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Flotten der Welt => Die französische Marine => Französische Flotte - Allgemein => Thema gestartet von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 10:52:36

Titel: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 10:52:36
In 1897, the French Navy issued a new doctrine for gunnery control. During gunnery training exercises to test the new system, BRENNUS and the ironclad battleships NEPTUNE and MARCEAU got 26% hits at a range of 3,000 to 4,000 m (3,300 to 4,400 yd). Their success prompted the Navy to make the method the standard for the fleet in February 1898.

Würde ich gerne mehr darüber wissen. Hat jemand das Buch von Ropp oder eine andere Quelle?

Und um das einzuordnen: In 1897 hätten britische Kriegsschiffe auf 2.000 m Entfernung nicht einmal den Mount Everest getroffen....
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 11:29:16
Nochmal kurz zu Brennus:
Obwohl schon 1888 auf Stapel gelegt, war sie ein echter Technologie-Träger
- erstes französisches Schlachtschiff mit Dreifach-Expansionsmaschinen (13.900 PS für bis zu 18 Knoten)
- erstes französisches Schlachtschiff mit Belleville-Wasserrohr-Kesseln
- erstes Schlachtschiff außer PRAT mit rotierenden Türmen für die Mittelartillerie auf dem Oberdeck
- erstmals Zusammenfassung eines größeren Teils der Mittelartillerie in einer Zentralbatterie auf dem Hauptdeck mit Vertikalpanzerung oberhalb des Gürtels. Dieses Panzerschema wurde von den Deutschen für die zwischen 1898 und 1907 gebauten gürtelgepanzerten Kriegsschiffe adaptiert.
- die relativ langsam feuernden drei 340mm/modele 1887-Geschütze der Hauptbatterie (ein Doppel- und ein Einzelturm, Kaliberlänge 45), die ein vermutlich 417 kg schweres Geschoss auf ein vermutete Reichweite von circa 13.000 Metern verfeuern konnten, waren die Schwersten ihrer Zeit. Durch einen im nachhinein eingebauten neuen Lademechanismus verbesserte sich die Kadenz von 1 Schuss/8 Minuten auf 1 Schuss/2 Minuten.

mit anderen Worten: sehr innovativ....
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Urs Heßling am 05 August 2014, 11:56:03
moin,

Zitat von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 10:52:36
Und um das einzuordnen: In 1897 hätten britische Kriegsschiffe auf 2.000 m Entfernung nicht einmal den Mount Everest getroffen....
Das änderte sich aber unter Jackie Fisher, Percy Scott und Frederick Dreyer dramatisch ...

Zitat von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 11:29:16
- erstmals Zusammenfassung eines größeren Teils der Mittelartillerie in einer Zentralbatterie auf dem Hauptdeck mit Vertikalpanzerung oberhalb des Gürtels. Dieses Panzerschema wurde von den Deutschen für die zwischen 1898 und 1907 gebauten gürtelgepanzerten Kriegsschiffe adaptiert.
mit anderen Worten: sehr innovativ....
eben das wurde hier im Forum als Schwäche der deutschen Panzerkreuzer hervorgehoben ..

so unterschiedlich sind eben die Meinungen  :wink:

Gruß, Urs
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 13:56:45
Hallo Urs,

Danke erstmal für die Antwort...

Scott hat es geändert, das schlechte Schießen der Engländer. Dumaresq hat mit seinem Gerät ab 1906 das berechnete Schießen auf große Entfernungen ermöglicht. Dreyer hat damit nichts zu tun, da der zentrale Bestandteil eines "Dreyer-tables" das Gerät von Dumaresq war.

Das Zusammenfassen der Mittelartillerie eines gepanzerten Pre-Dreadnought-Kriegsschiffes in einer gepanzerten Zentralbatterie war bei BRENNUS und auch bei einigen späteren Bauten der Franzosen dem Interesse geschuldet, möglichst viele Kanonen auf einer "klein gehaltenen" Platform geschützt aufzustellen. Genauso hielt es dann auch die kaiserliche Marine, deren Plattformen ebenfalls Sparstrümpfe waren. Das Gegenargument, dass ein schwerer Treffer des Gegners nicht nur eines, sondern gleich mehrere Geschütze in der Batterie ausschalten könne, ist zutreffend. Wenn man aber bei einer begrenzten Tonnage seine Artillerie bestmöglich schützen will, dann war dies damals der beste Weg dazu...
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Urs Heßling am 05 August 2014, 14:01:54
moin,

