Hallo liebes Forum,
mein Großvater Albert Spohn war in den 1930iger Jahren bis zum Kriegsausbruch Kapitän auf dem Fischdampfer "Otto Flohr" Kennung: P.C. 317. Wenn ich mich an Berichte meiner Familie erinnere fuhr er hauptssächlich von Cuxhaven aus zum Fang bis Nord-Norwegen.
Ich habe jetzt ein Foto des Schiffes gefunden und werde es hier einstellen.
Da die Hochseefischreiflotte nach dem 1. Sept. 1939 an die Marine ging interessiert mich der Verbleib des Schiffes im Krieg oder danach.
Beste Grüße
Paul
Moin Paul,
da kein Dein Opa aber nur wenige Tage an Bord gewesen sein, da der Dampfer erst im Juli fertig wurde.
Die Geschichte des Dampfers wurde etwas ausführlicher als die unten stehenden Daten in
Männer vom Morgenstern - Heimatbund an Elb- und Wesermündeung, Jahrbuch 2008, S. 257-272 beschrieben.
Einen Sonderdruck davon habe ich leider nicht mehr. Das Buch gibt es aber bestimmt über die Fernleihe.
Anbei die Daten des Dampfers:
OTTO FLOHR 1939 - 1944
D U B P, ab 4.: F P T P, ab 51: D E U P
1939 Deschimag, Werk: Seebeck, Wesermünde (629)
639 BRT, 235 NRT
57,01 x 8,58 x 4,43 m, 5,03 m
M= 1939 Bauwerft, III Abd., 1000 PS
380 x 610 x 1000 mm, 660 mm, 12,7 kn
K= 1939 Bauwerft, 16, 250
5400 Korb, 23 - 25 Mann
06.1939 Stapellauf
07.1939 Ablieferung
1939 OTTO FLOHR = PC 317
"Nordsee" Deutsche Hochseefischerei AG,
Cuxhaven (Ge)
05.09.1939 an Kriegsmarine: (erfaßt)
05.09.1939 Umbaubeginn bei Bremer Vulkan, Bremen-Vegesack
19.09.1939 Fertigstellung
21.09.1939 M 1801 (Indienststellung)
10.02.1942 02.05 Uhr, schwer beschädigt Nordsee n. Ameland,
0,5 sm o. Tonne E bei Räumarbeiten an eigener
Minensperre
11.02.1942 18.30 Uhr, eingeschleppt Wesermünde
repariert bei Bauwerft
04.08.1942 Probefahrt
15.01.1943 M 4450
08.06.1943 03.32 Uhr, kollidiert beim Einlaufen Dieppe mit
deut. Motorschlepper H 10 S = ROLAND GARROS
(1927 / 80 BRT)
H 10 S = ROLAND GARROS gesunken
11.05.1945 beschlagnahmt in La Rochelle von Frankreich
1945/49 Rückbau zum Fischdampfer in Nantes
1946 OTARIE = F 1031
franz. Regierung, Fecamp (Fr)
(Mgr:) Armateurs de la Grande Peche de Fecamp et
du Havre
Vermessung: 419 BRT, 185 NRT
184.5' x 28.1' x 16.9'
12.1951 verkauft
1951 SAARLAND = BX 608
Partenreederei
(K-R:) Siebert & Co., Bremerhaven (Ge)
neue Vermessung: 657 BRT, 238 NRT
07.1953 SAARLAND = BX 608
Partenreederei
(K-R:) Siebert & Co., Bremerhaven (Ge)
(Chart:) Cuxhavener Hochseefischerei GmbH
28.06.1954 verkauft
29.06.1954 PREUSSEN = BX 608
Cuxhavener Hochseefischerei GmbH, Bremerhaven (Ge)
30.04.1962 an Hamburg zum Abbruch bei Walter Ritscher
Gruß Hans
Hallo Hans,
vielen Dank für die ausführliche Verbleibbeschreibung der Otto Flohr. In der Tat, die Zeit zwischen Indienststellung und Abgabe an die Kriegsmarine war sehr kurz, dürfte wahrscheinlich mal grade für ein Fangreise gereicht haben.
Das er Käptn war auf dem Dampfer ist aber verbürgt.
Danke für den Buchtipp, werde mal schauen.
