Hallo
Ich hätte mal 2 Fragen:
Zerstörer, zumindest die des 1./2. Weltkrieges konnten weiß- und schwarzqualmen. Beim Schwarzqualmen wars wahrscheinlich (meine Interpretation) einfach unvollständige Verbrennung aber wie kommt das "weißqualmen" zustande (1.Frage).
Die 2.Frage wäre - warum soll das mit den deutschen Hochdruckanlagen nicht möglich gewesen sein?
Weißqualmen in Verbindung mit Wassereinzug :roll:
die Hochdruckanlagen produzieren höhere Abgastemperaturen
je heißer die (unvollständig verbrannten) Abgase sind desto höher die Wahrscheinlichkeit der unbeabsichtigten Entzündung bei Luftzutritt
Stichflammen bzw Explosionen können die Folge sein
Zumindest im II WK konnten die deutschen Zerstörer/T-Boote mit Hochdruckheißdampfanlagen das wohl nicht so ohne weiteres. Da gibts in dem Fock-Band "Z-vor!" Bd. 2 eine längere Abhandlung mit Klagen der 'Front' dazu. Das lag wohl an der Konsistenz des Treiböls (war von besonders hoher Güte und sehr dünnflüssig). Die alten T-Boote mit Nassdampfanlagen hatten die Probleme nicht. Auch die britischen Admirality-Kessel hat mit Qualmen jeglicher Art kein Problem.
:MG:
Ulli
für die Antworten -vielen Dank
nur, wie funktioniert das:
ZitatWeißqualmen in Verbindung mit Wassereinzug
Moin,
zumindest unbeabsichtigt konnten die T-35 Boote anscheinend schwarzqualmen. Dazu Auszug aus KTB Maschine 2. T.-Fl. v. 9.9.40 ( Unternehmen Hannelore): "Alarm, Torpedoangriff auf 2 Fahrzeuge. Beim Ablaufen dauerndes starkes Schwarzqualmen T 8".
Gruß
Dirk
Weiß und Schwarzqualm einer Hochdruckheißdampfkesselanlage, nix leichter als das.
Schwarzqualm: Man regelt die zugeführte Verbrennungsluft soweit runter das die Verbrennung des Kraftsstoffes nicht mehr im optimalen bereich liegt.
( Feuer mit wenig Sauerstoff qualmt stark schwarz )
Weißqualm : Nun, in diesem Fall etwas komplizierter, aber auch kein problem.
Es läuft genau anders herum wie beim Schwarzqualm, man führt mehr Verbrennungsluft dem Feuer zu als es zur vollständigen
Verbrennung benötigt. Durch den Sauerstoffüberschuß bekommt man den sogenannten Weißqualm hin. ;)
Praktisch getestet auf Zerstörer Mölders und Lütjens, dort war Schwarz- und Weißqualm der sogenannte Heizergruß.
Am Kessel selber mußte man als Fahrmaat da natürlich etwas aufpassen, da man die Kesselanlage dazu von Hand fahren mußte und bei beiden vorgängen nicht Feuer aus produzieren durfte, da man es ja wärend des Fahrbetriebes tat. :MZ:
Wenn es dann doch mal passierte war es für den Fahrmaat nicht nur Peinlich und für die Raumbesatzung anstrengend, nein, der Fahrmaat wurde natürlich auch in der Uffzmesse zur rechenschaft gezogen. :/BE:
Gruß
Sven :MG:
PS: @ Dirk,
Das ständige starke schwarzqualmen der T Boote kann ich mir so vorstellen, das sie die Maschienen schneller auf fahrt gebracht haben als die
Kessel mit der produktion hinterher kahmen. Gab es auch auf den 103´ern, oder die Maschienen in höchstlast fuhren und die zufuhr der
Verbrennungsluft nicht ausreichend war. Da die Dampfgebläse dafür nicht mehr ausreichend Hilsdampf bekahmen.