Zitat von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 13:56:45
Dumaresq hat mit seinem Gerät ab 1906 das berechnete Schießen auf große Entfernungen ermöglicht. Dreyer hat damit nichts zu tun, da der zentrale Bestandteil eines "Dreyer-tables" das Gerät von Dumaresq war.
Da hast Du natürlich recht. Aber die Ehre geht immer an die Chefs  :roll: :-D :MS:

Gruß, Urs
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Matrose71 am 05 August 2014, 14:11:10
Ich bin jetzt etwas verwirrt, vielleicht habe ich aber auch nur die falschen Bücher gelesen.

Laut meines Wissens haben die Russen nicht nur Schiffe, sondern auch das Equipment für die Feuerleiting hauptsächlich von den Franzosen gekauft oder adaptiert ( Zessarewitsch und Borodino Klasse), während die Japaner nach meinem Wissen komplett mit englischer Technik und Equipment fuhren.

Warum haben die Japaner dann bei Tsushima wesentlich besser getroffen und waren gerade was Schussfolgen und Treffer auf weite Entfernung anbelangt wohl deutlich besser?

Wie sieht denn die Feuerleitung bei den Deutschen aus, z.B Wittelsbach Klasse oder Braunschweig Klasse, die man ja mit den russischen und japanischen Schiffen bei Tsushima vergleichen kann?

Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 05 August 2014, 16:32:40
@Matrose71,

die bessere Schussfolge der 12" auf japanischen Schiffen war technisch bedingt. Dafür war die russische Technik (basierend auf französischer Technik) weniger anfällig und sicherer (Pulver!).
Tsushima ist ein schlechtes Beispiel, um die russischen und japanischen Fähigkeiten zu vergleichen. Die Schlacht im Gelben Meer ist deutlich aussagekräftiger.
Trefferrate bei den Japanern 4,7%, bei den Russen 4,1%. Bemerkenswert dabei, beide Seiten erzielten Treffer jenseits der 10.000m-Marke. Die Japaner waren statistisch keinesfalls deutlich besser als die Russen, sie verschossen ihre Munition nur schneller, was am Ende des Gefechts zum Problem wurde. Ohne die Glückstreffer auf "Zäsarewitsch" wäre der russische Durchbruch gelungen.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Urs Heßling am 05 August 2014, 16:45:04
moin, Thomas,

Zitat von: Spee am 05 August 2014, 16:32:40
Dafür war die russische Technik (basierend auf französischer Technik) weniger anfällig und sicherer (Pulver!).
Also diesen Satz hätte ich angesichts der französischen und russischen Schlachtschiffverluste durch Pulverdetonation (?) doch gern einmal erläutert und begründet gesehen.

Gruß, Urs
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 05 August 2014, 17:44:19
@Urs,

Selbstentzündungen der Pulverladungen waren auf russischer Seite eher unbekannt, da die Russen  kein Cordit oder Shimosa verwendeten. Beide Stoffe führten als Treib- oder Sprengladung auf japanischer Seite zu Verlusten (auch später noch). Die Russen benutzten eigene Munition, die französische mit Poudre B nicht, aber die russischen 12"-Geschütze der "Borodino" waren Canet-Derivate.
Die Abfeuerung der russischen Geschütze wurde noch über Kordel vorgenommen, die japanischen elektrisch. Die russische Variante wirkt altbacken, bei der damals noch recht bescheidenen elektrischen Absicherung war das allerdings nur bedingt von Nachteil.
Eben russisch: nicht up-to-date, aber einfach und wenig störanfällig.

Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 05 August 2014, 17:50:25
@Ekke,

sowas?

The French Navy had not developed a Director, but in the early 1890s were keenly aware of the importance of Range and Order Transmitters to get the necessary information from the Gunnery Officer to the batteries of Quick Firing guns. The first proposal for such a system to warrant trials came from L V Loncelet in 1893. This was a system of cables and lamps to transmit bearing, range and deflection. Each turret/barbette would have eight cables for eight lamps. But the system could handle only five pre-set ranges between 400 and 2200 meters, and deflection was also restricted to five values. It was tried on the Neptune, but was ultimately considered insufficient.
A system from L V G, Eng was tried in 1895 in Amiral Duperre' successfully, and by November of 1897 was aboard Brennus, Jureguiberry, Marceau, Neptune and Amiral Charner. The equipment in- volved six dials to be read in pairs, from right to left. The right hand dial for range was graduated in 1000 meter increments, from 1000 to 4000. The left hand dial was graduated in 100 meter increments from 0 to 900. The right hand Deflection dial was split into right and left scales, to distinguish between fore and aft direction of target movement. It showed target speed in knots in 10 knot increments from 0 to 30 on each side. And the left hand dial was denoted in knots from 0 to 9. Target bearing was handled much the same as deflection. Both sides of the Right hand dial had two increments, 0 and 100, while the left hand dial was graduated in 10 degree increments from 0 to 90.
In early 1898 a competing system appeared, having previously been tried on the cruiser Latouche- Treville. This was the L V Germain hydraulic system using nanometers instead of electric voltmeters as in the Eng system. It had only four dials, including one for orders. Deflection, right and left, was in 2 knot increments between 0 and 30. Range was in 100 meter increments from 1000 to 5000. And bearing was given on a single scale from 10 degrees to 180 degrees in 10 degree increments. Trials in 1899 proved so successful that it supplanted the Eng system for new construction.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 18:06:31
Danke Thomas: Ich habe zwar Literatur zu dem Thema, und weiß, dass die Franzosen was in Petto hatten, aber was es war, wusste ich bisher nicht und jetzt bin ich ein gutes Stück schlauer... :-D

@7: Urs, hat er gut geantwortet, der Kollege, wusste ich auch noch nicht!

@6, Thomas: Yellow Sea ist absolut das Theater, das zum Vergleich heran gezogen werden kann, Thomas, und nicht Tsushima. In der Yellow Sea-Schlacht standen professionelle russische Kanoniere in den Türmen und Kasematten. Bei Tsushima waren es frisch eingezogene Bauern. War es POLTAVA, die YAKUMO auf 13.000 m Entfernung traf?

@5: Der Name Percy Scott ist hier ja schon gefallen. Der hat die englische Schiffsartillerie revolutioniert. Er hatte mehrere sehr einfache Apparate erfunden, mit denen man besser zielen lernen konnte, besser den Abschusszeitpunkt beim "Rollen" des Schiffes üben konnte und mit denen man die Erhöhung der Feuergeschwindigkeit trainieren konnte. Diese Apparate standen den Japanern ab Spätjahr 1904 zur Verfügung. Die haben geübt, als gäbe es kein Morgen mehr. Und als Resultat aus "Yellow Sea" haben sie Feuerdisziplin geübt. Feuereinstellung immer dann, wenn man nichts mit Effekt treffen kann.

Dennoch: Als Njebogatov anderntags den Rest des Geschwaders per Kapitulation übereignet hat, wusste er nicht, dass Togo kaum noch Munition hatte. Dumm, irgendwie. Das muss man doch peilen als lang gedienter Offizier, was der Gegner an Mun verschossen hat. Die restlichen Russen hätten durchbrechen können....
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 18:18:01
@5 again:

Die Russen hatten ihr eigenes, relativ kompliziertes, Feuerleitsystem.

Außerdem hatten die Russen auf ihren neuen Linienschiffen englische 1,4m-Basisgeräte. Aber mit denen haben die sich nur die Landschaft angeschaut.... :-D
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Matrose71 am 05 August 2014, 18:20:26
Und wie sieht es bei den Deutschen 1904/1905 aus, hatten die auch schon was gescheites entwickelt?

Wenn man schon schnellschiessende Kanonen ab 1898 entwickelt, konnte da die Feuerleitung mithalten?
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 05 August 2014, 18:24:17
@Ekke,

By the start of the war in 1904, Retvizan and the Tsesarevich each had one Barr & Stroud FA2 rangefinder and the Borodino-class later received one Barr & Stroud FA3 rangefinder, but none of the Russian battleships in the 1st Pacific Squadron had telescopic sights. The battleships in the 2nd Pacific Squadron were equipped with the Perepelkin optical sight just before sailing and their crews were not trained in its use.

Quelle: Robert Forczyk: Russian Battleship vs. Japanese Battleship
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Urs Heßling am 05 August 2014, 18:34:14
moin,

Zitat von: Leutnant Werner am 05 August 2014, 18:06:31
@7: Urs, hat er gut geantwortet, der Kollege, wusste ich auch noch nicht!

Ja  top :MG:

aber die Franzosen, auf deren Technik er sich bezog, hatten mW durchaus Schwierigkeiten mit "Poudre B" ..  :roll: ... da fallen mir die Namen Iéna und Liberté ein  :|

Gruß, Urs
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 05 August 2014, 18:46:26
@Urs,

die Russen haben ausgiebig Pulversorten getestet (mit z.T. üblem Erfolg für die Tester). Sie verwendeten wet cotton und black powder statt dem instabilen Poudre B und ähnlichen "Selbstvernichtern".

@Ekke,

da Dewa aus achterner Position zur russischen Linie aufschloss, kann der 12"er faktisch nur von "Poltawa" gekommen sein. Ansonsten wäre die Entfernung noch größer als die unglaublichen 13.000+ Meter. "Poltawa" hat vorher schon auf 8,5km+ zwei Treffer auf "Mikasa" und einen auf "Nisshin" erzielt. Selbst diese Entfernung war damals mehr als jenseitig.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 06 August 2014, 09:06:20
@Matrose 71:
1885 Erstes Schießen auf große Entfernungen (bis 5000 m) durch das Panzerschiff Bayern
1891-93 Schießversuche mit dem Panzerkanonenboot Brummer und der gedeckten Korvette Carola zur Entwicklung von Schießverfahren und Schießlisten
Ab 1893 Schießprogramme für die Manöverflotte
Ab 1894 Einführung von Fernrohrvisieren zum Bestimmen der Gefechtsentfernung
1897 Einführung eines so genannten Standgerätes für die Entfernungsunterschiedsbestimmung
Ab 1905 Einführung stereoskopischer Entfernungsmeßgeräte Fa Carl Zeiss Jena, ab 1908 flächendeckende Ausrüstung der Schiffe mit diesen "Basisgerät" genannten Apparaten
Ab 1908 Einführung eines EU/SV-Anzeiger genannten Gerätes. Hierbei handelte es sich um eine Art mechanischen Computer zur Bestimmung des Entfernungsunterschieds, der Entfernungsunterschieds-Änderungsrate und mithin des Vorhaltewinkels der Batterie für das Gefecht auf große Entfernungen (deutscher "Dumaresq").
Kwelle: Schmalenbach

Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 06 August 2014, 11:40:29
@Spee:
Wg. Yakumo-Treffer bei Yellow Sea, 15.40 h. Ich habe den ersten Teil des neuen Standard-Werks von Petr Olender, und der Treffer wird darin nicht explizit erwähnt.

Ich habe mal weiter geschaut, und siehe da: Ich habe den Forczyk auch :-D
Sogar in Papierform :MLL:

Aber da wird nur der Treffer erwähnt, und nicht, wer ihn erzielt hat...

@Matrose 71: Die Deutschen waren nach meiner Einschätzung genauso wie die Franzosen den Russen und Japanern zur Zeit des Russisch-Japanischen Krieges in der Feuerleitung weit überlegen. Aber das ist ja meinem vorherigen Beitrag leicht entnehmbar. Sie befanden sich zusammen mit den Österreichern und Engländern hier in der Spitzengruppe vor dem 1WK. Russland hat aus dem Krieg gegen Japan gelernt und in diese Spitzengruppe aufgeholt. Die Amerikaner, Japaner und Italiener blieben dagegen etwas zurück. Soweit meine 5 cents.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 06 August 2014, 12:16:30
@Ekke,

Aber da wird nur der Treffer erwähnt, und nicht, wer ihn erzielt hat...

Schlußschiff der russischen Linie war "Poltawa" und Dewa kam von achtern auf. Damit bleibt nur "Poltawa" als "Schütze". Hätte ein anderes russisches Schiff geschossen, wäre der Treffer auf 14-15.000m erzielt worden. Noch unwahrscheinlicher, wenn auch nicht ganz auszuschliessen.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Matrose71 am 06 August 2014, 13:21:05
Danke ersteinmal an Alle für die ausführlichen Antworten und insbesondere an Leutnant Werner für die Darstellung der deutschen Entwicklungen.

Ich fand den Thread und auch die französchischen Entwicklungen sehr interessant gerade in Bezug auf die russische Flotte.

Ich hatte insbesondere auch deshalb nach den deutschen Entwicklungen gefragt, weil im NavWeapons Forum die Frage gestellt wurde, wie sich die HSF 1905 anstelle der Japaner gegen die russische Flotte in der Ostsee schlagen würde.

Nach meinen Recherchen verwendeten die Russen ja hauptsächlich französisches Equipment, hatten aber lange Probleme mit der Panzerplatten Fertigung. Ausser Poltava, als einziges Schiff ihrer Klasse,
Revitzan, Zessarewitsch und die Borodino Klasse hatten keine anderen Schiffe nach meiner Recherche Krupp Cemented Panzerung (Potomkin mal außen vor da im Schwarzen Meer, Einsatzbereitschaft?), alle anderen fuhren Harvey Platten oder normale Nickelplatten. Die Borodinos hatten nach mehreren Quellen erhebliche Probleme mit ihrem Gewicht und der Gürtelpanzer lag unterhalb der Wasserlinie, wenn sie Kriegsbeladung fuhren.

Insoweit war meine Analyse, dass wenn die HSF 4 Braunschweigs bis Mitte 1905 einsatzbereit bekommt, die Braunschweig Klasse der große Trumpf in solch einem Gefecht sein könnte, da sowohl die Kaiser Friedrich III Klasse als auch die Wittelbach Klasse auf weite Entfernung (8000yards +), wohl erhebliche Probleme mit einem Durchschlag hätte, mit den 24cm Geschützen.

Insoweit war es für mich sehr interessant zu erfahren, wie die Feuerleitung und die Trefferaussichten auch auf weite Entfernung (8000yards +) der HSF im Vergleich zur russischen Flotte um diese Zeit eingeschätz wird.

Ich halte Revitzan und Zessarewitsch für gute und ausbalancierte Schiffe, die sehr gefährlich sind, die Borodino's eher weniger, dass große plus der deutschen Schiffe sehe ich in der durchgehenden Krupp Cemented Panzerung ab der Kaiser Friedrich III Klasse und durch die neuen Turmentwicklungen ab 1898 in der schnellen Feuergeschwindigkeit, wenn man trifft.
Allerding halte in solch einem imaginären Szenario die Braunschweig Klasse für essentiell und als den entscheidenden Vorteil, durch ihr Panzerlayout, Schussfolge und 28cm Kaliber.
Das alles natürlich nur, wenn es zu einer offenen Seeschlacht der beiden Flotten in der Ostsee kommen würde. Mich interessierte dieses what if Thema ausschließlich von der technischen Seite in Bezug auf Schiffsentwicklung, Panzerung, Kanonen und Feuerleitung.

Sorry Leutnant Werner, dass ich etwas deinen Thread gekapert habe, ich hoffe du siehst es mir nach, allerdings hast du bereits "versteckt" deine Meinung zu diesem Thema geäußert.

Kann man nach deinen Aussagen in diesem Thread,
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,11614.msg129668.html#msg129668

davon ausgehen, dass die HSF 1905 noch keine Abfeuergeräte hatte?
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 06 August 2014, 14:07:23
Nein, Abfeuergeräte gabs nicht in 1905, das war jetzt aber nicht so schlimm, da ein geübter Geschützführer wusste, wann er zu feuern hatte, und diese Geschützplattformen zum Beispiel in der Ostsee wohl selten stark rollten und schlingerten.

In einer Schlacht gegen die Japanische oder die russische Flotte schätze ich die Braunschweigs als allen gegnerischen Schiffen überlegen ein. Grund: Standfestigkeit.
Selbst die Brandenburgs und die Wettins würden sich halten können. Ein bisschen ungünstiger beurteile ich die alte Kaiser-Klasse, da deren Panzerung einen "durchschlagenden Erfolg" des Gegners mit HE-Munition praktisch im kompletten Überwasserschiff zugelassen hätte.

Bei den Schiffen jener Zeit gab es mehrere Punkte, die sie verwundbar machten. Nicht nur Treffer, die den Gürtelpanzer in Höhe der Wasserlinie durchschlugen. Diese Schiffe waren nicht gut genug gegen "plunging fire" durch ihre Panzerdecks geschützt. Ein großes Problem bestand darin, dass Teile des Überwasserschiffs, namentlich an den Schiffsenden und in den Aufbauten, vertikal nicht gepanzert waren. Bei Beschuss mit HE-Munition selbst durch des Gegners Mittelartillerie konnten leicht großflächige Brände entstehen. In einem brennenden Schiff kann man nur schwer kämpfen, siehe KNJAZ SUVOROV.

Egal, ob Creusot, Harvey oder KC: Forczyk meint, dass Japaner und Russen die gegnerischen Gürtelpanzer mit ihren 12- und 10-Zöllern auf eine Entfernung jenseits 50 hm nicht mehr durchschlagen konnten.

RJETVIZAN und TSESAREVITCH waren wohl mit die besten Schlachtschiffe ihrer Zeit. Insbesondere der TSESAREVITCH ist sehr beeindruckend. Er soll bei Überlast über kurze Strecken 19,5 Knoten erreicht haben und steckte auch sonst voller Novitäten.

Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Spee am 06 August 2014, 21:19:10
Servus,

Ich hatte insbesondere auch deshalb nach den deutschen Entwicklungen gefragt, weil im NavWeapons Forum die Frage gestellt wurde, wie sich die HSF 1905 anstelle der Japaner gegen die russische Flotte in der Ostsee schlagen würde.

Die russische Ostseeflotte war m.E. die schlechteste der 3 russischen Flotten, z.B. wurden die "Borodino's" völlig übereilt in Dienst gestellt, ohne Training für die Besatzungen usw. Viele Einheiten des 2.Geschwaders waren faktisch kaum einsatzfähig und es ist bemerkenswert, dass alle Schiffe den Pazifik erreicht haben.
Dazu ein z.T. recht unfähiges Offizierskorps und völlig untrainierte Besatzungen.
Gegen die ohne Frage gut trainierte deutsche Flotte sehe ich die russischen Ostseeflotte von 1905 auf der Verliererseite.
Anders wäre es, wenn die Schwarzmeer- oder Pazifikflotte unter entsprechender Führung (Makarov o.ä.) angetreten wäre.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Matrose71 am 07 August 2014, 22:58:52
Magst du das noch ein wenig ausführen?

Bei einer imaginären Schlacht bin ich schon davon ausgegangen das RJETVIZAN und TSESAREVITCH bei der Baltic Flotte wären.
Schätzt du anders als ich und Ekke die Braunschweig Klasse schwächer ein oder Makarov so viel stärker als deutsche Admiräle?

Oder ist für dich der Ausgang der Schlacht einfach offen?
Mir geht es hier eher um technische Dinge die Besatzungen sehe ich eher als gleich stark.
Titel: Re: Französische Doktrin zur Feuerleitung von 1897
Beitrag von: Leutnant Werner am 08 August 2014, 13:16:23
Bevor der Thomas, was da zu sagt, hier noch einige Punkte, die für die HSF sprechen:


Die Russen hatten zwar streng genommen mit den 12-Zöllern schwerere Geschütze in der Hauptbatterie als die Deutschen, in den 330 kg schweren Granaten steckte aber ein eher harmloser Sprengstoff, die Granaten fragmentierten schlecht und capped AP-Munition war praktisch nicht vorhanden. Die Feuerleitung mit dem Liuzhol-Entfernungsmesser und dem Geisler-Transmitter war kompliziert und langsam. Die Deutschen hatte eine gescheite Munition, eine gescheite Feuerleitung (Eingabeln von Zielen im Fernkampf innerhalb von 5 Minuten wurde angestrebt) und konnten schneller schießen. S.M.S. Braunschweig und S.M.S. Elsass, die 1904 in Dienst stellten und daher ins Szenario passen, hatten 28cm-Geschütze, die ein 300 kg schweres Geschoss mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 840 m/s (Russen 790 m/s) verschoss und daher dem russischen 30,5-cm-Geschütz als überlegen angesprochen werden muss.

Außerdem hatten die Deutschen zweifelsohne Vorteile im Manövrieren im Geschwader, ein in einer Seeschlacht nicht zu unterschätzender Faktor.

Zusammenfassung: In 1904 hatten die Deutschen nicht die besseren, aber die technisch stabileren und schnelleren Schiffe, die besseren Besatzungen, sie zielten und schossen besser und schneller als die Russen und manövrierten besser.
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