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Flotten der Welt => Die Deutsche Kriegsmarine => Deutsche Kriegsmarine - Schiffe => Thema gestartet von: Hägar am 07 September 2021, 12:45:09

Titel: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Hägar am 07 September 2021, 12:45:09
Guten Tag, die Forumskollegen

Viele von Euch werden Pragers Schiffsmonographie zur DEUTSCHLAND/LÜTZOW kennen (erschienen bei Koehler, 1981).
Dort behauptet der Autor (S.209), dass die DEUTSCHLAND bereits ab Herbst 1937 ein DeTe-Gerät gefahren habe, das gelegentlich an der Vormarsdrehhaube festgemacht worden sei.
Ich gebe zu, dass mir diese Aussage etwas fragwürdig vorkommt und mir sehr danach aussieht, eine Verwechslung mit der SPEE zu sein.

Allerdings wird die Pragersche Darstellung von Erwin Sieche übernommen und gestützt, leider ohne konkreten Beleg.
In NavWeaps (http://www.navweaps.com/Weapons/WNGER_Radar.php#Armored_Ships) stellt mit Bezug auf eine (offenbar eigene) Fotoauswertung die Antennengröße für dieses frühe FuMO mit 0,8 x 1,8 m fest.
Dabei geht er davon aus, dass SPEE die gleiche Antenne hatte, wie sich aus seinem dortigen Picture 4.1. ergibt.

Meine Frage an die Kollegen ist, ob irgend jemand einen datierbaren (oder mindestens zeitlich eingrenzbaren) Fotobeleg für das Vorhandensein eines frühen FuMO auf DEUTSCHLAND hat, also bis zum 15.Nov.1939.
Während der Zeit als LÜTZOW ist dies ohne weiteres zu belegen.

Bin gespannt, ob sich die Prager/Sieche-Aussage als korrekt erweisen lässt.

Gruß – Hägar
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: MarkusL am 07 September 2021, 18:14:10
Hallo,
nach "Kroge: GEMA-Berlin" war das FuMO 21 ab 1938 auf Graf Spee installiert.
Ab Januar 1939 sieben Folgegeräte von der GEMA gefertigt, die ab November 39 zum Schlachtschiff-/Kreuzereinbau kamen. Dabei auch Deutschland/Lützow. Gleiche Angabe auch bei Trenkle.
Dazu natürlich noch der vom Weyer 1939, S. 220, im Bild geleakte Versuchseinbau auf G 10.
Zu Seetakt, insbesondere auf Graf Spee, auch der gleichnamige Artikel von P F Wright in Warship 1993. Dort auch Bild von Graf Spee in Kiel vom 22.08.38 mit der Matratze.
Gruß
Markus
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: kalli am 07 September 2021, 19:08:21
Wenn ich mir die Größe der Radarhütte auf dem E-Messer ansehe, erscheinen mir die angegebenen Antennenmaße als etwas zu klein. Kann mich aber irren.
Anbei Vergleichsfotos der Hütte. Aufgenommen im Hafen von Montevideo nach der Bergung.
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: MarkusL am 07 September 2021, 21:29:21
Hallo,
im genannten Warship-Artikel wird für die Graf Spee Matratze 1,4 x 2,9 m angegeben.
@Kalli: Der Schwimmkran im Hintergrund in Montevideo dürfte ein echter Gusto-Veteran sein.
Gruß
Markus
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: OWZ am 08 September 2021, 00:40:02
 Hallo,
ist da nicht was kleines an der Haube unter dem Scheinwerfer?
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Hägar am 08 September 2021, 13:24:22
Hallo

OWZs Hinweis bezeichnet wohl keine feste Struktur, sondern anscheinend eher einen Seemann, der auf der EM-Haube zu tun hat (?) - siehe Anhang.

Ansonsten noch einige Mast-Ausschnitte der DEUTSCHLAND aus 1938/39.
Mir scheint da nichts auf eine FuM-Einrichtung hinzudeuten.
Sowohl Pragers wie auch Sieches Angabe bleiben damit bislang ohne tatsächlichen Beleg.

Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich davon aus, dass DEUTSCHLAND nie ein FuMG fuhr, und erst LÜTZOW im Februar/März 1940 eine Anlage erhielt.
Bekanntlich ist aber die Erkenntnis die Feindin des Glaubens.

In diesem Sinne Gruß - Hägar
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: redfort am 08 September 2021, 15:46:08
Zitat von: MarkusL am 07 September 2021, 18:14:10
Hallo,
nach "Kroge: GEMA-Berlin" war das FuMO 21 ab 1938 auf Graf Spee installiert.
Ab Januar 1939 sieben Folgegeräte von der GEMA gefertigt, die ab November 39 zum Schlachtschiff-/Kreuzereinbau kamen. Dabei auch Deutschland/Lützow. Gleiche Angabe auch bei Trenkle.

Nicht ganz richtig, lt. Trenkle wurde 1937/1938 eine Kleinserie von 5 Stück gefertig. Diese hießen nicht FuMO 21 sondern FuMG 38 G.
Diese Geräte wurden auf den Schiffen KÖNIGSBERG ; ADMIRAL GRAF SPEE ; Torpedoboot G 10 und Versuchsschiff STRAHL eingebaut.

1938 wurde eine Vorserie von 31 Stück ( FuMG 39 G (gB)) bestellt. Sie wurden von Oktober 1939 bis Dezember 1940 ausgeliefert.
Für Zerstörer und kleine Kreuzer war das (FuMG 39 G (gL) / FuMO 21 ) entwickelt wurden.

ADMIRAL GRAF SPEE hatte ein FuMG 38 G installiert (1,4 m x 2,9 m).

Die Serienfertigung FuMG 39 G (gO) / FuMO 22 wurde ab November 1939 ausgeliefert und kamen zu Einbau auf den Schlachtschiffen SCHARNHORST und GNEISENAU ; Panzerschiffen ADMIRAL SCHEER und DEUTSCHLAND; den schweren Kreuzer BLÜCHER und ADMIRAL HIPPER.

Exkurs Ende. ;)
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: t-geronimo am 08 September 2021, 17:04:46
Beim Einbau hieß das Schiff dann aber wohl schon Lützow.  :MZ:
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Axel Niestle am 09 September 2021, 19:52:13
Ich bin zwar kein Dickschiff-Kenner, aber manchmal findet man ja "Beifang", den man sich notiert (leider die Aktennummer nicht!). Danach bekam Lützow mit Datum vom 02.12.39 die laufende Nummer 5 der von Redfort genannten Serienfertigung zugeordnet. Nach der schweren Beschädigung von Lützow im April 1940 wurde das Gerät per 27.5.40 ausgebaut und auf Z 16 eingebaut. Die laufenden Nummern 1 bis 4 waren für Scharnhorst, Gneisenau, Hipper bzw. eine Stellung auf Sylt vorgesehen. Letzteres als Landanlage mit Drehstand. Alle anderen behelfsmäßig fest auf Vormars EM-Drehhauben.

