Frauen und Männer,
da ich eigentlich mit meiner maritimen Entwicklung und mit dem Verlauf meines "jungen" Lebens keine Probleme habe, möchte ich Euch in mehreren Beiträgen meine Person vorstellen. Vorweg noch, ich wurde vom technischen Offizier zum Politoffizier ausgebildet und das alles bei den Schnellbooten der VM.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es wichtig ist einen derartigen Entwicklungweg aufzuzeigen. Kommandeure und LI´s waren bekannte und autoritäre Personen an Bord und notwendig. Aber Politoffiziere? Wo lag deren Notwendigkeit bei der Kampfkraft eines Schnellbootes?
Ich werde Euch am meinem Beispiel erklären wie ich das sehe. Ob Ihr diese Meinung teilt oder nicht, ich stehe dazu.
Ich muss dazu weit ausholen, damit Ihr die Zusammenhänge begreift und erkennt, warum ich heute so bin, wie Ihr mich kennen gelernt habt, ob persönlich oder im "Schreiben".
Laßt mich bitte erst erzählen und dann gebe ich Euch das Zeichen zur Diskussion.
Ausgangssituation zu Hause: Mutter Sachbearbeiterin (in der Nazi-Zeit BDM und BDM-Führerin, dadurch automatisch Mitglied der NSDAP) Vater Kraftfahrer und Schlosser (1941 bis 1945 Panzerfahrer / Unteroffizier), Großvater mütterlicherseits SA-Mann, nach 1945 aber sehr realer Arbeiter, Großvater väterlicherseits Kavallerist im 1. WK und absoluter Gegener vom Soldatentum, da er Zeuge wurde, wie sein zweiter Sohn, mein Onkel bei der Waffen-SS geschliffen wurde. Seine Meinung: "Wer noch einmal freiwillig in unserer Familie eine Uniform anzieht, den schlage ich tot."
Ich werde 1950 geboren und wachse ich dieser Situation auf. An Soldatsein kein Gedanke. Ich war klein und alle ärgerten mich und ich steckte eine Menge "Kinderprügel" ein. Mit meiner Einschulung begann meine sportliche Entwicklung, erst "Spargel", dann Muskel. Es kam, wie es kommen musste, ich wurde aktiver Sportler und war ehrgeizig. Ein Sieg ja, ein zweiter Platz, nein! Ich wollte mich behaupten und beweisen. Ich tat es aber auf Kosten vieler Stunden Freizeit. Das Ergebnis lag auf der Hand, mehrer Kreismeistertitel und einige Bezirksmeistertitel in der Leichtathletik. Meine Stärke war Sprint, 100 m und 200 m, Kugelstoßen, Speerwerfen und Weitsprung.
Jetzt kommt es, nicht nur die Mädchen waren hinter mir her sondern auch die gesellschaftlichen Organisationen. Ich wurde bei den Pionieren Gruppenratsvorsitzender, als ich 14 war wurde ich FDJ-Sekretär der Klasse und ich organisierte viele Veranstaltungen für unsere Klasse.
Ich schloss 1966 die 10. Klasse mit gut ab und begann eine Lehre als Werkzeugmacher mit Abitur in der "Waffenschmiede" DBM Döbeln, die ich 1969 erfolgreich abschloss. Unsere Staatsbürgerkunde-Lehrerin war eine Wucht von Weib. Ihr konnte man nicht wiederstehen. Logisch kam, als ich 18 wurde, die Frage, willst Du nicht Mitglied der SED werden. Mit 16 hatte mich die Stasi im Visier und hat mich vorgeführt. Wegen des Hörens von Radio Luxemburg in der Öffentlichkeit und Verbreitung von westlicher "Schundliteratur" (Romanhefte) wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt und dabei auch meine Waffen beschlagnahmt (Luftpistole, Säbel) wurden. Scheiße! Verzinkt hatte mich einer meiner Kumpel.
Ich war ein muskulöser "Haudegen" der zerstörerisch auftrat. Ich hatte an jedem Finger eine Freundin, was war denn daran schlecht?
Ich bin ohne Führerschein Motorrad gefahren und habe beim Bauern Obst geklaut. Prügleien standen auf der Wochenendliste.
Dann kam die Musterung. Ich wollte vier Jahre Volksmarine und dann zur Offiziersschule Wustrow als Schiffsing. Was bot man mir an, vier Jahre OHS und zehn Jahre Ehrendienst, dann ab zur Handelsflotte. Das war es! Ich unterschrieb. In Stralsund angekommen, wurde der Spieß umgedreht, die OHS wurde Hochschule und da mussten 25 Jahre dranhängen. Ich dachte, egal, es kommt der Tag, wo du über die Weltmeere fährst. Am 28.08.1969 begann ich mein Studium an der OHS der Volksmarine in Stralsund und war bereits Kandidat der SED. Die Ostsee sah ich 1969 im Juli das erste Mal als ich auf die "Wilhelm Pieck" aufstieg und vier Wochen einen Heranbildungslehrgang absolvierte. Diese Erfahrungen möchte ich noch heute nicht missen, wir wurden zu Männern.
Also, ich fuhr am 28.08.1969 mit der DR von Döbeln nach Stralsund. Das Gepäck war klein, nur das Nötigste. Auf dem Bahnhof in Stralsund standen überall Uniformierte und brachten uns Neulinge an eine Sammelstelle und dort standen die W-50 zum Transport. Ab ging es durch die vorerst fremde Stadt bis zur Schwedenschanze. Absteigen, antreten und Marsch zur zukünftigen Unterkunft. Nun begann die militärische Organisation für uns. Erfassung der Personalien, Einweisung in die Einheiten (Züge), Einkleidung, Friseur, und und und. Da ich Schiffmaschinen-Ing. werden wollte, wurde ich dem 106 zugeteilt. Stubenbelegung (wir waren ja noch an Land) vier Mann, Ausnahme Zugführerstube, zwei Mann. Nun ereilte uns, wie jeden neuen Soldat die Grundausbildung und zwar für sechs Wochen. Berufsunteroffiziere bildeten uns und zwar gründlich. Wie wurden geschliffen und gedrillt. Ob MKE, Schutzausbildung, theoretische Schießausbildung, Sturmbahn, Marschieren. Die ganze Palette, die ein Soldat braucht. Dann kam der Tag der Vereidigung, den schon einige von uns "Frischlingen" nicht erlebten, weil sie in den Sack gehauen hatten. Feiglinge! - dachten wir.
Ich habe meine Leistungsgrenze einige Male erreicht und diese wunden Punkte durch eigenes Trainig beseitigt bzw. nach oben verschoben. Es wurde eine FDJ-GO gegründet und die Funktionäre gewählt, es wurde eine Partei-GO gegründet und die Funktionäre gewählt. Da ich mit Anreise an der Schanze schon mein Mitgliedsbuch der SED überreicht bekam, stand ich als Parteisekretär für die Maschinisten fest, ich wurde natürlich auch gewählt und teilte mit mit dem Zughelfer, das war unser Vorgesetzter unter den Schülern, eine Zweimannstube. Der Austritt aus der Kirche wurde rechtlich mit Dokument belegt. Ich hatte ja Jugendweihe und Konformation. Nach der Grundausbildung begann das eigentliche Studium unter militärischen Bedingungen. Da wir Abitur hatten, wurden wir doch in bestimmten Fachrichtungen unseres Unwissens belehrt. Vorlesungen, Seminare und ähnliches hatten wir normal bis etwa 14:00 Uhr, danach war Selbststudium auf der Stube angesagt. Unsere Freizeit ohne Landgang verbrachten wir in der Sporthalle, im Hafen oder im Klub bzw. bei Conny in der Colabar. Kino fand regelmäßig statt.
Im Landgang machten wir natürlich die Stadt unsicher, besser die Gaststätten. Ich begann zu Rauchen obwohl ich den Ehrgeiz hatte noch super sportliche Leistungen zu bringen.
Das Studium wurde immer spezieller, ab dem 2. Studienjahr gab es Bordpraktika, ich war erst "Krake", im 3. Laschi und im 4. LTS.
Im 2. Studienjahr gab es für mich persönlich einen Knick. Meine Mutter hatte sich beim Rat des Kreises Döbeln um eine Arbeitsstelle beworben, die ihren Fähigkeiten voll entsprach. Sie wurde abgelehnt, weil sie einmal Mitglied der NSDA war, das war 1971. Als ich diese Information bekam, meldete ich mich sofort über den Ko-Chef beim Leiter der Politabteilung der Schanze an. Ich bekam einen Termin, meldete mich militärisch exakt und verkündete das Ende meines Studiums und legte auch mein MItgliedsbuch der SED auf seinen Tisch, nach dem ich die Situation erklärt hatte. Ratlosigkeit, beruhigende Worte und so geht das nicht Genosse, naja wie es eben war. Das Gespräch endete damit, dass mir versprochen wurde der Sache nachzugehen und ich eine Antwort bekommen würde. Die Antwort kam aber von meiner Mutter, sie schrieb mir, dass ich mich nicht durch ihre Behandlung beeinflussen lassen und meinen Weg gehen soll. Ihre Geschichte sei nicht meine Geschichte. Wie sie irren sollte, 1990 war ich einer von vielen, die der falschen Partei angehört hatten.
Einmal im Jahr veranstalteten wir Zugfeste und brauchten dazu natürlich weibliche Partner. Zwischen der OHS und der medizinischen Fachschule bestand ein ungeschriebener Vertrag. Und so kam es auch, ab 05.12. 1970 lernte ich meine heutige Frau in Stralsund kennen, eine Glower Fischerstochter, die Krippenerzieherin werden wollte und wurde.
Politische Ereignisse gingen natürlich auch an der Schanze nicht vorbei, 1971, als in der VR Polen die ersten Streiks in den Werften auftraten, wurden wir voll ausgerüstet und schliefen mit Waffe (MPi). Die Entwarnung kam nach drei Tagen und uns viel ein Stein vom Herz.
Im 3. Studienjahr wurden Gespräche mit und geführt, wer eventuell als späterer Politkader in Fragen kommt. Da ich Parteisekretär war und auch nicht untalentiert im Umgang mit Menschen war, stand ich mit ganz ober auf der Liste. Ich konnte mir diese Laufbahn vorstellen, wollte aber ein paar Jahre Diesel und ÖL riechen und Maschinen betreuen. Im gleichen Jahr fiel die Entscheidung Langsamläufer (Ihr sagt Schiffe) oder Schnellläufer (Ihr sagt Boote). Für mich stand fest Boote und möglichst sehr schnelle. Zölf wurden für Schnellläufer ausgesucht, zwei davon speziell für die Motoren M50F3, dass heißt LTS, einer davon war ich. Im 4. Studienjahr trimmte man uns auf diese Motoren, Praktikum im Motorenwerk Wurzen, Praktikum in der 6. Flottille (ich) bei LTS. Man war das geil. Ich hatte einen Abteilungs-Ing., OL Clemens Fricke, was besseres konnte ich mir ganicht vorstellen. Da gab es Gruppen-Ing. wie STOM Hartath, STOM Müller, STOM Simon, die haben uns fachlich betreut. Abgeschlossen wurde das Praktikum mit eine Eignungsprüfung, mein Kommandant war OL Günther Seidel, ein "Schlitzohr". Unser Betreuer KK Vetter kam an Bord, das Boot war klar zum Auslaufen, die Maschinen liefen, bei mir bis dahin auch alles glatt. Plötzlich fielen die Maschinen aus. Fehlersuche stand an. Man war ich aufgeregt, ich kroch durch das Boot und fand nichts. Als ich am Kommandant vorbei rannte hörte ich nur "Schnellschluss" und da kam die Erleuchtung. Die Motoren waren mit Schnellschlussklappen versehen falls die Propeller mal aus dem Wasser kommen sollten und "durchdrehten", fielen Klappen zur Luftzufuhr und die Maschinen gingen aus. Genau das hatte KK Vetter sumuliert.
