Flagge dippen: Die Begrüßung von Schiffen untereinander- eine aussterbende Tradition
Als ich anfing zur See zu fahren gab es noch eine schöne Tradition nähmlich das "Flagge dippen"
Ich weiß nicht ob ich die Regeln noch korrekt hinbekomme aber vielleicht kann mir einer aus der Marine helfen
Begegneten sich 2 Handelsschiffe so grüßte das "outbound" (auslaufende) das "home bound" (einlaufende) Schiff indem
es seine Landesflagge zur Hälfte herunterzog.
Dann zog das einlaufende Schiff seine Flagge ebenfalls halb runter.
Nachdem das auslaufende Schiff seine wieder hochgezogen hatte, zog auch das Einlaufende seine Flagge wieder hoch.
Traf ein Handelsschiff ein Kriegschiff so zog das Handelsschiff seine Flagge halb herunter.
Das Kriegschiff zog nun seine zu einem Drittel herunter.
Jetzt mußte das Handelsschiff warten bis das Kriegschiff seine wieder hochzog bis es seine eigene wieder voll vorheißen konnte.
Noch Anfang der 80er Jahre habe ich das mit anderen Schiffe versucht.
Von den anderen Handelschiffe kam Null Reaktion aber als wir einen vorbeifahrenden amerikanischen Raketenkreuzer grüßten
sahen wir auf der Brücke des Kreuzers einen ziemlichen Wirbel und ein Mann raste nach achtern um den Gruß zu erwiedern.
Über UKW kam auf Kanal 16 "Nice to meet a sailor"
viele Grüße
Hans
In der Handelsschiffahrt konnte ich das bis jetzt nicht beobachten aber bei uns wird das zu manchen Anlässen gemacht und unter Kriegsschiffen gibt es auf jedenfall immer eine Seite von beiden Schiffen/Booten.
Aber... ist dies nicht so wie dem einfachen "Menschen Grüßen"?
Beobachtung, heut im Wartezimmer meines Urologen:
da kamen rein, Zeit für Zeit, so ein, zwei, drei Typen, schatteten an der Wand entlang, klemmten sich in Sessel. Nix passierte.
Kein Gruß, kein Maunz, kein Nicken. Null.
Kommt rein, ne ältere Dame (so etwa 75), schaut dezent und charmant, nickt, und will sich setzen.
Pelzmützchen auf, sorgsamer Umgang mit ihrer großen Handtasche.
- und!! :
die (ich sag jetzt mal pejorativ: zu 70% balkanstämmigen) Typen murmeln Grüße, und einer von denen rückt ihr den Sessel zurecht, ein andrer stellt ihre umgefallene Handtasche wieder auf.
Sie nickt und lächelt, kein Wort fällt, und irgendwie ist das alles stimmig.-
Heute so erlebt, und assioziativ verknüpft... :MV: Harold
(naja, is ja nu' doch schwer off-topic)(oder?)
hallo kap.Hans
Es ist ,wie Ihr wisst ,schon lange,lange her,aber das Grüßen von Handelsschiff/Kriegschiff habe ich auch mitgemacht.
Ganz unangenehm ist eine Begegnung auf dem Nord-Ostseekanal mir noch in Erinnerung.
Ein DDR-Handelsschiff passiert uns und dippt, wie Du schon beschrieben hast, die Flagge. Ich ,damals als Ausguckposten achtern , oder Posten Seeflagge genannt ,wollte, wie es der Brauch war, auch den Gruß erwiedern. Da wurde ich äußerst heftig angefahren, dass das mit DDR-Schiffen nicht erlaubt sei.,
den Flaggengruß auszutauschen. Die DDR gibte es einfach nicht für uns. (Sinngemäß) Na ja, das ist eben Politik.
Ein Jahr später ,die politische Lage hatte sich geändert, war das Flaggen-Grüßen auch für DDR-Schiffe kein Thema mehr.
Es grüßt der Hastei
Harald war aber auch umgekehrt so. Soldaten der NVA war es verboten Grußerweisung gegenüber höher gestellten Dienstgraden der "imperialistischen " Armee zu machen. Ich fand es albern aber wie Harold schon schrieb die Formen des normalen Anstandes - Guten Tag wenn ich in einen Laden Komme - werden immer geringer.
