Hallo,
ich hätte einige Fragen zur Bemessung einer Deckspanzerung gegen Fliegerbomben:
- Sprengbomben: Gibt es Formeln oder Richtwerte, wie stark eine Panzerung sein muss, um eine Sprengbombe aufzuhalten? Wobei "Aufhalten" ja verschiedenes heißen kann...
- Panzerbrechende Bomben: Letztendlich ist so eine Bombe auch nichts anderes als eine langsame Granate - kann ich die erforderliche Panzerstärke dann mit den Panzerformeln für Granaten ausrechnen, oder führen die anderen Verhältnisse von Geschwindigkeit, Geschossgewicht und Panzerdicke zu deutlich anderen Ergebnissen?
- Gehärtete gegen homogene Panzerung: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist bei einer (relativ) langsamen Bombe die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Projektil an der Panzerung zu Bruch geht, als bei einer schnelleren Granate. Dafür bräuchte es aber eine gehärtete Panzerung. Wenn es rein darum geht, das Projektil zu "fangen", ist natürlich homogenes Panzermaterial besser, weil es später bricht. Da würde mich allerdings interessieren, wie die Verbindung so dicker Panzerplatten (>100 mm) aussieht, oder ob man die in den 1930ern schon verschweißen konnte.
Danke im voraus für Eure Hinweise.
In
William WOLF,
U.S. Aerial Armament in World War II. Vol.2: Bombs, Bombsights and Bombing
ISBN 978-0-7643-3524-2findet man folgende Panzerdurchschlagsstärken bei intakt bleibender Bombe:
Bombenbezeichnung | Panzerdurchschlag in mm |
100 lb G.P. AN-M30/AN-M30A1 | 25,4 |
250 lb G.P. AN-M57/AN-M57A1 | 33,0 |
500 lb G.P. AN-M64/AN-M64A1 | 38,1 |
1.000 lb G.P. AN-M6S/AN-M6SA1 | 42,2 |
2.000 lb G.P. AM-M66/AN-M66A1/AN-M66A2 | 50,8 |
500 lb S.A.P. AN-MS8/AN-MS8A1/AN-MS8A2 | 50,8 |
In
Alan RAVEN / John ROBERTS,
Die britischen Schlachtschiffe des Zweiten Weltkrieges, Band 2
ISBN 3-7637-5192-0ist im Vergleich dazu zu lesen:
Mindesthöhen, aus denen ein Panzerdeck durchschlagen wird
Deckspanzer in mm | 907 kg A.P. | 680 kg A.P. | 454 kg A.P. | 227 kg S.A.P. |
177,8 | 2.745 | 3.965 | - | - |
152,0 | 2.135 | 3.233 | 4.575 | - |
127,0 | 1.525 | 2.379 | 3.202,5 | - |
102,0 | 915 | 1.525 | 2.135 | 3.660 |
76,2 | 305 | 762,5 | 1.220 | 2.135 |
50,8 | - | - | 610 | 976 |
Beim Angriff auf Pearl Harbor wurden die 40,6 cm Granaten der Nagato zu Fliegerbomben umgebaut, um die Durchschlagswirkung gegenüber normalen Fliegerbomben zu erhöhen. Video
Die Type 99 No. 80 Mk. 5 - Bombe entstand tatsächlich aus der älteren Type 88 - Granate der NAGATO bzw. MUTSU. Diese wurde nicht mehr benötigt, weil die Type 91 - Granate bereits eingeführt war.
Die neue, 796,8 kg schwere Panzersprengbombe durchschlug bei einem Abwurf aus 3.000 m Höhe 150 mm Panzerstahl. Erste Versuche fanden im Jänner 1941 statt. Sie wurde nur bei der Pearl Harbor - Operation eingesetzt und durch die sehr ähnliche Type 99 No. 80 Mk. 5 Mod. 1 - Bombe ersetzt.
Details zu japanischen Bomben (http://www.fischer-tropsch.org/primary_documents/gvt_reports/USNAVY/USNTMJ%20Reports/USNTMJ-200E-0465-0531%20Report%200-23.pdf)
... aus deutscher Sicht mag dieses Dokument (http://www.afhra.af.mil/shared/media/document/AFD-090521-080.pdf) recht interessant sein!
Hallo zusammen,
danke für die ausführlichen Antworten! :-)
Hat jemand von Euch schon mal versucht, die (experimentell ermittelten) Durchschlagsleistungen von panzerbrechenden Bomben mit den Modellen für Granaten nachzurechnen?
Eine andere Frage nach: Soweit ich weiß, wurden nach dem 1. WK für horizontale Panzerungen hauptsächlich homogene Panzerplatten verwendet. Für die Bemessung des Panzerdecks ist jedoch der Schutz gegen panzerbrechende Bomben maßgebend. Wäre dafür eine zementierte Panzerung nicht effektiver gewesen?