Hallo,
nun mal eine sehr interessante Frage, was ist eigentlich aus dem Angehörigen der Kriegsmarine geworden die im Ägäis-Bereich eingesetzt bzw. dort stationiert waren?
Mein Großvater war in diesem Bereich als Marinesoldat eingesetzt bzw. stationiert. Eigentlich war der Standort Warnemünde. Er wurde dann wohl 1944 in den Ägäis-Bereich abkommandiert. Soweit ich noch in Erfahrung bringen konnte war er dem Hafenkommandanten Athen unterstellt. Er soll wohl auch auf der Insel Syra(Syros) gewesen sein, dort im Lazarett. Das ging wohl aus einem Feldpostbrief hervor, den er von dort geschrieben hat. Leider habe ich auch keine Feldpostnachricht mehr, weil seine Frau schon gestorben ist, sowie seine Schwester.
Was ich einmal erfahren hatte, das wohl die Marinesoldaten in Wehrmachtsuniformen gesteckt werden sollten, im Jahr 1944/45 und dann über den Balkan wieder nach Deutschland zurückgeführt werden sollten. Die letzte Feldpost erhielt sein Frau ,meine Großmutter, im Jahr Ende 1944. Danach kam keine Feldpost mehr aus dem Ägäis-Bereich. Auch spätere Aufzeichnungen aus diesem Bereich sind sehr spärlich, weil es da kaum Aufzeichnungen gab.
Nun hier die Frage, was ist aus den Marinesoldaten der Kriegsmarine aus dem Ägäis-Bereich geworden?
Gruß Paul56
Hallo Paul56 Willkommen im FMA :MG:
Danke für die Begrüßung.
Nun das Thema Ägäis-Bereich ist bestimmt ein heißes Eisen, weil kaum noch Unterlagen vorhanden sind. Vielleicht gibt es hier noch andere Info´s dazu bzw. darüber.
Gruß Paul
Moin, in der --/>/> Suche (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?action=search) "Fritz Ehlebracht" eingeben und man findet etliche Beiträge zu dem Thema.
Gruß
Klaus
Ich möchte dieses Thema kurz ansprechen (und falls Interesse besteht, anhand der Aufzeichnungen meines Vaters, der auch in Athen stationiert war, ausführen: Er war damals Matrosen-Obergefreiter und Kraftfahrer sowie Maschinist auf einem Patrouillen-Segler(?) oder jedenfalls -Boot).
Die Rückführung der Marine-Soldaten erfolgte 1944 in einem "wandernden Kessel", aus dem sich die Einheiten letztlich selbst befreien konnten. Der Rückmarsch erfolgte über Jugoslawien (mein Vater erwähnt auch Joannina und weiters Montenegro...).
Wie gesagt, falls Interesse besteht.
OldMan
Hallo
Natürlich möchte man mehr erfahren!
AlAo Intresse ist vorhanden.
Damit Geschichte weiter lebt muss sie erzählt werden
,🙋Rast
Hallo OldMan,
da kann ich mich Rast nur anschließen! Nur keine Zurückhaltung...
Viele Grüße
Violoncello
Hallo Paul 56,
Ein Freund von mir (F.Schlimme)fuhr auf U565,(bei Salamis Selbstversenkt), darüber gibt es auch ein gutes Buch.
In diesem Buch ist Umfassend der Rückzug aus Griechenland über die Balkanländer nach Deutschland beschrieben! Dieser Rückzug, war wohl vermutlich der Größte Rückzug von Marinesoldaten, weil Alle mit der letzten Eisenbahn von dort weg wollten.
In Jugoslawien gerieten sie in eine Partisanenfalle. Es gab Tote Marienleute.
Mein Freund, leider schon Verstorben, Berichtete das sie einen Weg passieren mussten, der schön gepflegt war, die Hecken waren kurz geschnitten, alles war verdächtig still. Bis sie merkenten, dass die Hecken gestutzt worden waren weil es sich um ein Schussfeld der Partisanen handelte......Die Partisanen haben dann die Marine Opfer wie Hasen nebeneinander abgelegt, so dass die Überlebenden es mit Ferngläsern verfolgen konnten. Später wurden die Opfer dort auf Höhe XXX in eine tiefe Höhle geworfen, wo sie wohl heute noch liegen...
Das Buch: U565 und seine Menschen.
Übrigens, ich kannte auch Helmut Jacksch pers., von dem Boot U565 habe ich hier viele Bilder rein gestellt.
Gruß Uwe :MG:
Ich beginne mal (mit Abständen immer mal wieder) meines Vaters (Matrosen-Obergefreiter in der 2. MarineKraftfahrEinsatzAbteilung) Erinnerungen abzuschreiben.
"Unsere Stammeinheit hatte jetzt alle Tage einen anderen Einsatz: Von Kalamata im Peloponnesüber Gytheon, an der Südspitze, 'rauf nach Piräus über den Isthmus von Korinth, alles war für uns zum Gebiet des sich anbahnenden Rückmarschs aus Griechenland geworden. Wir hatten die zurückgehenden Einheiten der Gebirgsjäger, der Luftwaffe und einigen anderen Marineeden noch intakten Flugplätzen von inheiten zu sichern und den Rückmarsch von Partisanen frei zu halten, Immer wieder kam es zu Gefechten aus dem Hinterhalt. Unsere 2cm kam öfters zum Schuß und der Tommi sorgte auch für Abwechslung mit seinen Jägern, meistens die Doppelrumpf-Lightning.
Im Oktober 1944 sollte Griechenland im geordneten Rückzug geräumt werden. Meine Einheit, die jetzt wieder durch Zukommandierungen anderer Marinesoldaten aufgefüllt war und die volle Kampfstärke hatte, sollte die Nachhut bilden. Nach dem Rückzug von Heeres- und Luftwaffeneinheiten wurden von uns im Hafen von Piräus liegende Schiffe und Boote, die Hafenmole und die wichtigsten Hafenanlagen zur Sprengung vorbereitet. Vor der Hafeneinfahrt wurde ein großes Frachtschiff versenkt, damit war der Hafen für die Engländer mit großen Schiffseinheiten nicht mehr nutzbar. Zur Stunde X wurde alles gesprengt, nur Wracks blieben übrig. Es wurde höchste zeit, denn der Tommi landete schon mit seinen Transportflugzeugen auf Dateu und Kifissia. Vorher hatte er schon in Kifissia alle unsere noch flugfähigen Jäger mit seinen Jagdbombern vernichtet.
Wir sprengten noch das Fernsprechamt, dann sammelten sich die verschiedenen Einsatzgruppen als "Kriegsmarine Sondereinheit z.b.V. - 2. MarineKraftwagen-EinsatzAbteilung auf der Straße Nr. 1 von Athen nach Norden. Wir hatten eine beachtliche Kampfstärke: Die Einheit hatte 12 Stück 2cm Bordeinzelflak, 6 Stück Zwillingsflak 2cm, einen Vierling (2cm) und eine 3,7cm Schnellfeuerflak. Dazu kamen 4 Steyr-Geländewagen (mit MG), ein Fahrzeug mit einem Granatwerfer und Bedienung und insgesamt ca. 290 als Einzelkämpfer ausgebildete Matrosen, Maate, Bootsmänner und drei Offiziere.
Alles in allem kam noch dazu: Kochmaaten mit Küchenwagen, 2 Sanitätsfahrzeuge (3 Sanitäter), Schreibstube mit Kommandofahrzeug und Fahrzeuge mit Geschützen sowie MGs auf Fahrzeugen. Alle waren mit Maschinenpistolen und Karabinern bewaffnet; insgesamt eine sehr kampfstarke Truppe. So waren wir ausgerüstet, als wir nach Rußland marschierten (Anm. Von dort war mein Vater über Bulgarien nach Griechenland 1943 gekommen).
Nachdem wir uns formiert hatten, begann der Rückmarsch. Geordnet, ohne einen Schuß verließen wir Athen."
Erst mal bis hierher. Ich habe z.Z. noch andere "Projekte" laufen, daher bitte ich um Nachsicht, wenn ich nicht sofort weitermache. Ich schreibe immer mal wieder. Vielleicht kann ich auch einige Fotos beisteuern.
