Ich benötige bitte Hilfe, um einen Vorfall zu identifizieren, bei dem ein deutsches Handelsschiff ein anderes schleppte, oder vielleicht war es ein Hilfskreuzer. Es wurde mit einer Kette über eine große Entfernung geschleppt. Ich glaube, dies fand in den ersten Kriegsjahren statt, irgendwann zwischen 1939 und 1941, wahrscheinlich im Pazifischen Ozean oder weniger wahrscheinlich im Indischen Ozean. Wissen Sie, um welchen Vorfall es sich handelte? Ich glaube, der Zielhafen war ein japanischer Hafen wie Yokohama oder möglicherweise ein neutraler Hafen.
Grüß Dich,
also mir würde auf die Schnelle einfallen, dass die Bogota die Osorno am 3. Juli 1941 nach Yokohama eingeschleppt hat.
Gruß
David
moin,
Zitat von: Wahlfische am 02 März 2024, 16:59:20Ich benötige bitte Hilfe, um einen Vorfall zu identifizieren, bei dem ein deutsches Handelsschiff ein anderes schleppte, oder vielleicht war es ein Hilfskreuzer. Es wurde mit einer Kette über eine große Entfernung geschleppt. Ich glaube, dies fand in den ersten Kriegsjahren statt, irgendwann zwischen 1939 und 1941, wahrscheinlich im Pazifischen Ozean oder weniger wahrscheinlich im Indischen Ozean. Wissen Sie, um welchen Vorfall es sich handelte? Ich glaube, der Zielhafen war ein japanischer Hafen wie Yokohama oder möglicherweise ein neutraler Hafen.
Osorno (https://de.wikipedia.org/wiki/Osorno_(Schiff,_1938)), geschleppt von
Bogota (https://de.wikipedia.org/wiki/Bogota_(Schiff,_1938))
David, Du warst schneller (als ich noch die Links heraussuchte) :TU:)
Gruß, Urs
Vielen Dank! Genau!
Hallo,
die Geschichte muß nochmals hinterfragt werden!
Nach WIKI am 18.06.1941 Maschinenschaden im Pazifik. Nach Arnold Kludas zur Geschichte der HAPAG Band 4 allerdings erst am 29.06.1941 nach Yokohama ausgelaufen ???
Auch nach Hans-Jürgen Witthöft erreichte das moderne Diesel-Elektroschiff OSORNO wohlbehalten Japan von Südamerika aus. Zu HAVELLAND sagt er auch einiges...
Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit der Reise der HAVELLAND der HAPAG vor, die von BOGOTA und Quito nach Maschinenausfall quer über den Pazifik nach Japan gezottelt wurde -27.06.1940 - 12.08.1940 - siehe Gröner DDK Bd. 4 bzw. Arnold Kludas "Die Geschichte der HAPAG-Schiffe" Band 3 1914-1932.
REINHARD
Hallo,
hier einiges zu diesem Thema aus dem Bundesarchiv.
Die Havelland lief am 27.06.40 aus Manzanillo nach Japan aus und erreichte aus eigener Kraft trotz Motor- und Ritzelschadens (Untersetzungsgetriebe) mit ca. 6 kn Marschfahrt am 12. August Japan. Die Ersatzteile von Blohm & Voss (Kurbelwelle, Laufbuchsen, Ritzelrohlinge usw.) kamen zwar um die Jahreswende 41/42 per Schiff in Japan an, erwiesen sich aber teilweise als falsch. Die endgültige Reparatur bei Yokohama-Dock dauerte daher bis Spätsommer 43. Nach einer Testreise Yokohama / Kobe / Shanghai riet der Kapitän von der geplanten Reise nach Frankreich ab (nur 10 kn Marschgeschwindigkeit erreichbar), daher wurde das Schiff in das ,,Transporthilfe"-Programm für Japan gestellt (Quelle diverse Akten im BA unter RM_12_II).
