Deutsche Geschützkaliber und ihr Ursprung
Ich hatte mich schon öfters gefragt, warum das deutsche 15-cm-Kaliber tatsächliche 14,91 cm, oder als weiteres Beispiel das 8,8-cm-Kaliber nicht metrische 9,0 cm betrug. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Dann kam mir die Idee, weil die Fa. Krupp im Rheinland liegt und dieses eine preußische Provinz war, mal zu schauen, welche Maßeinheiten in Preußen seinerzeit gültig waren. Der Umstand, dass der Zollstock als solcher bezeichnet wurde, tat sein Übriges. Während meiner Ausbildung haben die Lehrkräfte uns versucht einzubläuen, dass der Zollstock als Gliedermessstab zu bezeichnen ist. 😉
Bei meinen Recherchen bin ich letztlich auf den preußischen Zoll gestoßen. Dieser Zoll war über die Jahrzehnte und Jahrhunderte nicht einheitlich gleichgeblieben. Zu Unterscheiden sind drei Perioden.
1) Die Grundlage für das Berliner Maß bildete nach dem Edikt vom 16. Januar 1713 der Berliner Fuß, für welchen eine Länge von 137,3 Pariser Linien festgestellt worden war. Eine Linie war ~3,226 mm und 1 Zoll betrug 8 Linien, also ca. 25,81 mm.
2) Die Grundlage des
rheinländischen oder brandenburgischen Maßes war der rheinländische Fuß, für den laut einem Direktorialbefehl vom 28. Oktober 1773 eine Länge von 139,13 Pariser Linien festgelegt worden war. Jetzt war eine Linie 2,179 mm lang und der Zoll bestand aus 12 Linien und somit ~26,15 mm. Es wurde auch als Werkmaß bezeichnet. Hier sah ich zum ersten Mal den Bezug zum Rheinland hergestellt, aber noch lange vor der Zeit der Krupp'schen Geschützproduktion.
3) Mit der Einführung der neuen Maß- und Gewichtsordnung am 16. Mai 1816 ergaben sich für die Längenmaße, mit Ausnahme der Elle, keine Veränderungen. Sie wurden jetzt lediglich noch als ein preußisches Maß bezeichnet.
Des Weiteren fand ich einen Hinweis auf ein Preußisches Artilleriemaß.
Auch für das preußische Artillerie-Maß muss mindestens zwischen 3 verschiedenen Perioden unterschieden werden.
1. Das alte preußische Artillerie-Maß für den Zeitraum vor 1773.
2. Das preußische Artillerie-Maß für den Zeitraum zwischen 1773 und 1816.
3. Das preußische Artillerie-Maß für den Zeitraum zwischen 1816 und 1872.
1) Hier liegen für das preußische Artilleriemaß keine genauen Angaben vor, da erst 1773 das preußische Maß genau definiert worden ist.
2) Das preußische Artillerie-Maß für diesen Zeitraum hat eine Sonderstellung in Bezug auf seine Einteilung. Während in der Normaleinteilung die Einteilung eine duodezimale ist, ist bei dem Artillerie-Maß die Rute in Fuß und Zoll duodezimal geteilt, während der Zoll in Linien und Skrupel oder Punkte dezimal geteilt ist. Die Linie hat nun eine Länge von ca. 2,615 mm und der Zoll, bestehend aus zehn Linien, hat eine ungefähre Länge von 26,15 mm.
3) Mit der Einführung der neuen Maß- und Gewichtsordnung am 16. Mai 1816 ergaben sich folgende Änderungen. Während die Einteilung der Rute in 12 Fuß und des Fußes in 12 Zoll erhalten blieb, wurde die Einteilung des Zolls in Linien und Punkte ersatzlos gestrichen. Diese kleineren Einheiten wurden ohne besondere Benennung dem Zoll als Dezimalstellen zugeordnet.
Auf dieser Grundlage habe ich eine Excel-Tabelle erstellt, um die bekannten Deutschen Geschützkaliber nach dem preußischem Maßsystem zu berechnen.
In der linken Hälfte erfolgt die Berechnung nach der Teilung des Zolls in die Zwölf Linien und in der rechten entsprechend dem Zoll und seiner Zehnerteilung.