OldMan
Guter Start👍
Weiter so :TU:)
moin,
OldMan top -> Erlebnisbericht fürs HMA, siehe https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=10997
Zitat von: OldMan am 02 August 2024, 13:10:52Von Kalamata im Peloponnes über Gytheon, an der Südspitze,
Kalamata (https://de.wikipedia.org/wiki/Kalamata) und Gythio (https://de.wikipedia.org/wiki/Gythio)
Exkurs aus der Chronik des Seekriegs, April 1941
Zum Höhepunkt der Evakuierung kommt es in der Nacht vom 26./27.4., in der 27.000 Soldaten auf ihren Abtransport warten. Die Transporter ... nach Nauplia, Transporter
Dilwara,
City of London und
Costa Rica, begleitet von Kreuzer
Phoebe und 4 Zerstörern nach Kalamata. 8200 Flüchtlinge sollen von Rafina und Raftis, 4500 von Nauplia, 9800 von Kalamata abgeholt werden, insgesamt fast 22.000 Menschen. ... Auch der
Phoebe-Konvoi von Kalamata wird angegriffen. Transporter
Costa Rica mit 2400 Mann Truppen an Bord kann nach einem Bombenangriff nicht mehr weiterfahren und alarmiert die Zerstörer
Defender,
Hereward und
Hero, die alle Mann übernehmen; anschließend sinkt die
Costa Rica.
Zitat von: OldMan am 02 August 2024, 13:10:52und der Tommi sorgte auch für Abwechslung mit seinen Jägern, meistens die Doppelrumpf-Lightning.
wohl eher die USAAF
Zitat von: OldMan am 02 August 2024, 13:10:52Vor der Hafeneinfahrt wurde ein großes Frachtschiff versenkt, damit war der Hafen für die Engländer mit großen Schiffseinheiten nicht mehr nutzbar. Zur Stunde X wurde alles gesprengt, nur Wracks blieben übrig.
aus der Chronik des Seekriegs, Oktober 1944 :
Vom 6.– 14.10. Verlegung der letzten dt. Schiffe in der Ägäis von Piräus nach Saloniki. Am 9.10. gerät
TA 38 bei Makronisi auf Grund, es wird von
TA 39 nach Volos geschleppt. Dort aber wird es am 12.10. als Blockschiff in der Hafeneinfahrt versenkt. Auch der ex-italienische Frachter
Vesta (3351 BRT) wird am 9.10 als Sperrschiff im Kanal von Korinth versenkt. Nachdem Piräus am 12.10. geräumt ist, verlegen die letzten fahrbereiten Schiffe, Dampfer
Lola,
TA 39 und 3 R-Boote, nach Saloniki. Die nicht fahrbereiten
TA 15 und
TA 17 sowie mehrere kleinere Fahrzeuge werden selbstversenkt.
Zitat von: OldMan am 02 August 2024, 13:10:52Vorher hatte er schon in Kifissia alle unsere noch flugfähigen Jäger mit seinen Jagdbombern vernichtet.
Luftwaffe, Kifissia 1944 (https://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/KommGenLuftwaffe/GenGriechenland.htm)
Gruß, Urs
Moin, Urs, im April 41 waren die USA noch neutral.
Jedenfalls offiziell. :wink:
moin,
Zitat von: Sprotte am 03 August 2024, 15:34:48Moin, Urs, im April 41 waren die USA noch neutral. Jedenfalls offiziell.
Stimmt. Aber nur mein Exkurs (sic!) betr. Kalamata bezieht sich auf April 1941
Hier geht es um den Oktober 1944
Gruß, Urs
Zuerst: Herzlichen Dank für die Kommentierungen. Selbstverständlich schrieb mein Vater als einfacher Marine-Soldat ("Kometen-Karriere" hat er erst Anfang '45 gemacht; wäre ein Thema für sich) und da mag erstens manches aus Mangel an Information und zweitens manches wegen der Erinnerungen (erst etwa Mitte der 80er begonnen) ungenau oder vielleicht gar falsch sein.
Ich mache mal weiter:
"Der Engländer landete bereits in der Bucht von Skaramanga und in der Georgsbucht starke Kräfte, welche bis zu unserer Straße 1 vorgerückt waren. Sie standen am Straßenrand und, unglaublich, aber wahr, winkten uns zu ohne das von beiden Seiten ein Schuß fiel. Sie ließen uns unbehelligt ziehen, denn es war klar, wir marschierten in einen Kessel, ohne es zu wissen. Es war sehr heiß und endlose Staubwolken begleiteten uns. Über uns englische Jäger, von See aus der Tommy, von rechts die Berge mit Partisanen und vor uns keine deutsche Einheit mehr, welche uns hätte entlasten können.
Marschall Tito kam von den Bergen aus Serbien und machte uns neben den Partisanen die größten Schwierigkeiten: Kein offener Kampf, immer nur Hinterhalte, Beschuss von den Bergen und die laufenden Fliegerangriffe rissen schmerzhafte Lücken in unsere Reihen. Zwischen Lania und Larissa hatten Partisanen die Thermphylen-Paßstraße gesprengt und wir mussten die notdürftig wieder, in glühender Hitze und Staub, ausbessern. Über tiefe Schluchten, durch kleine Flüsse ging es nach Trikala; Joannina durch den Paß nach Florina. Es verging kein Tag mehr, wo keine Kampfhandlungen stattfanden. Bitoli und Prilep kostete uns den ersten Ausfall von zwei 2cm-Fla-Geschützen mit den Bedienungen. Skopje wurde erreicht und hier konnten wir Treibstoff ergänzen. Einen Tankwagen hatten wir verloren, der fehlte für die Versorgung auf dem Marsch. Langsam machten sich unsere Verluste an Gefallenen und Verwundeten bemerkbar; diese Ausfälle kosteten Kampfkraft.
Jetzt wurde es ein (kurzer) Herbst: Schönes Wetter zwar und gute Sicht, aber vor allem für die pausenlosen Angriffe feindlicher Flieger.Sie machten uns das Leben schwer; unsere tägliche Marschleistung wurde immer geringer. Hinter jeder Straßenkreuzung lauerte der Tod. Nun wurde es in den Nächten, in denen wir auch kaum zur Ruhe kamen, immer kälter, der Winter brach herein. Es begann, Unmassen zu schneien. Das Führungsfahrzeug hatte es immer schwerer, voranzukommen und die MG-Schützen im Wagen sahen wie Schneemänner aus. Feuer durfte kaum gemacht werden (wegen der Partisanen). Unsere B-Kräder hatten wir auf leere LKW verladen, ebenso die Solo-Maschinen.
Monte Negro. das Land der schwarzen Berge, wurde uns zum höllischen Hindernis; wir kamen nicht mehr weiter und es musste Stellung bezogen werden. Ich hatte in einem Bauernhaus, dem so genannten "Stützpunkt Eichkater" Stellung zu beziehen. Ein Partisanendorf lag etwa 150 Meter nur vor uns; insgesamt neun Mann, geführt von einem Bootsmann waren wir auf vorderstem Posten. Man konnte die Partisanen hin und her laufen sehen, vor uns lag eine freie Fläche, schneebedeckt und dadurch war die ganze Gegend sehr hell, es war gute Sicht. Wir brauchten uns kaum bewegen, schon knallte es vom Dorf herüber."
Wieder bis hierher. Übrigens: Winterausrüstung hatte diese Truppe natürlich keine; immer noch Tropen-Uniform (davon hatte mein Vater eine Jacke "gerettet", die er bis Anfang der 50er umgearbeitet auch als Zivil dann auf Arbeit trug)...
Schöne Woche allerseits, OldMan
Ich mache mal weiter mit dem Erlebnisbericht meines Vaters.