Vielleicht hilft es ja.

Beste Grüße

Axel Niestlé
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Peter K. am 09 September 2021, 21:03:27
Das passt auch gut zu
Frank REUTER
Funkmeß - Die Entwicklung und der Einsatz des Radar-Verfahrens in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

ISBN 978-3-663-19983-0

Seite 44:
In rascher Folge erhielten ab November 1939 derartige Behelfsstände auf dem Vormars die Schlachtschiff GNEISENAU und SCHARNHORST, die Schweren Kreuzer ADMIRAL HIPPER und BLÜCHER sowie die Panzerschiffe ADMIRAL SCHEER und DEUTSCHLAND (später LÜTZOW).

Seite 52
Die DEUTSCHLAND, die wahrscheinlich noch kein Funkmeßgert an Bord hatte, ... lief am 15.09.1939 in Kiel ein.

Im umfangreichen Quellenverzeichnis wird in diesem Zusammenhang allerdings immer wieder auf eine interessant klingende Akte namens "Entwicklung und Werdegang des Funkmeßdienstes der Kriegsmarine" als Anlage zu Skl/Chef MND I E 2731/43 gKdos vom 13.04.1943 verwiesen, die sich im KTB 1 Skl Teil B Heft VI (Signatur III M 1006/4 bzw. RM 7/106) befindet.

Hat vielleicht zufällig jemand Zugriff auf diese Akte?
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Urs Heßling am 09 September 2021, 21:56:45
moin,

Zitat von: Peter K. am 09 September 2021, 21:03:27
Seite 52
Die DEUTSCHLAND, die wahrscheinlich noch kein Funkmeßgert an Bord hatte, ... lief am 15.09.1939 in Kiel ein.
mini-Fehler: Datum des Einlaufens war der 15.11.1939

Gruß, Urs
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Peter K. am 09 September 2021, 21:59:57
Ich zitierte, aber danke für die Korrektur, URS!  top
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: juergenwaldmann am 10 September 2021, 09:18:33
Bilder von Modell Deutschland : Sepp Luckau M 1/100

Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: juergenwaldmann am 10 September 2021, 09:19:31
Bild Modell DM München :

Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Hägar am 10 September 2021, 12:56:51
Hallo in die Runde

@ Peter K.
Leider ist dieser Bereich des Skl-KTB, Teil B VI, nicht NARA-verfilmt worden. Insofern wird wohl nur ein Freiburg-Besuch weiterhelfen.

@ Axel N.
Als zufälliges Schnipsel aus Akten der KM-Werft Wilhelmshaven gibt es die Versandmitteilung der GEMA vom 08.01.40 (Eingang Whv 12.01.40):
An diesem Datum verließ das De-Te-Gerät (Lützow) das Berliner Werk in Köpenick auf einem Lkw mit Ziel NVK-Funkversuchsstelle Pelzerhaken.
Den Zeitverzug durch dortige Prüfprozeduren und den Weitertransport berücksichtigt, dürfte LÜTZOW ihre FuMO-Haube entweder bei der Werftzeit in Danzig (bis 25.01.40) oder etwas später bei einer der Liegezeiten in Gotenhafen erhalten haben. NEK-Erprobungen in der Danziger Bucht gab es am 08.03.40.
Die Verfügung des FuMO-Transfer von LÜTZOW zu Z16 ist in NARA Reel 2103, PG 33572 zu finden, datierend vom 17.05.40. Hast Du für den genannten 27.05.40 eine Fundstelle?

Gruß - Hägar
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: juergenwaldmann am 10 September 2021, 18:35:40
Hier im Link aus Frankreich sind viele Fotos der Panzerschiffe :

https://drive.google.com/file/d/1ZvnGYLBXrqET6WSZCDf9gNd5liV4zjDj/view

Vielleicht wirst Du hier fündig !
LG  Jürgen
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Peter K. am 10 September 2021, 20:49:49
Zitat@ Peter K.
Leider ist dieser Bereich des Skl-KTB, Teil B VI, nicht NARA-verfilmt worden. Insofern wird wohl nur ein Freiburg-Besuch weiterhelfen.

Ich weiss, REINHARD, daher meine vage Hoffnung, dass vielleicht jemand aus der Forumgemeinschaft bereits Zugriff auf diese Akte hat.
Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: redfort am 11 September 2021, 11:05:46
Moin,
anbei mal das Inhaltsverzeichnis der Akte RM 7 / 106. ;)

Titel: Re: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Darius am 11 September 2021, 23:30:44
Hallo zusammen,

im Marinearchiv der BfZ/WLB gibt es den folgenden Mikrofilm:
https://www.wlb-stuttgart.de/sammlungen/bibliothek-fuer-zeitgeschichte/bestand/marine/#c18270
--/>/> https://www.wlb-stuttgart.de/fileadmin/user_upload/sammlungen/BfZ/Pdf-Dateien/Marine-Textdokumente.pdf

Kriegstagebuch SKL / B-Dienst
Kriegstagebuch 2./SKL B.VI (PG 17332 - 17333)
Zeitraum 01.09.39-16.02.40
Zeitraum 15.03.40-06.12.40
Kriegstagebuch 3./SKL B.VI B-Dienst (PG 17328)
Zeitraum 01.01.41-31.12.41
Kriegstagebuch 1./SKL B.VI B-Dienst (PG 17329)
Zeitraum 01.01.42-31.12.42
Kriegstagebuch 1./SKL B.VI B-Dienst (PG 17330)
Zeitraum 01.01.43-04.12.43
Kriegstagebuch 1./SKL .B.VI .B-Dienst (PG 17331)
Zeitraum 05.12.43-31.10.44
Zeitraum 16.02.45-28.02.45
Zeitraum 15.03.45-10.05.45
1 Rollen / MM 11-6-3



:MG:

Darius
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 27 Dezember 2023, 13:20:32
Bei der Beschäftigung mit dem Thema Funkmess im Radar-Thread nebenan bin ich u.a. über diesen Faden gestolpert und will gerne noch folgendes zur Ergänzung beitragen, weil es hier thematisch besser passt. Nach Kroge (u.a. S 64f.) stellt sich die Entwicklung folgendermaßen dar:

Der Entwicklungsauftrag der Marine an die GEMA datiert vom 1.1.1937. Es wurde vereinbart, daß bis zum Frühjahr 1937 insgesamt 10 DeTe-Prototypen gebaut werden sollten, sieben DeTe II (Flum) und drei DeTe I (Seetakt).