Hallo Sven,
ich hatte das hier nur geschrieben, da es ja in diesem Threat heißt, dass die Hochdruckheißdampfanlagn nicht so einfach qualmen konnten. Im vorliegenden Fall "T 8" soll sich das Problem des ungewollten Schwarzqualmens wohl nach einer gründlichen Kesselreinigung gegeben haben. Ob die Boote jetzt aber (wie oben erwähnt) Probleme mit beabsichtigten Qualmen hatten, kann ich nicht beurteilen.
Gruß
Dirk
Hallo Dirk,
sollte jetzt auch keine Verbesserung deines Textes sein. War nur ein Gedanke meiner Seit´s woran es hätte liegen können. :MZ:
Gruß
Sven :MG:
Hallo Sven,
kein Problem... wurde nicht als Verbesserung aufgenommen. Im Gegenteil, ich finde den Beitrag sehr hilfreich! top
Gruß
Dirk
Sven
Merci
top
Hallo Dirk!
Sven hat den Vorgang gut beschrieben.
In Deinem Beispiel mit den T-Booten denke ich, daß der oder die "Luftfahrer"
nicht aufgepaßt haben. In Zeiten als es noch kein Radar gab, hatte sich so manches
Schiff durch Schwarzqualm an den Feind, verraten. Da war gute Arbeit an den Kesseln
schon wichtig. Das dies im Maschinen-KTB manchmal vermerkt wurde, war nicht ungewöhnlich,
da es nicht vorkommen durfte. Bei einem Rohrreißer wäre weißer Qualm zu sehen gewesen.
Auf unseren "Fletchern" gabs manchmal mächtig Ärger über den "Heizergruß".
Der Kesselraum, dem dies passierte, konnte sich sicher sein, daß sich die andere
Kesselraumbesatzung darüber mächtig freute.
Es war Ehrensache für jeden Kesselraum, mit sowenig Qualm wie möglich zu fahren.
Gruß
die Gebirgsmarine
Hallo Gebirgsmarine,
Danke! Erfahrungsberichte aus erster Hand sind doch immer wieder was tolles. Wenn ich Euch recht verstehe, dürfte das qualmen keine großen Schwierigkeiten bereiten? Wie ist dann der von Uli/Bodrog Beitrag zu werten, nach dem lt. Fock die dt. Hochdruckdampfanlagen, nicht so ohne weiteres qualmen konnten? Kann sich das nur auf ein Extrem-Qualmen beziehen, dass man vielleicht benötigen würde um sich selbst oder andere Schiffe der gegnerischen Sicht zu entziehen?
Gruß
Dirk
Nachdem die technische Seite weitgehend geklärt scheint, würde mich mal der praktische Unterschied/Nutzen der beiden verschiedenen Möglichkeiten interessieren.
Primär geht es ja um die Tarnung der eigenen Schiffe und der entsprechenden gefahrenen Kurse, aber warum mal schwarz und ein anderes Mal weis ?
Hängt das vieleicht mit dem Wetter und den Wolken am Horizont zusammen ?
Aus KTB Scharnhorst vom 09.04.1940 (Gefecht von GU und SH mit Renown):
»[...]
0534 Uhr: An Flotte gemeldet: Dampf auf in allen Kesseln.
[...]
0555 Uhr: Fahrt 26 kn. Aufschläge an Backbord in unmittelbarer Nähe. GNEISENAU kommt voraus in Regenbö außer Sicht.
[...]
0615 Uhr: Fahrt 20 kn.
[...]
0618 Uhr: Mittelmaschine stoppt, da Schnellschluß dichtgeschlagen. Gegner eröffnet Feuer.
0625 Uhr: erneute Feuererlaubnis für SA (Turm C). An Flotte gemeldet, daß Turm A wegen schweren Wassereinbruchs ausgefallen.
0630 Uhr: Gefechtssignal: Führung vorn.
0634 Uhr: Fahrt 25 kn. Allmählich ins Kielwasser GNEISENAU eingeschoren.
[...]
0650 Uhr: Fahrt 26 kn.
[...]