"Ich lag im Schnee auf Vorposten, den Karabiner im Anschlag, plötzlich sah ich backbords querab einen schwarzen Schatten auf mich zugekrochen kommen. Ich schoß sofort und traf. Mein Nebenmann schoß eine weiße Leuchtkugel daraufhin ab, die die ganze Gegend taghell erleuchtete. Die 2cm-Flak setzte sofort ein und schoß eine Salve auf das Dorf. Was war eigentlich geschehen? Ich hatte einen Partisanenhund, ein großes Tier, erschossen. Diese Hunde waren so abgerichtet, dass sie auf deutsche Soldaten gingen. War das Ganze Zufall oder sollte es der Anfang eines Angriffs der Partisanen sein? Am nächsten Morgen kam ein starker Spähtrupp mit unserem Leutnant und durchsuchte das Dorf, die 2cm-Flak war in Feuerstellung und deckte das Vorgehen. Damit konnte nun der Weg frei gemacht werden, denn tagelang hatten wir keine Stellungsänderung vornehmen können, da alles und jeder von den serbischen Partisanen beschossen wurde. Der Schnee wurde übrigens immer höher und die Kälte lag uns in den Gliedern. Winterausrüstung hatten wir natürlich nach wie vor keine.
Wir mussten weiter, denn die Kampfgruppe konnte keinen Entsatz oder irgendwelche Hilfe erwarten. Stellungen und Stützpunkte wurden geräumt und unter großer Mühe und Quälerei, verbunden mit ständigen Kämpfen, ging die Kampfgruppe als letzte auf dem Balkan weiter in Richtung Sarajevo vor. Eiskalte Flüsse mussten überwunden werden und schließlich auch der Übergang über die Brücke über die Drina musste erkämpft werden, um in die Stadt hinein zu kommen. Mit letzten Tropfen Sprit konnten wir ein Treibstofflager erreichen und nochmals Treibstoff ergänzen; es existierte auch noch ein Lager, mit deutschem Personal besetzt, wo wir Lebensmittel in kleineren Mengen übernehmen konnten. Das Lager gehörte zur Luftwaffe; die Besatzung wurde ausgeflogen.
Inzwischen war Jahreswende (1944 auf 1945). Um nach Deutschland zu kommen, mussten wir unbedingt weiter. Selbst unter großen Strapazen und mehreren Wochen Marsch, Kampf, Fliegerabwehr, in Deckung gehen, kamen wir nicht vom Fleck. Bald waren wir kaum noch kampffähig, weil die Munition knapp wurde, schneller als uns lieb war. Es durfte nur noch bedingt geschossen werden. So erreichten wir Brod, eine kleine Stadt, aber für uns nicht mehr verfügbar. Wir mussten wieder zurück über die Save. Über Brod wäre die kürzeste Strecke nach Zagreb gewesen, aber wir mussten auf Schleichwegen nach Bioce(? schlecht lesbar). Was uns da erwartete, ahnten wir noch nicht. Der Übergang über den reißenden Fluß, der in einer tiefen Schlucht floß, wurde zum Problem, weil keine Brücke mehr intakt war. Die Amerikaner flogen pausenlos Angriff auf Angriff, Jagdbomber setzten Raketenbomben ein, die gezielt auf unsere Stellungen und Fahrzeuge schossen. Nur eine kleine Notbrücke, von unseren Pionieren gebaut, die kaum die schweren Fahrzeuge und Geschütze zu tragen imstande war, existierte noch. Sie erhielt immer wieder Treffer und musste ständig behelfsmäßig repariert werden, dafür hielten Balken und Bretter aus umliegenden Häusern her. Um überzusetzen, musste alles mögliche an Zubehör von den LKW und Geschützen abmontiert werden, damit sie einzeln über diese Brücke fahren konnten. Das Zubehör wurde im Laufschritt auch einzeln hinüber gebracht. Unsere Flak hatte Befehl erhalten, nur im äußersten Notfall zu feuern.
Alles war ausgerichtet auf den Übergang hier. Durch die ständigen Angriff gab es täglich Verletzte, oft schwer, und Tote, die wir abseits im steinigen Boden zur Ruhe betten mussten. Die Einheit schrumpfte immer mehr und nur unverbesserliche Optimisten glaubten daran, jemals aus dieser Mausefalle heraus zu kommen. Unter ungeheurem Einsatz wurde doch das Unmögliche geschafft: Fahrzeuge und Flak, Verwundete, Munition und selbst die Küche wurden übergesetzt und alles, was wir auseinander genommen hatten, wurde wieder zusammengebaut. Tagelang hatten wir kaum etwas zu essen, denn die Kombüse war stillgelegt worden; eiserne Rationen wurden angerissen. Ich hatte mir in einem Ort, ich glaube, es war Prizren, in einer ehemaligen Feldfleischerei eine Speckseite und einige Büchsen Rindfleisch organisieren können, so dass ich meinen Kameraden etwas abgeben konnte. Brot hatten wir schon vor Tagen das letzte Mal erhalten..."
Bis hierher: Man ahnt, wenn man (selbst in Friedenszeiten) als Soldat gedient hat, was diese Männer erlitten haben. Man ahnt es nur und muss dankbar sein, dass man im Frieden gelebt hat. Dass in jenen beschriebenen Gegenden in den 90ern erneut Kriegsfurien tobten, ist umso verwunderlicher, da sicherlich damals noch viele Menschen lebten, die es hätten besser wissen müssen.
OldMan
Wird fortgesetzt.
Hallo,
kann OldMan nur beipflichten.Was ist das Ausharren bei großer Hitze ohne genügend Wasser während einer 1 wöchigen Gefechtsübung gegen das, was die Wehrmachts-/Kriegsmarineangehörigen beim Rückzug vom Balkan durchmachen mußten.Neben Hunger, Kälte, zu wenig Treibstoff und Munition die ständige Gefahr plötzlicher Überfälle von Partisanen und regulären Kräften aus dem Hinterhalt.Dazu die Ungewißheit, ob der Rückzug gelingt. Das prägt.Leider wird die Menschheit nicht schlau. Kriege sind die Folge.
MfG Wirbelwind
Ganz herzlichen Dank für die Berichte :TU:)
Euer Interesse bestärkt mich, weiterzumachen. Momentan bin ich allerdings eine Woche (bis 26.8.) unterwegs. Zudem muss ich die Aufzeichnungen meines "Alten Herrn" noch etwas ordnen... Ich erbitte daher etwas Geduld, ich muss mich selbst noch etwas einlesen.
OldMan
Kein Problem :TU:)
Zitat von: OldMan am 14 August 2024, 12:42:18Euer Interesse bestärkt mich, weiterzumachen. Momentan bin ich allerdings eine Woche (bis 26.8.) unterwegs. Zudem muss ich die Aufzeichnungen meines "Alten Herrn" noch etwas ordnen... Ich erbitte daher etwas Geduld, ich muss mich selbst noch etwas einlesen.
OldMan
Hallo OldMan,
Ich danke das du uns an deinen Erzählungen teil haben lest, von deinem Vater. Hat er Tagebuch geführt oder das erlebte nieder geschrieben.
Ich bin Baujahr 1996 und für uns ist, das sehr schwer Nachvollziehbar. Ich und Mein Zwillingsbruder Interessieren uns seit dem wir 16 jahre sind für den 2 Weltkrieg. Nicht als Heldenromane oder als Verherrlichung von Ideologien. Sondern tatsachen, BZW Erzählung mit einblick in das was der jenige Gefühlt oder gedacht hat.
Von meinen Ur-ur-Großeltern weiß ich nicht sehr viel. Der eine ist Desatiert im April 45 und kam nachhause und wurde wieder abgeholt. Meine Ur-Omi erzählte das nur seine Brille und ausweis nachdem Krieg ihrer Mutter übergeben wurden. Von meinem Ur-Opa sein Papa ( Ur-Ur-Opa) war in beiden Welt kriegen und mein Groß onkel hat nur seine Gefangenschaft dokumentiert und seine Stationierung in Richitung Süd-Frankreich. Dies ist aber nur mündlich überliefert und nicht textlich, daher finde ich deinen Bericht sehr Interesant.
Liebe Grüße Benny
PS Lass dir zeit. Gute Dinge mag Weile Haben.
Zitat von: OldMan am 14 August 2024, 12:42:18Euer Interesse bestärkt mich, weiterzumachen. Momentan bin ich allerdings eine Woche (bis 26.8.) unterwegs. Zudem muss ich die Aufzeichnungen meines "Alten Herrn" noch etwas ordnen... Ich erbitte daher etwas Geduld, ich muss mich selbst noch etwas einlesen.
OldMan
Hauptsache du machst weiter!