Diese drei DeTe I Protoypen wurden ab Frühsommer 1937 (G10) bzw. bis September 1937 (Königsberg, Strahl) auf diesen Einheiten eingebaut. Der Spiegel bestand nach Kroge aus einem Stahlrohrrahmen mit Maschendraht und 2 Reihen mit 10 Ganzwellendiplen. Bei einer Wellenlänge von 60cm des vewendeten TS1-Röhrensenders ergibt sich damit genau wie bei der Spee eine Antennengröße von ca. 1,5x3m, groß genug, um auch auf einem Übersichtsbild gefunden zu werden, so es nicht wegretouchiert wurde.

Die Weyher´sche Taschenbuch-Ausgabe 1939 liegt mir nicht vor, also habe ich im Inet gesucht und siehe da, ich bin fündig geworden. Hier:

https://vdoc.pub/documents/weyers-taschenbuch-der-kriegsflotten-xxxiv-jahrgang-1940-31o2r36h7r10

kann man die Ausgabe von 1940 komplett downloaden. Und auch hier ist das Torpedoboot G10 noch mitsamt Dete-Anlage in seine ganzen Pracht zu sehen (Anlage). Der Größenvergleich mit Besatzungsmitgliedern auf einer älteren Aufnahme das Bootes (s. Anlage) bestätigt zumindest die o.g. Dimensionen der Antennenmatraze. Die Aufnahme selbst stammt wohl von 1938. Dieses Bild zeigt damit die erste schwimmende Einheit der Kriegsmarine überhaupt, die bereits im Frühsommer 1937 (dauerhaft, nicht nur versuchsweise) mit einer Funkmessanlage ausgestattet war. Dies ist ein historisches Dokument!

Auf der Aufnahme der Spee von 1938 ist die Funkmesshaube übrigens ebenfalls erkennbar, jedoch nicht die Antenne, mglw. noch nicht montiert. Hätte aber das Panzerschiff Deutschland eine ebensolche Anlage im Herbst 1937 erhalten, so wäre auch sie unschwer erkennbar.

Als Ergänzung noch zur Geschichte von G10:

Das Boot wurde 1912 als eines von 6 Booten der Serie "Großes Torpedoboot 1911" von der Germaniawerft in Kiel in Dienst gestellt. Es war kleiner als die vorangegangenen Modelle und erhielt aufgrund der schlechteren Seeeigenschaften den wenig schmeichelhaften Beinamen "Lans-Krüppel". Offenbar haben 4 der Germania-Boote den Weltkrieg überstanden und ausgerechnet diese "Lans-Krüppel" wurden von den Versailler Siegermächten der miniaturisierten Reichsmarine weiter zugestanden. Das Boot wurde mehrfach umgebaut, vergrößert und modernisiert. Nachdem neue Torpedo-Boote in Dienst kamen, wurde G10 1936 zum Torpedoschulboot umgewidmet und das vordere Geschütz entfernt. In dieser Funktion erhielt das Boot auch das Dete-Gerät. 1939 wurde es in "T110" umbenannt (falsch als G110 bei Weyher benannt) und schlußendlich wohl am 5. Mai 1945 auf der Trave in Lübeck versenkt. Vielleicht finden sich ja irgendwo noch weitere Aufnahmen, das Boot war schließlich 33 Jahre im Dienst.

https://en.wikipedia.org/wiki/SMS_G10
https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/TTyp1911.htm
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: SchlPr11 am 28 Dezember 2023, 20:29:38
Hallo,
ergänzend möchte ich hier einige Fotos zu G 10 mit FUMO zeigen. Sie entstammen meiner Sammlung bzw. aus dem Nachlass von Erich Gröner (+) der mit dem Kieler Fotografen Wilhelm Schäfer gut bekannt war. Einen Nachlass zu Wilhelm Schäfer in Glasplatten gibt es meines Wissens nach im Kieler Stadtarchiv. Er ist allerdings wohl nicht erschlossen und somit nicht nutzbar. Daher bleibt es fraglich, ob aus dessen Aufnahmen noch weitere Klärungen zur FUMO-Ausrüstung möglich wären...
Vielleicht sind aber diese Sichten schon nützlich - REINHARD
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 29 Dezember 2023, 18:10:34
Das ist ja toll, was es da noch alles gibt! Vielen Dank fürs "Teilen"  :TU:)

Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber die Dimensionen würde ich sagen passen zu den vorherigen Überlegungen, sowohl zur Größe als auch zum Seiten-/Höhenverhältnis (etwa 2:1). Auf einigen Aufnahmen ist die Antenne mit einer Plane - auch mit Spriegeln - abgedeckt, aber auf der Aufnahme in Mürwik meint man vor allem auf der Vergrößerung links in der oberen Reihe zwei typische nebeneinander angeordnete vertikal ausgerichtete Dipole erkennen zu können. Setzt man den erkennbaren seitlichen Abstand der beiden Dipole über die gesamte Antennenbreite hin fort, müsste das auch mit der Gesamtanzahl von jeweils 10 Dipolen pro Zeile passen - aber bitte, manchmal sieht man das, was man sehen will...

Schöne Sache jedenfalls, es ergibt sich doch immer wieder etwas interessantes, selbst nach so langer Zeit.
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 23 November 2024, 11:30:13
Hallo Allerseits,

Beifang am Rande: Auszug aus dem Handbuch für die EM-II-Ausbildung der Artillerie-Schule in Saßnitz. Hier wird die Entwicklung nachskizziert und die bereits mit EMII ausgestattenen Einheiten genannt. Von Deutschland/Lützow keine Rede...

Auch hier wird übrigens das Flum-/Freya-Gerät als EMIII bezeichnet.
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: olpe am 25 November 2024, 15:00:48
Hallo,
Zitat von: Gabler am 23 November 2024, 11:30:13... Hier wird die Entwicklung nachskizziert und die bereits mit EMII ausgestattenen Einheiten genannt. Von Deutschland/Lützow keine Rede...
Zitat von: Hägar am 07 September 2021, 12:45:09Viele von Euch werden Pragers Schiffsmonographie zur DEUTSCHLAND/LÜTZOW kennen (erschienen bei Koehler, 1981).
Dort behauptet der Autor (S.209), dass die DEUTSCHLAND bereits ab Herbst 1937 ein DeTe-Gerät gefahren habe, das gelegentlich an der Vormarsdrehhaube festgemacht worden sei.
Ich gebe zu, dass mir diese Aussage etwas fragwürdig vorkommt und mir sehr danach aussieht, eine Verwechslung mit der SPEE zu sein.

