Autobahnbrücke in Baltimore nach Schiffskollision eingestürzt

Begonnen von Matrose71, 26 März 2024, 09:47:42

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Big A

ZitatWenn ich das richtig sehe, zeigt die Ankerkette "auf und nieder", d.h. es ist kaum Druck auf der Kette. Dann kann das Ankerfallenlassen auch kaum Wirkung gehabt haben.

@urs und ods: absolute Zustimmung,
die reine Physik bestätigt das.

Zitatbesteht: ohne zusätzliche Ruder- und/oder Maschinenmanöver wenig Aussicht auf Erfolg

und die waren durch den vermutlichen Stromausfall nicht möglich.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.


Urs Heßling

#32
moin,
wenn man sich den Ablauf https://www.youtube.com/watch?v=sBuUyleOrdk&t=64s genauer ansieht, wird klar
- das Schiff verringert vor der Kollision mit dem Brückenpfeiler die Geschwindigkeit schon deutlich auf ca. 1 kn (Geschwindigkeits-Farbcode unten rechts)
Das wird durch die Beobachtung unterstützt, daß der sichtbare Teil des Bugs weitgehend unzerstört aussieht
gestrichen
- Der Seitenwind ist mit 3,5 kn vergleichsweise gering (Datenfeld unten links)
- das Schiff ändert ab ca. 1000 m vor der Brücke den Kurs um ca. 10 Grad nach Steuerbord und scheint den neuen Kurs beizubehalten
Dafür fehlt mir noch eine Erklärung  :?

Gruß, Urs

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Zitat von: Urs Heßling am 30 März 2024, 12:17:53- das Schiff verringert vor der Kollision mit dem Brückenpfeiler die Geschwindigkeit schon deutlich auf ca. 1 kn (Geschwindigkeits-Farbcode unten rechts)

Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Wenn man sich die Geschwindigkeit betrachtet, die neben dem Schiffsnamen und dem Kurs eingeblendet wird, steht diese direkt vor der Kollision noch auf 6,5 kn und verringert sich erst durch den "Einschlag" rapide, weil man auf den Webcam-Videos ja auch sieht, dass die Dali erst auf das Fundament des Pfeilers trifft und dann Sekunden danach auf den Pfeiler selbst.
Die eingeblendete Geschwindigkeit wird GPS-gemessen sein und reagiert deshalb etwas träge. Auch der eingeblendete Kurs "irrlichtert" nach der Kollision ziemlich.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Urs Heßling

moin,

Zitat von: t-geronimo am 30 März 2024, 12:38:41Wenn man sich die Geschwindigkeit betrachtet, die neben dem Schiffsnamen und dem Kurs eingeblendet wird, steht diese direkt vor der Kollision noch auf 6,5 kn und verringert sich erst durch den "Einschlag" rapide
Du hast recht :TU:) und ich habe das Bild falsch interpretiert :embarassed:  weil ich mir die Angaben neben dem Symbol nicht angesehen habe.

Demnach gab es in der Minute vor der Kollision eine Kursabweichung (Drehtendenz ?) nach Steuerbord

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Zitat von: Urs Heßling am 30 März 2024, 12:17:53moin,
wenn man sich den Ablauf https://www.youtube.com/watch?v=sBuUyleOrdk&t=64s genauer ansieht, wird klar
- das Schiff verringert vor der Kollision mit dem Brückenpfeiler die Geschwindigkeit schon deutlich auf ca. 1 kn (Geschwindigkeits-Farbcode unten rechts)
Das wird durch die Beobachtung unterstützt, daß der sichtbare Teil des Bugs weitgehend unzerstört aussieht
gestrichen
- Der Seitenwind ist mit 3,5 kn vergleichsweise gering (Datenfeld unten links)
- das Schiff ändert ab ca. 1000 m vor der Brücke den Kurs um ca. 10 Grad nach Steuerbord und scheint den neuen Kurs beizubehalten
Dafür fehlt mir noch eine Erklärung  :?

Gruß, Urs



Mal die Frage eines Laien, aus der Kameraperspektive die ich auch gepostet habe.

Mir ist sonnenklar, dass das Schiff steuerlos während des Stromausfalls war, aber der Strom sprang ja gut 3-4 Minuten vor dem Einschlag wieder an.

1. Kann man unterstellen das dann sofort wieder Ruderwirkung gegeben ist?
2. Warum der "Einschlag" nach Steuerboard?
3. Warum kein Hartruder nach Backboard?
4. Ist das hintere Hafenbecken zu flach?
5. Wäre das Schiff mit hartruder Bachboard seitlich gegen den Pfeiler geknallt oder hatte man einfach Angst im hinteren Hafenbecken auf Grund zu laufen?