Lass dir Zeit ☕
Mein Vater hat das aus der Erinnerung heraus (mit wenigen geretteten Fotos) geschrieben. Einige Jahre hatte er auch noch Kontakte zu Kameraden (bis in die 60er, dann kam ja die Mauer und persönliche Treffen waren nicht mehr möglich, jedenfalls von seiner Seite: Wir lebten in Dresden, seiner Geburtsstadt, denn seine Eltern, meine Großeltern, hatten den schrecklichen Angriff auf Elbflorenz überlebt; da war er nach dem Kriege wieder hin...).
Hier also weiter:
"Als wir uns unter den immerwährenden Angriffen der feindlichen Jäger und Bomber in einem Seitental, welches stark bewacht war, wieder etwas gesammelt hatten, wurde erst einmal eine Zählung und Bestandsaufnahme gemacht.
Verluste wurden festgestellt: An Gefallenen: 87, Verwundete: 103, an Material: 3 2cm-Zwillingsflak, ein 2cm-Vierling, mehrere Gelände-MG-Fahrzeuge, B-Kräder und LKWs. Die Einheit hatte noch eine Stärke von 121 Soldaten und 2 Offizieren.
Da wir nirgends Proviant fassen konnten, mussten jetzt die am Wege liegenden toten und steifgefrorenen Pferde einer vor uns ziehenden bespannten Artillerie-Einheit dran glauben. Sie war außerhalb unseres Kessels und uns einige Wochen voraus. Es wurde nun in der Kombüse Pferde-Gulasch zusammengebraut und wir waren froh, mal wieder eine warme Mahlzeit zu bekommen.
Unter großen Schwierigkeiten setzten wir unseren Rückzug fort. Die Partisanen griffen immer wieder an. So geschah es, als wir auf einer großen freien Fläche einer Hammelherde mit einem Schäfer und seinen Hunden begegneten. Alles geriet dadurch ins Stocken und plötzlich wurde aus dieser Hammelherde heraus ein mörderisches Feuer auf uns eröffnet: Es gab wieder Tote und Verwundete. Unsere 2cm-Flak eröffnete ein vernichtendes Feuer bis Ruhe eingetreten war. Da lagen dann die Hammel und die in Schafspelze gehüllten Partisanen am Boden: Ein furchtbarer Anblick.
Am Skutarisee, wo wir einen Halt einlegen mussten, bekamen wir plötzlich aus heiterem Himmel einen Jagdbomber-Angriff. Wir konnten sehen, wie der Pilot seine Raketenbomben abschoß. Unsere Flak antwortete aus allen noch verfügbaren Rohren, jedoch erhielt unsere schwerste Kanone, die 3,7cm-Flak einen Volltreffer, dabei starb die gesamte Bedienungsmannschaft. Wieder waren es 7 Kameraden, die in fremde Erde gebettet wurden und die die Heimat nicht mehr wiedersehen würden...
Entlang der Save ging es wieder weiter, nachdem uns die Waffen-SS aus dem wandernden Kessel befreit hatte. Die SS bildete mit ihren Panzern und Sturmgeschützen einen Korridor, durch den unsere Gruppe aus der Umklammerung heraus kam.Damit hatten wir uns den Anschluss an unsere Hauptmacht erkämpft. Die Strapazen waren unsäglich. Viele Kameraden waren gefallen, verwundet und einige sogar in serbische Kriegsgefangenschaft geraten (Anm. von OldMan: Ich habe als junger Mann einen Arbeitskollegen gekannt, der in Visegrad/Jugoslawien kriegsgefangen war; ihm schien glücklicherweise nicht viel passiert zu sein.).
Nun konnte der Marsch auf Zagreb fortgesetzt werden, natürlich nicht ohne dauernden Fliegeralarm, denn die englischen Jagdflieger ließen uns nicht aus den Augen."
Erst mal wieder bis hierher; bei nächster Gelegenheit weiter.
OldMan
Bin ein wenig verzweifelt; der letzte Beitrag (Arbeit einer Stunde) ist im Internet verschwunden...
Heute nicht nochmal; ich versuche es morgen wieder.
OldMan
Keiner Tipp für lange (und so hautnahe) Beiträge:
Lieber erst in Word oder so vorschreiben, speichern und dann hier reinkopieren.
Dann ist in einem solchen Fall die Tipparbeit nicht umsonst gewesen.
Vielen Dank für den Tipp (hätte ich eigentlich selbst draufkommen müssen).
Ich mache mal (erneut) weiter.
"Wir erreichten Zagreb und konnten endlich Verpflegung, Munition und Treibstoff empfangen. Es wurde wieder in unserer Kombüse gekocht und es gab auch wieder etwas Tee oder auch Kaffee zu trinken.
Inzwischen bahnte sich der Frühling an und es war merklich wärmer geworden: Ein Segen für uns. Es konnten Reinigungsbäder und Zeugreinigung entsprechend den gegebenen Möglichkeiten durchgeführt, Waffen und Fahrzeuge wieder auf Vordermann gebracht werden.
Als ein paar Tage vergangen waren, kam der Befehl ,,Klarmachen zur Bahnverladung". Ein Transportzug wurde bereitgestellt und wir verluden den Rest unserer Kampfgruppe auf die Waggons. Die reise ging über Laibach und Klagenfurth Richtung Deutschland.
Zwischen Villach und Spittal im Savetal kamen in großer Höhe fünf englische Jäger geflogen, die sogenannten ,,Straßenfeger". Die Sonne schien ganz prächtig und wir waren für die ein ebenso prächtiges Zielobjekt. Unsere restliche Flak und die MGs waren feuerbereit. Wir sahen, wie ein Jäger nach dem anderen einschwenkte und den Angriff auf unseren Transportzug einleitete. Schon krachte es, dass uns die Fetzen um die Ohren flogen. Raketenbomben trafen unsere am Zug letzte Flak und setzte sie außer Gefecht. Die Lokomotive erhielt auch viele Treffer, so dass der Dampf aus allen Schusslöchern abpfiff. Der Lokführer und der Heizer waren noch während der Fahrt abgesprungen, hatten aber den Bremsvorgang zum Halten des Zuges vorher noch eingeleitet.
Weitere Treffer erhielt der Kommandowagen, die Kombüse mit den Köchen wurde zerfetzt und der Muni-Wagen fing an zu brennen. Er konnte in kurzer Zeit in die Luft fliegen. Geistesgegegenwärtig sprang der Obergefreite Klingelstein zwischen die Kupplung und löste diese, so dass der letzte Flak-Waggon und der Muni-Wagen mit Hilfe vieler Kameraden auf der zum Glück nach hinten leicht abfallenden Trasse zurückgeschoben werden konnte. Nach zirka 10 Metern rollten die Wagen von allein weiter. Wenig danach explodierte der Muni-Wagen. Weitere kleine Explosionen folgten. Die verbliebene Bordflak schoss die Rohre heiß; als die Flieger wieder angriffen. Alles, was Beine hatte, verließ den Zug und lief einen dichtbewaldeten Berghang hinauf, um Deckung zu suchen. Die Flak schoss einen der Flieger ab. Wir sahen eine Feuersäule in einiger Entfernung und hörten den Aufschlag. Danach beendeten die Jäger den Angriff und drehten ab.
Es war der letzte große Angriff, den wir auf unserem Rückmarsch vom Balkan erlitten. Wieder gab es Tote und Verletzte, Ausfälle an Geschützen und Geräten, Fahrzeugen und Waggons; auch die Lok war hinüber. Ich wurde an der Hand leicht verletzt; viele hatten nicht so ein ,,Glück": Unser Hauptfeldwebel war gefallen, die Kameraden von der Befehlsstelle, die Kochsmaate, eine ganze Flakbesatzung, einige MG-Schützen und unser letzter Sanitäter, ein Fahnenjunker.
Das alles trug sich bei ,,St. Peter im Holz" zu: Es war vernichtend gewesen. Was sollte nun ohne die Lok geschehen? Im Ort ,,St. Peter" waren Sanitäter mit Fahrzeugen und Helfern angekommen, sie nahmen sich unserer Verwundeten und Toten an und transportierten sie ab. Am späten Abend kam von irgendwo eine andere Lokomotive und wir setzten unseren Transportzug wieder zusammen. In Spittal wurde die zerschossene Lok ausrangiert und die Fahrt ins Reich wurde fortgesetzt..."