Hierzu ein Zitat aus dem Buch ,,Panzerschiff DEUTSCHLAND - Schwerer Kreuzer LÜTZOW" von H.G. Prager, 2. vollst. überarb. Auflage 2001, S. 116:

Zitat Beginn:
,,Zunächst läuft die DEUTSCHLAND am 22. September (Anm. OLPE: 1938) den spanischen Hafen Vigo an und wird dort vorsorglich von einem britischen Flottenverband oberserviert, der sich im Konfliktfalle das wertvolle Wild nicht entgehen lassen möchte. Aber es gelingt Kapitän Wenneker, bei dichtem Nebel unbemerkt wieder auszulaufen und dadurch die britischen Fühlungshalter abzuschütteln. Dabei hilft ihm freilich ein streng geheimer Gegenstand, der seit Herbst 1937 gelegentlich an der Vormarsdrehhaube festgemacht wird. Niemand weiß mit diesem merkwürdigen Metallkörper etwas anzufangen, der einer Matratze ähnelt. Es sind mitsamt dem Gerät ein paar Angehörige der Funklaufbahn an Bord gekommen, die auf strengstes Stillschweigen vereidigt sind und strikte Anweisung haben, diese ,,Matratze" grundsätzlich vor dem Anlaufen von Häfen wieder zu entfernen. Allzu neugierige Kameradenfragen weichen sie mit dem Hinweis aus, das sei ein neuartiges ,,DeTe"-Gerät (Dezimeterwellen-Telegrafie-Gerät), mit dem man fremde Funkfrequenzen zu überwachen habe. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Funkmeßgerät (Radar), das zu diesem Zeitpunkt keine andere Marine der Welt besitzt. Dieses eigens für den Bordgebrauch entwickelte ,,Seetakt"-Gerät arbeitet mit 80 cm Wellenlänge. So kann die ,,blind" aus Vigo auslaufende DEUTSCHLAND auf der Braun'schen Röhre ihres ,,DeTe"-Gerätes jene Lichtschraffierung genau erkennen, die jeweils einem britischen Schlachtschiff oder Kreuzer entspricht."
Zitat Ende.

Interessanter Text von Prager, erscheint glaubwürdig. Möglicherweise lag er aber bei der Wellenlänge etwas daneben. Welche DeTe-Anlage wurde hier aber beobachtet? Ein FuMO 38 G? Eingerüstet ab Herbst 1937 ... hmmm ... Demnach wurde die Antenne auf DE in der Tat zwecks Geheimhaltung an-, ab- und wieder angebaut.
Am 02.12.1939 ist ja dann (siehe --/>/> post Axel Niestlé  (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=401295)) ein Vorseriengerät – Baunummer 5 - an Bord gekommen (FuMO 39 G (gO)) ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Urs Heßling am 25 November 2024, 16:11:24
moin,

Zitat von: olpe am 25 November 2024, 15:00:48In Wirklichkeit handelt es sich um ein Funkmeßgerät (Radar), das zu diesem Zeitpunkt keine andere Marine der Welt besitzt.
Hier scheint der Autor danebenzuliegen ... auch die zukünftige Gegenseite war auf dem (richtigen) Weg, siehe RADAR (https://www.usni.org/magazines/proceedings/1967/september/shipborne-radar)

Gruß, Urs
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 26 November 2024, 09:03:10
Moinmoin,

Nicht nur die Amis, auch die Engländer hatten schon 1936 mit der Radarentwicklung begonnen und versucht, eine seefeste Anlage zu entwickeln. Das erste Exemplar hieß Type 79 und sendete anfänglich auf der Chain Home Welle von 12m. Meine mich zu erinnern, daß man zwischen die Masten Stahlseile als Empfänger gespannt hatte. Etwa 1937 wurden dann die ersten speziellen Radarantennen entwickelt. Man hat die Wellenlänge auf 7m reduziert und sowohl auf den vorderen als auch den hinteren Mastspitzen jeweils zwei horizonale Halbwellendipole montiert, die den vorderen bzw. achteren Bereich überstreichen sollten.

Zu dem Buchzitat: Das Geschäftsverhältnis der Marine zur Gema scheint doch ganz gut dokumentiert zu sein, v.Kroge u.a. benennen einen Entwicklungsauftrag der Marine an die Gema vom Januar 1937. Darin ist der Bau von 10 Dete-Versuchsmustern enthalten, davon 7 Dete-II und nur 3 Dete-I. Die Verwendung letzterer ist eindeutig dokumentiert: Im Juli 1937 auf dem Torpedoversuchsboot G10 zur Erprobung des Auswanderungsverfahrens für die Torpedowaffe, sowie auf dem Versuchsschiff Strahl und als erster größerer Einheit auf dem leichten Kreuzer Königsberg, jene im August 1937 ausgerüstet zum Zwecke der taktischen Entfernungsmessung, ev. auch für die Artillerie. Alle drei Einheiten wurden beim Wehrmachtsmanöver im September in der Ostsee zur Erprobung eingesetzt und die guten Ergebnisse haben zum Entschluß geführt, alle Einheiten der KM mit diesen Geräten auszustatten.

Diese Dete-Geräte aus dem Jahr 1937 sind also praktisch lückenlos dokumentiert, aber nirgendwo fällt jemals der Name Deutschland. Woher soll also ein Gerät auf Deutschland im September 1937 kommen, wo die bekannten Versuchsgeräte zu diesem Zeitpunkt auf den anderen Einheiten doch erst erprobt wurden? Und das ganze fertig montiert und im Einsatz im Atlantik? Auf Spee wurde die Funkmesshaube irgendwann zum Jahreswechsel 1937/38 aufgesetzt, die Antenne aber erst im Juli/August 1938 angebaut.

Weiter: Die Abstimmung über die Aufteilung der Wellenlängen- bzw. Frequenzbänder (c,f,g. etc.) unter den Wehrmachtsteilen für die jeweilige "Anwendung" erfolgte erst Ende 1938, woraufhin die Gema ihren TS1-Sender erst Anfang 1939 auf 81,5cm umgestellt hat, um eine höhere Sendeleistung zu erzielen. 1937 und auch 1938 auf Spee waren die Sender noch auf 60cm eingestellt, der geringstmöglichen Wellenlänge des TS1. Das war übrigens eine Vorgabe der Marine in ihrem Entwicklungsauftrag. Das kann also nicht sein.