0706 Uhr: Turbine Mitte wieder klar. Signalbefehl: Dwarslinie Backbord, Fahrt 28 kn.
0708 Uhr: Backbord-Maschine geht auf Stopp. Hauptspeisepumpe ausgefallen. Backbord-Maschine kann nur 24 kn laufen.
0720 Uhr: Fahrt 25 kn.
0722 Uhr: Gefechtssignal: Dwarslinie Steuerbord.
0725 Uhr: Gegner hat wahrscheinlich abgedreht, da bei klarer Sicht nicht mehr gefunden.
0742 Uhr: Kessel 3.3 ausgefallen wegen Luftvorwärmerbrand. Fahrt 22 kn.
[...]
0809 Uhr: Quadrat 3158 u. KM. Wind WNW, Seegang 4, Schneeschauer, Sicht gut. Aufgerissene Bewölkung. Wechselnd wolkig. Das Schwarzqualmen dauert an. Dauer nicht zu übersehen, da ein weiterer Kessel ausgefallen. Wahrscheinlich Rohrreißer.
0825 Uhr: An Flotte gemeldet: 1) Höchste Dauergeschwindigkeit 25 kn. 2) Ausfall T 2 Hauptspeisepumpe. Wahrscheinlich festsitzende Kupplung. Kessel 1.1 wahrscheinlich Rohrreißer, Kessel 3.3 Brand Luftvorwärmer.
0830 Uhr: Fahrt 24 kn.
[...]
0920 Uhr: Sichtweite achterer Stand 200 hm, Vormars 250 hm. Erneuter Befehl von Flotte: Rauchschwach fahren! Dies ist nicht möglich wegen Ausfall eines Luftvorwärmers.
0958 Uhr: Auf Anfrage Flotte Dauer der Maschinenstörung gemeldet.
[...]
1313 Uhr: Von Flotte: UK-Stille.
1331 Uhr: Fahrt 24 kn.
1333 Uhr: An Flotte: Rechtweisend 0° Rauchwolke in Sicht.
1336 Uhr: Von Flotte: Rauchlos fahren!
1340 Uhr: An Flotte: Anscheinend keine Rauchwolke, sondern Wolkenbildung.
1423 Uhr: Fahrt 18 kn.
[...]
1700 Uhr: Auf Anfrage Flotte Stand der Maschinenarbeiten gemeldet.
1800 Uhr: Kessel 1.1 wieder klar.«
[Koop/Schmolke, Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse, Bernard & Graefe, Bonn 1991, S. 96 f.]
Im in einem anderen Thread (http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,15036.0.html) von "t-geronimo" erwähnten → Gefechtsbericht (http://www.naval-history.net/xDKWD-HF1940BCS1.htm) von Renown heißt es u.a.:
»As soon as the SCHARNHORST [recte: GNEISENAU, Anm. GvB] broke off the action and turned away, HIPPER [recte: SCHARNHORST, Anm. GvB] started to draw across making smoke to try and screen her.«
Man hielt die durch Maschinenstörungen auf SH verursachte Qualmerei also für absichtliches Schwarzqualmen der fälschlicherweise für einen Schweren Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse angesprochenen Scharnhorst, um das Flaggschiff, das bekanntlich einen Treffer in den Artillerieleitstand im Vormars erhalten hatte, der Sicht des Feindes zu entziehen.
moin,
unglaubliche Maschinenstörungen mitten im Gefecht :roll: ... da möchte ich nicht LI gewesen sein ... :-D
Gruß, Urs
Das Thema ruht zwar schon länger als meine Mitgliedschaft überhaupt bsteht, aber mich interessiert es trotzdem. Heutzutage ist ein qualmender Schornstein ja verpönt, früher galten sie dagegen als Zeichen prosperierender Wirtschaft. Bei Kriegsschiffen kann es während einer Parade wohl ähnlich sein, aber im Kriegseinsatz sollte doch so etwas vermieden werden. Man fuhr doch auf Sicht, solch eine Rauchfahne ist doch erheblich weiter sichtbar als das Schiff selber. Die hier im Forum eingestellten Bilder zeigen durchweg große Rauchfahnen, war das nun gestellt, und im Einsatz unterließ man es, oder stellen die Bilder den "normal"" Zustand dar?
Hallo Faun,
ich denke der Normalzustand ist das, was z.B. bei Bismarck in der Dänemarkstraße zu sehen ist.