Mein Vater beschreibt seinen weiteren Einsatz, der ihn im Rahmen seiner Einheit zur ,,Entlastungsarmee Wenck" verschlug, dann zu einem Sonderunternehmen (mit Kampfschwimmern, nahe Groningen) und letztlich nach Brunsbüttelkoog, wo er bei der ,,German Mine Sweeping Administration" nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft als Kraftfahrer landete...
Von da (hier lernte er meine Mutter, ostpreußischer Flüchtling, kennen und heiratete sie 1946) ging er zurück nach Dresden, denn auf Umwegen hatte ihn die Nachricht erreicht, dass seine Eltern den Terrorangriff vom 13. Februar 1945 überlebt hatten...
Die Schilderungen seines ,,Endkampfes" sind recht abenteuerlich und haben mit der Ägäis nichts mehr zu tun. Es wäre vielleicht auch ganz interessant, davon zu berichten: Muss ich noch ein wenig aufarbeiten. Und es gehört vielleicht auch in einen anderen thread.
Bis hierher also und Dank für Eure Aufmerksamkeit: Mein alter Herr hätte sich gefreut.
OldMan
PS. Mein Großvater hatte noch einen undatierten Ausriß der "Dresdner Neuesten Nachrichten", in einem kurzen Schriftsatz wurde da von der Kampfgruppe meines Vaters und ihrem Durchbruch berichtet. Mein Vater hatte das dahingehend kommentiert, dass sie die Aufgabe gehabt hätte, den Rückmarsch der 1. Gebirgsdivision und des Jäger-Regiments Nr. 10 zu decken, was aber (s.o.) nicht klappte, man geriet selbst in die Bredouille als "wandernder Kessel" und erst die Panzerdivision "Prinz Eugen" hätte einen Schlauch gebildet, aus dem meines Vaters Einheit aus dem Kessel heraus konnte... OM
Hallo OldMan,
das Lesen der hier eingestellten Berichte ist für mich spannende Lektüre. Vermitteln sie doch einen Eindruck, wie die Dinge damals liefen.Dein Vater muss ja anschließend, als das Kapitel ,,Rückzug aus der Ägäis" für ihn beendet war, mehrere Einsätze kurz vor Kriegsende noch gehabt haben. Die 12. Armee unter Wenck existierte nur relativ kurze Zeit und von da aus nach Groningen, auch nicht gerade ein Katzensprung. Bin auf die weiteren Posts gespannt.
MfG Wirbelwind
moin, OldMan,
Zitat von: OldMan am 01 September 2024, 11:32:03Bis hierher also und Dank für Eure Aufmerksamkeit: Mein alter Herr hätte sich gefreut.
Der Dank ist ganz unsrerseits :MG: top wirklich sehr interessant :TU:)
Zitat von: OldMan am 01 September 2024, 11:32:03Zwischen Villach und Spittal im Savetal ... Das alles trug sich bei ,,St. Peter im Holz" zu ... Im Ort ,,St. Peter" ...
Ich bitte um Nachsicht, daß der Navigator eine kleine Korrektur anbringt : St.Peter in Holz (https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrkirche_St._Peter_in_Holz) nicht im Save- sondern im Drau (https://de.wikipedia.org/wiki/Drau#K%C3%A4rnten)-Tal
Eine Karte füge ich an.
Gruß, Urs
Wir haben zu danken für deine Mühe!!
Schade das man deinem Alten Herren nicht mehr selbst danken kann.
St. Peter im Holz: Mein alter Herr hat das nach dem Gedächtnis geschrieben; da hat er wohl die Geografie ein wenig durcheinander gebracht. Herzlichen Dank für die Kommentierungen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt in diesem thread weitermachen soll, denn das "Ägäis"-Ding ist ja nun geendet. Übrigens bewirtschaftete mein Vater mit seinem älteren Kameraden, einem Unteroffizier-Diensttuer aus Hilchenbach (nahe Siegen/Westphalen, wimre), Name bekannt, die Kantine der Einheit in Piräus und ging dort mit einer kleinen Griechin (die Fotos von ihr musste er auf Befehl meiner Mutter, was sie später bereute [O-Ton "Das war ein sehr hübsches Mädchen!"], wegwerfen. Themis hieß sie.
Vater war auch als Maschinenverantwortlicher auf einem alten requirierten griechischen Motor-Segler in der Ägäis im Einsatz: Kurier- und Nachschub-Dienste für Inselbesatzungen. Manchmal hat er davon erzählt.
Als ich dann selbst Unteroffizier bei der NVA war (leider kein Mariner), hat er gelegentlich meiner seine "Abenteuer" gucken lassen; allerdings immer mit dem Unterton eines "gebrannten Kindes", was Krieg anlangte...
OldMan
moin,
Zitat von: OldMan am 10 September 2024, 12:46:51Vater war auch als Maschinenverantwortlicher auf einem alten requirierten griechischen Motor-Segler in der Ägäis im Einsatz: Kurier- und Nachschub-Dienste für Inselbesatzungen. Manchmal hat er davon erzählt.
Weißt Du noch mehr davon, evt. einen Namen ?
Gruß, Urs
Sein Freund und Vorgesetzter in der Kantine war (lt. Vaters "Memoiren") August Hoffmann. Ich kann mich an einen Besuch meines Vaters bei ihm Mitte der 50er Jahre erinnern. Die Erinnerung sitzt deswegen so tief, weil mein Vater fast einen ganzen Koffer, voll der Zeitschrift "Quick" mitbrachte. Die habe ich, 10/11 Jahre alt alle gelesen, vor allem, weil da interessante Artikelfolgen über den WK2 drin befindlich waren. Das machte Eindruck, da ganz andere Aspekte berührt wurden als das in der DDR seinerzeit war.
In der Kantine wurde mit "Kantinenmark" gehandelt; auch mit Landeswährung und Reichsmark.
Zwischendurch war Partisanenbekämpfung, wofür Vater Obergefreiter wurde, Urlaub bekam und bei Rückkehr erfuhr, dass "wir nun der 21. U-Jagd-Abteilung an(gehörten."
Weiter: "Es gab ab sofort einige Abkommandierungen zu der schwimmenden Einheit. Mehrere Kameraden bekamen Bordkommandos. Ich ging an Bord als Maschinist eines Küstenseglers, wofür ich ja ausgebildet worden war: Ein von der Kriegsmarine gechartertes Holzschiff mit zwei Masten, bestückt mit einer 2cm-Bordflak und einigen MGs sowie Handfeuerwaffen. Mit mir gingen aus der alten Einheit noch unser alter Bootsmann, ein Schwäbele, von Beruf Briefbote, mit Erfahrung aus dem 1. Weltkrieg, 3 Flakartilleristen und ein Kochsmaat. Die Besatzung bestand aus 21 Mann und dem Alten, Leutnant Schulze."
Soweit etwas "Vorspiel" zum Rückzugsgeschehen.
"Wir segelten durch den Dodekanes zwischen den Inseln hindurch und brachten Post und anderes zu den Inselposten. Ab und zu war Fliegeralarm, aber sonst gab es nichts weiter. U-Boote der Tommis waren nicht gesichtet oder gemeldet und so hatten wir ein schönes ruhiges Segeln. Ab und zu wurden Fischerboote ausgemacht und kontrolliert. So ging es ca. 3 Wochen von Insel zu Insel, dann begann die Rückfahrt nach Piräus."
Mit dem Segler hat Vater noch einiges erlebt: Man war auch in Nordafrika (Tripolis, Bengasi), dort war er im Tropenlazarett (Malaria! Anfälle bis in die 60er Jahre; ich habe meinen Vater als 16jähriger gepflegt, als er vom Fieber geschüttelt darniederlag), in drei Wochen kuriert(!), konnte er beim Auslaufen des Seglers wieder an Bord sein. Dann auch Kreta (hier Rücktransport von einigen Gebirgsjägern usw.).
Weitere Namen werden nicht genannt.
OldMan
moin,
:TU:)
Zitat von: OldMan am 11 September 2024, 11:41:56... erfuhr, dass "wir nun der 21. U-Jagd-Abteilung an(gehörten."