Trimmer - Achim
Ja, Achim,
sowohl für mich ,als auch für fast alle anderen Besatzungsmitglieder,ohne Rangunteschied, sahen es auch als normale Höflichkeit an, die international ausgeübte Begrüßng auf See auch den DDR-Schiffen gegenüber anzuwenden
Was mich in der damaligen Situation so blöd hat aussehen lassen , war meine Unwissenheit. Ich war neu an Bord und man hätte ja mal eine kleine Belehrung auch über diese Sachen machen könnten und mich nicht einfach da achtern hinstellen lassen.
es grüßt der heute darüber schmunzelde Hastei
Harald ich verstehe Dich vollkommen aber unsere "Führung "sowohl in Ost wie West sah das ebend ganz anders.Machte ebend den Unterschied zwischen "da Oben " und "hier Unten " aus. Siehe auch die hier geschriebenen Berichte bei Begegnung VM - Bundesmarine. Ich glaube die einfachen Mannschaften hätten zusammen ein Bier getrunken und dann wäre jeder wieder seinen Weg gefahren. Leider gab es dann ein paar ganz Scharfe die da Zeter und Mordio geschrien hätten.Ich sende Dir mal noch eine private Sache.
Gruß - Achim - Trimmer
hi, Captain Hans - wenn schon, warum nicht Captain John (Silver) :wink:
Zitat von: Captain Hans am 04 März 2010, 21:33:41
Flagge dippen: Die Begrüßung von Schiffen untereinander- eine aussterbende Tradition
Über UKW kam auf Kanal 16 "Nice to meet a sailor"
da hat er recht
Den Unterschied mit "ein drittel" (Kriegsschiff) und "halb" (Handelsschiff) gibt´s nach Vorschrift "Dienst an Bord" nicht
lieber Elo,
Zitat von: Elo am 04 März 2010, 22:14:03
...und unter Kriegsschiffen gibt es auf jedenfall immer eine Seite von beiden Schiffen/Booten.
nix "Seite" - das gibt´s nur im Hafen bei an Bord kommenden oder das Schiff verlassenden Offizieren und anderen zu ehrenden Personen
Ein Kriegsschiff erweist einem anderen die Ehrenerweisung "Front" (!) dann, wenn das geehrte Schiff
- die Standarte eines Staatsoberhaupts (Bundespräsident o. Vergleichbares, z.B. die Queen) führt, oder
- den Stander eines Flaggoffiziers (Admirals) führt
- einen Kommandanten im Rang eines Stabsoffiziers (Korvettenkapitän und höher) hat, der im Rang über dem Kommandanten des ehrenerweisenden Schiffes steht oder, bei gleichem Rang, vor diesem befördert wurde 8-) (deswegen hat jedes Schiff eine "Flottenliste", in der man diese Daten nachlesen kann).
Bei "Front" stehen an Oberdeck stehende Soldaten still (mit Wendung zum geehrten Schiff), Offiziere "grüßen" :MG:
also längst nicht "immer" und meistens auch nicht bei "Booten" !!
last not least: alle Einheiten der Marine erweisen "Front" dem Marineehrenmal Laboe beim Einlaufen nach und Auslaufen aus Kiel.
Gruß, Urs
Zitat von: Urs Hessling am 05 März 2010, 20:57:59
last not least: alle Einheiten der Marine erweisen "Front" dem Marineehrenmal Laboe beim Einlaufen nach und Auslaufen aus Kiel.
Gruß, Urs
Hallo Urs,
als ich das gelesen habe, da fiel mir ein Stein vom Herzen, denn das bedeutet, daß die Marine doch nicht von jeglicher Tradition "ausgelaugt" wurde, bzw. sich "auslaugen" ließ! :MG:
Gruß
Micha
hi Urs
Zitat von: Urs Hessling am 05 März 2010, 20:57:59
hi, Captain Hans - wenn schon, warum nicht Captain John (Silver) :wink:
doch nicht Long John Silver besser wäre Captain Blackbeard (oder heute besser Greybeard)
Falls ich noch mal auf die Welt komme möchte ich schon Pirat werden aber bitte im 17 - 18 Jahrhundert.
Heute wäre mir das zu gefährlich, da müßte ich mich ja mit der knallharten Bundesmarine anlegen :-D :-D
liebe Grüße
Blackbeard
hi , Greybeard (is` das nich` ´ne Welle ?)