Osorno lief am 2. April 41 (16:00 Uhr) aus Talcahuano bestimmt für Japan aus, muße aber auf Befehl des Marinesonderdienstes eine Warteposition in 23°S, 94°W einnehmen. Osorno hatte als einziges der in Chile liegenden Schiffe fast volle Bunker (825 t Diesel) und sollte im Notfalle die anderen 3 Chile-Schiffe auf See auffüllen. Die anderen 3 Schiffe liefen dann fast zeitgleich am 17. Mai 41 aus, Rhakotis um 17:00 aus Antofagasta, Quito und Bogota ca. 19:00 Uhr gemeinsam aus Coquimbo. Rhakotis hatte nur ca. 35 t Diesel in den Bunkern und wurde dann tatsächlich durch Osorno am Wartepunkt beölt.
Osorno, Rhakotis und Bogota liefen dann getrennt voneinander zum vorgesehenen Bunkerplatz bei der Insel Ailinglapalag/Marshalls und wurden dort durch die am 7. Mai aus Kobe ausgelaufene Elsa Essberger aufgefüllt. Quito lief direkt nach Japan durch.
Osorno verließ Ailinglapalag am 15. Juni, Bogota folgte 24 h später. Osorno blieb dann auf ca. 14°28N, 158°49 O mit gebrochenem Kugellager der Schwanzwelle liegen. Auf Notruf kam die Bogota zur Hilfe und nahm Osorno am 20. Juni morgens in Schlepp. Unterwegs mußte noch Treibstoff aus der Osorno zugebunkert werden. Am 2. Juli um 01:30 wurde Ashika-Jima erreicht (15 Seemeilen vor Yokohama), wo Osorno ankerte und dann die Reststrecke durch Schlepper mit Lotsen vollendete.
Die zurückgelegte Distanz der Bogota war 10069 Seemeilen, davon Schleppfahrt 1640. Schleppgeschwindigkeit ca. 5 bis 5,5 kn.
Alles nachzulesen im Kapitänsbericht der Bogota im Bundesarchiv unter RM_12_II_316.
Weitere Quellen zur Überführung der Blockadebrecher aus Südamerika nach Japan zu finden im Ktb des Marinesonderdienstes (OKW / Ausland-IV) im BA unter RW_5.
Grüße
Ralf
moin,
danke :MG: top
um eine ungefähre Vorstellung zu verschaffen :
Zitat von: condor_64 am 04 März 2024, 00:24:39Osorno ... mußte aber auf Befehl des Marinesonderdienstes eine Warteposition in 23°S, 94°W einnehmen.
23 S 94 W (http://www.navalgrid.com/find/coordinate/-23,-94) , also etwa auf halbem Weg zwischen dem südamerikanischen Festland un der Osterinsel
Zitat von: condor_64 am 04 März 2024, 00:24:39Osorno blieb dann auf ca. 14°28N, 158°49 O mit gebrochenem Kugellager der Schwanzwelle liegen.
14.28 N 158.49 O (http://www.navalgrid.com/find/coordinate/14.46667,158.75) "in der Mitte des Nichts"
Gruß, Urs
Danke und Grüße
Lars
Hai
Hat jemand die Möglichkeit und die Erfahrung das in Wikipedia geradezurücken?
Hallo,
augenscheinlich stehen hier zwei Theorien im Raum. Leider kann uns Theo mit seinen Unterlagen nicht mehr ins Licht setzen. Meine Rundfrage an verbliebene Rechercheure haben kein Ergebnis gebracht. Alle bisherigen Quellen tendieren bislang zur HAVELLAND, jedoch ist keine primäre dabei. Vielleicht hat noch jemand hier ein Dokument.
Ich würde gelegentlich eine Anfrage an das Archiv von HAPAG-LLOYD stellen, um deren Kenntnisstand abzugleichen. Dort könnte es Unterlagen zu allen 4 beteiligten Schiffen geben. Denke allerdings, wir werden und etwas in Geduld fassen müssen. Meine nächste Hamburg-Reise plane ich nicht vor April/Mai und Beruhigung der Bahnszene...