21. UJ-Flottille (Ägäis) (https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/ujaeger/uj21-23.htm#21)
Gruß, Urs
Zitat von: Urs Heßling am 11 September 2024, 11:59:31moin,
:TU:)
Zitat von: OldMan am 11 September 2024, 11:41:56... erfuhr, dass "wir nun der 21. U-Jagd-Abteilung an(gehörten."
21. UJ-Flottille (Ägäis) (https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/ujaeger/uj21-23.htm#21)
Gruß, Urs
Vielen Dank, ich habe es so übernommen. Sicherlich müsste man auch andere Aussagen meines alten Herrn überprüfen, denn, wie schon gesagt, er hat erst als Rentner (1987) begonnen, alles aufzuschreiben.
OldMan
Hallo,
habe jetzt von meinem Großvater die Personalakte vom Bundesarchiv bekommen, wo er überall war, auf welchem Schiff usw.
Werde das mal etwas auseinander pflücken und dann kann ich ja mal das hier reinstellen, auf welchen Schiffen und Einheiten er war.
Vielleicht könnt Ihr mir helfen, wo was wann war und ob es noch Berichte gibt usw.
Gruß Paul
Sehr gerne! :TU:)
Hallo OldMan,
mit großem Interesse verfolge ich diesen Thread. Auch mein Vater, Geburtsjahr 1920, verstorben 1968, war Marineangehöriger und ist u. a. als Signalgast auf der "Michele G" in der Ägäis im Einsatz gewesen. Er hat den Balkanrückzug mitgemacht und mir davon mündlich berichtet. Damals (60er Jahre) war ich Heranwachsender, habe etliches nicht richtig einordnen können und leider hat mein Vater seine Erlebnisse nicht schriftlich festgehalten.
Mit Hilfe dieses Forums konnte ich seine Spur in der Ägäis nahezu taggenau nachverfolgen. Die "Michele G" ist kurz vor dem Griechenlandrückzug auch noch der 21. UJ-Flottille (Ägäis) als UJ 2146 zugeteilt worden und ist zuvor, in der von deinem Vater beschriebenen Weise, als Versorger (15. Transportflottille) im Einsatz gewesen. Dort gab es noch folgende Segelschiffe:
V velieri di vigilanza foranea = Vorpostenboote
V56 Michele G. (1921/245BRT) (5.Tr.-Fl.)
V58 Immacolata Terza (1926/87BRT)
Famiglia (1920/141BRT)
V59 Magherita Madre (1920/296BRT)
V74 Enrichetta Maddalena (1892/357BRT)
- 11.12.1943 15. Landungsflottille
- 20.04.1944 5. Transportsflottille
- 27.07.1944 Mittelmeer-Reederei
V178 Margherita (1921/100BRT)
- 02.12.1943 von Netzsperrflottille Piräus an 15. Landungsflottille
- 20.04.1944 5. Transportsflottille
- 13.07.1944 Mittelmeer-Reederei
V219 Nicolina Madre (1921/179BRT)
- 23.10.1943 von der Seetransporthauptstelle an 15. Landungsflottille
- 20.04.1944 an 5. Transportsflottille
- 24.07.1944 an 21. U-Jagdflottille
V56 Michele G. (1921/245BRT)
- 23.10.1943 von der Seetransporthauptstelle an 15. Landungsflottille
- 26.05.1944 an 5. Transportsflottille
- 24.07.1944 an 21. U-Jagdflottille Einsatz als UJ 2146 nicht nachgewiesen, aber Hinweis darauf in
Byron Tesapsides Buch "Die Kriegsmarine in der Ägäis im II. WK 1941-1944" wird auf S.18 die "Michele G" als UJ 2146 in die 21. U-Jagdflotille eingereiht.
V203 Carmelo Padre C.Schreibfehler ?, sollte eigentlich B. heißen. (1912/91BRT)
- 23.10.1943 von der Seetransporthauptstelle an 15. Landungsflottille
- 26.05.1944 an 5. Transportsflottille
- 28.07.1944 an Mittelmeer-Reederei
Quellen: KTB's 15. Landungsflottille und 5. Transportflottille
Möglicherweise war dein Vater auf einem dieser Schiffe unterwegs.
Beste Grüße Aquarius
@Aquarius, vielen Dank. Leider hat Vater den Namen des Zweimasters nicht überliefert, aber möglich ist es schon, dass er auf einem dieser besseren Kähne den Motor gewartet hat.
Ich könnte mir indessen vorstellen, dass Dein alter Herr vielleicht auch bei Uffz.-Diensttuer Hoffmann in der Kantine in Piräus dieses oder jenes gefasst hat; da muss es ziemlich "lustig" zugegangen sein, denn mein Vater hat seinen "Einsatz" dort immer wieder und sehr oft erwähnt, zumal er eine griechische Freundin hatte - das Mädchen hat viel risikiert, ihr Schicksal ist ungewiss geblieben und Vater hat auf Mutters damals eifersüchtigen Befehl hin alle Fotos von Themis vernichtet - Mutter sagte mir in den 60ern, dass das eigentlich dumm war, aber sie wäre halt 21 gewesen, als sie Vater in Brunsbüttelkoog heiratete, da sieht man das etwas eng alles.
O-Ton meiner Mutter: "Das war aber ein sehr hübsches Weib!".
1959 war ich am Nordostseekanal bei meinen Verwandten zu Besuch (12 Jahre alt, 2 Jahre vor der "Mauer"), da bewunderte ich meinen Vater, als er sich mit einigen Matrosen eines griechischen Schiffs, das da bei Hochdonn durchfuhr, unterhielt...
OldMan
@Paul56, bin sehr interessiert, bitte ausführlich... OM
Ich habe mal noch etwas zusammengekramt: Ein Foto von einem Akropolis-Ausflug (Rückseite mit Grüßen an die Eltern - meine Großeltern, die dann den Dresdner Feuersturm am 13. Februar 1945 überlebten) und ein Hand-out (sagt man heute) zum Verhalten des deutschen Soldaten an den Stätten der Antike...
Auf dem Foto ist der Obergefreite Wolfgang Schröter in der oberen Reihe der Dritte von rechts; seinen Freund und Vorgesetzten erkenne ich allerdings nicht (war wohl nicht dabei).
Das Ganze vielleicht als Ergänzung, denn es wird wohl irgendwie für alle Ägäis-"Kämpfer" mit solchen Ausflügen ähnlich gewesen sein (Ich habe da noch ein Foto, nicht sehr schön erhalten, wo der Fotograf -wohl PK- sein Equipment aufbaut, um diese Truppe zu filmen).
Apropos, filmen: In einer Wochenschau 1943 oder 1944 lief ein Bericht aus Athen. Meine Großeltern sind da wochenlang jeden Tag ins Kino, denn mein Vater war in dem Filmausschnitt kurz zu sehen: Er ritt da als Mariner auf einem Esel durch das Bild! Leider ist es mir bisher nicht gelungen, diese Wochenschau aufzutreiben.
Vielleicht hat jemand eine Idee?
OldMan
Noch ein Bild von diesem Hand-out... War zu groß, habe ich bearbeitet.
OldMan
Hallo,
nun mal ein Update von der Personalakte von meinem Großvater, das ich vom Bundesarchiv Berlin bekommen habe.
Feldpostnummer: M 41914
Stammrollen-Nr. bzw. Erkennungsmarken-Nr. 0. 7354/41 S
Er war 2 x im Marine-Lazarett Strahlsund August und Sept. 1943
Eingezogen bei der Küstenschutzflottille Warnemünde
Beförderung :
01.04.1941 Schütze/Rekrut
01.02.1942 Matrosengefreiter
01.02.1943 Matrosenobergefreiter
01.02.1945 Matrosenhauptgefreiter
Entlassung: 30.09.1945 = Kommando 1/M.E.A
Ausbildung:
01.04.1941 - 14.05.1941 = 2. Kompanie = 9. Schiffsstammabteilung
15.05.1941 - 28.05.1941 = Kommando Sperrkommandant Kiel Schulungsgruppe
29.05.1941 - 25.02.1942 = Wachflottille Warnemünde
26.02.1942 - 04.10.1942 = Wachflottille Warnemünde
10.10.1942 - 15.02.1943 = Küstenschutzflottille westl. Ostsee -Gruppe G
16.02.1943 - 12.11.1943 = 1. Sicherungsflottille - Sicherungsgruppe Warnemünde = Ausbildung an der 2 cm Flak
13.11.1943 - 25.02.1944 = 1. Sicherungsflottille F. Grügge, o. F. Grüyye oder F. Brügge (konnte in deutscher Schrift das nicht richtig deuten) = Abkommandiert zu 1. M.E.A Athen
26.02.1944 - 31.03.1944 = 1. M.E.A Athen= Abkommandiert HaKo Syra
Wurde am 26.02.1944 aus Gesundheitlichen Gründen von Bord genommen und an Land im I-Dienst eingesetzt.