Zitat von: Captain Hans am 05 März 2010, 22:11:12
Falls ich noch mal auf die Welt komme möchte ich schon Pirat werden aber bitte im 17 - 18 Jahrhundert.
aber Blackbeard ? dann empfehle ich doch (Sir) Henry Morgan, der sich mit Beute und Adelstitel auf seinem Landsitz zur Ruhe setzt ... :MZ:
gruß, Urs
in meiner dienstzeit (1980 bis 1982) bei der bundesmarine wurde mir in staberhuk/fehmarn erzählt, das der "surf" (ein mit antennen bewaldeter ddr- fischkutter dessen position und aktivitäten wir beobachteten und meldeten) zu weihnachten grüsse über sprechfunk an die radarstation der bundesmarine gab (die kannten ja unsere frequenzen)
mit freundlichen grüssen ( ;) )
thomas
Hallo Thomas - ich kenne nun zwar das Boot "Surf " nicht aber sollte dieses Boot zur Volksmarine oder zur Staatssicherheit gehört haben kann ich mir so etwas kaum vorstellen. Warum ? Der Funkverkehr musste in "Dienstkladden" eingetragen werden, d.h. alles was gesendet wurde wurde auch schriftlich festgehalten.Sollte also so ein Spruch gesendet wurden sein hätte es mächtig Ärger gegeben - feindliche Verbindungsaufnahme oder so ähnlich - Diese Frequenzen wurden sowohl vom Spezialfunkdienst des MfS als auch der NVA überwacht.
Gruß - Trimmer - Achim
@ Urs Hessling
Stimmt ich Dussel hab die Worte verdreht ich meinte die Front und nicht die Seite. Mein Fehler tut mir leid. :roll: :](*,)
moin trimmer-achim
da hat man mir dann wohl einen bären aufgebunden.
der "surf" wurde von uns so genannt - vermutlich von surface. Es waren verschiedene boote die abwechselnd diese position bezogen.
gruss
thomas
Moin, Moin,
....ich versuche mal, zu ergänzen. Wie Kapt. Hans schon ausführte, grüßte das auslaufende Schiff das einlaufende zuerst.
Das fahrende Schiff den Ankerlieger oder das festgemachte. Kriegsschiffen gegenüber war Pflichtgruß. Dabei wurde die Flagge
erst wieder vorgehißt, wenn das Kriegsschiff seinen Dippvorgang beendet hatte. Eine Besonderheit gab es bei Schiffen, die
aus irgendeinem Grund Halbstock geflaggt hatten. Dabei wurde die Flagge erst ganz vorgehißt, dann der Gruß durchgeführt, und
dann die Flagge wieder auf Halbstock gesetzt. Jetzt gibt es da eine Ungereimtheit, wie weit die Flagge zum Gruß niedergeholt
wurde. Eine Quelle schreibt von 1/3 Flaggleinlänge bei der Gaffel, eine andere von 2/3. Die eine ist das Matrosen ABC, Kapt. Hans
müßte das kennen. Was für Katholiken der Katechismus, war für angehende Seekonfirmanten das Matrosen ABC. Die Bücher aus
der ehem DDR, die im Übrigen ganz vorzüglich sind, schreiben das andere, oder es ist gemeint auf 2/3. Beim Dippen Flagge am
Stock wurde diese bis auf Relingshöhe niedergeholt. Es war eigentlich immer eine schöne Einrichtung aber leider bei der
Durchrationalisierung des Bordbetriebes wegrationalisiert worden. Wer noch die Schiffsbegrüßungsanlage in Schulau kennt, wenn
man auf der Elbe fuhr oder diejenige bei der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke wird wissen, warum ich von leider spreche.
Gruß
Heinz
Hallo Heinz
schöne Ergänzung top top
An das Matrosen ABC kann ich mich noch erinnern aber ich hab es nicht mehr.
Durch deinen Beitrag haben wir nun diese alte Tradition vollständig - danke
viele Grüße
Hans
Moibn!
"Matrosen-Abc", das kenne ich nicht. Oder meint ihr die Bücherreihe "Seemannschaft Bd i - IV"? Wenn man den ideolgischen Krempel im Vorwort und in eineigen Kapiteln wegstrich, ein absolutes Top-Hilfsmittel! Nicht nur als an Deck auch als Nautiker (Bd IV Schiffssicherheit)
Thema "Dippen": bis zu den 80ern war ich nur mitfahrendes Familienmitglied. Als ich aktiv wurde, war es schon ziemlich wenig geworden. Allerdings hatten wir einen Chiefmate der alten Schule.