Schließlich: eine 4,5m²-Anttenne von einem 30m hohen Standort auf See vor jedem Einlaufen zu demontieren und wo zu verstauen, wie funktioniert das genau? Da kommt mir doch der berühmte Siemens-Lufthaken in den Sinn. Im Ernst: Die drei o.g. Einheiten sind ja auch fotografisch dokumentiert, nicht zuletzt dank der Mitglieder in diesem Forum. Auf den Bildern von G10 und KÖ sieht man, wie die Antennen teilweise mit Planen und Spriegel zur Tarnung abgedeckt sind, das wurde auch bei Spee so gemacht, die wurden nicht demontiert. Vielleicht hat der Autor Bilder der Spee mit der aufgesetzten Haube ohne Antenne gesehen und daraus geschlossen, daß die Antenne de- und montiert worden sein mußte.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: olpe am 27 November 2024, 22:02:39
Hallo,
Zitat von: Urs Heßling am 25 November 2024, 16:11:24
Zitat von: olpe am 25 November 2024, 15:00:48In Wirklichkeit handelt es sich um ein Funkmeßgerät (Radar), das zu diesem Zeitpunkt keine andere Marine der Welt besitzt.
Hier scheint der Autor danebenzuliegen ... auch die zukünftige Gegenseite war auf dem (richtigen) Weg, siehe RADAR (https://www.usni.org/magazines/proceedings/1967/september/shipborne-radar)
... Urs, interessanter Artikel und Zusammenfassung ... :TU:):MG:  – ganz gut mit Mr. Translator zu lesen. Einige Länder sind zwar nicht berücksichtigt (Italien, Kanada, UdSSR, Japan, Niederlande), aber vielleicht hätte das den Umfange des Artikels gesprengt – zumal der Focus ja mehr auf dem angelsächsischen Entwicklungsrahmen liegt.
Kleiner Hinweis auf weitere Literatur:
Ulrich Kern ,,Die Entstehung des Radarverfahrens. Zur Geschichte der Radartechnik bis 1945" Darstellung der Radarentwicklung in verschiedenen Ländern.
Norman Friedman: ,,Naval Radar" . Neben der Radarentwicklung gibt es eine Auflistung der Radaranlagen, ebenfalls verschiedener Länder ...

Zum Zitat aus dem Prager-Buch:
... Frank, thx für die Einschätzung ... Der Ansatz von Prager findet allerdings auch hier --/>/> klick (http://www.navweaps.com/Weapons/WNGER_Radar.php) (scrollen zu ,,Amored Ships") kurze Erwähnung.
Du erwähntest die Auslieferungen von drei 60cm-DeTe-I-Anlagen in 1937. Bei Frank Reuter ,,Funkmeß" S. 27 und von Kroge ,,GEMA" S. 78 ist über deren Verwendung in jenem Jahr vermerkt:
  • 1937, Anfang Juli
    Torpedo-Inspektion: für Torpedoschulboot ,,G 110" (gemeint ist ,,G 10")
  • 1937, ab Juli
    Artillerie-Inspektion: für eine Artillerieschulschiff (welches?), Landeinsatz?
  • 1937, September
    Flottenkommando: für leichten Kreuzer ,,KÖNIGSBERG"
  • 1937, September
    Nachrichtenmittel-Versuchsanstalt: für Versuchsboot ,,STRAHL"

Wo bzw. auf welchem Schiff die – technisch etwas veränderte – vierte Anlage (für die Artillerie-Inspektion) zum Einsatz kam, ließ sich aus den mir zugänglichen Quellen leider nicht recherchieren ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: SchlPr11 am 28 November 2024, 13:46:53
Hallo,
in #22 gezeigtes Dokument nennt die Versuchsboot WELLE, STRAHL und STÖRTEBEKER (ex M 66), dazu G 10 = 4x. WELLE, STRAHL und G 10 sind bildmäßig belegt. Auf dem STÖRTEBEKER-Bestand (noch) nichts Passendes gesichtet - REINHARD
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 28 November 2024, 19:35:11
Hallo olpe,

G10, Strahl, Königsberg ab Sommer 1937 stehen auch bei Trenkle und v. Kroge. Giessler schreibt genauer G10 ab Juli 1937 mit erfolgreichem Einsatz bei Nachtschießübungen, Reichweiten 8-9km.
Königsberg und Strahl müssten schon im August 1937 ausgerüstet worden sein, denn sie nahmen mit der Ausrüstung beim Herbstmanöver im September erfolgreich teil (u.a. Kroge S. 78f). Da findet sich auch das von Dir erwähnte und von mir überlesene "besondere" Seetaktgerät für ein Artillerieschulschiff, nicht (!) Teil des Versuchsmusterauftrags, denn dort sollten bereits für beide Dete-Arten wo möglich Gleichteile verwendet werden, so auch bei den Röhren.

Bei den frühen Versuchen wird häufiger "Bremse" als Meßobjekt genannt, diese war wohl in der Zeit in Kiel stationiert. Auch in Frage käme das Schulschiff Brummer, von 1937-39 lt. wiki bei der Küstenartillerieschule in Swinemünde, wo auch die die Manöver stattfanden. Das Sondergerät hatte eine 200mm-Röhre mit einen 60km-Meßbereich an der Röhre und eine 60km-Messkette und war mit 1000Hz getaktet.

Merkwürdig, weshalb ein Zielgerät für die Küstenartillerie ausgerechnet auf einem Schiff installiert worden sein soll. Die Beschreibung einer 200mm-Röhre (Bi-Strahlröhre von Loewe), die vom Waffenamt eineinhalb Jahre vorher noch als nicht bordtauglich abgelehnt wurde, passt auch eher zu einem Landgerät. Allerdings, die Vergrößerung des Zielzeichens im zweiten Strahlsystem desselben Rohres konnte, anders als bei den späteren NB-Geräten des FuMG40 mit getrennten Rohren tatsächlich zur direkten Entfernungsmessung an der Skala verwendet werden. Bei den kleineren 100mm-Röhren reichte die Auflösung mglw. nicht mehr aus für ausreichende Genauigkeit, daher die zweite Röhre...

Zur NVA gehörten diese Schiffe jedenfalls nicht. Dort gab es laut Dr.Röhrl (NVK-Chronik S.2) neben Grille/Welle (Januar 1937 mit einem Dete-I-Versuchsgerät untergegangen) und Strahl noch Störtebeker, Freiherr von Stein, Wullenweber, Andros, Strom, Laboe, Klaus Groth und Siegfried  :laugh: . Störtebeker lt. dem S.A.S.-Handbuch (s.o.) auch (wann?) mit FuMG ausgestattet.

Nach wie vor unklar auch, aus welchem Auftrag (ob überhaupt) das Spee-Gerät stammt. Spekulation meinerseits war schon einmal, daß es sich um das Gerät von der Strahl handeln könnte, denn das wurde irgendwann wieder ausgebaut und würde auch zeitlich passen, denn die Seetaktantenne kam erst etwa im Juli 1938 (jedenfalls nach Fotozeitstrahl) an die Haube dran.

Der erforderliche Bauraum für die Anlage in Form der zusätzlichen Haube ist aber so groß, das hätte auch auf Deutschland auffallen müssen. Hägar hatte weiter vorn 6 Bildausschnitte der E-Haube aus dem Zeitraum 1938/39 gepostet, kein einziger mit einer Haube oder einer Antenne...