Ich fand den Fehler und alles gut.
Zurück an die, wollte ich sofort von der Politlaufbahn zurück treten und nur noch Maschinen unter mir sehen. Eine große und lange Aussprache folgten und ich verlor nach dem Motto: einmal ja gesagt, kein zurück! Ich fügte mich und begann als Gruppen-Ing. bei LTS. Ich war als Leutnant, der inzwischen verheiratet war und in Glowe wohnte, immer überall dabei. Wo technische Probleme auftraten, Maschinenwechsel anstanden, ich war da und machte mit. Rumstehen und kommandieren war nicht mein Fall, zumal die Unteroffiziere der LTS-Boote viel mehr Erfahrungen hatten als ich. Ich quetschte sie aus und das half.
Nach einem halben Jahr als Gruppen-Ing. wurde ich dem Stellertreter RD der Brigade als "Hilfs-PV" zugeteilt. Meine Aufgabe war die politische Arbeit auf den beiden Wohnschiffen H-97 und H-98 zu organisieren, mit den Kommandanten abzustimmen und teilzunehmen. Die Kommandanten waren FK Dorn und KK Krüger und ich Leutnant "Frischling". Wir haben uns sagenhaft zusammengerauft und noch heute stehe ich mit beiden in enger Verbindung. Im Herbst 1974, ein Jahr nach meinem Eintreffen als Offizier auf dem Bug wurde ich für zehn Monate nach Berlin kommandiert, um an der Politschule herangebildet zu werden. Eigentlich war s eine Polit- und "Sportschule", was haben wir da Sport gemacht.
(Fortsetzung folgt)
Eddy
Fortsetzung
Also, in Berlin-Grünau, wo diese Politschule war, waren Angehörige aus allen Teilstreitkräften dabei. Was soll ich Euch sagen, die Marine und die Luft waren eine Lehrgruppe. Da gab es Typen bei den Piloten, es waren nämlich welche, die schon höhere Dienstgrade hatten, natürlich auch bei unseren Marinern. Unser Gruppenältester war Major Koschmieder, MiG-Pilot im Marxwalde. Da bei den Luftstreitkräften die Organisation der politischen Arbeit anders als bei der Marine war, gab es in der Umsetzung dieser Arbeit die einzigsten Unterschiede. Inhaltlich wurden wir mit allem theoretischen Wissen ausgerüstet, also Marx und Engels und natürlich Lenin. Die Organisation der politischen Arbeit in den militärischen Einheiten war der zweite Schwerpunkt und als drittes gab es Sport und der war nicht ohne. Unsere Lehrgruppe holte die Goldmedaille im Handball (ich Torhüter) und in der Leichtathletik. Ol Lange von der Fliegern und ich waren die Sportgruppenleitung. Am Schluss der zehn Monate hatten wir vier von sechs möglichen Pokalen der Schule gewonnen. Berlin wurde natürlich auch unsicher gemacht. In Grünau gab es in der Nähe der Regattastrecke das Gesellschaftshaus, da waren wir gepflegt, in unmittelbarer Nähe der Schule gab es eine kleine Kneipe, wo wir nur zum Trinken einrückten. Die Chefin hieß wie in Juliusruh "Bärbel". An einem Abend saßen wir in zivil zu viert und tranken Bierchen, da setzten sich zwei Berliner zu uns an die große Back und wir kamen ins Gespräch. Das ich ein ärmelloses T-Shirt trug, fragte mich der eine plötzlich, hast Du eine Arbeitsstelle, Dich könnten wir mit Deinen Oberarmen bei der Müllabfuhr in Berlin gebrauchen. Wir waren alle vier für einen Moment wie versteinert und begannen dann zu lachen. Als ich den beiden erklärte mit wem sie es zu tun hatten, lachten sie Lauthals und wir tranken zusammen bis zum Ausschankschluss.
Immerhin lernten wir in diesen zehn Monaten auch unsere Hauptstadt kennen und fühlten uns wohl. Im polnischen Informationszentrum kauften wir Schallplatten, die es sonst nirgendwo gab. Nur westliche Gruppen und Rock und Beat. Auf der Insel kam ich damit natürlich groß raus.
Der Abschluss des Lehrgangs kam und ich ging wieder nach Dranske-Bug zurück. Ich wurde als Boots-PV in der 5. RSB-Abteilung eingesetzt. Nun muss ich dazu sagen, das von den vier RS-Booten der 5. Brigade nur eins mit einem PV besetzt war und der war ich. Es gab einen Abteilungs-PV und natürlich die Politabteilung. Ich wurde herzlich begrüßt aber gleich auf die veränderte Situation hingewiesen, "hier bist Du nicht mehr bei LTS". Ich war immer noch Leutnant und die Kommandanten waren alte Oberleutnante und Kaleus. Ich kam auf die 752 zu KL Hartmut Neubauer. Ein sehr guter Griff, er war ein einfühlsamer aber korrekter Kommandant. Ich lernte die einzelnen Funktionen an Bord kennen, wusste bald alle Namen der Besatzung und was jeder für Aufgaben hatte. Und mein Kommandant war auch ein "Schweinehund", bei einer Seeausbildung fuhren wir zur Übung mehrere Raketenangriffe, plötzlich kam über BÜ, "PV sofort auf HBS!" Ich war gerade im Maschinenfahrstand und unterhielt mich, so gut es ging mit dem E-Gast. Ich also hoch zum HBS und das passierte es. Mein Kommandant: "Genosse Oberleutnant übernehmen Sie die Schiffsführung und fahren Sie einen Raketenangriff auf das vorgegebene Ziel!" Ich dachte "Scheiße, jetzt führt er dich der Besatzung vor. Aber kneifen gibt es nicht. Ich war schon immer ein guter Beobachten und hatte mir vieles eingeprägt. Navigation war für mich auch kein Geheimnis mehr aber etwas ungeübt. Da stand der Oberleutnant, Stellvertreter des Kommandanten für politische Arbeit, und sollte eine ganz anders geartete Aufgabe erfüllen. Das hatte man uns in Berlin nicht gelernt. Wie hoch mein Puls war kann ich Euch nicht mehr sagen aber ich habe den Herzschlag unter dem Käppi gespürt. Eintragung im Bootstagebuch, PV übernimmt Schiffsführung! und nun ging es los. Mir lief der Schweiß den Rücken runder aber ich wollte diese Aufgabe erfüllen. Mit Kurs, Geschwindigkeit und der Bootsführung im offenen Gewässer war das alles nicht so schlimm aber dann begann der Angriff und nur auf Russisch. Ich habe nicht gut aber auch nicht ganz schlecht ausgesehen bei dieser Aufgabe und mein Kommandant stand unterstützend an meiner Seite. Von diesem Augenblick an habe ich an Bord vieles anders gesehen und nie ein Besatzungsmitglied während der Ausübung seiner Funktion mit Geschwätz gestört. Ich habe beobachtet und mir eingeprägt.
Aber meine Bordzeit sollte sehr schnell zu Ende sein, der Oberinstrukteur für Parteiarbeit der Brigade sollte in die Flottille versetzt werden und ich als junger Oberleutnant sollte ihn ablösen. Immerhin ist der OIPA der Stellvertreter des Leiters der Politabteilung gewesen. Es kam wie es kommen musste, ich wurde versetzt und musste plötzlich im Brigademaßstab denken. Mir oblag ab sofort die Planung der politischen Arbeit in der Brigade, musste zu Planungsabstimmungen wöchentlich beim Stab erscheinen und ich war für die Führung der Parteigrundorganisationen- und gruppen verantwortlich, also Schulungen Kontrollen und ähnliches. Nichts davon hatten wir in Berlin gelernt, naja Theorie ist eben immer anders als die Praxis. Diese Planstelle hatte ich zwei Jahre inne, da kam 1978 ein Versetzungsbefehl in die 7. KTSB-Brigade. Da war ich sehr erfreut, ich kam zu den kleinen, schnellen zurück, die inzwischen auch etwas größer geworden waren.
Zum Abschluss dieses Teil möchte ich aber auch noch sagen, der Politoffizier wurde nicht immer und nicht von jedem gut angesehen. Selbst unter den Offizieren gab es "richtige Gegner" für unsere Planstellen. Ich habe diesen aber nie eine Gelegenheit gegeben, sich in Erfolgen zu sonnen. Auftreten und Wissen sind hier immer entscheidend gewesen.
Eine Geschichte muss ich aber aus der 5. RTSB-Brigade noch schreiben. Ich hatte mir angewöhnt, wenn es auf See ging eine Kiste Cola in die Kommandantenkammer zu stellen, ich teilte mit ihm ja die Kammer. Da es auch Zeiten gab, wo ich richtig seekrank wurde, hatte ich auch immer trockenes Brot im Kampfanzug. Bei Wetter bis drei wurden die Colaflaschen schnell reduziert, wurde es mehr See, begann das Brotessen oder auch Zwieback. Hartmut Neubauer sah sich das ein paar Mal an und dann legte er fest, der PV sitzt Brücke innen Steuerbord und übernimmt das Ver- und Entschlüsseln der Funksprüche. Ich erhielt von ihm eine Einweisung in die verschiedenen Arten der Verschlüsselung und kaum war die Revierfahrt beendet, sass ich auf meinem Platz in der Brücke und tat meine Arbeit als Verschlüsseler/Entschlüsseler. Der "Schweinehund" hatte genau mitbekommen, wann mir übel wurde und wann nicht. Vom Tag an wurde mir oft nur noch übel wenn ich mal in die Abgase der Hauptmaschine kam. Ich arbeitete sogar, wenn der Steuermann an seiner Karte auf und nieder hüpfte wegen dem Seegang. Mein Kommandant sichert selbst sogar ab, dass immer genügend Cola für mich da war. Ich weiß nicht warum aber die Cola hatte etwas "beruhigendes" für mich. Wir haben später, wenn wir uns trafen immer über diese Episode gelacht, weil ich dadurch meinen inneren Schweinhund bekämpft hatte.