Beste Grüße und frohe Weihnachten
Paul
Hallo Paul,
da hätte ich selbst drauf können können, dann war Dein Opa Alfred Spohn.
Der Dampfer machte zwei Reisen, 9. Juli 1939 zur Bäreninsel, 27. Juli 1939 am Markt mit 4500 Korb, und 29. Juli 1939 wieder zur Bäreninsel und 21. August mit 4900 Korb am Markt.
Gruß Hans
Alfred oder Albert?
Hallo,
gut aufgepaßt lieber kgvm: ALBERT war sein Vorname, SPOHN sein Nachname. Er wurde 1889 in eine Fischerfamilie im Fischerdorf Neupassarge am Frischen Haff bei Braunsberg/Ostpreußen geboren. Als er mit 14 Waise wurde kam er zu einem Onkel aufs Boot und wurde Hafffischer. !910 wurde er zur kaiserlichen Marine gezogen und diente dort bis 1913 beim Ostindien Geschwader zwischen Tsingtau und Bismarck-Archipel. Bis zum 1. WK fuhr er als Vollmatrose auf Fischdampfern der Hochseeflotte von Hamburg aus auf Fang.
Mit dem Beginn des 1. WK wurde er aktiviert und war bei der Küstenschutzflotille auf der Ostsee. Hier erhielt er eine nautische Ausbildung, so dass er gegen Kriegsende als Bootsmann ein Vorpostenboot führte. Die nautische Ausbildung erlaubte es ihm nach dem 1. WK zunächst als Steuermann und später als Kapitän bis zum Beginn des 2. WK auf Fischdampfern der Hochseefischereiflotte zu fahren. Zunächst von Hamburg, aber dann hauptsächlich von Cuxhaven aus bis Nordnorwegen und ins Weiße Meer hinein zu fahren. Häufig endeten die Fangreisen nicht in Cuxhaven sondern im britischen Hull und Aberdeen.
Im 2. WK war er als Sonderführer bei der Luftwaffe im Seefliegerbergedienst eingesetzt, hauptsächlich Ostsee sowie dänische und norwegische Küsten.
Nach dem 2. WK musterte er auf dem zweiten Fischdampfer-Nachkriegsneubau (etwa 1949), der ECKERNFÖRDE an und fuhr noch einige Zeit und setzte sich dann aber bald zur Ruhe auf dem kleinen Bauernhof in Dithmarschen, den er seiner Frau Rosa 1928 gekauft hatte. Dort verstarb er im Sommer 1954 an einem Herzinfarkt. Damals war ich sechs Jahre alt und noch heute erinnere ich mich gerne an ihn, allerdings Salzheringe esse ich bis heute nicht, die standen zu jener Zeit bei uns fässerweise herum.
Beste Grüße
Paul
Danke Klaus Günther, da habe ich ja in meinen Notizen einen dicken Bolzen versteckt gehabt.
Gruß Hans
moin,
Zitat von: HJH am 19 Dezember 2013, 11:28:43
10.02.1942 02.05 Uhr, schwer beschädigt Nordsee n. Ameland, 0,5 sm o. Tonne E bei Räumarbeiten an eigener Minensperre
in Anbetracht des Datums und der Umstände erlaube ich mir die Vermutung, daß diese Räumarbeiten in Vorbereitung des Unternehmens "Cerberus" (Kanaldurchbruch) stattfanden.
Gruß, Urs
Zitat von: Paul Spohn am 19 Dezember 2013, 16:22:06
1910 wurde er zur kaiserlichen Marine gezogen und diente dort bis 1913 beim Ostindien Geschwader zwischen Tsingtau und Bismarck-Archipel.
Woher kommt denn diese in Verbindung mit der Kaiserlichen Marine bis dato unbekannte Bezeichnung
Ostindien Geschwader ?
Gruß
Jong
Moin Urs,
mit der Vermutung liegst Du richtig (siehe KTB 18. Minensuchflottille)
Gruß Hans
Hallo Jong,
danke für den Hinweis, Ostindien und Ostasien habe ich wohl irgendwie durcheinander bekommen. Muß wohl richtig Ostasiengeschwader heißen.
Bei Wikipedia gibt es einen guten Überblick über diesen Teil der kaiserlichen Marine.
Beste Grüße
Paul