwarte 50 % Blindgänger):
Washington: 18,55 kg x 5,12/ 2 = 47,5 kg
Tirpitz: 18,8 kg x 6,09/2 = 57,2 kg

Durchdringung der Zitadelle bei 30° Neigung:
Washington könnte Tirpitz bei ca. 7 km durchdringen (Tirpitz 320-mm-Gürtel + 110-mm-Böschung bei 68° von Normalwert)
Tirpitz könnte Washington bei ca. 18 km durchdringen (nach Maciej Chodnicki, face hard 8,0; North Carolina-Panzerung vs. Bismarck 38 cm AP)

Zusammenfassung:
1. Treffer: Washington 5,12 vs. 6,09 Tirpitz (1:1,19)
2. Sprengstoffe: Washington 47,5 kg vs. 57,2 kg Tirpitz (1:1,20)
3. Nachtkampf: Washington 18 km vs. 23 km Tirpitz (1:1,28)
4. Blindes Feuer: Washington 18 km vs. 21 km Tirpitz (1:1,17)
5. Citadel Pen: Washington 7 km vs. 18 km Tirpitz (1:2,57)

Washington 5 vs. 7,41 Tirpitz (1:1,48)
Kann man mit Fug und Recht sagen: Von 248 Einsätzen bei Nacht oder schlechtem Wetter im Jahr 1942 könnte Tirpitz 148 und Washington 100 gewinnen?
PS: Nachts musste sich Washington wirklich auf 16 km (Leuchtgranaten-Reichweite) oder mindestens 18 km (eingeschränkte Salvenbeobachtung mit Mark-3-Radar) nähern, um das Feuer beobachten zu können. Bei  18 Kilometer bestand für Washington die Gefahr, dass sie einen Durchschlag in ihre Organe erleiden würde.


mike_o

Hallo in die Runde,

sehr interessante Diskussion, ich habe einen Auszug aus dem KTB Tirpitz von Ende Juni 1944.
Thema Erprobung Fumo:

*********
Ab Ende Juni 1944 erfolgen die ersten Übungen des Schiffes im Altafjordraum, als U-Boot Sicherung sind laufend 2 Zerstörer der 4. Z.- Flottille mit in See.
20.Juni 1944 7:30h bis 19:52 (nach KTB Maschine der 21. Juni)  Kriegsmarschfahrtstufe 20 sm/h Übungen im Altafjord, Maschinengefechtsdienst in Fahrt, E- Mess und Ortungsübungen.
22.Juni 1944 7:30h bis 17:48h geankert im Kåfjord und 23:25 festgemacht im Netzkasten.

Durchführung von MES Überläufen, Fumo- Erprobungen, E-Mess und Schaltübungen für Artillerie.
Die Fumo-Erpobungen hatten folgendes Ergebnis;
a) Achtere Anlage mit 2 x 4m Spiegel1, brauchbare Messreichweite bis 92 hm, Peilreichweite bis 61 hm2.
b) Vordere Anlage mit 3 x 6m Spiegel, brauchbare Mess- und Peilreichweite bis 97 hm, zwischen 100 hm und 140 hm keine Ortung wegen zu großer Nebenmaxima von Land (Berge).
Erneuertes Auffassen nach Einlaufen der Zerstörer im freiem Sektor bei 143 hm.
Anlage Vormars wegen fehlender Ausrüstungsteile noch nicht klar. Eine Steigerung der Mess- und Peilreichweite im freien Seeraum wird erwartet.
*******

Ich bin da technisch nicht so bewandert aber die Reichweiten geben mir schon zu denken, kann das alles sein???

Grüße

mike_o
Grüße

Mike_O

olpe

#433
Hallo,
Zitat von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:24:19Die Skala geht auf der linken Zeigerscheibe bis 200. Jetzt frage ich mich: Sind das Hectometer oder kilometer?
Die darunter befindliche Zahlenwalzen-Anzeige (mir fällt kein besseres Wort ein), hat zwei Dezimalstellen hinter dem Komma, die vermutlich passend zu der rechten Zeigerscheibe in 05-er Schritten skaliert sein dürfte. Weiß jemand, ob das km oder hm sind?
nach der Beschreibung der Messkette (sowie in den Schaltplänen) in "Leitfaden der Funkortung" von Walter Stanner, Elektron-Verlag Garmisch-Partenkirchen, 1952, S. 112-116, sind alle Angaben in km. Die Genauigkeit der LC-Kettenglieder (Schaltstufen) geht in der Tat bis auf 0,05km, also 50m.


Zitat von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:24:19Und wofür steht "OK"? Ist das das Aufschlagbeobachtungsgerät, dass Thoddy erwähnt hat?
Die Kennungen für die einzelnen Geräte und Einschübe der Firma GEMA sind nach meinem Dafürhalten nicht immer zwingend der Funktion zugeordnet.
  • Gerät O:          Entfernungsmeßgerät mit Einsätzen OK, OB und Zusätzen
  • Einsatz OK:      (auch GOK) Meßkette (bei Seetakt: GOK101), bei Flum: GOK108)
  • Einsatz OB:      (auch GOB) Beobachtungsgerät mit Bildrohr DG-16
  • Einsatz GOKL:   Meßkettenzusatz (GOKL60 von 60km auf 120 km)
  • Einsatz OKZ:     Zusatzkette zur Meßbereichserweiterung
Ein gesondertes Gerät zur Aufschlagsmessung mit einer eigenen Gerätekennung konnte ich noch nicht feststellen. Möglicherweise ist dieses aber integraler Bestandteil eines der bestehenden Geräte/Einsätze.

Schwierig ist es, eine genaue Unterscheidung des Gerätebestandes der Seetakt-Anlagen (FuMO) und der Flum-Anlagen (u.a. "Freya") zu finden. M.E. gab es da eine gewisse Durchmischung, da ja der Hersteller der gleiche war ...

Unten eine (vorläufige) png-Datei mit der Gerätesystematisierung der GEMA ... diese ist noch nicht vollständig. Über jede Ergänzung und Korrektur würde ich mich freuen ...

Soweit.
Grüsse
OLPE 




Thoddy

#434
Zitat von: mike_o am 04 Januar 2024, 22:19:40*******

Ich bin da technisch nicht so bewandert aber die Reichweiten geben mir schon zu denken, kann das alles sein???

Grüße

mike_o

Vergleiche die Performance für Reichweite gegen Zerstörer
1941
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
1944
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen. 
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edit
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ZitatMagst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar.

bei der Scharnhorst Gneisenau Unternehmung Winter 1940/41
wurden teilweise Überreichweiten erzielt von Objekten außerhalb des nominellen Messbereichs.
z.B die Kanaren waren auf >200 km oder so messbar es gab auch Messungen gegen Schiffe die von außerhalb des normalen Messbereichs kamen , es wurden daher Filterverfahren entwickelt, um diese zu identifizieren/einmessen/ausblenden zu können.

Ein Verfahren beruht auf Änderung der PRF
wenn man die Ändert, verschieben sich einige Zielzeichen auf der Anzeige.
die sich nicht verschieben sind reguläre ("Nahziele" im ersten umlauf)
Schaltet man sehr schnell zwischen den verschiedenen PRFs um verschwinden die "irregulären Zeichen"
Müsste das Gerät OKZ sein
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

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