So, nun zu meiner Zeit bei KTS. Es war eine der schönsten Zeiten, die ich während meiner Dienstzeit erlebt habe. Mein Brigadechef wurde FK Rolf Eichhoff, mein Leiter der Politabteilung KK Werner Funke. Mein Mitkämpfer in der Politabteilung (OIProp) war OL Günther Heidemann. Der Stabschef FK Bernd Kühsel, der Stellv. Stabschef KK Gerd Müller, mein Planungspartner. Ich war endlich wieder da, wofür ich ausgebildet wurde, bei den Maschinen M50F3 und der Technik, die ich bereits 1973 kennengelernt hatte. Nur die neue Bauart der Boote faszinierte mich. Mir bekannte Kommandanten, im Dienstgrad geklettert, waren immer noch dabei. Das Umdenken auf diese kleinen Besatzungen war nicht schwer. Fünf Mann eines Bootes sind gut zu überblicken und es war eine hohe Anzahl von Berufsunteroffizieren dabei.
Als erster Höhepunkt in der 7. KTSB-Brigade für mich stand meine Beförderung zum Kaleu an. Man vier Sterne, die trägt sonst kein Dienstgrad in der VM. Ich war natürlich stolz und machte mich auch nützlich. In den Maschinenräumen sah ich mich um, ließ mir vom LM oder E-Mix alles erklären und kam so auch gut bei der Truppe an. Unser BCH war "ein Vater" für die Brigadeangehörigen. Er war korrekt, konsequent und auch hart wenn es sein musste aber er sorgte sich auch um seine "jungen Adler", wie er selbst seine Truppe gern bezeichnete. Bei KTS gab es keinen, der einen Politoffizier nicht gemocht hatte, wir waren nur drei und kümmerten uns um unsere Truppe. Wir organisierten Feste für die Truppe und Feste für die Offiziere mit Familien und unser BCH war immer mitten drin. Im Bereich des Chefs und seiner engsten Mitarbeiter wurden die Geburtstage der Männer sowie der Ehefrauen ordentlich gefeiert. Das schweißte zusammen. Hier kam auch der Augenblick, wo ich das erste Mal mein Interesse für Geschichte entdeckte. Die 7. KTSB-Brigade hatte als einzigste Brigade an Bord des Wohnschiffes ein Traditionszimmer. Der verpflichtende Name "Fritz Globig" war Anlass dazu. Ich will es zu Fritz Globig kurz machen, er war KPD-Mitglied, emigrierte vor den Nazis in die Sowjetunion, wurde hier als "Spitzel der Nazis" behandelt und damit ein Opfer des Stalinismus. 1955 kehrte er erst aus der großen, brüderlichen Republik zurück. Es gab vier Namensträger, die 7. Brigade, eine Kampfgruppeneinheit in Nauen, die FDJ-Grundorganisation der Zollverwaltung Leipzig und eine Brigade in den Kirow-Werken Leipzig. Das treffen der Namensträger fand immer am 25.01. zum Geburtstag von Fritz Globig statt. Als Angehöriger nahm daran auch immer der Bruder Erich Globig teil, weil Fritz 1970 verstorben war. Zurück zu meiner Inspiration. Mir war das Traditionszimmer zu unaktuell und es war mehr draus zu machen. Zum BCH, Geld wurde zur Verfügung gestellt und los legte ich. Gemeinsam mit Günther Heidemann und einigen Unteroffizieren arbeiteten wir im Fotozirkel und gestalteten die Ausstellung völlig neu und aussagekräftiger. Zur Eröffnung waren FCH und Leiter Politabteilung Flottille anwesend. Beide hatten auch bei LTS gedient und waren angenehm überrascht, was aus dem alten Traditionszimmer geworden war. Das war der Ausgangspunkt meiner "Militärhistorikerlaufbahn".
Das nächste, stark prägende Ereignis war der Winter 1978/1979. Unabhängig vom militärischen Dienst, eingeschlossen in der Dienststelle, keine Kontakt zur Familie, dass war hart. Die Brigade kämpfte, wie alle anderen auch, zweischichtig am Tag um die Befreiung der Zufahrtsstraße nach Dranske und weiter nach Wiek. Wir brauchten vier Tage, um einen Kilometer Straße zu räumen, vom Bug bis nach Dranske. Zusammengestellte Kolonnen marschierten mit Schier und Schlitten über den stark vereisten Bodden nach Wiek zum Bäcker, um Brot für die Familien zu holen. In dieser Zeit gab es keine Dienstgrade sondern nur Menschen, die um ihre Existenz kämpften. Da wir die Versorgungslage kannten, hatte ich z.B. immer eine Flasche Weinbrand oder Rum in der Kampfanzugtasche. Wenn es heißen Tee für die Truppe gab, wurde der Inhalt der Flaschen in den Tee verteilt. Der innere Ansporn für alle blieb erhalten und die Truppe sah, die Offizier machten mit. Da Schiebeschilde und Schneeschieber nicht mehr halfen entwickelten findige Köpfe der Truppe die "Quadertechnik", das heißt, es wurden aus dem Schnee Quader ausgestochen und dann manuell von Mann zu Mann nach oben gereicht. Die Grundwerkstatt fertigte aus unserem eigentlichen Bootskörper-Alu-Blech leichte "Quaderstechgeräte". Naja, so schafften wir es letztendlich doch, nach Dranske durchzukommen. Inzwischen waren auch unsere Tatra 813 am Ufersaum des Bodden mit flächenvergrößerten Reifen entlang gefahren und versorgten die Bevölkerung von Dranske mit Nahrungsmitteln. Die sowjetischen Kettenfahrzeuge von der Dienststelle Rehbergort fuhren nach Wiek und verteilten Nahrungsmittel in den umliegenden Ortschaften der Gemeinde. Hier wurden keine Helden geboren, hier waren alle Helden, sie besiegten den "General Winter".
Dieses Ereignis, was sich immerhin bis Februar 1979 hinzog, prägte alle Truppen, alle Besatzungen enorm.
Im sportlichen Bereich gehörte ich immer zur Mannschaft beim 1. und 3. Fernwettkampf. Der erste war "Starker Mann", der 3. war Leichtathletik.
Bis 1983 folgten noch viele interessante und einprägsame Stunden in der Brigade. In dieser Zeit wechselte der Leiter der PA, also mein unmittelbarer Chef noch zweimal, KK Funke (1981 Selbstmord) folgte KK Manfred Wierick (leider nun auch schon verstorben), und KK Günther Rosenhainer (Absolvent der Politakademie in Moskau). Der Zusammenhalt blieb.
Was hatte ich für interessante Gespräche mit den Unteroffiziern und Matrosen. Da ist z.B: Stabsmatrose Matthias Zettel, Ari-Gast auf Boot 932, ein unberechenbarer Kerl, Belobigung und Bestrafung folgten bei ihm wie eine Seite der anderem in einem Buch. Heute betreibt er die Homepage KTS-Boote. Die Seeleute waren alle offen und ehrlich und das schweißte uns so zusammen.
Der Befehl kam für mich etwas unerwartet, Versetzung in die 1. RTSB-Brigade als Leiter der Politabteilung m.d.F.b.. Scheiße dachte ich, das schaffst Du nicht so einfach. Wieder RS- und TS-Boote und wieder neue Leute. Sogar der BCH war neu und ich kannte ihn nur vom Sehen. Und wir gingen gleich in den Gefechtsdienst nach Sassnitz, auch eine neue Variante des Dienstes, die ich nur theoretisch kannte.
... nun gehts weiter
Es wird aber überall mit Wasser gekocht und deshalb konnte ich meine gesammelten Erfahrungen in den zwei Brigaden als Leiter der Politabteilung m.d.F.b. voll umsetzen. Mein BCH wurde KzS Hans Zimmer. Den Gefechtsdienst im Sassnitz absolvierten wir eigentlich problemlos. Ich organisierte einen Besuch auf der Fähre "Sassnitz", die zwischen Sassnitz und Trelleborg ihren Dienst tat. Ich glaube im April 1984 verlegten wir zurück nach Dranske-Bug. Da ich Leiter der Politabteilung war, war ich gleichzeitig auch Vorsitzender der Sportorganisation Dranske II, war deshalb Mitglied im Sportkomitee der Flottille. Auch hier, in der 1. RTSB-Brigade nahm ich die Gelegenheit beim Schopf und organisierte den Aufbau eine Traditionskabinetts der Brigade. Der Spezialistenraum des Wohnschiffes wurde umgebaut und es entstand mit Hilfe des Fotozirkels eine sehr gute, aussagekräftige Ausstellung zur Geschichte der Brigade. Wenn ich schon damals Zugang zu den Dokumenten gehabt hätte, die ich heute Nutzen kann, wäre das schon ein Knaller geworden.
Im August 1984 kam dann ein neuer Leiter der Politabteilung in die Brigade und ich wurde wieder OIPA. Es war nicht einfach aber ich habe es verkraftet. Zumal ich 1984 eine Bilddarm-OP hatte, der 1986 eine OP Darmverschluss folgte. Der Stabschef der Brigade war KK Michael Reschke, Micki, wie wir ihn nannten. Er war mein Jahrgang und hatte die seemännische Laufbahn eingeschlagen, war inzwischen auf der Akademie in Dresden und nun in der 1. Brigade. Wir verstanden uns gut, ich hatte mit allen Kommandanten ein gutes Verhältnis und die Unteroffiziere und Matrosen hatten in mir ein Vorbild hinsichtlich meiner aktiven Teilnahme an sportlichen Ereignissen. Wir gewannen als Brigade den Pokal in der Leichtathletik der Flottille und waren auch in der Gefechtsausbildung erfolgreich.
Die Ärzte machten meiner Laufbahn in den fahrenden Einheiten ein Ende. Nach zwei Bauch-OP´s wurde ich von Bord genommen und in die RD versetzt. Auch für die 1. RTSB-Brigade kann ich sagen, dass es mir immer Spass gemacht hat mit den Besatzungen zu arbeiten. Ob im Hafen oder auf See, ich glaube ich kann sagen, hier war auf jeden Verlass.
Aber in der 1. RTSB-Brigade sollte auch ein Kapitel meines Lebens beginnen, an das ich nicht so gern denke.
Jetzt ist es an der Zeit einmal etwas über die Aufgaben eines OIPA (Oberinstrukteurs für Parteiarbeit) zu schreiben. Das ich der erste Stellvertreter des Leiters der Politabteilung war hatte ich schon erwähnt, mir oblag die Planung der politischen Arbeit in der Brigade für das Ausbildungsjahr und deren monatliche Präzisierung. Der OIPA hatte die Schulung und Anleitung der der Parteisekretäre der Grundorganisationen und der Parteigruppenorganisatoren zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. Dazu kam die Kontrolle der Nachweisführung und die ordnungsgemäße Ausgabe der Finanzen. Die Beitragskassierung ging ebenfalls über meinen Tisch. Eine regelmäßige Aufgabe (14tägig) war die Parteiinformation. Dazu kamen die Politoffiziere der Abteilungen zu mir und berichteten über die Erfüllung der militärischen Aufgaben, über die Wettbewerbsprobleme und den politisch-moralischen Zustand. Diese Informationen fasste ich zusammen und berichtete jeden zweiten Mittwoch in der Politabteilung der Flottille zu einer festgelegten Zeit. Oft konnte ich nicht viel aus den Berichten der PV entnehmen aber meine eigene Arbeit in der Truppe ergänzte oft den Gesamteindruck. Die Widersprüche über die berichteten Aussagen der Besatzungsangehörigen und der Schreibereien im ND waren einfach nicht zu übersehen. Da ich aber niemanden in die Pfanne hauen wollte, sprach ich zwar von Konflikten zwischen Theorie und Praxis, aber ich wusste, es wurde auch verharmlost weiter berichtet. Gab es Vorkommnisse, wurden diese natürlich ausgewertet und mit Schlussfolgerungen versehen. Es war für mich die unliebsamste Tätigkeit während meiner gesamten Dienstzeit, aber ich dachte an meine Karriere und ich wollte 25 Jahre unbeschadet überstehen. Ich ging sehr oft Kompromisse ein und versuchte objektiv zu bleiben. Keine Kompromisse gab es bei mir, wenn es um die Sicherheit eines Bootes oder der Brigade ging.