Z.B. hier: http://www.maritimequest.com/warship_directory/germany/pages/battleships/bismarck_page_8.htm
Oder auch hier: http://ww2db.com/image.php?image_id=11167
Wahrscheinlich gab es selbst in diesem Gefecht noch Unterschiede was die Qualmerei angeht, je nachdem in welchem Status sich die Maschinenanlage genau befand, Unterschiede in Fotoqualität tun ihr übriges.
Gruß Sebastian
Nun ich sehe es auch noch etwas anders. Man liest sehr oft in alten Büchern das die Kohle teilweise von schlechter Qualität war - zumindest im 1.WK - ein Ergebnis davon ebend der Qualm
Gruß - Achim - Trimmer
Moin, da ich ja selber noch auf einen Ölbefeuerten Dampfschiff gefahren bin und die Anlage im wesentlichen nicht viel Moderner war als eine WK II Anlage ( klar, wurde von schwer,- auf Heizöl umgestellt und das eine oder andere über die Jahrzehnte verbessert ), kann ich dazu sagen.
Im wesentlichen hängt die Rauchentwicklung ( Ölbefeuerung ) schon mal vom eingestellten Öl,-Luftgemisch ab.
Desweiteren, kommt es drauf an wie sauber die Brennerlanzen und ihre Stauscheiben waren, haftet an der Düse zu viel Dreck, Ruß und Öl, wird das Öl,- Lüftgemisch nicht mehr ordentlich zerstäubt und es verbrennt unsauber, Ergebnis; Schwarzqualm.
Bei schnellen Fahrstufenänderungen, wo öfters mal ein Brenner zugeschaltet wird oder zwei und kurz danach wieder abgeschaltet wird, bildet sich meist auch ein kleiner sichtbarer Rauchschleier.
Wenn man einen Brenner rausschmeißt und die Dampfgebläse noch etwas viel Verbrennungsluft in den Kessel drücken, hat man schnell mal ein wenig Weißqualm ( oder mal ein Feuer aus. :-P ) .
Beim Schweröl kommt es dazu noch auf die Ölvorwärmung an, hat das Schweröl nicht die richtige Viskosität, hat man natürlich auch mal mehr und mal weniger Schwarzqualm.
Oder man fährt den Kessel in Überlast, statt mit 100% mal ebend mit 120%, da reicht meist die kapazität der Damfgebläse nicht mehr ganz aus um eine 100%ige saubere Verbrennung zu gewährleisten.
Gerne haben wir mit Schwarzqualm unserem Kessel,- oder Antriebsmeister einen kleinen Streich gespielt. Wenn die Herren mal wieder gemütlich aufen Sonnendeck lagen und man selber nur am Schuften, dann hat man einfach ein wenig die Verbrennungsluft gekniffen, die Dampfgebläße mal kurz aufheulen lassen und man zog eine tief schwarze Rauchwolke hinter sich her. Meistens hat´s nicht lange gedauert, bis ein Meister dann in den Kesselraum gerannt kam. :-P
Gruß
Sven :MG:
Danke für die Antworten, insbesondere Sven als "Dampferfahrer". Meine Erfahrungen mit Kesselanlagen beschränken sich auf die Hilfskessel. Hier wurde kein großer regulatorischer Aufwand getrieben, einschalten und automatische Regelung, kein Handbetrieb. Außerdem liefen sie auf Marinediesel, hier war nur für genügend Vorrat zu sorgen, die Hilfsdiesel liefen auch damit. Bei Revier- und Manöverfahrten war die Hauptmaschine ebenfalls auf Diesel umgestellt, es gab also kein Pier-zu-Pier-Fahren mit Schweröl. Es stand gewöhnlich auch nur ein Dieselseparator zur Verfügung. Solche Rauchfahnen konnten in amerikanischen Häfen schon einmal zu Strafen durch die Coast Guard führen, mit 500 $ (vor 35 Jahren) war man dabei.
Das Einqualmen des Sonnendecks funktioniert zwar so nicht, aber durch das Spülen des/der Turbolader der Hauptmaschine auf See konnte man das Brückendeck und die Aufbauten schon einmal "einsprengseln".