Hingegen sind die Zeitpunkte für die spätere Ausrüstung sowohl textlich belegt als auch fotografisch dokumentiert:

-Dezember 1939/Januar 1940: FuMG 39 / FuMO22
-Mai 1940: Ausbau FuMO22
-März 1941: FuMG40 / FuMO26
-April 1942: FuMB-Anlage  mit Metox 600 und 203 und Timor-Antenne (später: FuMBAnt 7).

Beiliegend nebenbei noch ein Erfahrungsbericht der FuMG- und FumB-Anlagen auf Lützow.

Die KTB-Aufzeichnungen von Mitte 1937 bis Mitte 1939 fehlen allerdings, genau wie übrigens auch bei den anderen beiden Panzerschiffen. Das ist schon auffällig unauffällig  8-)
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: SchlPr11 am 28 November 2024, 22:47:10
Hallo,
zur Spee - belegtes Foto 06.1937 ohne Matratze, Urbahnsfoto 07.1938 in Kiel mit. Der Fotograf hat zumindest auf den Rückseiten jeweils das Monatsdatum notiert - REINHARD
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: olpe am 29 November 2024, 18:37:45
Hallo,
... vielen Dank an Reinhard und Frank! ... :MG: ...

Zitat von: Gabler am 28 November 2024, 19:35:11Zur NVA gehörten diese Schiffe jedenfalls nicht. Dort gab es laut Dr.Röhrl (NVK-Chronik S.2) neben Grille/Welle (Januar 1937 mit einem Dete-I-Versuchsgerät untergegangen) und Strahl noch Störtebeker, Freiherr von Stein, Wullenweber, Andros, Strom, Laboe, Klaus Groth und Siegfried  :laugh: . Störtebeker lt. dem S.A.S.-Handbuch (s.o.) auch (wann?) mit FuMG ausgestattet.
Ergänzend sei erwähnt, dass die genannten Einheiten zum N.V.K-Versuchsverband unter Führung von Fregattenkapitän Friedrich Rath zusammengestellt und dem Nachrichtenmittel-Versuchskommando (ehemals Nachrichtenmittel-Versuchsanstalt, Umwandlung erfolgte 1938) unterstellt waren.

Zitat von: Gabler am 28 November 2024, 19:35:11Nach wie vor unklar auch, aus welchem Auftrag (ob überhaupt) das Spee-Gerät stammt. Spekulation meinerseits war schon einmal, daß es sich um das Gerät von der Strahl handeln könnte, denn das wurde irgendwann wieder ausgebaut und würde auch zeitlich passen, denn die Seetaktantenne kam erst etwa im Juli 1938 (jedenfalls nach Fotozeitstrahl) an die Haube dran.
Gewisse Hinweise könnten sich in den Fußnoten der --/>/> Dissertation (https://macau.uni-kiel.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dissertation_derivate_00001805/d1805.pdf) (S. 170) über die TVA von Oliver Krauß verbergen ... Siehe auch:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=447470

Peter war bereits so freundlich, in der Signatur W-04/13677 "Versuchsaufgaben für Kriegsschiffe ab 1936"mal nachzuschauen ... aber zur GS waren wohl keine Angaben enthalten ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 30 November 2024, 10:07:29
Hallo allerseits und hallo olpe und SchlPr11 speziell,

selbst kann ich nur noch folgendes beitragen: In der allerersten Dete-nah-Geräteliste des OKM vom November 1939 (anbei) sind in der ersten Spalte "bisher vorgesehene Verwendung" bei den ersten 3 Nummern als Besteller das NVK und als Einheiten Königsberg, Spee und G10 genannt. Gefragt hatte ich mich da schon, ob das wohl die drei Mustergeräte von 1937 sind, die in die Liste mit aufgenommen wurden. Das spräche dann für die Umrüstung von Strahl auf Spee, oder ob es sich tatsächlich um neu gefertigte FuMG39 handelt.

Im ersteren Fäll wären die ersten beiden Versuchsgeräte von 1937 schließlich auf Scharnhorst und Gneisenau gelandet, in letztem Fall wären ausgerechnet die Einheiten, die ohnehin schon über die Versuchsgeräte verfügten, als erstes mit den neuen FuMG ausgestattet worden, anstatt zuerst die neuen Geräte auf den großen Einheiten zu verbauen. Nicht sicher, was weniger plausibel ist.

Sicher jedoch ist, daß auch in dieser Liste Deutschland keine Erwähnung findet, erst Lützow mit Nummer 5 ab 12/39. Ein  Beleg für das Nichtvorhandensein eines Vorgängermodells ist das natürlich nicht, aber da bislang alle historischen Quellen und Fotos schweigen und die spätere Fachliteratur - bis auf Prager - zum Thema ebenso, wäre zu fragen, woher er seine Information als einziger hat. Vielleicht steht ja was zu den Quellen im Buch, und jemand, der darüber verfügt, kann etwas dazu sagen? Mein (kleines) Latein ist hier jedenfalls zu Ende.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Hägar am 02 Dezember 2024, 17:57:30
Hallo, Frank
Eine kleine Ergänzung, um das kleine Latein etwas wachsen zu lassen ;-)

Im Laufe des September 1939 wurde das NVK vom Flottenkommando offensichtlich um die Überlassung von dort bestellten Geräten für die Flotte gebeten.
Unter dem 25.09.39 (Unterschrift Kummetz, Chef des Stabes des FlKdos) heißt es in einem Briefentwurf, bei NVK (Kdr. K.Maertens) stehen durch Entgegenkommen ab Anfang November bis Ende Dezember 3 Bord De Te Anlagen zum Einbau auf Flotte z.Vfg.
Der Einbau sei mit dem NVK und der Werft Kiel besprochen, die Reihenfolge der auszurüstenden Schiffe sei GU, SH, HP. Die Montage solle jeweils in 2-3 Tagen an der Werftpier ohne Beeinträchtigung der KB ablaufen, wobei die Eingliederung der Anlagen in den Dienst der takt. Führung u. der Waffenleiter durch den Anschluss an BÜ-Anlagen und Sprachrohrverbindungen hergestellt werden sollte.
Die Einbauform sollte für GU, SH eine auf die E-Messhaube aufgesetzte Haube von 1,80 m Höhe sein (wie GS); für HP sei dies noch zu klären (es ging dabei offensichtlich um die Passierbarkeit der Klein-Belt-Brücke).
Im Fernschreiben Flotte GKds 1282 A4 v. 26.09.39 heißt es ergänzend, es handele sich um die De Te Anlagen (Ersatz für Spee, Kö u. T110).
Quelle der Weisheit: PG.34455f auf NARA-Reel 3896.
Es scheint damit klar, dass die drei ersten Geräte der Serie 1-31 vom NVK als Ersatz für die Erprobungsgeräte auf T110 (ex G10), KÖ und GS bestellt worden waren.