Nun kommt die "Schattenseite" meiner Arbeit. 1985 oder 1986, genau weiß ich es nicht mehr, wurde ich zum Verbindungsoffizier der Verwaltung 2000 (Militärabwehr) bestellt und zu meine Arbeit befragt. Das Ergebnis dieses Gesprächs war, dass ich 14tägig, nachdem ich bei der Politabteilung der Flottille berichtet hatte, auch bei der Verwaltung 2000 berichten sollte, also eine genaue Gesamteinschätzung der Brigade geben sollte. Vorkommnisse und Disziplinarvergehen wurden sehr tiefgründig ausgewertet und ich sollte immer einschätzen, ob Gefahr in Verzug sei. Ich hielt aber bis 1990 an einer genauen, allgemeinen Einschätzung der Einheiten fest, es sei denn es gab Vorkommnisse, die nicht anders zu umschreiben waren. Niemand durfte davon wissen, nicht mal mein eigener Vorgesetzter, so der "Vertrag". Ich wurde zum GMS.(Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit)
Was Ihr jetzt von mir haltet ist erst einmal unrelevant, meine Geschichte geht noch einen Teil weiter, nämlich von 1986 bis 1990 in den RD.
Nun der Schluss. Ich wurde also 1986 in die Gruppe politische Arbeit der RD versetzt. War kurzzeitig als Instrukteur für Jugendarbeit tätig und wurde dann wieder OIPA. Hier gab es nun viele Einheiten, sehr verworrene Strukturen und eine "Menge" Stabsoffiziere. Auch hier fuchste ich mich schnell ein, zumal mein Chef ein guter alter Bekannter war. Der Stellvertreter RD war KzS Kräusche, später KzS Roßig. Die Vielzahl der Einheiten der RD erforderten ein Umdenken in meiner Planungtätigkeit und auch in der Anleitung der SED-Grundorganisationen. Da aber der Stellvertreter RD mit Finanzen für große Veranstaltungen nicht geizig war, konnten wir einige sehr gute Sachen organisieren. Das kam an. Mein Patenkollektiv, das war in den RD so üblich, war die Truppe von der Clubgaststätte, ausschließlich Frauen im zivilen Beruf. Ein Novum für mich war jetzt die Gewerkschaft und die Schule der sozialistischen Arbeit, die "Politschulung" für Zivilangestellte. Ich lernte die Arbeit der Einheiten der RD kennen, sah mich überall um und nahm an einer "Quali-Prüfung" für Köche teil. Als die KK-6 zur Kfz-Lehrbahn fuhr, war ich dabei und setzte mich auch ans Steuer eines Tatra 813. Super geiles Gefühl, wie diese PS-Masse auf mich hörte. In der I-Basis waren die Aufgaben sehr unterschiedlich und das Personal auch, da alles da war, Grundwehrdienst bis Zivilist. Nicht so einfach wie in den Brigaden oder auf den Booten, wo nur Uniformierte waren. Und es "flogen die Fetzen", das kann ich Euch sagen. Ich bekam ein neues Aufgabengebiet, Wohnungskommission der Flottille. Das heißt, diese Kommission traf sich regelmäßig um neue oder frei gewordene Wohnungen in Dranske an Berufssoldaten zu vergeben. Logisch gab es mehr Anträge als Wohnungen und alle wollten gern. Auch hier gelang es mir kompromisslos für die RD-Leute Wohnungen zu organisieren. Sogar für SaZ habe ich in den Heimatorten Wohnungen organisiert, als sie mir ihre Situation erklärten. Da lief viel über die SED-Kreisleitungen und das habe ich genutzt.
Die Berichterstattung als Informator lief immer nebenher.
Was soll ich Euch sagen, ich war gern Offizier und auch Politoffizier. Wenn es unter Euch, da bin ich überzeugt, welche gibt, die uns PV´s nicht ab konnten, so ist das Euer Problem. Ich jedenfalls hatte keine Bedenken meine Aufgaben zu erfüllen, und bereue nichts, was meine Dienstzeit betrifft. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung 2000 allerdings wurmt mich noch heute, aber nicht vordergründig. Ich sage mir immer dazu, du warst Offizier, Politoffizier und hattest eine enorme Verantwortung für Menschen und Technik, also blieb der Austausch der Gedanken mit der Sicherheit nicht aus. Der "Geheimdienst-Tatsch", a la James Bond war da nicht gegeben.
Jedenfalls wurde ich mit allen anderen Politoffizieren am 30.09.1990 durch "Abrüstungsminister" Pfarrer Eppelmann entlassen. Wir standen vorerst vor dem Nichts. Nach eine kurzen "Wutphase" nahm ich die Gelegenheit der Umschulung zum Tourismusassistent wahr und schloss 1992 die Umschulung mit Bad Harzburger Diplom ab. Nach kurzer Selbstständigkeit, wurde ich am 19.01.1993 in Dranske in der Wittow-Touristik-und Reisegesellschaft mbH als Mitarbeiter im Fremdenverkehrsamt eingestellt. 1994 erlangte ich den Reiseleiter für Rügen und arbeitete verstärkt im Bereich Gästebetreuung und Marketing. 1991 trat ich aus der Partei aus, die sich jetzt PDS nannte und verglich mein politisches Schicksal mit dem meiner Mutter. Verraten und verlassen von so genannten "Widerstandskämpfern".
Als ich erst 1999 meinem alten Chef offenbarte, dass ich mit der Verwaltung 2000 zusammengearbeitet habe, war erst kurz Schweigen angesagt, und dann irgendwie "Verständnis". Ich weiß bis heute nicht ob es eine Akte über mich gibt, ich will es auch garnicht wissen, da mich der Krebs 2010 heimgesucht hat und ich zwei schwere Operationen überstehen mußte und überstanden habe.
Eigentlich wollte ich nach der NVA nie wieder mit Menschen zusammen arbeiten bzw. diese von etwas überzeugen. Aber 18 1/2 Jahre war es mein Job, Menschen zu ihrem Urlaubsglück zu "zwingen". Seit 01.10.2011 bin ich nun in Rente als Schwerbehinderter, pflege die Geschichte unseres Ortes Dranske im Museum, dessen Mitbegründer ich 1999 war und bin auch 1. Vorsitzender vom Heimatverein seit 1998.
Über verschiedenen Foren habe ich sehr interessante Menschen kennen gelernt, erst über das Schreiben, später oft persönlich.
So, das war und bin ich. Nun seit Ihr dran.
Eddy von der großen Insel
Hallo Eddy - top ich habe ja wärend meiner Zeit bei der Fahne nie viel vom "PK und Rotlicht" gehalten aber nun konnte ich es mal in einer anderen "Sichtweise" sehen - danke. Ich denke aber auch bei der NVA oder VM gab es wie überall im Leben "Solche und Solche "
Gruß - Achim - Trimmer
moin, Eddy,
Ein großes Danke, daß Du meiner Bitte gefolgt bist top :MG:
Ich bin sehr beeindruckt von Deinem Bericht und Deiner Offenheit top :MG:
Aber eine Frage hätt' ich doch :wink:
Zitat von: Eddy am 29 September 2013, 19:22:47
Unsere Staatsbürgerkunde-Lehrerin war eine Wucht von Weib. Ihr konnte man nicht widerstehen.
Hast Du es denn überhaupt versucht :MZ: :ML: ??
Gruß, Urs
Hallo Eddy, sehr informativ und interessant was Du geschrieben hast. Dafür auch von meiner Seite vielen Dank ! Es ist leicht etwas zu verurteilen, aber jeder sollte sich selbst hinterfragen, wie er sich in der DDR verhalten hätte. Gilt natürlich genauso für andere Zeitepochen in der dt. Geschichte.
Vielen Dank, Eddy!!! :TU:)
Damit die entsprechende Rubrik mal wieder etwas belebt wird (und eventuell sich auch der eine oder andere angestubst fühlt, etwas über seine Erlebnisse zu berichten), verschiebe ich dieses Thema mal in die Rubrik "Erlebnisberichte". ;)
Zitat von: Urs Heßling am 29 September 2013, 20:16:09
Hast Du es denn überhaupt versucht :MZ: :ML: ??
Hallo Urs,
im Hinblick meines künftigen Lebens als Offizier wußte ich, dass es ohne Mitgliedschaft nicht ging. Und da man als Kandidat zur Aufnahme zwei Bürgen bringen musste, waren mir meine Lehrer geeigneter als irgend welche, die mich nur kurz kannten. Deshalb mein Schritt schon mit 18, da mir klar war, ab September 1969 steht permanent das Problem für mich an. Was dann daraus wurde war mir so auch nicht klar. Dafür waren wir Politoffiziere auch die ersten, die Eppelmann in die Wüste geschickt hat, nach dem Beispiel "Kommissar-Befehl", nur das man uns nicht erschossen hat. Und gewendet habe ich meinen Hals nicht, nur abgewendet und neu zurück gedreht.
Ich schreibe mal noch ein paar Geschichten aus dem faktischen Truppenleben auf, da doch Vieles ganz anders erzählt wird als es eigentlich war.
Eddy
Hallo Bernd(Eddy) danke für deinen Beitrag :=D> :TU:)
Wie es schon stapsi geschrieben hat:Es ist leicht etwas zu verurteilen, aber jeder sollte sich selbst hinterfragen, wie er sich in der DDR verhalten hätte. Gilt natürlich genauso für andere Zeitepochen in der dt. Geschichte.
Gruß Hartmut
Hallo Eddy
Dein Bericht gefällt mir sehr gut, wenn ich komplett durch bin, kommen bestimmt einige Fragen von mir
Es grüßt Obermatrose Mario vom Stützpunkt Sassnitz, Bereich T.u.B. :O/Y
Tja, bei euch herrschte eine völlig andere Atmosphäre. Diese Posten (Politoffiziere) kannten wir nicht. Im Rahmen des staatspolit. Unterricht ward ihr immer unsere Brüder und Schwestern. Schon garnicht der böse Feind.