Schiffe, egal ob Krieger oder bunte, da bestand er nicht darauf. Aber Schulau, Rendsburg, Blumenthal (Weser) Laboe (um jetzt nur mal nur die Stellen in Deutschland zu nennen), da bestand er darauf und löste dafür sogar den Gefechtsrudergänger ab!
Einige andere Stellen die im Ostseeraum gegrüßt werden mußten (seinem Verständis nach): Festung Kronstadt vor St. Petersburg (ex Leningrad), Oslofjord Untergangsstelle der Blücher und die Westerplaate vor danzig.
Über seine Motivation kann (da ich ihn nie danach gefargt hatte) und möchte ich hier nicht diskutieren. Aber es war zumindest am Ende des letzten Jahrtausends :wink: nichtganz ausgestorben. Und ich habe es auch als Moses noch gelernt.
TR
Hallo Hans
Ich kann Dir nur beipflichten, dass diese Tradition vorlorengegangen ist. Mir ist es 2012 am Kap Hoorn passiert. Ausschnitt von meinem Törnbericht:
Ich stand an der Reling und freute mich darüber, dass jetzt mein großer Traum, mit einem Großsegler um das Kap Hoorn zu segeln, in Erfüllung ging. Der Wettergott hatte auch ein Einsehen mit mir, denn das Wetter war für diese sonst so stürmische Gegend recht ruhig. In diesem Augenblick kam wie aus dem Nichts das 2010 gebaute chilenische Kreuzfahrtschiff "Stella Australis" aus Richtung der Navarino-Insel auf uns zu und umrundete die "Sedov" einmal. Was für ein Augenblick für uns und für die Passagiere auf der "Stella Australis"! – Hier begegneten sich nun zwei Schiffe, die vom Alter her fast 100 Jahre trennten!!! So eine Begegnung am Kap gibt es sicherlich sehr selten - wenn überhaupt. Das weckte bei mir große emotionale Gefühle. Ich war maßlos enttäuscht und konnte überhaupt nicht verstehen, dass sich –- wie früher während meiner Seefahrtzeit üblich –- die beiden Schiffe nicht mit dem Schiffstyphon "dreimal lang und/oder dippen der Flaggen" begrüßten. In diesem Moment war ich sehr traurig und verstand einfach nicht, warum es diese gute alte Tradition heute scheinbar nicht mehr gibt.
Der komplette Bericht ist nachzulesen unter: http://www.xochipilli.eu/seefahrt-sedov.html
Rafael
Hallo Rafael
Schoen, dass du deinen Reisebericht ums Horn hier eingestellt hast.
Ich kannte ihn ja schon von deiner HP.
Viele Erinnerungen wurden bei mir wieder wach, denn es war ja mal meine alte Heimat.
2006 haben meine Frau und ich die gleiche Gegend gemeinsam erkundet.
Nach 40 Jahren hatte sich aber viel veraendert - damals war es noch ein sehr uriges
Abenteuer
Na ja wir bleiben ja in Kontakt und ich freue mich auf ein Treffen in Costa Rica.
liebe Gruesse
Hans
Das mit dem Flagge-Dippen scheint hin und wieder doch noch zu klappen: Ist kaum einen Monat her, da segelte ich mit der JOHANN SMIDT den Großen Belt nordwärts. Auf einmal wurden wir gewahr, wie von achtern ein deutsches Schnellboot der Gepard-Klasse mit hoher Fahrt aufkommt und zum Überholen ansetzt. Als es auf gleicher Höhe (in gebührendem Abstand) mit uns ist, hole ich unsere deutsche Flagge am Flaggenstock (Gaffel haben wir nicht) bis auf Relingshöhe nieder: Sichtliche "Wuhling" auf der Gepard-Brücke, ein Mann ist zu sehen, der nach achtern rennt und dort das Dippen immerhin korrekt ausführt. Ich brachte das meinige ebenfalls zu Ende, und alle waren zufrieden.
Übrigens, ein Matrosen ABC besitze ich auch. Da steht drin, daß die Nationalflagge von der Gaffel nur um 1/3 der Höhe niedergeholt wird, und am Stock bis auf Relingshöhe. Der Fall einer auf Halbmast wehenden Flagge wurde hier bereits richtig beschrieben.
:O/Y