Wie gesagt ich bin Laie, das sind einfach Fragen, die sich mir bei dem Originalvidio , das aber eine bestimmte Kamerperspektive vorgibt, in den Sinn gekommen ist.
Viele Grüße

Carsten

Q

Etwas sehr Oft Topic.

Nachdem die Nordstream zu dreiviertel seine strukturelle Integritaet aufgab, habe ich mit unserem Sprengstoffexperten mal aus reinem Interesse leicht zu stoerende/ zerstoerende Infrastruktur vor allem der Estados Unidos und meiner Wahlheimat Norwegen ausbaldovert.

Es gibt, wirklich etliche leicht zu beschaedigende Infrastrukturen, gerade dieser Hochindustrielaender. Auf diese Bruecke sind wir jedoch nicht gekommen. Allerdings wird sich jetzt sehr bald zeigen, wie massiv der Ausfall der Hafenanlagen auf kuerzere Zeit und das Fehlen der Uebersetzmoeglichkeiten des Strassenkraftverkehrs auf laengere Sicht wirkt.

Ich gehe hier eher weniger davon aus, das es wirklich Sabotage ist. Doch zeigt zumindest mir, da werde ich nicht der Einzige sein, wie viele neue Angriffspunkte es doch durch diesen "Unfall" zu geben vermag.

Wie aufgefuehrt, hatten wir damals an diese Bruecke nicht gedacht, sondern eher an norwegische Bohrinseln wie Versorgungs- und Transportleitungen in der Nordsee, die Glasfaserdatenkabel im Atlantik, den Hoover Damm, die Schleusen des Panamakanal als auch etliche AKW, die mit einfachen Tandemholladungen aus aktuellen Panzerfaeusten bis zur Reaktorkuehlung durchschlagen wuerden, gedacht.

Ich hoffe das dieses Aufzeigen der Empfindlichkeit solcher Strukturen nicht einige Wesen motiviert.
An Feinden der Estados Unidos scheint es eher immer weniger Mangel zu geben. Da hatte deren Aussenpolitik ganze Arbeit und damit auch Motivation geschaffen.

Die Zukunft wird es wohl aufzeigen wie stark sich Infrastrukturen schuetzen lassen koennen. Da sind die Houthi Rebels nur der Anfang.

Ich bin jedoch sehr ueberrascht, das solch ein Rumpf ueberhaupt bis an die tragenden Teile einer Brueckenstrucktur heran kommen kann. Ich dachte immer es gaebe sehr hohe (bis kurz unter die Wasserlinie) Aufschuettungen noch weit vor den Stroemungskanten solcher Brueckenpfeiler, damit zwar nicht ein Aufprall eines Rumpfes verhindert wird, sondern eher der "stetige Tropfen, der den Stein hoehlt" oder besser das Abtragen von Sedimenten um die Brueckenpfeiler durch die Flutstroemungen?

Don't Panic the Q
Quand tu veux construire un bateau, ne commence pas par rassembler du bois,
couper des planches et distribuer du travail,
mais reveille au sein des hommes le desir de la mer grande et large.

St.Ex

Thor

Hallo Carsten,
hallo Jan,

nachfolgend kurz meine Gedanken zu Euren Beiträgen:

Ruderwirkung hängt u. a. auch von der Geschwindigkeit mit der das Ruder angeströmt wird ab. Ich gehe in diesem Fall davon aus, dass - nachdem die Schlepper das Schiff verlassen hatten - genügend Geschwindigkeit vorhanden war, um Ruderwirkung zu erzielen.
Im Anhang zwei zusammenkopierte Auszüge aus marinetraffic.com (vom YT-Kanal: What is Going on With Shipping?) - betrachtet man die Zeitstempel (05:25:38 und 05:27:23) sowie die, vom Schiff aus gesehen von Steuerbord kommende, Fahrwasserrinne, unterstelle ich einmal eine Beeinflussung durch diese.
Hier wäre der Gezeitenstrom für den entsprechenden Zeitraum interessant !
Es geht weiters aus den Auszügen hervor, dass lediglich die Fahrwasserrinne so tief ausgebaggert ist, um das Schiff aufzunehmen - also ja: der restliche Hafen ist zu flach und Hartrudermanöver hätten womöglich zum Auflaufen des Schiffes geführt.

Die Aufschüttungen, die Du, Jan, wahrscheinlich meinst, ist der so genannte "Kolkschutz". Dabei handelt es sich zumeist um große Wurfsteine (Wasserbausteine) oder Betonklötze, die ein Ausspülen der Brückenfundamente verhindern sollen (Sedimentabtrag, wie Du es richtig nennst); dieser ist aber lediglich am Flussbettboden verbaut, da die aufgehenden Fundamente/Pylone für sich so geformt sind, dass das Wasser nichts anrichten kann.