Ich kann mir gut vorstellen, dass im Zusammenhang mit der Stasi es unter den Kameraden auch die sog. Kameradenschweine gab, die selbst mangels Bildung andere denunziert haben.
Ach was hatte ich für schöne "beschwerdefreie" 8 Jahre bei der Marine verleben dürfen. Das wird mir jetzt so richtig bewußt... Aber interessant was Eddy schildert.
Grüße Ronny
ZitatIch kann mir gut vorstellen, dass im Zusammenhang mit der Stasi es unter den Kameraden auch die sog. Kameradenschweine gab, die selbst mangels Bildung andere denunziert haben.
Stasispitzel und Denunzianten gab es in allen Schichten und bei allen Charakteren. Es wäre ein Fehler, die "inoffiziellen Mitarbeiter" nur unter den niederen Mitglieder der Gesellschaft zu suchen. Andere in die Pfanne zu hauen, verleiht einem einen gewissen Machtfaktor und viele konnten dieser Versuchung nicht widerstehen.
@Eddy
An Deinem guten und interessanten Lebensbericht vermisse ich die negative Punkte. Es muß doch auch immer wieder negative Erlebnisse gegeben haben.
1988/1989 war ich "Kulturbeauftragter" meiner Kompanie und hatte demzufolge viel mit unserem Politoffizier zu tun. Ich weiß noch, daß es ein junger Leutnant war und alle in der Kompanie haben ihn gemocht. Wir haben damals viele kleine Freizeitsachen organisiert, so z.B. Skatturniere oder einen Truppenausflug ins Kino von Sassnitz, um Dirty Dancing zu sehen.
@Eddy:
Ein eindrucksvoller Bericht, praktisch ein Lebenslauf. Ich nehme diesen wahr als exemplarischen Einblick in die Denkweise und die Praxis
eines Berufsoffiziers der Volksmarine.
Was mich als "Wessi" irritierte:
ZitatDer Austritt aus der Kirche wurde rechtlich mit Dokument belegt.
Soviel ich weiss, interpretiert der Marxismus-Leninismus die Religionsfreiheit als "Freiheit
von Religion" und nicht wie das "bürgerliche
Lager" als "Freiheit
der bzw.
für die Religion". Ich betrachte aber diese Freiheit für eine menschenrechtliche Errungenschaft und
halte nichts von einer "Errungenschaft des Sozialismus", die von einem Bürger verlangt, eine religiöse Bindung aufzugeben, um Zugang zu
einem Zweig des Staatsdienstes - im vorliegenden Fall eine langfristige Verpflichtung bei den Streitkräften - zu erhalten.
Was mir imponierte:
ZitatNach eine kurzen "Wutphase" nahm ich die Gelegenheit der Umschulung zum Tourismusassistent wahr und schloss 1992 die Umschulung mit Bad Harzburger Diplom ab. Nach kurzer Selbstständigkeit, wurde ich am 19.01.1993 in Dranske in der Wittow-Touristik-und Reisegesellschaft mbH als Mitarbeiter im Fremdenverkehrsamt eingestellt.
Für Millionen von DDR-Bürgern bedeuteten Wende und Wiedervereinigung existentielle Veränderungen. Ich weiss wovon die Rede ist:
Als Mitarbeiter des Arbeitsamtes Nürnberg war ich im 1. Halbjahr 1991 monatelang abgeordnet zum "Paten-Arbeitsamt" in Gera, um
die Kollegen/innen dort beim Aufbau der Arbeitsverwaltung und deren Aufgabenerledigung zu unterstützen und zu unterweisen. Zwar
gab es schon zu DDR-Zeiten eine Arbeitsverwaltung, aber deren Aufgaben waren ganz andere. Was in besagter Zeit auf grosse Teile
der Bevölkerung der ehem. DDR und auf die Mitarbeiter der dortigen Arbeitsverwaltung zukam, war beispiellos. Viele Schicksale habe ich
in diesem Zusammenhang in dieser Zeit in Gera kennengelernt. Mein Fazit: "Hut ab!" vor den (meisten) ehemaligen DDR-Bürgern für
die Art und Weise wie sie die Umwälzungen bewältigten und vor den Mitarbeitern der Arbeitsverwaltung in den neuen Bundesländern,
wie sie in jeder Hinsicht dieser Herausforderung begegneten - Ausnahmen bestätigen die Regel.
RePe
Zitat von: Mario am 01 Oktober 2013, 19:26:06
@Eddy
An Deinem guten und interessanten Lebensbericht vermisse ich die negative Punkte. Es muß doch auch immer wieder negative Erlebnisse gegeben haben.
Mario,
was soll ich da schreiben? Wie ich Fehler gemacht habe und von meinem Vorgesetzten abgekanzelt wurde? Wie ich Erscheinungen der EK-Bewegung unterdrückt habe und den EK´s Bandmaße abgenommen habe? Wie Matrosen oder Maat verunglückt sind, schwer verletzt oder auch tödlich? Wie meine Frau mit den Kindern tagelang allein war und das über 17 Jahre?
Nein, das Negative verblaßt und deshalb spielt es auch keine Rolle bei mir. Natürlich habe ich als Mensch auch Mist gebaut, war aber immer hart an der Grenze zur Bestrafung. Ich hatte während meiner Dienstzeit keine militärische Strafe. Nun folge ich leider dem Leitspruch: "Ein Soldat ohne Knast ist wie ein Baum ohne Ast." nicht, bin aber darüber nicht böse. Ich habe halt meine Möglichkeiten scharf ausgelotet, würden meine ehemaligen Mitstreiter sagen.
Ich komme aber noch mit einigen Episoden aus meiner Dienstzeit, die sicher auch diese Seite beleuchten.
Bis bald
Eddy
Zitat von: RePe am 01 Oktober 2013, 21:52:14
@Eddy:
Ein eindrucksvoller Bericht, praktisch ein Lebenslauf. Ich nehme diesen wahr als exemplarischen Einblick in die Denkweise und die Praxis
eines Berufsoffiziers der Volksmarine.
RePe,
Du irrst,
das ist meine Denkweise.Du kannst nicht von mir, von meiner Laufbahn, auf alle Offiziere der VM schließen. Es gab da sehr große Unterschiede und Entwicklungen. Die hier von mir geschriebene ist allein meine Denkweise und meine Dienstauffassung. Ich würde mich nie mit einem Kommandanten oder Wachoffizier vergleichen, nie mit einem Fachoffizier des Stabes, egal welche Kommandohöhe. Das funktioniert nicht und das solltet Ihr auch verstehen.
Was ich vergessen habe, ich habe zwei Aufforderungen zum Akademiebesuch abgelehnt, das war keine Freude für meine Chefs, weil nicht üblich. Ich wollte bei der Truppe bleiben und nicht aufsteigen und fern von aller Basis sein.
Kirche: Der Austritt aus der Kirche kam automatisch an der OHS auf jeden zu, der dort noch registriert war. Offizier und Kirche war nicht denkbar. Ich habe aber, ehrlich gesagt, damit nichts verloren. Egal wie Ihr das seht, ich sehe es so.
Ich kenne aus der Geschichte unseres Verbandes Beispiele von Matrosen und Maaten, die heimlich die Kirche während ihrer Dienstzeit besuchten und das ganz geschickt. Offiziel war es aber verboten. Der Politoffizier war der "Seelsorger" der sozialistischen Truppe. Beichten habe ich nie abgenommen aber geholfen und das zählt für mich.
Eddy
Hallo Eddy,
ich denke da gehört schon ganz schön Mut zu, bei so einer Laufbahn (Politoffizier,Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit,Mitarbeiter Verwaltung 2000, ) in der Volksmarine, so offen damit umzugehen, dafür ein..... top da hält sich sicher lieber der überwiegende Teil vergleichbarer Personen bedeckt.
Deshalb möchte ich Dich auch nicht mit Fragen in Verlegenheit bringen, es sei denn Du erlaubst es ausdrücklich.
Zwei die Dich nicht in Verlegenheit bringen sollten würde ich aber dennoch ganz gerne stellen,du schreibst, Zitat.... meine Geschichte geht noch einen Teil weiter, nämlich von 1986 bis 1990 in den RD.....Zitat Ende
Was ist RD ?
Und
Zitat....Jedenfalls wurde ich mit allen anderen Politoffizieren am 30.09.1990 durch "Abrüstungsminister" Pfarrer Eppelmann entlassen. Wir standen vorerst vor dem Nichts. Nach eine kurzen "Wutphase" nahm ich die Gelegenheit der Umschulung zum Tourismusassistent wahr....Zitat Ende
Hättest Du Dir einen weiteren Dienst in der Bundesmarine (ab 1995: Deutsche Marine) vorstellen können ?
:MG:
Manfred
Hallo Manfred - nur soweit RD = Rückwärtiger Dienst
Gruß - Achim - Trimmer
Hallo Manfred wie Achim schon schrieb-RD--Merkurstab bei VM-
Zitat von: Albatros am 04 Oktober 2013, 16:43:31
Was ist RD ?
Hallo Manfred,
wie Achim schon ganz kurz schrieb, RD waren bei uns die
Rückwärtigen Dienste, also alles was zur Aufrechterhaltung der Kampf- und Standkraft der Schiffe und Boote notwendig war. Bei der BuMa bzw. jetzt Deutschen Marine ist das wohl die Logistik, wenn ich nicht irre.
ZitatHättest Du Dir einen weiteren Dienst in der Bundesmarine (ab 1995: Deutsche Marine) vorstellen können ?
Diese Frage beantwortet sich von selbst. Mein Dienstgrad war sehr hoch, meine Laufbahn Polit nicht verfügbar, als technischer Ing. wieder einzusteigen wäre nicht möglich gewesen - aber als Grundantwort - ich wäre gern weiter Berufssoldat geblieben, aber es sollte nicht sein. Dazu kommt aber noch das Problem, erst Gegener dann Freund! Söldner war ich nicht, also war das, wie es kam zwar sehr hart aber ich denke gut für meine weitere und heutige Einstellung.
Soweit so gut, es fehlen übrigens 800 freiwillige Schüler an der MTS Parow, unsere Deutsche Marine hat Personalmangel dank einer falschen Entscheidung der politischen Führung.
Anderes Thema.
Eddy
Zitat von: smutje505 am 04 Oktober 2013, 17:20:32
Hallo Manfred wie Achim schon schrieb-RD--Merkurstab bei VM-
Nein @smutje505,
Merkurstab war Verwaltungslaufbahn, nichts mit Rückwärtigen Diensten.
Das ist das Wappen:
Hallo Bernd ....Merkurstab war Verwaltungslaufbahn, nichts mit Rückwärtigen Diensten.
Das ist das Wappen:
Und dieses Wappen gab es zu meiner Zeit noch nicht,erst danach wie ich im Anhang zeige.Wir als Köche(Smutje)auf den fahrenden Einheiten trugen nicht den Merkurstab,sondern z.Bsp.ich seemänisch-Stern -Stabsmatrose-und Ari.Ich war in meinem Rollenbuch Ladehugo an der 57ger.An Land in meiner Grundausbildung trugen wir Köche den Merkurstab.(wir verwalteten Lebensmittel :MLL:)
Hallo Eddy,
Du hast ja wie mir zunächst entgangen war, Deinen Beitrag zur Diskussion frei gegeben. top Deshalb zunächst eine Frage an Dich.
