Fragen zu Ausbildung.

Begonnen von Hoffnung, 23 Juni 2024, 15:55:58

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Hoffnung

Hallo,

Ich habe ein paar Fragen zur Ausbildung von Matrosen in der Kriegsmarine auf die ich weder hier im Forum noch im Internet Antworten gefunden habe.

Ich würde gerne wissen wie lief die Ausbildung eines neuen Rekruten ab.

Als erstes kam ja ,die infanteristische Grundausbildung die wahrscheinlich so um 3 Monate gedauert hat.
Aber wie ging es danach weiter? Wie wurde entschieden welche Laufbahn der Rekrut einzuschlagen hatte?
Hatte der Rekrut da ein gewisses Mitspracherecht welche Laufbahn er einschlagen wollte oder wurde es einfach befohlen?

Ich hoffe das mir jemand von den Experten hier mir helfen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Hoffnung :MG: 

M-54842

Nach der Grundausbildung erfolgte eine spezielle Ausbildung (Gasten-Lehrgang), für die derjenige, meist nach Beruf, vorgesehen war. Für bestimmte Laufbahnen, beispielsweise II (Maschine) oder VII (Mechaniker), war eine handwerkliche Ausbildung (Schlosser, Elektriker, Schmied, Feinmechaniker, Klempner usw.) gefordert.
Andere Laufbahnen wie IV (Funk/Signal) erforderten neben der allgemeinen Marinetauglichkeit besondere Anforderungen an das Hör- und Sehvermögen. Hierzu gab es beispielsweise besondere Tests.
Ausgebildete Kaufleute waren beispielsweise für die Laufbahn X (Schreiber) und Köche, Fleischer, Bäcker für die Laufbahn IX (Verpflegungslaufbahn) prädestiniert. Das musste aber letztlich nicht so sein. Eine Mitsprache des Matrosen gab es wohl kaum, es zählte der Bedarf.

Hoffnung

Aha,danke für die Antwort.

Mein Großvater war Flakschütze. Also wurde er dann einfach aus der Grundausbildung dahin befohlen weil es grad Bedarf gab und er vielleicht auch gut in diese Rolle passte.!?!

Mit freundlichen Grüßen

Hoffnung.

Hoffnung

Hallo,ich habe eine weitere Frage.

Mein Großvater wurde als erstes in Harderweijk an der Flak ausgebildet.
Nun stellt sich mir die Frage wie man als Matrose an der Flak ausgebildet wurde. Wie wurde entschieden welche Position man an der Flak bekam und vorallem wie wurde entschieden an welcher Art von Geschütz man ausgebildet wurde. Gibt es irgendwo Unterlagen wo man die Ausbildung zum Flak-Soldaten erklärt bekommt?

Mit freundlichen Grüßen

Hoffnung

Big A

Grundsätzlich wurde nach Bedarf und ggf Vorkenntnissen ausgebildet. Die Bedienung eines Flakgeschützes wurde unter der Leitung des Geschützführers an allen Positionen trainiert (also nicht nur z.B. "Höhenrichtschütze")
Jeder musste ggf die Position eines verwundeten oder gefallenen Kameraden wahrnehmen können um das Gefecht weiterführen zu können.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Hoffnung

Und wie wird quasi die ,,Grundformation" der Besatzung ermittelt? Ergab sich das aus Erkenntnissen aus der Ausbildung?

Entschuldigt wenn meine Fragen dumm erscheinen aber ich habe leider wirklich keine Ahnung und bin wirklich dankbar für all eure Antworten. :ML:  :MG:

Mit freundlichen Grüßen

Hoffnung

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Hoffnung am 01 Juli 2024, 21:42:10Und wie wird quasi die ,,Grundformation" der Besatzung ermittelt?
Die ergibt sich aus der zu bedienenden Ausstattung des Schiffs mit Antriebs-, Energieerzeugungs- und Hilfsmaschinen, Waffen und Geräten (z.B. Fernmelde) und weiteren Standardfunktionen wie Ausguck, Rudergänger und - nicht zu vergessen - den Koch, für die jeweils eine Standard-Personalzuteilung besteht.

Zitat von: Hoffnung am 01 Juli 2024, 21:42:10Ergab sich das aus Erkenntnissen aus der Ausbildung?
möglicherweise ja, wenn man z.B. erfahren hat, daß an einem Geschütz einen Mann mehr zum flüssigen Nachmunitionieren notwendig ist

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Ich glaube, er meint eine Geschützbesatzung und nicht eine Schiffsbesatzung.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Big A

Turm- / Geschützbesatzung ergibt sich aus der Konstruktion (z.B. wie ist die Munitionszuführung, wie wird gerichtet usw.)
In der Ausbildung kristallisieren sich meiner Erfahrung nach meist die Stärken und Schwächen der Individuen heraus (z.B. "gutes Auge" = Richtschütze), diese Erkenntnisse sollten dann bei der grundsätzlichen Besetzung eines Geschützes einfließen.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

2M3

Moin,

bei meiner Marine wurden die Artilleristen intensiv theoretisch und am Geschütz ausgebildet. Das betraf bei der leichten Flak, da Ladevorgang automatisiert, die Geschützführer. Die Ladekanoniere für den Magazin-/Gurtkastenwechsel waren Quereinsteiger, die an Bord angelernt wurden. Auf einem Minensucher kamen die vom Sperrabschnitt, gelegentlich musste auf einigen Dampfern auch mal der Koch und/oder Seemann mit ran.

Die direkte Ausbildung der UaZ/BU dauerte an der Flottenschule in Parow 10 Monate, der SaZ 5 Monate, vorgeschaltet war ein Monat allgemeinmilitärische Grundausbildung. Nach der Theorie im Fachkabinett kam die Praxis im sogenannten "Ari-Garten" mit 5 vollwertigen 25mm-Geschützen. Stundenlanges Gefechtsexerzieren (Herstellung der Abwehrbereitschaft, Rohrwechsel, 1. und 2. Versager, Kühlschläuche anschlagen, Haltepunktbestimmung Seeziel/Luftziel, Gurtkastenwechsel). Für alle diese Aufgaben gab es Normen, die mit Schulnoten bewertet wurden, wobei schlechter als Note 3 gleich durchgefallen war.

An Bord gab es dann auch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Monat Exerzierausbildung an den Geschützen, wobei jeder jede Position besetzen musste (gegenseitige Ersetzbarkeit). Wenn die Normen nicht geschafft wurden, musste die Freizeit herhalten und Landgang/Urlaub waren gestrichen.

Ich denke, dass es bei der Kriegsmarine so oder ähnlich war.

Gruß Frank
Flottenschule Parow 78-79, Ausbildung Ari-leicht, 25mm 2M3/M110 und 30mm AK-230, 79-82 Ari-Maat 1. MSR Abteilung/1. Flottille Peenemünde auf Proj. 89.2 MSR-lang/Kondor-II

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