Rein rechnerisch betrachtet ein kleiner Vergleich, was der Aufprall an kinetischer Energie hatte (E = m x v² / 2):
- Pkw bei 130 km/h: 1.000 kg x 36 m/s =>                      648.000 J [Autounfall]
- 38cm Geschoss (Mündung): 800 kg x 820 m/s => 269.000.000 J [Bismarck]
- Schiff bei 15 km/h: 100.000.000 kg x 4 m/s =>      800.000.000 J [Baltimore 2024]
- Zug bei 200 km/h: 630.000 kg x 56 m/s =>           988.000.000 J [Eschede 1998]

.... also etwa in der Kategorie wenn ein Zug mit 630 to mit 200 km/h dagegen rast - und verzeiht mir bitte den o. a. makaberen Vergleich, aber auf solche Ereignisse werden keine zivilen Bauwerke ausgelegt.

Und - bei aller Tragik - bewahrheitet sich immer mehr der Spruch: "Maschinenbauer bauen Waffen; Bauingenieure bauen Ziele"  :|

Nichtsdestotrotz wünsche ich allen ein frohes Osterfest
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Matrose71

Danke Thor,

für die Erklärung, das mit dem Hafenbecken habe ich mir schon gedacht.

Nichts und Niemand hält die kinetische Energie eines solchen Schiffes auf, wenn es genügend Fahrt hat.

Viele Grüße

Carsten

Urs Heßling

#39
moin, David

Zitat von: Thor am 31 März 2024, 09:58:35Ich gehe in diesem Fall davon aus, dass - nachdem die Schlepper das Schiff verlassen hatten - genügend Geschwindigkeit vorhanden war, um Ruderwirkung zu erzielen
Bei 8 kn mit Sicherheit ... sonst hätte man die Schlepper nicht entlassen dürfen

Zitat von: Thor am 31 März 2024, 09:58:35Im Anhang zwei zusammenkopierte Auszüge aus marinetraffic.com (vom YT-Kanal: What is Going on With Shipping?) - betrachtet man die Zeitstempel (05:25:38 und 05:27:23) sowie die, vom Schiff aus gesehen von Steuerbord kommende, Fahrwasserrinne, unterstelle ich einmal eine Beeinflussung durch diese.
Hier wäre der Gezeitenstrom für den entsprechenden Zeitraum interessant !
Sehr gut :TU:)
Ja, das wäre eine Möglichkeit.
Es ist aber auch möglich, daß die Anzeige "0,0 KN" an den sechs Brückenpfeilern bedeutet, daß zu diesem Zeitpunkt eben kein Gezeitenstrom herrschte, also "Stillwasser".  Aus seemännischer/navigatorischer Sicht wäre das ein Grund, gerade zu dieser Zeit mit einem so großen Schiff auszulaufen ...

Eine weitere Möglichkeit (reine Hypothese !!) wäre, daß der in den Bildern nicht sichtbare Steuerbordanker geworfen wurde und immerhin soviel Zug ausübte, daß er eine Drehtendenz nach Steuerbord bewirkte.
Die Tragik wäre (!) dann, daß das Schiff evt. ohne dieses Manöver steuerlos unter der Brücke hindurchgekommen wäre ...
Alles reine Spekulation, warten wir einmal das Ergebnis der NTSB-Ermittlungen ab ...

Zitat von: Thor am 31 März 2024, 09:58:35Rein rechnerisch betrachtet ein kleiner Vergleich, was der Aufprall an kinetischer Energie hatte (E = m x v² / 2)
top

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Darius

Zitat von: Urs Heßling am 31 März 2024, 12:24:45Eine weitere Möglichkeit (reine Hypothese !!) wäre, daß der in den Bildern nicht sichtbare Steuerbordanker geworfen wurde und immerhin soviel Zug ausübte, daß er eine Drehtendenz nach Steuerbord bewirkte.
Die Tragik wäre (!) dann, daß das Schiff evt. ohne dieses Manöver steuerlos unter der Brücke hindurchgekommen wäre ...
Alles reine Spekulation, warten wir einmal das Ergebnis der NTSB-Ermittlungen ab ...

Gruß, Urs

Hallo Urs,

war auch meine Vermutung, nachdem ich die Videos angeschaut hatte.


:MG:

Darius

Teddy Suhren

Über Ostern waren schon die ersten Arbeiter mit Schneidbrennern an den Brückenteilen am Werk. So wie ich verstanden hab soll wohl zunächst ein seitlicher Bypass irgendwo neben der Hauptfahrrinne freigemacht werden.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

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