Du schreibst Zitat..... Kommandeure und LI´s waren bekannte und autoritäre Personen an Bord und notwendig. Aber Politoffiziere? Wo lag deren Notwendigkeit bei der Kampfkraft eines Schnellbootes?....... Zitat Ende.
Warum glaubst Du das es für die Kampfkraft eines Schnellbootes der Volksmarine notwendig gewesen sein soll das ein Politoffizier an Bord war?
Das ist mir aus Deinem interessanten Beitrag nicht so wirklich klar geworden. Wäre schön wenn Du das noch einmal in ein paar Sätzen zusammenfassen könntest.
Wie Du selbst angemerkt hast, gab es solche Dienststellung nicht in ,,Westlichen Marinen"waren die Boote z.B. der Bundesmarine aus Deiner Sicht dadurch weniger Kampfkräftig?
:MG:
Manfred
@Albatros,
das wurde von der Sowjetunion übernommen. Könnte auch sagen, aus dem 3. Reich. Da fuhren auf den Schiffen und Booten auch Politniks mit.
Bei den Russen hatte jede Einheit einen. Sie waren für die ideologische Einstellung an Bord verantwortlich und somit auch für die Kampfkraft.
Ich bitte um Korrektur wenn der Wortlaut so nicht ganz stimmt.
@Hartmut,
Du hast absolut Recht, denn auch ich trug diese Verwaltungslaufbahn an meiner Uniform. Ich durfte keinen seemännischen Stern tragen :-( obwohl ich einer fahrenden Einheit angehörte.
Smutje
Zitat von: Albatros am 05 Oktober 2013, 17:07:43
Du schreibst Zitat..... Kommandeure und LI´s waren bekannte und autoritäre Personen an Bord und notwendig. Aber Politoffiziere? Wo lag deren Notwendigkeit bei der Kampfkraft eines Schnellbootes?....... Zitat Ende.
Warum glaubst Du das es für die Kampfkraft eines Schnellbootes der Volksmarine notwendig gewesen sein soll das ein Politoffizier an Bord war?
Das ist mir aus Deinem interessanten Beitrag nicht so wirklich klar geworden. Wäre schön wenn Du das noch einmal in ein paar Sätzen zusammenfassen könntest.
Wie Du selbst angemerkt hast, gab es solche Dienststellung nicht in ,,Westlichen Marinen"waren die Boote z.B. der Bundesmarine aus Deiner Sicht dadurch weniger Kampfkräftig?
Hallo @Albatros,
ich finde auf die Schnelle diese Stelle, die Du als Zitat anführst nicht aber beantworten kann ich diese trotzdem. Generell war jeder vom Personal eines Schiffes und Bootes notwendig und wichtig zum vollständigen Einsatz der komplexen Technik. Der Kommandant war Einzelleiter und hatte seine GA-Kommandeure. Damit war die Führungslinie klar. Der Politoffizier war laut Planstelle für jedes Schiff und Boot vorgesehen aber es gab nicht so viele davon, das die Stellen besetzt werden konnten. Die Aufgabe eines Politoffiziers, @smutjekalisch schrieb es schon, bestand in der ideologischen Sicherstellung der Erfüllung der Kampfaufgabe, theoretisch. Praktisch ist diese Arbeit während des Marsches, des Waffeneinsatzes garnicht möglich. Alle Angehörigen der Besatzung erfüllen auf ihrer Gefechtsstation konzentriert ihre Aufgaben und da soll ein Politoffizier dazwischen reden und von Kampferfolg und Sieg sprechen. Welche Irrsinn. Wenn in Filmen über den 2. WK die Kommissare mit gezogener Pistole vor der Truppe herstürmten und diese zum Sturm der feindlichen Linien anfeuerten, ist das Geschichte und hat hier geklappt. Im Zeitalter der Moderne völlig daneben. Jedes Boot, auch die der Bundesmarine, waren ohne Politoffizier kampffähig so wie der Ausbildungsstand der Besatzung es zuließ, vielleicht auch etwas mehr.
Deshalb war ich immer froh, wenn ich eine sinnvolle Aufgabe zur Erfüllung der gestellten Aufgabe des Bootes wahrnehmen konnte. Die geforderten Beratungen der Parteimitglieder und FDJ-ler auf See wurden vor Anker, wenn möglich durchgeführt. Geholfen hat es letztlich nur Fehler zu vermeiden, die eventuell bis dahin gemacht wurden und da hatte der Kommandant den Hut wieder auf. Letztendlich wurden durch die Truppen Probleme der Ersatzteile, der veralteten Technik und ähnliches angesprochen. Das wollten man aber in der Führung nicht hören.
Wir hatten keine alte technik sondern bewährte Technik, so der Spruch von vorgesetzter Seite.
Im Freizeitbereich waren Politoffiziere nützlich, brachten die Kommandeure die Freizeit nicht organisieren. So wurde es auch umfangreich realisiert.
Eddy
Für die beiden Smutje,
in den Rückwärtigen Diensten waren alle Laufbahnabzeichen außer Militärjustiz und Militärmusik vertreten, logisch bei der Vielzahl der zu erfüllenden Aufgaben. Koch war ja auch keine Laufbahn in dem Sinne, einer der Besatzung erhielt nur die Ausbildung dazu oder auch nicht. Nur an Bord gab es keine Rückwärtigen Dienste, sondern nur in DoppelfunktionDienste, wie Chemie, Med und Versorgung.
Eddy
ZitatWir hatten keine alte technik sondern bewährte Technik, so der Spruch von vorgesetzter Seite.
Woher kenne ich das nur? :wink: Dieser Spruch um Mängel und fehlende Dinge schön zu Reden, ging doch eigentlich durch alle Bereiche in der DDR und nicht nur bei NVA und Volksmarine.
Smutje
Zitat von: Eddy am 06 Oktober 2013, 20:37:33
Für die beiden Smutje,
in den Rückwärtigen Diensten waren alle Laufbahnabzeichen außer Militärjustiz und Militärmusik vertreten, logisch bei der Vielzahl der zu erfüllenden Aufgaben. Koch war ja auch keine Laufbahn in dem Sinne, einer der Besatzung erhielt nur die Ausbildung dazu oder auch nicht. Nur an Bord gab es keine Rückwärtigen Dienste, sondern nur in DoppelfunktionDienste, wie Chemie, Med und Versorgung.
Eddy
Ja Eddy,
das spiegelte sich in meinem Rollenbuch wieder. Ladehugo, Sani, Leckwehr, Smuth.
Smutje
So Männer,
Diskussion über meinen Wertegang beendet. Wir sitzen hier nicht bei der Kipo :police: und auch nicht zu Gericht. Mein Leben ist so gelebt und nicht veränderlich.(PUNKT!)
Ich wurde gebeten Erlebnisse aus meiner Dienstzeit bei den Schnellbooten zu schreiben. So soll es sein:
Wie Ihr aus meinem Entwicklungsbericht entnehmen könnt, wurde ich an der OHS (Offiziershochschule) als Schiffsmaschineningenieur ausgebildet und schloss dieses Studium auch erfolgreich ab. (diesen Abschluss musste ich mir 1992 in Schwerin für 100,00 DM neu kaufen, damit er in der BRD anerkannt wurde!!!!)
Also, die ersten drei Jahre Studium waren geschafft und uns wurde die Frage gestellt, schnell oder langsam laufende Maschinen? Ich entschied mich für die schnelle Variante. Nun wurde zu unserer Verwunderung noch einmal bei den schnellen unterschieden, zwei, einer davon war ich, wurden auf M50F ausgebildet, die anderen zehn wurden auf M503A getrimmt.
Zu den Motoren:
M50F ist ein modifizierter sowjetischer Panzermotor, V-Motor, 12 Zylinder, 1200 PS gefahren auf den TS-Boot 183 (P 6), LTS-Booten 63.300 (Iltis), 68.200 (Hydra) und den KTS-Booten 131.4 (Libelle)
M503A ist ein Reihensternmotor, 42 Zylinder, 4000 PS und wurde auf den Booten 206 (Shershen) und 205 (OSA) gefahren
Diese Trennung wurde aber erst im letzten halben Jahr des Studiums spezialisiert, da ging es wirklich nur um diesen einen Motor als Antriebsanlage. Im Motorenwerk Wurzen absolvierten alle Maschinenleute im vierten Studienjahr ein vierwöchiges Praktikum, wo wir das Innenleben der Maschinen kennen lernten. Es war uns völlig klar, kleine Störungen konnten an Bord behoben werden, große Störungen bedeuteten Maschinenwechsel und davon habe ich so einige erlebt in meiner Dienstzeit. Zumal die Laufzeit der Maschinen jährlich begrenzt war. Ich glaube in den letzten Jahren lag diese bei 50 Stunden im Ausbildungsjahr. Bin mir aber nicht mehr sicher.
Aber nicht nur die Antriebsanlage sondern der gesamte technische Bereich der Boote wurde detailliert ausgebildet. Hilfsmaschinen, E-Anlage, Treibstoff, Öle, Fette und, und, und.
Dann kam der Monat Mai 1973, also kurz vor den Prüfungen – Truppenpraktikum am künftigen Einsatzort. Wir fuhren mit einem Bus der Schule zum Bug. Erstmalig in meinem Leben fuhr ich weiter als bis Glowe, denn hier war meine Freundin und heutige Frau zu Hause. Himmel hilf, war das weit ab vom Schuss. Aber für uns zählten die Boote, das Truppenleben und die Vorgesetzten. Jeder von uns beiden, ich schreibe jetzt nur über LTS, wurde einer Abteilung zugeordnet. Ich kam in die 8. Abteilung, mein Abteilungsingenieur war Clemens F., ein, wie man heute sagt, ,,cooler Hund". Wir hatten sofort einen ,,Draht" zueinander und das sollte für meine Ausbildung gut sein. Die ,,alten Hasen" von Gruppeningenieuren, zwei Gruppen, zwei Stabsobermeister, waren meine ,,Einpeitscher". Ich lernte von ihnen sehr viel und sie machten auch viel Unsinn mit mir. Aber es hat mich nicht umgebracht, später als ich als Leutnant wieder kam waren sie genau noch so aber im Dienst korrekt und fachlich top.
Als ich nun als Offiziersschüler das erste Mal ein LTS-Boot ,,Iltis" betrat und den Kommandanten nicht gefragt hatte, bekam ich gleich den ersten Anschiss. Es kam nie wieder vor. Also, immer in Begleitung eines der zwei Stabsobermeister, wurde ich förmlich durch alle Ecken und Engen des Bootes gejagt. Heute würde ich im Maschinenraum kam noch ausreichend Platz finden. Ihr müsst Euch das so vorstellen, dass der Maschinenraum achtern am Boot eine Einstiegsluge hatte, über den Maschinenluken die Torpedorohre lagen und wenn man Fehler oder Störungen suchte, hieß es kriechen und in See waren diese Anlagen alle heiß. Da gab es Beulen, Verbrennungen, Quetschungen und derbe Flüche.