Linke Hälfte:
(https://i.ibb.co/drmGkNn/Geschuetzkaliber-mit-zwoelftel-Teilung.png)
Rechte Hälfte:
(https://i.ibb.co/Qd1jZD3/Geschuetzkaliber-mit-zehntel-Teilung.png)
Anlage:Excel-Tabelle
Nachtrag1. In der Tabelle ist die dritte Spalte noch mit "in cm" tituliert. Das muss "in mm" heißen.
2. Die Exceltabelle bzgl. 17-cm korrigiert.
Moin Sven,
top
Anmerkung: Die 17-cm waren eigentlich 17,26 und würden in deiner Übersicht genau 6 Zoll 6/10 entsprechen.
Gruß Ulf
Hallo Ulf,
Danke für den Hinweis. Ein Kaliber welches ich nicht nachgeschaut hatte. :BangHead:
Wie man anhand der Tabelle ersehen kann, funktioniert das 17-cm-Kaliber, mit tatsächlichen 17,26 cm, nur bei 1/10-Teilung. Bei 1/12-Teilung wären es 6 Zoll und 7,2 Linien, wobei ich jetzt nicht weiß, ob eine so feine Teilung machbar gewesen wäre.
Kaliber 12,7 cm fehlt
gehe aber konform dass 12,7 cm = 12,8 cm (wahres Kaliber)
Hallo Thoddy,
In der Kaiserlichen Marine gab es kein 12,7-cm Geschütz und wurde auch nirgendwo erwähnt. 12, 12,5 oder 13-cm sind wahrscheinlichsten Kaliber.
Im übrigen hatte das deutsche 12,7-cm eine Bohrung von 128 mm. Probier es doch mal mit der Tabelle aus.
Ach, gerade geschaut. 128 mm sind enthalten.
Du sagst genau dasselbe wie ich. Bei der Kriegsmarine gabs sehr wohl 12,7 cm SK.
Es gab im 1WK noch paar Kaliber
5,7 cm
7,7 cm
9,0 cm
moin,
Zitat von: Thoddy am 29 Januar 2024, 09:42:45konform dass 12,7 cm = 12,8 cm (wahres Kaliber)
Zitat von: Sven L. am 29 Januar 2024, 20:14:30Im übrigen hatte das deutsche 12,7-cm eine Bohrung von 128 mm.
Frage
Gröner, DDK, Bd. 2., Seite 90 nennt als Artillerie-Bewaffnung der Zerstörer
Z 52-56 (Zerstörer 1942A, später Zerstörer 1944) 3x2 - Sk 12,8 L/
45Ist das ein Druckfehler oder gab es dieses Geschütz (evt. nur als Projekt ?) wirklich ?
Wenn ja, was war der Unterschied zum Geschütz Sk 12,7 L/
45 ?
Danke im Voraus,
Gruß, Urs
12,7 cm SK C34
Hallo,
Aufgrund meines ersten Posts sollte eigentlich klar sein, dass ich mich auf die kaiserliche Marine beziehen, auch wenn ich "früher" durchaus mal WW2 Dingens gemalt habe.
Zitat von: Sven L. am 30 Januar 2024, 08:58:14Hallo,
Aufgrund meines ersten Posts sollte eigentlich klar sein, dass ich mich auf die kaiserliche Marine beziehen, auch wenn ich "früher" durchaus mal WW2 Dingens gemalt habe.
#
die Begrenzung auf Geschütze bis/einschließlich zum 1 WK konnte ich dem Post nicht entnehmen.
Zitat von: Thoddy am 30 Januar 2024, 08:56:5812,7 cm SK C34
Zu beachten:
Mit Durchmesser über den Zügen 128 mm = 12,8 cm!!!
Somit ist Urs seine Frage auch beantwortet.
moin,
Zitat von: Sven L. am 30 Januar 2024, 09:13:39Somit ist Urs seine Frage auch beantwortet.
nicht ganz, aber danke :TU:)
Gruß, Urs
Du hast insoweit recht. Ich dachte das dies durch im Text erwähnten Zeiträume erklärt würde. Da habe ich leider falsch gedacht.
Wenn man die Kaliber-Bezeichnungen der Kaiserlichen Marine mit den tatsächlichen Bohrungen vergleicht, halte ich es für durchaus möglich, dass das gelegentlich erwähnte 13-cm tatsächlich eine Bohrung von 128 mm gehabt hätte und später einfach als 12,7-cm genommen wurde.