Die von Dir eingestellte Zuweisungsliste bis Jahresmitte 1940 ist ja das Ergebnis einer größeren Besprechung am 27.11.39 (PG.33572 auf NARA-Reel 2103).
Die Spalte 'bisher vorgesehene Verwendung' bezieht sich gemäß Vortext wohl auf den Stand vom 13.11.39.
Da ist auffallend, dass PG im Jan./Feb.1940 zwei Geräte bekommen sollte, BS hingegen gar nicht erwähnt wird, ebensowenig GU, SH und die Schwesterschiffe HP und BL.
Umso merkwürdiger erscheint, dass im Feb./Mrz.1940 SY (von Stapel im Jan.39 und noch lange nicht fertig) bereits in der Zuweisung bedacht war.
KU, gerade am 13.11.39 wieder in Dienst gestellt, sollte als Leichter Kreuzer sogar zwei Geräte bekommen.
Erst im Juni 1940 waren auch die beiden Panzerschiffe DE und SC 'an der Reihe', allerdings mit nur je einem Gerät.
Auch, dass drei T-Boote in der Planung berücksichtigt waren, erscheint bemerkenswert. Sollten also die Boote des neuen 1935er Typs noch vor den großen Einheiten und sogar eher als die Zerstörer FuMGs erhalten?
Mein Eindruck ist, dass die Auswahl der zu berücksichtigenden Einheiten bei knapper Zulieferung ziemlich erratisch war, zumindest erkenne ich keine innere Logik oder eine sich erschließende Rangfolge.

Die Spalte 'jetzt vorgesehene Verwendung' zeigt, dass sich die Wichtung der Einheiten deutlich änderte.
Wenn man die Erläuterung zu den BS-Geräten (Nrn. 17-19) liest, ergibt sich der Eindruck, dass alle vorher genannten Schiffe nicht auf die integrierten Drehhauben 'warten' sollten.
Im späteren Verlauf wurde dann jedoch PG von Anfang an mit der integrierten EM/FuMG-Haube ausgestattet.

Was nun die Eingangsfrage des Threads betrifft, so scheint mir mittlerweile klar, dass DE zu keiner Zeit ein FuMG hatte.
Die Erzählung Pragers lässt sich durch nichts unterfüttern - aber gern werden gegenteilige Belege zur Kenntnis genommen.
Man kann natürlich spekulieren, woher er die Story hat (er war erst später im Krieg als Kadett an Bord LW), ob es eine Verwechslung mit SPEE gab (GS war allerdings im Sept.1938 nicht in spanischen Gewässern), ob er Rees an Backbord aufgesessen ist oder das Ganze eine 'Adoption' für 'sein' Schiff war, Motto: Wenn's bei GS so war, warum nicht bei DE? Letztlich ist es aber müßig, solange kein konkreter schriftlicher oder fotografischer Beleg vorhanden ist.
Das Nichtvorhandensein eines FuMG am Vormars lässt sich jedoch für die letzte Phase unter dem Namen DEUTSCHLAND zeigen, siehe anhängenden Ausschnitt aus einem Distanzfoto von Bord der WESTERWALD im Nordatlantik, während einer Beölung wohl Monatswende Okt./Nov.1939.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 14 Dezember 2024, 15:34:17
Hallo Hägar,

hervorragend! Es ist doch überaus erstaunlich, wie mehr als 80 Jahre nach den Geschehnissen die Abläufe doch so detailliert, fast schon minutiös rekonstruiert werden können - dank der digitalen Revolution und vor allem dank entsprechendem Rechercheaufwand. Dafür vielen Dank, Reinhard! Im Grunde hast Du damit Deine eigene Ausgangsfrage letztlich selbst beantworten können und das Thema damit eigentlich erledigt  :MG:

Allerdings steht der Name "Deutschland" doch in der ersten Tabelle (habe ich überlesen): Als Nr. 17, im November 1939 jedoch noch nicht bestellt, was ein Vorhandensein eines Prototypenmusters wie auf Spee natürlich noch nicht sicher ausschließt. Aber auch sonst haben die Unterlagen von OKM, NVK, KTB oder der Fachliteratur keinen Beleg geliefert, wobei die stärkste Beweiskraft sicher bei den Fotos liegt. Wenn in der Zeit zwischen Anfang 1938 und Ende 1939 nicht nur kein schriftlicher Nachweis, sondern auch kein einziges Bild mit einer Antennenmatratze zu finden ist, so wird es sicher so sein, daß das Panzerschiff unter dem Namen Deutschland noch keine Funkmessausstattung erhalten hatte, zumal die Ausstattung mit dem FuMG 39 im Gegensatz detailliert dokumentiert ist.

Interessant wäre natürlich auch herauszufinden, welche anderen sensorischen Möglichkeiten das Schiff bei dem von Prager genannten Auslaufen aus dem Hafen hatte, vielleicht mit Echolotung, vielleicht mittels S-Gerät, falls schon verbaut. Das würde die Sache natürlich weiter abrunden.

Um noch auf die Dete-nah-Geräteliste zu sprechen zu kommen: Wenn die beiden Schreiben schon vom 25.09. bzw. 26.09.39 datieren, dann kann die Liste über die bisherige Verwendung nicht erst am 13.11.39 entstanden sein. Ich habe Blatt 1 des Schreibens nochmal beigefügt. Nach meiner Lesart datiert die (einvernehmliche) Besprechung über die Neuverteilung der Geräte vom 27.11., basierend auf dem Ausrüstungsvorschlag der N.I. vom 28.10. und einer Stellungnahme des Fl.-Kommandos v. 13.11. Wenn es zudem wie Du auch schreibst vorangegangenen Prüfungs-/Abstimmungs- und sonstigen Zeitbedarf schon im Laufe des September gegeben hat, dann kommen wir so fast zwangsläufig auf den 03.09.39, den Zeitpunkt des Kriegseintritts Großbritanniens als wahrscheinlich hauptsächlichen Grund für die Änderung der ursprünglichen Planung.

Nicht nur fand die Namensänderung Deutschland-Lützow wohl erst am 15.11. statt, auch war Graf Spee Mitte November 1939 bereits seit fast 3 Monaten im ozeanischen Einsatz und eine Rückkehr zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht absehbar. Also wird die erste Dete-Liste wahrscheinlich im August, im Juli oder gar noch früher entstanden sein, jedenfalls sicherlich noch zu Friedenszeiten. Der Beschluß zum Einbau der Geräte wurde ja wie schon andernorts beschrieben Ende 1937 nach dem erfolgreichen Einsatz im Manöver gefasst, danach entstanden im Laufe des Jahres 1938 die Konstruktions- und dann die Fertigungsunterlagen und im Januar 1939 wurde mit der Produktion der Vorserie begonnen. Spätestens da wird man sich Gedanken gemacht haben (müssen), wo und wann und wie die Geräte einzubauen wären. Mit einem solchen, viel früheren Zeitpunkt lassen sich dann vielleicht auch die scheinbar merkwürdigen Nennungen bzw. Nicht-Nennungen eher erklären:

Zum Beispiel wird die Verwendung der allerersten drei Geräte wieder "plausibel". Man hätte nur die Geräte austauschen müssen, die Peripherie (Einbauraum, Anschlüsse, Antennen) war auf den drei "Versuchsträgern" schon vorhanden, man hätte sofort erproben können. Das passt dann doch gut zusammen.