Aber ich lernte ja erst im Hafen und wenn keine Torpedos an Bord waren konnte man die Rohre klappen und die Maschinenluks öffnen, so bei der Wartung. Ich lernte aber auch die Kanzel (bei anderen Booten oder Schiffen heißt das Brücke) kennen. Hier befanden sich die Plätze der drei Besatzungsmitglieder, Kommandant am Lenkrad, Funkmesser rechts daneben und im Rücken der beiden mit Blick nach achtern der Leitende Maschinist. Bei meiner ersten Seefahrt erfuhr ich wie unangenehm das ist, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung zu sitzen. Die Maschinen konnten einzeln gestartet werden. Der Funkmesser stand draußen an der Luftflasche, der Kommandant befahl ,,Feuer an!", die Luftflasche wurde aufgedreht, die vorgewärmten Maschinen eine nach der anderen gestartet. Wichtig dabei, Maschinen mussten logisch ausgekuppelt sein. Es entstand ein furchtbarer Lärm wenn diese ,,Böcke" losgelassen wurden und es stank sofort überall nach Diesel. Wenn beide Maschinen liefen stieg der Funkmesser von oben in die Kanzel ein und nahm Platz. Jeder der Besatzung hatte seine eigene Luke zum Ein- und Aussteigen nach unten bzw. oben. Abgelegt wurde meist mit beiden Maschinen, dass Einkuppeln gab im Boot einen Ruck und schon lief es langsam los. Die leinen mussten natürlich vorher schon eingeholt werden. Es war beim ersten auslaufen ein herrliches Gefühl 2400 PS zu beherrschen. Mit zweimal Acht (800 U/Min = kleinste Stufe) ging es ins Fahrwasser und dann wurde ,,Füllung" (Gas) gegeben. Aber auch im Fahrwasser gab es Gesetzte, wenn kein Alarmauslaufen befohlen war. Die Bereitschaftsboote (eine Abteilung) lag ja bei LTS mit einem Wohnschiff an der Südspitze der Halbinsel Bug und hatte damit eine viel kürzere Strecke zur offenen See. Also, im Libben (Tonnenpaar A 1) angekommen wurde geheizt. Bis zweimal 18 war alles möglich, AK (zweimal 20 = 52 kn) wurde nur auf besonderen Befehl gefahren. Solange die See schön glatt war und die Sonne oder der Mond schien, war alles erträglich, kam aber Wind und die See begann sich zu bewegen in Form von Wellen, dann begannen die stark gefederten Sitze in der Kanzel zu wippen. Kopfbedeckung bei LTS war Panzerhaube, einmal zum Schutz der Köpfe und zum anderen als Funkverbindung untereinander. Ich weiß nicht wie oft ich am Luk oben anschlug, wie oft mir die Knüppel aus der Hand rutschten weil ich die Welle nicht sah und der Wellensprung mich überraschte. Es war einfach Wahnsinn aber es machte mit jedem Mal mehr Spaß diese Boote zu fahren.
So lernte ich die beiden Bootstypen ,,Iltis" und ,,Hydra" kennen und später auch technisch zu beherrschen. Meine Prüfung bestand ich mit ,,gut".
Nach der Ernennung zum Leutnant Ing. wurde ich als Gruppen-Ing. eingesetzt und hatte fünf Boote in meiner Verantwortung. Die fünf LM´s (Leitende Maschinisten) waren Maate und Obermaate, wenn einer von ihnen ausfiel, zum Beispiel Urlaub, musste ich als Gruppen-Ing. einspringen.
Es gäbe noch eine ganze Menge Episoden zu erzählen aber für heute erst einmal Schluss.
8-) Eddy
Zitat von: Eddy am 08 Oktober 2013, 22:02:43
So Männer,
Diskussion über meinen Wertegang beendet. Wir sitzen hier nicht bei der Kipo :police: und auch nicht zu Gericht. Mein Leben ist so gelebt und nicht veränderlich.(PUNKT!)
Ich glaube in den letzten Jahren lag diese bei 50 Stunden im Ausbildungsjahr. Bin mir aber nicht mehr sicher.
Bei 503A 150 Stunden pro Jahr, plus Reserve CVM.
top
Heute ein kurzer Bericht, der eigentliche eine gefährliche Situation in der Ostsee beschreibt.
Im Buch von Dieter Flohr´s ,,Im Dienst der Volksmarine" wird dazu von B. Keppler ausführlich geschrieben. Ich gebe sie mal kurz mit meinen Worten wieder.
Es war vor meiner Zeit bei LTS, ich saß auf der Schulbank im 2. Studienjahr. Der Kalte Krieg schaukelte auf dem Zenit seines Daseins. So lief im Sommer 1971 ein amerikanischer Trägerverband in die mittlere Ostsee ein. Er bestand aus dem Flugzeugträger ,,INTREPID", den zwei Zerstörern ,,ROGERS" und ,,TAUSSIG" sowie der Fregatte ,,HARLEY". Kurz vor Bornholm machte der Verband kehrt und ging auf Gegenkurs Richtung Kiel.
Hier löste die Volksmarine für 2 LTS-Abteilungen a 10 Booten Gefechtsalarm aus, um einen Scheinangriff auf diesen Träger zu fahren. Als Führerboot wurde ein TS-Boot 206 (Shershen) eingesetzt. Bei den beiden LTS-Abteilungen war auch die Abteilung vom Kampfkern 1 dabei.
(Kampfkern 1 (KK 1) bedeutet, Bereitschaft am Südbug, Gefechtstorpedos an Bord und in kürzester Zeit einsatzklar.) Die zweite Abteilung lief mit dem TS-Boot vom Hafen Bug in Kiellinie durchs Fahrwasser bis zum Tonnenpaar A-1. Die Abteilung vom KK 1 lag bereits im Libben auf Warteposition. Die zweite Abteilung gesellte sich dazu. Das TS-Boot hatte die Funkmeßanlage im Einsatz, durch das günstige Wetter gab es Überreichweiten und so konnte der Verband schon auf 40 sm Entfernung ausgemacht und beobachtet werden. Als er sich zwischen Kap Arkona und Dornbusch (Hiddensee) befand wurde die Vorentfaltung und Ausgangsposition eingenommen. Nun muss man sich vorstellen, es handelte sich schließlich um 20 Boote, wovon 10 Gefechtstorpedos an Bord hatten, das heißt beim Angriff von 20 Booten sind das für einen ahnungslosen ,,Gegner" immerhin 40 Torpedos die da ins Wasser gehen können. Übrigens schreibt B. Keppler, er herrschte richtiges Torpedoangriffswetter, Sicht 3 sm, dunstig, Wind 3-4 Beaufort und See 2-3.
Es kam der Angriffsbefehl für diesen ,,Zangenangriff" der 20 Boote in 180°. Als Distanz werden 8 sm zum Ziel angegeben. Mit Höchstfahrt schossen alle Boote gleichzeitig bei einer Entfernung zum Ziel von 20-24 Kabeln. Das befohlene Zeichen des ,,Torpedoausstosses" war ein Stern weiß mit der Leuchtpistole. Theoretisch liefen nun 40 Torpedos auf den Träger zu, eingestellte Wassertiefe der Aale 2 m. Nach erfolgtem Schuss stoben die 20 Boote auseinander, um sich schnell vom ,,Gegner" zu lösen. Die Besatzung des Trägers hat sich sicher über diese Art der ,,Begrüßung" mit weißem Feuerwerk gewundert, Gott sei Dank.
Hätte der Kommandant des Trägers einen realen Angriff angenommen und Abwehrmaßnahmen eingeleitet, wäre es sehr schlimm ausgegangen. Mit Artillerie oder gestarteten Fliegern wären die Kleinen verloren gewesen. (Ende der Geschichte)
Bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas zur Technik der LTS-Boote. Es waren ,,fahrende, bemannte Torpedorohre", denn der Bootskörper war völlig ungeschützt. Luftangriffe hätten nicht bekämpft werden können und nur Geschwindigkeit reicht eben nicht immer aus. Sicher waren die Boote hauptsächlich für den küstennahen Bereich gedacht aber hin und wieder ging es auch weiter hinaus.
Und was auch wichtig ist, es wurde mit dem ganzen Boot gezielt und dann der/die Torpedoschu(ü)ss(e) durch Fußpedale beim Kommandanten ausgelöst. Der Ausstoß der Torpedos nach achtern mit dem Gefechtskopf nach vorn erforderte eine hohe Geschwindigkeit > 36 kn, um ein tieferes Abtauchen der Torpedos in flachen Gewässern zu vermeiden. Diesen Ausstoß in serienreife beherrschte nur die Volksmarine mit ihren LTS- und KTS-Booten. Die Aale wurden mit Druckluft ausgestoßen, dabei wurde durch einen Hebel die Maschine des Aals gestartet, um nach dem Eintauchen ins Wasser sofort mit dem Marsch auf das Ziel anzulaufen. In den Trainings, die ich selbst miterlebt habe, wurden immer gute und sehr gute Ergebnisse erreicht. Es gab aber auch Versager unter den Aalen und Grundläufer, was meist Verlust der Torpedos bedeutete.
Diese Boote hatten keine Eisklasse und wurden deshalb im Winter in einer großen Halle aufgeslipt.
... geht gleich weiter
Männer,
nun noch etwas zu den ,,Hydras". Ihr wisst sicher alle, dass dieses Boot drei bzw. vier Einsatzvarianten hatte. Dieses Holzboot, gebaut in der Berliner Yachtwerft, wurde über Land mit Spezialfahrzeugen nach Wolgst zur Peenewerft gebracht und ausgerüstet. Ein riesiger Aufwand. Die Bootskörper bestanden aus Mahagoniholz und mehrfach verleimtem Sperrholz. Wegen diesem Holzkörper mussten diese Boote wie auch der ,,Iltis" im Winter auf Slip aber zusätzlich auch noch im Sommer, um die Bootskörper auszutrocknen, sonst wären sie zu schwer geworden durch die Saugfähigkeit des Holzes.
Zur Technik: eigentlich alles wie ,,Iltis" nur der Maschinenraum hatte gleich hinter der Kanzel einen großen Zugang durch zwei klappbare Luken und die Torpedorohre lagen nicht oben auf. Die Kanzel hatte eine oberen Einstieg und einen seitlichen, die späteren Boote wieder nur obere Einstiege. Die Funkmessantenne, hier noch die KSA-3, wurde auch durch die TSR-333 ersetzt.
In der Bewaffnung waren unterschiedliche Varianten möglich.
Das Boot konnte als reine Torpedovariante mit drei Rohren gefahren werden, mit dem Mittelrohr und Minenablaufbahnen Stb. und Bb. je drei Minen KMD-500, mit dem Mittelrohr und Kampfschwimmern – Stb. und Bb. je acht Sitze oder auch möglich aber sehr wenig in Anwendung gebracht als Mannschaftstransportvariante mit 24 Sitzen (alle Rohre runter). Letzte Variante sollte dem Anlanden von Infanterie dienen. Wurde glaube ich nur ein oder zweimal praktiziert. Kampfschwimmer wurde bei etwa 24 kn abgesetzt, wer da nicht richtig abtauchte, oh weh.