Bzgl. des von dir genannten und mir gänzlich unbekannten 90 mm die frage von mir, ob du dafür ein Datenblatt ähnlich dem geposteten hast.
Zitat von: Urs Heßling am 30 Januar 2024, 00:13:53moin,
Frage
Gröner, DDK, Bd. 2., Seite 90 nennt als Artillerie-Bewaffnung der Zerstörer Z 52-56 (Zerstörer 1942A, später Zerstörer 1944) 3x2 - Sk 12,8 L/45
Danke im Voraus,
Gruß, Urs
12,8 cm SK C/41
inwieweit durchkonstruiert vermag ich nicht zu sagen
mit Einheitspatrone
Z51 ist jedoch noch mit 12,7 cm SK C/34 im BAMA genannt (RM 6-107)
Hallo,
ein 12,8cm Geschütz für die Marine wurde sehr wohl entwickelt:
"Und es gab noch ein Vorhaben: das 12,8-cm-Geschütz. Auch dieses wurde eigentlich
von der "Front" nicht gewünscht, hätte sich auf der anderen Seite vermutlich aber
voll bewährt, handelte es sich doch um eine Mehrzweckwaffe, die sowohl als See-
zielgeschütz als auch als wirkungsvolle Flak verwendbar gewesen wäre. Es hätte evtl.
auch die Zahl der leichten Flawaffen etwas reduziert, z.B. die wenig effektive
3,7-cm-Flak".
"12,8-cm-Mehrzweckgeschütz KM 41 in Dopppellafette (Turm)
Ursprünglich 12,8-cm-Flak 40 der Luftwaffe und Marineflak, vorgesehen als ein nur
wenig geändertes Marinegeschütz für den Zerstöretyp 1936C und 1942C, Bezeichnung
12,8-cm-SK-C/41 in leichter Doppel-Drehhaubenlafette C/41. Entwicklung nicht ab-
geschlossen bzw. kam nicht mehr zum Einsatz. Die Verschlusskammer war wesentlich
kürzer und hatte einen größeren Durchmesser wie üblich. Bei Verwendung eines
20-crh-Geschosses hatte die Salve (zwei Granaten) ein Gewicht von 45 kg."
Gruss
RePe
moin,
Zitat von: Thoddy am 30 Januar 2024, 10:16:50Z51 ist jedoch noch mit 12,7 cm SK C/34 im BAMA genannt (RM 6-107)
Ja, dito Gröner
Zitat von: Thoddy am 30 Januar 2024, 10:16:5012,8 cm SK C/41, inwieweit durchkonstruiert vermag ich nicht zu sagen, mit Einheitspatrone
Zitat von: RePe am 30 Januar 2024, 10:50:55ein 12,8cm Geschütz für die Marine wurde sehr wohl entwickelt:
"Und es gab noch ein Vorhaben: das 12,8-cm-Geschütz. Auch dieses wurde eigentlich von der "Front" nicht gewünscht, hätte sich auf der anderen Seite vermutlich aber voll bewährt, handelte es sich doch um eine Mehrzweckwaffe, die sowohl als Seezielgeschütz als auch als wirkungsvolle Flak verwendbar gewesen wäre. Es hätte evtl. auch die Zahl der leichten Flawaffen etwas reduziert, z.B. die wenig effektive 3,7-cm-Flak".
"12,8-cm-Mehrzweckgeschütz KM 41 in Dopppellafette (Turm)
Ursprünglich 12,8-cm-Flak 40 der Luftwaffe und Marineflak, vorgesehen als ein nur wenig geändertes Marinegeschütz für den Zerstöretyp 1936C und 1942C, Bezeichnung 12,8-cm-SK-C/41 in leichter Doppel-Drehhaubenlafette C/41. Entwicklung nicht abgeschlossen bzw. kam nicht mehr zum Einsatz. Die Verschlusskammer war wesentlich kürzer und hatte einen größeren Durchmesser wie üblich. Bei Verwendung eines 20-crh-Geschosses hatte die Salve (zwei Granaten) ein Gewicht von 45 kg."
Das war die Antwort, auf die ich gehofft hatte top
Nochmals danke :TU:)
Gruß, Urs
12,8-cm-Mehrzweckgeschütz KM 41 = 12,8-cm-Flak KM 41 in Doppellafette hat 61 Kaliber Rohrlänge.