Was die weiteren Einheiten anbelangt, so war wohl ursprünglich geplant, alle Einheiten, die über eine (optische) E-Meßhaube verfügten, zusätzlich mit Funkmeß zu kombinieren (ab schwerer Kreuzer aufwärts). Auch die Schiffe mit schon vorhandenen E-Meßhauben sollten nach ursprünglicher Planung meiner Erinnerung nach umgebaut werden und kombinierte Hauben erhalten, so auch GU, SH, HP etc. Der geplante Liefertermin 1940 erklärt die bisherigen Nichtnennungen, ebenso wie für die Neubauten. Die leichteren Einheiten ab leichter Kreuzer abwärts sollten hingegen Drehsäulen für die Antenne erhalten, und zwar im Idealfall zwei, eine vorn, eine achtern.

Wegen des offenbar nicht zu verkürzenden Liefertermins der AEG für die kombinierten Hauben wurde die Fertigung von weiteren provisorischen Drehhauben nach Muster Spee vom NVK selbst in die Hand genommen, wobei das NVK auch nicht selbst fertigte, sondern ebenfalls fremdvergab. Die Speehaube wurde bei einer Firma in Bremen gebaut, das habe ich irgendwo gelesen, vielleicht auch die anderen behelfsmäßigen Funkmess-Drehhauben.

Daher würde ich die Änderungen nach Kriegsbeginn nicht als "erratisch" bezeichnen, sondern schlicht den Ereignissen und dem Zeitdruck geschuldet, möglichst schnell möglichst viele Geräte an die Front zu bringen nach der bösen Überraschung vom 3.9. Dazu müssen aber die Schiffe abkömmlich, die Werften bereit sein und die Geräte an der Pier stehen, ebenso die Hauben.

Nach dem eher kritischen Erprobungsergebnis des AVKS bei Bismarck wurden danach keine weiteren kombinierten Hauben mehr geplant und gebaut, es waren also letztlich nur 8 solcher kombinierter Hauben (3xBS, 3xTP, 2xPG) und selbst bei TP und PG wurde mit der Gerätemodernisierung 1941 bzw. 1942 eine weitere "Behelfs-"Haube auf die schon vorhandene kombinierte aufgesetzt.

Was die leichten Einheiten angeht: Die Verwendung der Drehsäule wurde sowohl auf KÖ als auch auf G10 erprobt und hat sich offenbar bewährt. Da jedoch die Senderleistung zu gering war für die geforderte Reichweite (optische Sicht), mußte der komplette Senderschrank (T) bei den Drehsäulen direkt hinter der Antenne angebracht werden, um die Speiseleitungen (also die Antennenkabel) und damit den Wirkungsgradverlust vom Sender zu den Dipolen möglichst gering zu halten.

Da es aber für die HF-Anschlüsse des T-Geräts (noch) keine Schleifringe gab (das war bei den Drehhauben nicht nötig, da hier die komplette Anlage mitsamt Bediener mitgedreht wurde), konnten die Antennen anders als die Hauben nicht komplett um 360° gedreht werden, sondern nur jeweils um etwa 180° auf die eine oder die andere Seite, um dann zurückgedreht werden zu müssen. Dadurch entstand ein zeitlicher Verzug im Suchbetrieb, der zu einer verspäteten Feststellung von Kontakten führen konnte. Das konnte einigermaßen "geheilt" werden durch die Montage einer zweiten Drehsäule, wie wohl zunächst auf Karlsruhe vorgesehen, wobei das vordere Gerät dann den vorderen, das achtere Gerät eben den achteren Sektor absuchen sollte. Damit wurde die Umlaufdauer halbiert und somit auch der durchschnittliche Zeitverlust bis zum ersten Erfassen eines Kontakts (Die Engländer haben das übrigens auch so gemacht). Soweit mir erinnerlich, war dies tatsächlich für alle Einheiten so geplant gewesen bis auf die Panzerschiffe.

Nebenbei, und das wird sicher auch Olaf interessieren, war wohl doch die Synchronisierung (mehrerer) Bordanlagen vorgesehen. Das steht in den E-Mess-Schulungsunterlagen der S.A.S. in Sassnitz. Damit wird sicherlich einhergegangen sein eine Steigerung der Reichweite wie auch eine Verbesserung der Peilgenauigkeit. Leider habe ich über Realisierung und ggf. Versuchsergebnisse hierzu bisher überhaupt nichts gelesen. T  echnische Voraussetzung dafür waren also zwei Geräte ab FuMG40 - davon gab es allerdings nur ganz wenige, müßte man mal zusammenstellen...

Es bleibt also nach wie vor spannend ;-)

Beste Grüße

Gabler
Titel: Aw: FuMG auf DEUTSCHLAND
Beitrag von: Gabler am 02 Januar 2025, 12:47:50
Moinmoin,

zur Arrondierung: Der Leiter der s.Zt. "Amtsgruppe technisches Nachrichtenwesen des Waffenamts (NWa)" genannten "Gruppe", Maertens erörtert im Januar 1941 (B.Nr. NWa IA 101/41) die Möglichkeit, daß englische Einheiten die Funkstrahlen der deutschen Schiffe als Leitbake nutzen würden; der IAO auf Hipper hatte dies wohl vermutet.

Eine systematische Ausforschung will er nicht festgestellt haben, jedoch eine allmähliche Aufdeckung für möglich halten. Dazu erwähnt er die beiden einzigen vor dem Krieg in außerheimischen Gewässern einsetzbaren und mit FuMO ausgestatten Einheiten, Königsberg und Spee, von denen es seit dem Winter 1937/38 Fotos gäbe. Deutschland erwähnt er nicht, offenkundig weil es von dieser Einheit keine Fotos mit Funkmesshauben gab.

G10 erwähnt er allerdings auch nicht, obwohl das Boot mitsamt Matratze im Weyher in ganzer Pracht abgebildet wurde. Vielleicht hat er das selbst nicht gewußt. Habe aber auch noch nie davon gelesen, daß die Engländer das bemerkt hätten...

Grüße und schönes Neues!

Gabler