Auch dieses Boot gegen Luftangriffe völlig schutzlos.
Bis bald
Eddy
Zur Erleichterung des Verständnisses für das Fahrwasser, was von den Booten bewältigt werden musste, hier ein Seekartenausschnitt mit der alten Betonnung (Buchstaben und Zahlen).
Und als zweites Foto die Operationszone der Volksmarine (vielleicht schon gesehen).
Eddy
Moin, moin!
Bei der im vorangegangenen Beitrag geteigten "Operationszone der Volksmarine" fällt mir auf:
Klare Abgrenzung zu Polen unter Berücksichtigung seiner Hoheitsgewässer.
Dagegen erstreckt sich die Operationszone großzügig auf Hoheitsgewässer der Bundesrepublik und Dänemarks, aber nicht auf Schweden.
Läßt das nicht "tief blicken"?
Gruß
klaushh
Nee@klaushh,
nicht die Operationszone mit Seegrenzen verwechseln. Die O-Zone stellt hier nur dar, in welchem Bereich Einheiten der Volksmarine zum Einsatz gekommen sind unter Beachtung der Hoheitsgewässer. Vom Funkmess abgesehen. Zum östlichen Nachbar Polen war eigentlich ein fließender O-Zonen-Bereich, das heißt, die Volksmarine hatte in angezeigten Bereich die Verantwortung für Aufklärung und Begleitung, ging es das betreffende Fahrzeug weiter Richtung Ost, wurde an die PSK übergeben und diese übernahmen die Aufgabe bis zum Zuständigkeitsbereich der BRF. Und bitte nicht vergessen, die Volksmarine hatte die "Türen" der Ostsee in Verantwortung. Der Druck aus östlicher Richtung für korrektes und zuverlässiges Handeln war groß. (Die Frage nach dem WARUM braucht Ihr hier nicht zu stellen.)
Eddy
Moin, moin!
@Eddy
Danke für die Antwort, die mich dennoch nicht befriedigt.
Du schreibst: "...Die O-Zone stellt hier nur dar, in welchem Bereich Einheiten der Volksmarine zum Einsatz gekommen sind...". Dabei sind mit "Einsatz" vermutlich nur Operationen in Friedenszeiten gemeint.
Nach der Karte umfaßt die O-Zone die ganze Lübecker Bucht bis unmittelbar an die Küste bis hinauf in Höhe Großenbrode und Fehmarn, und damit erstreckt sie sich ganz klar auf bundesrepublikanische Hoheitsgewässer. Und dort hat die VM doch wohl in Friedenszeiten nicht zu operieren.
Ähnlich sieht es bei den dänischen Hoheitsgewässern aus (z.B. bis unmittelbar vor Gedser).
Ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn die Bundesmarine in Friedenszeiten unmittelbar vor der Küste Mecklenburgs operiert hätte.
Gruß
klaushh
@klaushh,
sieh Dir bitte die schwarzen Dreiecke auf der Karte an und dann erkennst Du einen Radius in der roten, gezackten Linie. Das sind die Bereiche der jeweiligen Küstenfunkmessstation und daraus wurde diese rote Linie entwicklet. Also hier wesentlich mehr Wasser als in Wirklichkeit befahren wurde. Die Hoheitsgewässer wurden beim Einsatz in See beachtet, manchmal von beiden Seiten auch nicht. Aber dazu gibt es sicher schon einige Stories hier im Forum.
Eddy
Moin, moin!
@Eddy
Die rote Linie setzt sich also aus den Reichweiten der einzelnen "Küstenfunkmessstationen" zusammen und stellt nichts unbedingt die Grenze der "O.Zone" dar.
Dann bin ich ja wieder "beruhigt".
Gruß
klaushh
RICHTIG!
Die Beschriftung der Karte ist etwas unsachlich, hatte aber keine andere. Entschuldigung.
Eddy
Reichweiten der einzelnen "Küstenfunkmessstationen " :? Da gestatte ich mir aber doch zumindest gewisse Zweifel . Soweit mir bekannt ist lagen die "Messweiten " je nach Typ der Station zwischen 100 und 300 km und selbstverständlich hatte man da die gesamte Lübecker Bucht "im Griff".
Gruß - Achim - Trimmer
Ich vermute auch, dass die rot eingezeichneten Kreise nur imaginär sind. Die erreichten 40 sm bei Überreichweiten waren wohl auf die Boote bezogen. Wenn ich da an die Station Arkona denke mit ca. 40 m Höhe über Boden - da kommt Achim schon ganz nahe.
Ich war ja von 67-71 in Hörnum. Bei Überreichweiten hatte ich Fehmarn mit der Mecklenburger Bucht voll im Blick. :-D
Grüße Ronny
Hallo,
durch die Berichte von Eddy über den Stützpunkt Bug aufmerksam geworden, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen bei meinen diesjährigen Rügen Aufenthalt Dranske zu besuchen.
Ein Termin mit Eddy war schnell abgesprochen, und so trafen wir uns im Heimatmuseum Dranske.
Ein kleines aber feines Museum über die doch sehr wechselvollen Geschichte dieses Teils von Rügen.
Bei einen Rundgang war Eddy der kompetente Führer durch das Museum. Das Museum ist jeden Interessierten Rügen Besucher zu empfehlen. Im Anhang zwei Fotos das Luftbild ist während eines Rügen Rundfluges entstanden. Die Rundflüge werden vom Flugplatz Güttin angeboten.
Eddy vielen Dank für die Möglichkeit, dass wir uns in Dranske treffen konnten. Dir und dem Museum weiterhin viel Erfolg bei Eurer Arbeit der Erforschung der Geschichte dieses Teils von Rügen.
Gruß
Harald
Zitat:
"Zu den Motoren:
M503A ist ein Reihensternmotor, 42 Zylinder, 4000 PS und wurde auf den Booten 206 (Shershen) und 205 (OSA) gefahren"
Leider erst jetzt auf diesen Bericht aufmerksam geworden. Das Menschliche wurde ja bereits erörtert, aber das Sachliche muß noch weiter erwähnt werden. 42 Zylinder-Sternmotor, eigentlich sollte einen motormäßig wenig überraschen, dieser tut es dann doch. Hier hätte ich, auch wenn Eddy keine Erfahrung damit hat, gerne mehr von gelesen.
Zitat von: FAUN am 19 August 2014, 16:56:48
Zitat:
"Zu den Motoren:
M503A ist ein Reihensternmotor, 42 Zylinder, 4000 PS und wurde auf den Booten 206 (Shershen) und 205 (OSA) gefahren"
Leider erst jetzt auf diesen Bericht aufmerksam geworden. Das Menschliche wurde ja bereits erörtert, aber das Sachliche muß noch weiter erwähnt werden. 42 Zylinder-Sternmotor, eigentlich sollte einen motormäßig wenig überraschen, dieser tut es dann doch. Hier hätte ich, auch wenn Eddy keine Erfahrung damit hat, gerne mehr von gelesen.
Hier ist zumindest ein Foto vom Motor
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wassergek%C3%BChlter_42-Zylinder_Sternmotor.jpg
Und ein kleiner Bericht
http://www.technische-sammlung-hochhut.de/schnellbootmotor-42-zylinder.html
:MG:
Manfred
Hai
Technikmuseum Sinsheim.
Interessant, wäre eines eigenen Themas wert. Nur zur Abrundung, die Engländer konnten es auch, hier gab es, laut dem beigefügten Link, sogar Maschinisten, die sich vor dem Motor fürchtete. Ich hoffe, daß es bei der VM und dem russischen Sternmotor nicht auch so war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Napier_Deltic
moin,
das in FAUN's Link erwähnte "ehemalige Schnellboot der Kriegsmarine war S 130, das diese Motoren auch in der Bundesmarine-Zeit als Schulboot UW 10 behielt.
Gruß, Urs
Hallo alter Freund,
habe mir gerade Deine Geschichte durchgelesen und an vielen Stellen gemerkt: manches ist bei mir ähnlich gelaufen. Gleiches Studium an der OHS (Du warst bei uns im AK 71 sicher auch Gruppenführer in der Grundausbildung ...), ab 4. Studienjahr spezielle Ausbildung für Schnellläufer (bei mir M503A), vorher im 3. Studienjahr bereits ausgesucht als Polit-Kader. Nach der Ernennung zum Offizier Dranske (WI auf 732) und spätestens knapp zwei Jahre später haben sich unsere Wege wieder gekreuzt in der Politabteilung der 5.RTSB - ich damals als Instrukteur für Jugendarbeit. War eine gute Zeit und ich kann mich sogar noch an viele Dinge erinnern. U.a. an eine gemeinsame "Expedition" ins Sperrgebiet am Bug oder eine Autotour in Deinem "Sapo". Unsere Wege haben sich wenig später getrennt - ich bin nach Stralsund an die OHS bis fast zum Ende 1990 ...
Fast genau vor 2 Jahren haben wir uns - nach langer Zeit - mal wieder an dem Ort getroffen, wo wir einst zusammen gedient hatten.
Grüße an die Küste von Deinem alten Mitstreiter
LG Harald Henkel (FK d.R:)
Zitat von: FAUN am 20 August 2014, 09:08:05
Interessant, wäre eines eigenen Themas wert. Nur zur Abrundung, die Engländer konnten es auch, hier gab es, laut dem beigefügten Link, sogar Maschinisten, die sich vor dem Motor fürchtete. Ich hoffe, daß es bei der VM und dem russischen Sternmotor nicht auch so war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Napier_Deltic
Moin, moin, FAUN,
Deine Frage ist garnicht soverkehrt,
bei den Osa's und Shershen's waren mit dem 42-Zylnder-Sternmotor wohl nicht soviele Probleme, da sie ja mit höheren Drehzahlen gefahren wurden,
bei den Schiffen der 133-Parchim-Klasse, gabs mit dem M304-56-Zylinder-Sternmotor reichlich Probeme, wie brennende Abgasschächte und andres, besonders wenn sie mal ganzlangsam fahren mußten, wie z.B. bei Revierfahrt und U-Boot begleitung, deshalb waren, wenn sie ein U-Boot begleiten mußten, immer 2 Schiffe im Einsatz, einer fuhr die Anlagen 1 Stunde lang frei, danach wurde getauscht und das angere Schiff fuhr dann 1 Stunde die Anlagen frei, danach wurde wieder getauscht,
hätte man vieleicht für die Mittelanlage einen anderen Motor mit 12 oder 16 Zylinder mit ca 3000 - 4000 PS eingesetzt und dann auf ca 2 - 5 Knoten geringere Höchstgeschwindigkeit verzichtet, wäre auch eine ganzlangsame Fahrt möglich gewesen,
wie es sich bei den RS-Booten der Saßnitz-Klasse mit den weiter entwickelten M520-56-Zylindersternmotoren verhielt, hab ich noch nichts gelesen,
:MG: