Im Zusammenhang mit dem Untergang von U 222 am 02.09.1942 um 21:45 Uhr infolge Kollision mit U 626 suche ich nach Angaben in zeitgenössischen Akten der Kriegsmarine über den genauen Untergangsort. Die übrigen Details der Versenkung sind bekannt und veröffentlicht, so daß eine Wiederholung nicht erforderlich ist. Die mir bisher zugänglichen Akten aus dem BdU-Bereich vermerken zur Position lediglich lakonisch ,,Ostsee" (vgl. KTB BdU vom 01.10.1942-Anhang) oder gar nichts (KTB U 626). Deutsche Register zum Verbleib der deutschen U-Boote aus den 1950 und 1960er Jahren geben die Danziger Bucht ohne nautische Koordinaten an. Hingegen taucht in den 1946 veröffentlichten Verlustlisten der britischen Admiralität bzw. des US Chief of Naval Operations, Navy Department, erstmals die Verlustposition 54°25'n, 19°50'o für U 222 auf. Hierbei handelt es sich aber ganz offensichtlich lediglich um eine willkürliche Sammelposition für zahlreiche während des Krieges in der Danziger Bucht verloren gegangene U-Boote, die in der selben Quelle ebenso für U 5, U 346, U 7, U 1015, U 80 und U 367 angegeben wird. Mit Bekanntwerden der ursprünglich als ,,confidential – geheim" eingestuften Liste fand diese Angabe zu U 222 jedoch Eingang in die Fachliteratur (vgl. Gröner 1985, Bd.3, S. 84), allerdings nunmehr mit der Längenangabe 19°30'o. Hierbei dürfte es sich aber wohl um einen Übertragungs- oder Satzfehler gehandelt haben, da für alle anderen der oben genannten Boote die ursprüngliche Längenangabe beibehalten wurde. Schmerzlicherweise gilt die ungeprüfte Übernahme auch für meine zuletzt 2014 erschienene Monographie zum Verbleib der deutschen U-boote, da ich mich in den Jahrzehnten zuvor vordringlichst mit ungeklärten Frontverlusten beschäftigt habe. Die Herkunft der erstmals von Ritschel in seinen Kurz-KTB's veröffentlichten Angabe, derzufolge U 222 bereits am 06.09.42 gehoben worden sein soll mit anschließender Überführung nach und Außerdienststellung in Gotenhafen, ist ungeklärt. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass dies den Tatsachen entspricht, da die Kriegsmarine seinerzeit weder über die technischen Möglichkeiten noch die Absicht verfügte für eine U-Boot-Bergung aus über 90 m Wassertiefe. In dem sattsam bekannten Buch ,,Die eisernen Särge" von Herbert A. Werner findet sich der Hinweis, dass der Untergang von U 222 in der Nähe der Ansteuerungstonne Hela erfolgte. Auch wenn dieser Tatsachenroman nicht immer historisch korrekt ist, könnte es vielleicht ein Hinweis in die richtige Richtung sein.
Da hier im Forum zahlreiche Mitglieder auch bereits umfangreiche Aktenauswertungen aus den KTB's der betreffenden Territorialkommandos (MOK Ostsee, Küstenbefehlshabern und sonstigen schwimmenden bzw. Land-Einheiten) vorgenommen haben oder zumindest Zugriff darauf haben, wäre meine Bitte, ob darin Angaben zum Verlust von U 222 erwähnt werden, aus denen präzisere Schlüsse zum Verlustort hervorgehen bzw. gezogen werden können.
Für weiterführende kleine und große Hinweise wäre ich dankbar.
Mit den besten Grüßen
Axel Niestlé
Hallo Axel - zumindest gibt es einen indirekten Hinweis das U- 222 nie gehoben wurde.
Gefunden unter hgv-vettweiss.de
Dort gibt es einen Bericht über die Familie Esser und u.a. wird der Sohn Alfons Esser auf U-222 erwähnt. ..... Mutter erhielt die Nachricht das ihr Sohn Alfons Esser im Alter von 22 Jahren für.... sein Seemannsgrab in der Danziger Bucht konnte sie nie besuchen
Wäre U-222 gehoben wurden gäbe es kein Seemannsgrab
Gruß - Achim - Trimmer
KTB MOK Ostsee: Keine besonderen Vorkommnisse
KTB Küstenbefehlshaber östliche Ostsee: meldet zwar einigen Schiffsverkehr für Gotenhafen, ansonsten aber nichts.
(Gesucht habe ich jeweils bis zum 15.09.1942)
Leider fehlt mir ausgerechnet die Rolle 2600, KMD Danzig. :|
Dadurch habe ich auch noch keinen Hinweis auf Einheiten gefunden, die an einer eventuellen Rettungs- oder Suchoperation beteiligt gewesen sein könnten, um dann mal in deren KTBs zu stöbern.
TNA - DEFE3/189 bis /192: 2 Meldungen zu U626 gefunden; nichts zu U222 oder die Kollision.
ZTPG 72463
TOO 2106
TOI 2037/3/9/42
FROM: S.O. GROUP 'SAAR'
TO: U626
'SAAR' WILL BE IN SQUARE 8611 FROM 0230 TO 1230.
Anm.Walter: AO8611 = 54°33'N 15°35'O
ZTPG 72778
TOO 2232
TOI 2044/5/9/42
FROM: U626
TO: CONTROL
HAVE PASSED THE GJOEDSER BOOM WESTBOUND.
Met vriendelijke groeten,
Walter
Vielen Dank für die Hinweise. Ergänzend vielleicht der Hinweis, dass U 222 am 30.08.42 um 1900 Uhr in Gotenhafen zur Teilnahme an der am Folgetag beginnenden "Taktischen Übung" eingelaufen war. Die Bewegungen von U 626 gehen aus dessen KTB hervor. SAAR befand sich mutmaßlich am 04.09.42 zusammen mit dem restlichen Ausbildungsverband der 27.Ufl. auf dem Westmarsch im Rahmen der Übung, so daß die angegebene Position AO 8611 wohl leider kein Hinweis auf eine Wrackposition ist. Am Abend des 03.09.42 war die noch an Bord befindliche Besatzung von U 222 bereits für tot erklärt.
Aufgrund der vorhandenen spärlichen Angaben mutet es seltsam an, dass das Schicksal von immerhin 42 Mann unmittelbar vor der "Haustür" so gänzlich unbeachtet blieb, dass nicht einmal der letzte Ruheort dokumentiert wurde. Aber vielleicht findet sich ja noch etwas.
Mit besten Grüßen
Axel Niestlé
Ja, "keine besonderen Vorkommnisse" ist da in der Tat fast schon zynisch. :|
Ich setze die Rolle 2600 mal auf meine Wunschliste für eine der nächsten NARA-Bestellungen, sobald Dieter wieder Kapazität hat.
KMD Danzig dürfte eh' recht interessant sein. :-)
Zitat von: t-geronimo am 18 Januar 2015, 22:14:46
KTB MOK Ostsee: Keine besonderen Vorkommnisse
KTB Küstenbefehlshaber östliche Ostsee: meldet zwar einigen Schiffsverkehr für Gotenhafen, ansonsten aber nichts.
(Gesucht habe ich jeweils bis zum 15.09.1942)
Leider fehlt mir ausgerechnet die Rolle 2600, KMD Danzig. :|
Dadurch habe ich auch noch keinen Hinweis auf Einheiten gefunden, die an einer eventuellen Rettungs- oder Suchoperation beteiligt gewesen sein könnten, um dann mal in deren KTBs zu stöbern.
KMD Danzig, Rolle 2600 ist leider ebenfalls negativ. Nur etwas Schiffsverkehr wird erwähnt.