Neuer Fachartikel: Langensiepen/Nottelmann - Die Versenkung der FALABA

Begonnen von t-geronimo, 02 April 2024, 18:14:30

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Mark Alt

Zeitrechnung

Seite 72 im ,,Proceedings", Befragung von Walter Baxter (chief officer):

ZitatThe Commissioner : You changed the time between 8 and
10 o'clock ?

Mr. Baxter : Yes.
The Commissioner : And how much change would you make?
Mr. Baxter : Something like 35 minutes. It was after breakfast that the clock was altered. The third officer altered the clock himself.
The Commissioner : Were all the ship's clocks changed at that time.
Mr. Baxter : Yes, except in the engine room, and we
generally ring that about midday.


Das Schiff wurde ungefähr auf Koordinaten 51° 30' N und 06° 36' W. versenkt. Morgen früh wurde die genaue Ortszeit festgestellt, also etwas östlicher als hier angegeben. Wenn 360° 24 Stunden ausmachen, dann sollte 6° nicht nur etwa 24-26 Minuten ausmachen statt 35? Entsprachen diese 35 Minuten angegeben von Mr. Baxter der damaligen Zeitangaben auf diesem Längengrad der Angaben anderen Schiffe, die aus westenglischen Häfen ausliefen und die gleiche oder ähnliche Strecke in den ersten Tagen zurücklegen brauchten?
 


Seite 64, Befragung von Hugh Brown (fourth engineer):
Zitat2696. You have given evidence about the order coming down for more steam. Was it about that time that the clock was put back to noon ?—The first order that we got was " Full speed ahead " on the telegraph. We usually get full speed ahead on the telegraph at 12 o'clock to correct our clock, and when we get full speed ahead we take that to mean 12 o'clock, and we shifted the clock about four minutes.

Wenn ich es richtig verstehe Mr. Brown sagt hier aus, dass der Befehl zum Geschwindigkeitssteigerung pünktlich um 11:56 GMT kam. Die Leute dachten es gelte für die Uhreinstellung wie immer um die Mittagszeit. Eigentlich sollte die Uhr zurückgestellt werden (nach Baxter um 35 Minuten). Bedeutet hier ,,shift" den Minutenzeiger nach vorne drehen, oder kann es auch Zurückversetzen bedeuten und dann 12:04 GMT war es?

Seite 48, Befragung von J. D. Bathgate (Passagier):
Zitat1916. " Many men from the swamped boats were struggling in the water when the torpedo hit the ship and doubtless the explosion killed a number of them. Dr. Grant (Nigeria) I think probably lost his life in this way, as I saw him in the water in this vicinity. There were still some 20 or 30 people (perhaps more) on the steamer when she was hit and as all the boats had gone we could only take to the water. I was one of a party of about a dozen who made their way to the forward deck and we, one by one, got overboard. Hermon-Hodge, A. C. Francis, and myself (all Nigerian officials) were among the last half- dozen to leave. I jumped off about five minutes after the explosion and my watch stopped at 12.57 p.m. All three of us were rescued eventually by small boats after being about an hour in the water. Henderson of the Nigeria Marine Department was still on the forward deck when I left and I am afraid stayed too long, as his name is on the lost list. The ship was now fast settling down and she sank four or five minutes after I got into the water. One of the ' Falaba's " boats, manned by the third engineer and three sailors, picked up Francis and myself about two o'clock. We were put on to the steam drifter ' George Baker,' which had just come up, and we landed at Milford Haven about midnight. The bulk of the survivors were put on the trawler ' Eileen Lanna ' and afterwards transferred to the destroyer ' Liffey,' which took them into Milford Haven. I feel that something should be said about the ship's boats. They did not appear to have been equal to the strain put upon them as one collapsed shortly after being launched and two others seemed to swamp rather easily. Only one of them - returned to pick up people out of the water after delivering her first load" to the trawler, and it would appear that either the boats were not fit to return or the crews were too exhausted to work them." That is your idea of the explanation ?—Yes, my point, my Lord, is that the boats were insufficiently manned, that if they had been properly manned they could have come back and rescued the passengers.

Am Anfang seiner Aussage erzählt Mr. Bathgate Dinge über den Torpedotreffer und Umstände aus, die hinsichtlich des Fotos vom U-Boote nicht zu rechfertigen sind, und am Ende übt er scharfe Kritik gegen Rettungsboote und Personal aus. Inzwischen teilt er aber die merkwürdige Information mit, das er Ungefähr 5 Minuten nach der Explosion (bei von Forstner: 12:53 GMT!) ins Wasser sprang und sein Armbanduhr pünktlich um 12:57 stehen blieb. Ich weiss nicht, wie lange damals die Armbanduhre unter Wasser funktionieren konnten oder wie aufprallfest sie waren, aber wenn der Herr die nicht nach einer der Uhre in den Salons neueingestellt hat, und seine Uhr ausgerechnet nicht wasserfest war, dann liefert er einen ganz starken Beleg für die deutsche Version der Geschehnisse. Ob er seine Armbanduhr entsprechend der neuen Zeit eingestellt hatte, wurde nicht nachgefragt...

Mark Alt

Boot Nr. 2 schon wieder

Im FMA-Artikel steht:
ZitatNr. 2 –    Den Ablauf bei Boot No. 2 schilderte unter anderem der Chef-Steward John Ellans. Vom I. Offizier beauftragt, ließ er einen seiner Stewards die Passagiere auffordern, sich umgehend warm angezogen an Deck zu begeben. Er selbst versicherte sich davon, dass sich niemand mehr in den Kammern befand. Damit rettete er wohl einigen Personen das Leben, so beispielsweise einer der Passagierinnen, welche von den Vorgängen noch nichts mitbekommen hatte. Beim Boot Nr. 2 herrschte während des Aussetzens weder Panik noch Unruhe; man stimmte sogar das Lied ,,It`s a long way to Tipperary" an. Nach Ellans war das Wegfieren so lange problemlos verlaufen, bis auch hier ein abgeteiltes Besatzungsmitglied – in diesem Fall der Bord-Schlachter – das Fall losgelassen hätte. Der zufällig in der Nähe befindliche Kapitän gab ihm daraufhin die Order, seine Part vorsichtig ebenfalls ausrauschen zu lassen, um das Boot halbwegs kontrolliert ins Wasser zu bekommen.

Seitens des Zeugen W.C. Chiswell, dessen Anhörung sich recht lang hinzog, da auch er sich kritisch über die Schiffsführung und die Reederei äußerte, besitzen wir hingegen eine recht dramatische Schilderung der weiteren Vorgänge um die Boote No. 2 und No. 8. Chiswell ist auch besonders interessant hinsichtlich seiner Aussagen über die während der Vorgänge verstreichenden Zeiten: Er gab die Zeit zwischen der ersten Sichtung des U-Bootes und dem Anruf zum Verlassen des Schiffes per Megaphon durch Forstner mit 20 Minuten sowie – noch wichtiger – die Zeit zwischen diesem Anruf und dem Torpedotreffer mit ,,ungefähr einer halben Stunde" an. Als Chiswell mit drei weiteren Passagieren (Mr. D.J. Ryder, D. Ryder jr. und Mr. Primrose) Boot Nr. 2 erreichte, befand es sich ebenfalls bis auf Höhe des Bootsdecks weggefiert. Kaum aber, dass die vier Passagiere eingestiegen waren ließ jemand das achtere Fall ausrauschen. Die entstehende Belastung riss demnach einen Augbolzen für den Block des vorderen Falls aus dem Kiel des Bootes, wodurch dieses jetzt mit dem Vorschiff zuerst ins Wasser fiel und vollschlug. Nicht genug damit, löste es sich nur wenig später regelrecht in seine Bestandteile auf: ,,the gunwales came away from the sides and the bottom dropped out". Um das Wrack wenigstens halbwegs als Schwimmhilfe benutzen zu können, umwickelte Chiswell die Trümmer mit einem Tau aus der Ausrüstung. Die Überreste von Nr. 2 trieben schließlich um den Steven herum auf die Stb-Seite und befanden sich – zumindest nach der Aussage von Mr. Primrose – bei dem Torpedotreffer etwa 45 m querab der FALABA sowie 18 m vom U-Boot entfernt.[6] Die folgenden 3,5 Std., bis zur Rettung durch den Drifter ORIENT II, verbrachten die ,,Insassen" von Nr. 2 auf den längs des Dollbords angebrachten Lufttanks. Trotz dieses Zustands nahm man währenddessen noch weitere zehn Personen des Bootes Nr. 8 auf. Für zwei von ihnen kam jedoch jede Hilfe zu spät; als der Drifter das Boot erreichte, lebten von den 12 Schiffbrüchigen nur noch 10.

Über Herr Chiswells Aussage war hier schon hier die Rede.
1.   Der Chef-Steward hiess John Ellams.
2.   Im Proceedings steht bezüglich des Tipperary-Liedes:
Zitat500. How did you know your boat ?—From the previous voyage boat list. I have been in that boat six or
seven voyages.
501. Were you in her last voyage ?—Yes.
502. When you got on deck, was there any panic? - No, they were singing.
503. The Commissioner : What were they singing ? — " It's a long way to Tipperary."

Die Frage und die Antwort bezieht hier nicht direkt auf die Passagiere beim Boot Nr. 2, sondern auf die Leute auf dem Deck in allgemeinen. Gesungen wurde eher bei anderen Booten, oder bei einem einzigen Boot, wo es eine grössere Menge von Leute gab. Die vier von Nr. 2 kümmerten einfach um sich, und stiegen in das Boot ein. So scheint es mir einfach nach den Aussagen.

3.   "Seitens des Zeugen W.C. Chiswell, dessen Anhörung sich recht lang hinzog, da auch er sich kritisch über die Schiffsführung und die Reederei äußerte, besitzen wir hingegen eine recht dramatische Schilderung der weiteren Vorgänge um die Boote No. 2 und No. 8."
Wie es im Artikel durchwegs erwähnt wird und hier auch so vorkommen sollte: Nr. 7. (Nr. 8 war die Gig, die ohne Komplikationen davonkam. Außerdem konnte Nr. 2 in der Nähe zu Nr. 7 sein? Letztere kam viel später ins Wasser.)

4.   "Trotz dieses Zustands nahm man währenddessen noch weitere zehn Personen des Bootes Nr. 8 auf."
Nun hat es so Herr Chiswell ausgesagt, aber nicht alle Geretteten sollen von Nr. 7 kommen – wenn es eigentlich Geretteten aus diesem Boot gab. Im Prozess wurden insgesamt 37 Überlebenden befragt, von denen verliessen das Schiff mittels
-   Nr. 1 Boot 5 Personen,
-   Nr. 2 Boot 4 Personen,
-   Nr. 3 Boot 4 Personen,
-   Nr. 4 Boot 7 Personen,
-   Nr. 5 Boot 1 Personen,
-   Nr. 6 Boot 3 Personen,
-   Nr. 7 Boot 5 Personen,
-   Nr. 8 Boot 0 Person. (FMA-Artikel Nr. 7)
-   Springen vom Bord 8 Personen.
Boot Nr. 2 rettete unter anderen den Steward John Doherty und den Funker Edwin Lough Taylor. Beide stiegen zuerst ins Boot Nr. 1 ein (nicht Nr. 7! oder Nr. 8), das aber kaputtging.

Interessanterweise erfährt man im Prozess nichts weiteres über den Insassen des zuletzt verunglückten Bootes (Nr. 7/8), das Steuerbord hinten gerade runter sollte, aber durch den Torpedotreffer ins Wasser fiel. Einige Augenzeugen deuten darauf hin, das es durch die Explosion mehrere Leute starben, weil danach Leichen neben dem Schiff treibend schwammen wo es ins Wasser fiel. Es wurde aber nicht festgestellt, ob es Überlebende vom Boot Nr. 7 gab oder nicht. Wurde nicht mal nachgefragt. (Oder habe ich nur nach nochmaligem Durchlesen nicht eine diesbezügliche Information gefunden.)

Andreas 

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