Vermisst seit 08/1944
War das dazumal üblich, wenn man vermisst wurde, das eine Beförderung getätigt wurde, wenn die Person nicht anwesend war? Ich kenne das nur, wenn ein Kamerad gefallen ist, das man dann diesen dann Befördert, postumen.
Und das man von der Kriegsmarine Entlassen wurde, auch wenn, wenn man vermisst wurde.
Das war alles was ich herausgelesen habe, aus den Abschriften der Führungsbücher.
Gruß Paul
@Paul56, was mich berührt ist, dass Dein Großvater seit 08/44 vermisst ist. Das muss ja dann noch in Griechenland geschehen sein. Aus dem Bericht meines Vaters entnehme ich (und er hatte das mir gegenüber auch mündlich geäußert), dass man, sozusagen infanteristisch, gegen Partisanen eingesetzt wurde. Ist bekannt, ob er bei solchen Einsätzen involviert war (und unter solchen Umständen verloren ging)? Eventuell aus Erzählungen o.ä. im Familienkreis?
Außerdem: Es hat unter den in Griechenland eingesetzten deutschen Soldaten auch Widerständler gegen die Nazis gegeben (z.B. Heinz Steyer, zwar 999er, lt. Wikipedia am 3. Juli 1944 verhaftet und am 12. Juli erschossen); könnte das "vermisst-sein" mit einem "Überlaufen" in Verbindung gebracht werden (läge durchaus nahe) oder, im anderen Fall, mit einer "Gefangennahme"?
Von "Überlaufen" war auch bei meinem Vater gesprächsweise die Rede, denn, wie er mir erzählte, hatte er auf dem Rückmarsch durch Monte Negro mit dem von ihm gefahrenen LKW beim Manövrieren auf der "Straße" zurücksetzen müssen (aus welchem Grund immer) und hatte dabei einen Leitungsmast mit verschiedenen Telefon-Leitungen etc. (die glücklicherweise nicht rissen!) auch "höherer Stäbe" umgefahren. Zu diesem Zeitpunkt wurden solche Vorkommnisse als Sabotage angesehen und die Beweggründe dazu kaum geprüft; mein Vater lief damals Gefahr, von "Kettenhunden" kassiert (mit allen ev. standrechtlichen Folgerungen) zu werden. So hatte er sich innerlich, um sein Leben zu retten, darauf vorbereitet, sich bei Titos Partisanenarmee gefangen zu geben (möglich wäre das gewesen, ich habe selbst in jungen Jahren einen Kollegen gehabt, der bei Tito, in Visegrad, Kriegsgefangener war; ebenso später ein Gartennachbar); damit wäre er dann wohl zuerst ebenfalls "vermisst" worden. Im Endeffekt musste er das nicht: Ein Feldwebel der Nachrichtentruppe mit seinen Leuten half ihm, den Mast mit den unbeschädigten Leitungen wieder aufzurichten und so abzustützen, dass keine Schäden blieben. Mein Vater konnte sich dann (innerhalb seiner Kameradentruppe, die ihm auch behilflich waren) ohne dass die Feldgendarmerie eingriff, entfernen... Wie gesagt: Hören-Sagen, von Vater erzählt, als ich selbst schon Soldat war...
Wenn natürlich nur der Fakt des "vermisst-seins" und sonst nichts vorhanden ist, wäre alles nur Spekulation.
OldMan
@OldMan,
soweit ich aus den Unterlagen herausgelesen habe, war er wohl am Feb. 1944 nicht mehr an Bord auf einem Schiff. Er wurde aus gesundheitlichen Gründen von Bord genommen und an Land im Innendienst eingesetzt. Und war dann an Land beim HaKo Syran eingesetzt. Das war auch der letzte Eintrag bzw. letzte Abschrift aus dem Führungsbuch.
Aus der Familienüberlieferung weiß ich nur, das der letzte Brief von ihm im August 1944 hier zu Hause gelandet ist. Dort stand nur drin, das er auf der Insel Syra ist und er hat mächtige Bauchschmerzen. Mehr ist aus dem letzten Brief nicht zu entnehmen.
Dann wurde irgendwann im Okt. 1944 ein Buch vernichtet, siehe eingefügtes Bild.
Bild1.jpg
Ist natürlich nur Spekulation: Aber könnte nicht "Bauchschmerzen" auch sinnbildlich zur allgemeinen Lage gemeint sein und eigentlich gar keinen körperlichen Zustand beschreiben?
Was die Buchvernichtung angeht: Sicherlich hat man in Vorbereitung auf den Rückmarsch Akten vernichtet zwecks "Marscherleichterung" und aus Sicherheitsgründen. Ob eine Einsichtnahme in dieses Buch etwas gebracht hätte, muss offen bleiben.
Aber seltsam und tragisch ist es schon, dieses "Vermisst". Vielleicht war es ja wirklich Krankheit. Mein Vater hat auch aus Afrika/Griechenland Malaria mitgebracht. Die Anfälle hatte er bis in die 60er Jahre; ich habe das selbst erleben müssen.
OldMan
Hallo,
Kriegstagebücher oder Einträge habe ich in den Unterlagen, die ich vom Bundesarchiv bekommen habe, nicht gefunden. Entweder wurde von dort nichts mehr mit zurückgeführt, oder es wurde alles vernichtet.
Wo sollte man dann Kriegstagebücher herbekommen?
Dann ist ja die Frage, wo in welcher Einheit mein Großvater dazumal war. Er wurde ja zum Hafenkommando Syra abgestellt bzw. dorthin Kommandiert. Er wurde ja vom Schiff genommen, wegen gesundheitlicher Probleme und war dann an Land eingesetzt. Es geht auch nicht weiter hervor, in welcher Einheit er an Land dann im Innendienst Dienst geschoben hat.
Aus der Abschrift des Führungsbuch geht hervor, das er am 26.02.1944 dort vom Schiff genommen wurde. Danach gibt es keine Einträge mehr in der Personalakte. Es wurde nur noch vermerkt, das er ab 08.1944 als vermisst gilt bzw. die letzte Feldpost im August 1944 zu Hause bei seiner Familie angekommen ist. Keine Ahnung was vom Feb. 1944 bis zur Vermissteneintragung passiert ist.
Gruß Paul
Das Ganze ist natürlich tragisch, vor allem wohl für Deine Großmutter: Diese Ungewissheit ist schwer zu ertragen gewesen.
Also wenn ich so lese, was mein Vater über den Rückmarsch schrieb, welche Verluste da hingenommen werden mussten, kann man nur hoffen, dass Dein Großvater friedlich bzw. ohne irgendwelche Kampfeinwirkung mit schlimmen Verletzungen usw. heimgegangen ist.
Mein Vater war, nach dem, was er erzählte bzw. auch nicht erzählte, ein "Abenteurer", immer vorneweg und mehrfach verwundet oder erkrankt, und es ist eigentlich ein Wunder, dass er soweit heil bis zur Kapitulation durchkam. Danach hätten ihn übrigens die Russen noch an der Demarkationslinie beinahe an die Wand gestellt...
OldMan
Nun, ist die Frage, was ist passiert in der Zeit von Feb. 1944 bis zum Kriegsende. In der Personalakte ist nur Verzeichnet, das er im Mai 1945 befördert wurde und im Sept. 1945 Entlassen wurde.
Ist er überhaupt noch mit der Rückführung in die Heimat mitgekommen, oder ist er da irgendwo in dieser Zeit von Feb. - zur Vermissten Zeit Aug. 1944 aus gesundheitlichen Gründen verstorben. Oder wurde er bzw. ist er bei der Rückführung über den Balkan, was viele vermuten, dort ums Leben gekommen. Oder wurden die Marineleute, wieder alle auf Schiffe verfrachtet, um von Syra weckzukommen, dabei getroffen und sind abgesoffen, oder, oder, oder. Das sind Fragen, die keiner so richtig beantworten kann, weil es wohl kaum KTB gibt aus dem Ägäis-Bereich.
