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Technik und Waffen => Schiffskörper => Thema gestartet von: Seydlitz am 09 Februar 2006, 09:12:06

Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Seydlitz am 09 Februar 2006, 09:12:06
Hab mal ne Frage an die Spezialisten unter euch:
Kann es sein, das die Dickschiffe der KM Strukturschwächen am Heck hatten?
Mir ist da nämlich folgendes aufgefallen:
Lützow - Torpedotreffer - Heck grade abgeknickt, wie geflext!
Prinz Eugen - Torpedotreffer - Heck grade abgeknickt, wie geflext!
Wrack der Bismarck - Heck grade abgebrochen, wie geflext!
Wrachk der Scharnhorst - Heck grade abgebrochen, wie geflext!

Sind das alles nur blöde Zufälle, oder eine Strukturschwäche?
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Scharnhorst66 am 09 Februar 2006, 09:19:46
Bin zwar kein Spezialist ,
aber die Vermutung liegt doch sehr nahe , das da ein Fehler vorlag .
Würde zwar nicht schreiben - wie geflext - so sauber war es ja nicht ..

aber Fakt ist .. es sieht manchmal schon nach einer SOLL- Bruchstelle aus.
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Ralf am 09 Februar 2006, 09:24:15
Ich schmeiße mich mal etwas forsch aus dem Fenster: Also aus meiner Sicht mit meinem bescheidenen Wissen, kann man BS und SH nicht mitnehmen, da sie in beachtlciher Tiefe liegen und das Heck wohl beim Sinken aus drucktechnischen Gründen - Ufo hilf mir - beim Sinken durch die Sinkgschwindigkeit und Luftblasen abgerissen sind...

Aber waren da nicht auch noch DDs, die da Probleme hatten?
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: tailhook am 09 Februar 2006, 12:17:02
Wir dürfen ja auch nicht ausser Acht lassen, dass bei Bismarck auch ein Torpedotreffer (eben der verhängnisvolle Treffer am Ruder) mit im Spiel war.
Meiner Einschätzung nach war das Heck also schon vor dem sinken "angeknaxt" und der Rest erledigten dann die Kräfte, die bei einem Sinkvorgang eintreten.
Bei Scharnhorst kennen wir die Lage der Torpedotreffer nicht.
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Scharnhorst66 am 09 Februar 2006, 12:34:19
Nun ja ,
dann würden immer noch Lützow und PE verbleiben .
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: t-geronimo am 09 Februar 2006, 12:39:05
Dazu hat harold mal was im SSF geschrieben, müßte mal einer Suchen.
Ich muß zum Sport...(http://www.mysmilie.de/smilies/sportlich/3/43.gif)
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: harold am 09 Februar 2006, 13:11:59
Jaja, das hat er, damals...
...bis ich das jetzt selbst wieder irgendwo finde, hier mal so fix ne Zusammenfassung:
Auch PE und Lützow hatten ihre Hecks ja nicht "einfach so" am Wegesrand liegn lassen wie die Eidechse ihr Schwänzel - da waren ebenfalls T-Treffer.

Vergleichen wir´s mit dem T-Treffer im Bugbereich von Gneisenau
(http://www.scharnhorst-class.dk/gneisenau/gallery/pictures/gallgneisejuno/gallgneisejuno10.jpg)
(Quelle: John´s Page) : beachten: das "Loch" (Leck kann man dazu wohl nicht mehr sagen) geht unter der Notbeplatttung hinauf bis zum MES-Kabel-

Eine vergleichbare Wirkung jetzt auf eine wesentlich weniger stark vom Kiel und den Unterbauten unterstütztes Achterschiff vorstellbar?

Ja, mag man fragen, warum denn nicht unterbaut/unterstützt?

Weil der Überhang des Hecks traditionsgemäß die Ruder und Schrauben schützen sollte. In dem Zusammenhang übrigens ein Querverweis auf unsere Seydlitz-Ruder-Diskussion, da dürfte dies mit ein Grund für die Anlage hintereinander gewesen sein.
Natürlich kann man als "Unterbau" den Kiel in einer langen Flosse auslaufen lassen, oder auch Wellenhosen als "skegs" (Flossen) ausbilden; das gebieteten ja auch schon statische Überlegungen beim Bau oder beim Eindocken.

Ein Fakt kommt noch dazu: wenn ich ein sehr stark aufkimmendes (löffelförmiges) Heck habe, dann ist dies durch wellenbedingte Ein- bzw- Austauchung mal sehr stark überauftiebig, mal sehr wenig auftriebig; naturgemäß führt dies zu einer größeren "Durchwalkerei" als ein oberhalb der CWL recht gerader/fast senkrechter Spantverlauf (hier auch wieder ein Querverweis auf "Form und Berechnung I", dort ein Spantvergleich KGV und SH).

BTW, JEDER Torpedotreffer sehr nahe an den Schiffsenden kann zu einem Abriß der geschwächten Struktur führen - ich erinnere da an einen US-Kreuzer (Quincy?? -oh mein lückenhaftes Gedächtnis!), der ähnlich coupiert am Bug zugerichtet wurde.

Ja, wenn ich mir das Trefferdiagramm auf POW so ansehe - der Bb-Treffer hätte bei ihr auch nur etwa 10 m weiter achtern liegen müssen, dann könnten wir vielleicht über "Heckschwäche allgemein" diskutieren.

Ciao,
Harold
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: tailhook am 09 Februar 2006, 13:34:24
@harold,

gute Erklärung !, auch der Bug der Gneisenau hing nur noch am Faden, deutlich zu erkennen an den Profisorisch angeschweißten Winkeleisen zur Verstärkung (ist auf anderen Aufnahmen besser zu sehen) im unteren Bereich, da wo das Wasser rausläuft.
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Teddy Suhren am 09 Februar 2006, 13:47:53
Hallo

In einer Aufnahme der Gneisenau direkt von vorn, sieht man, das sogar der Vorsteven einen Knick hat.
ZitatQuincy
Jepp und dann waren da noch Northhampton und Minneapolis denen der Bug auch durch Torpedotreffer weggerissen wurden.

Gruß
Jörg
Titel: Schwache Heckstruktur bei KM-Schiffe?
Beitrag von: Spee am 09 Februar 2006, 13:54:55
@Harold,

oder meintest du "Bug weg"?
Man kann recht zügig heimfahren, auch ohne Bug, siehe "Pittsburgh" (Orkanschaden). Oder "Minneapolis", die ihren Bug nach dem Besuch eines Typ 93 "Long Lance" vermisste.