Großteil vermuten ja, das die Rückführung der Marinelaute in Infanterieuniformen über den Balkan geschehen ist und unter den Partisanen von Tito umgekommen sind. So jedenfalls die Theorie und von einigen Übermittlungen.
Gruß Paul
Hallo,
einige Bilder aus der Personalakte: Abschrift Führungsbuch.pngKarteikarte Personalakte 1.pngKarteikarte Personalakte 2.pngKarteikarte Personalakte 3.pngKarteikarte Personalakte.png
Danke für die Faksimile. Hochinteressant! Ich werde mich am Sonntag nochmal dazu äußern...
OldMan
Hi Paul,
Can add your Großvater War record into Crew lists Kriegsmarine, if you like.
Cheers Hubertus
Hi Hubertus,
Where should this happen here in the forum?
Greetings Paul
Hai
Not directly in this Forum but in our connected HMA Database:
https://historisches-marinearchiv.de/projekte/crewlisten/ww2/eingabe.php
Hallo Paul!
Ja, du kannst die dir bekannten Daten direkt hier schreiben und Hubertus überträgt sie dann in die Datenbank.
Hi Paul it would be something this, you could add more if you like.
MtrGfr. Ernst GÜRSCH, Geb: 7.Mai.1922 Oschersleben O.7354/41.S. 01.04.1941 - 14.05.1941 = 2. Kompanie = 9. Schiffsstammabteilung
15.05.1941 - 28.05.1941 = Kommando Sperrkommandant Kiel Schulungsgruppe
29.05.1941 - 25.02.1942 = Wachflottille Warnemünde
26.02.1942 - 04.10.1942 = Wachflottille Warnemünde
10.10.1942 - 15.02.1943 = Küstenschutzflottille westl. Ostsee -Gruppe G
16.02.1943 - 12.11.1943 = 1. Sicherungsflottille - Sicherungsgruppe Warnemünde = Ausbildung an der 2 cm Flak, Er war 2 x im Marine-Lazarett Strahlsund August und Sept. 1943
13.11.1943 - 25.02.1944 = 1. Sicherungsflottille F. Grügge, o. F. Grüyye oder F. Brügge (konnte in deutscher Schrift das nicht richtig deuten) = Abkommandiert zu 1. M.E.A Athen
26.02.1944 - 31.03.1944 = 1. M.E.A Athen= Abkommandiert HaKo Syra
Wurde am 26.02.1944 aus Gesundheitlichen Gründen von Bord genommen und an Land im I-Dienst eingesetzt.
Vermisst seit 08/1944
Cheers Hubertus
Seltsam für mich ist die Tatsache, dass G. im Sommer 44 vermisst gemeldet, aber 45 zum Hauptgefreiten befördert wurde (Eintrag). Wird sich wohl nie aufklären lassen.
Ich kann nun zur Rückführung der Marinekräfte aus der Ägäis nichts mehr beitragen. Mein Vater hat allerdings in der Folge (schon angedeutet) noch allerhand erlebt (bis hin dann zur "Mitgliedschaft" in der deutschen Minensuch-Einheit unter britischem Kommando, die in Brunsbüttelkoog stationiert war). Das passt allerdings nicht zu dieser Überschrift hier.
OldMan
Eine kleine Korrektur:
Zitat von: Hubertus am 28 Oktober 2024, 05:34:42Hi Paul it would be something this, you could add more if you like.
MtrGfr. Ernst GÜRSCH, Geb: 7.Mai.1922 Oschersleben O.7354/41.S. [...]
16.02.1943 - 12.11.1943 = 1. Sicherungsflottille - Sicherungsgruppe Warnemünde = Ausbildung an der 2 cm Flak, Er war 2 x im Marine-Lazarett Strahlsund August und Sept. 1943
[...]
Cheers Hubertus
Please Stralsund, not Strahlsund.
:MG:
Darius
Zitat von: OldMan am 28 Oktober 2024, 19:05:44Seltsam für mich ist die Tatsache, dass G. im Sommer 44 vermisst gemeldet, aber 45 zum Hauptgefreiten befördert wurde (Eintrag). Wird sich wohl nie aufklären lassen.
OldMan
Ja, das ist etwas seltsam, wenn man gefallen oder vermisst wird, dann wird man nicht noch befördert. Das ist mir auch etwas komisch vorgekommen. Vorallem noch mit Befehlsnummer 9/1 : 45
Und dann der Eintrag Entlassen 30.09.1945. Da habe ich mir auch die Frage gestellt, wenn ich gefallen oder vermisst werde, dann wird man nicht entlassen. Da stimmt irgendwas nicht. Glaube das wird wohl immer ein Geheimnis bleiben und wird auch nie beantwortet werden.
Nun bin ich noch dabei über das Militärarchiv in Freiburg herauszufinden, ob es noch Kriegstagebücher gibt aus dem Ägäis-Bereich, speziell Hafenkommando Syra o. Athen. Der letzte Eintrag in der Personalakte von meinem Großvater war, die Abkommandierung zum Hafenkommando Syra. Hier wurde er zum Wachdienst eingesetzt, wahrscheinlaich an Land. Zuvor hat man ihn aus gesundheitlichen Gründen von Bord genommen und in eine Einheit an Land im I-Dienst eingesetzt. Es geht aber nicht hervor, welche Einheit oder sonst was, er war. Halt nur Dienststelle Hafenkommando Syra. Oder gibt es irgendwo ein Verzeichnis, welche Einheiten dort dem Hafenkommando unterstellt waren?
Darum will ich jetzt nochmals im Militärarchiv Freiburg recherchieren bzw. recherchieren lassen, ob es dort KTB gibt o. Aufzeichnungen, welche Einheiten dem Hafenkommando Syra an Land unterstellt waren. Vielleicht bekommt man dann heraus, in welcher Einheit er dort war.
Ansonsten wird es immer ein Geheimnis bleiben, was aus meinem Großvater geworden ist.
Ist er dort auf Syra vielleicht an seinen gesundheitlichen Problemen gestorben?
Ist er dort überhaupt noch weckgekommen, bei der Bombardierung des Hafens von Syra?
Sind alle auf Schiffe verfrachtet worden und dabei abgesoffen, durch Torpedos oder Luftangriffe?
Oder sind sie wirklich bei der Rückführung über Land über den Balkan durch Partisanen umgekommen?
Das sind alles Fragen, die bisher nicht beantwortet werden können, weil es keine Aufzeichnungen gibt.
Gruß Paul
Hallo Paul,
drücke Dir die Daumen, dass sich Mithilfe des FdW oder hier im Forum das Schicksal Deines Angehörigen doch noch etwas mehr aufklären lässt. Selber neige ich auch nach dem Durchlesen beider Threads dazu, dass die Wehrmachtsbürokratie zum großen Teil zur Verwirrung beigetragen hat. Einem Vermissten/Toten eine Entlassung im September 1945 zu bescheinigen ist normalerweise nicht möglich. Weitere Ausführungen haben ja dazu die User im FdW gemacht.
MfG Wirbelwind
Hallo Paul,
Du könntest pro forma beim DRK nachfragen, wer den Suchantrag/Vermisstenantrag (Nachfrage vom Vater war 1950) gestellt hat. Wenn es jemand aus der Familie war oder war es das Kommando. Mir scheint es so zu sein, dass die Beförderung am 9.1.45 vorgeschlagen wurde und zum 1.2.45 ausgesprochen wurde. Wann der Eintrag erfolgte, ist aber völlig unklar.
VDK und DRK nennen als Dienstrang für ihn MtrObGfr.
Schöne Grüße
Heinz-Jürgen
Hallo,
habe in der Personenkartei aus dem Bundesarchiv gesehen, das er am 01.04.1944 beim Hafenkommando Syra war bzw. dorthin kommandiert wurde.
Im Jahr 1974 beim Landesgericht wurde eine Todeserklärung durchgeführt.
Eintrag Personenkartei Bundesarchiv.png