Nur mal technisch so nebenbei - gebrochenes Kugellager der Schwanzwelle - wir hatten an Bord Gleitlager zur Lagerung der Welle. Regelmäßiges Befühlen während der Wachrundgänge ließen diese eine gute Belastung aushalten. Aber Kugellager an dieser Stelle?
REINHARD
moin, Reinhard,
Zitat von: SchlPr11 am 03 März 2024, 16:52:49Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit der Reise der HAVELLAND der HAPAG vor, die von BOGOTA und Quito nach Maschinenausfall quer über den Pazifik nach Japan gezottelt wurde -27.06.1941 - 12.08.1941 -
Das kann nur
1940 gewesen sein, da in Häfen mittel- und südamerikanischer Staaten am
1.4.1941 deutsche Handelsschiffe auf Druck der USA hin beschlagnahmt oder von ihren Besatzungen selbstversenkt wurden, um das zu verhindern, vgl. Chronik des Seekriegs 1939-1945, April 1941 (https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/41-04.htm)
Gruß, Urs
Hallo Urs,
danke für Aufsicht und Aufmerksamkeit!
Natürlich alles 1940 natürlich bereits, wie alle ausgewerteten renommierten Quellen auch so schreiben!!!!
Mit Bitte um Korrektur - feiertäglich - REINHARD
erledigt, Urs
Hallo,
hier noch einige Dokumente zum Thema.
bogota 41a.pngbogota 41b.jpgbogota 41c.jpg
Grüße
Ralf
Hallo,
das vorher war der Kapitänsbericht der Bogota, hier noch was aus den Anlagen Ktb des Marinesonderdienstes (aus RW_5_851).
MSD mai41a.jpgMSD mai41b.jpg
Grüße
Ralf
... und hier noch was.
MSD mai41c.jpg
Wen es interessiert, man findet in dieser Akte des Bundesarchivs übrigens auch viel zum mißglückten Auslaufen der Schiffe aus Peru am 1. April 41.
Grüße
Ralf
.... hier noch was zur Havelland.
havelland juni 40.jpg
Die Ladung bestand evtl. aus 3000 t Gasöl in Fässern, ist nicht ganz klar.
Havelland aug 40.jpg
Der Schaden an Motor und Getriebe bestand wohl schon länger, weil die Ersatzteile bei Blohm & Voss schon im September 1939 bestellt wurden (Rechnung im Bundesarchiv RM_12_II_419). Das Schiff hatte als Hauptantrieb 2 alte U-boots-Diesel, die jeweils auf eine Welle wirkten, konnte also auch mit nur einem Motor fahren.
Grüße
Ralf
... hier noch was aus den MSD-Akten.
Osorno juni 41.jpg
Mein Fazit ist, daß Dinklage / Witthöft und Boie in ihren Standardwerken sich irgendwie geirrt haben. Die Bogota ging erst im Mai 41 von Chile nach Japan and kann also nur die Osorno abgeschleppt haben, und nicht die Havelland im Juli 40.
Grüße
Ralf
moin, Ralf,
Zitat von: condor_64 am 09 März 2024, 17:34:03... hier noch was aus den MSD-Akten.
herzlichen Dank :MG: top für die erschöpfende und klarstellende Dokumentation und ihre Einstellung hier
Gruß, Urs
Hallo,
noch was zur Havelland aus dem Ktb des Marineattache Tokyo, das Schiff wurde dann jahrelang als Lagerschiff in Yokohama verwendet und erst im August 43 nach über einjähriger Reparatur wieder mit beiden Motoren fahrbereit.
Havelland aug40.png
Nachzutragen ist noch, daß auch der weitere Einsatz der Quito & Bogota in Ostasien in der einschlägigen Literatur teilweise falsch dargestellt wird. Beide Schiffe waren tatsächlich bis zur deutschen Kapitulation (Quito Verlust am 29.04., scheinbar keine Überlebende) unter deutscher Flagge und deutscher Mannschaft im Südraum eingesetzt. Der japanische Ladungsanteil wurde immer größer, jede japanische Fracht wurde über den Marineattache als "Frachthilfe" abgerechnet (zum Schluß meistens zwischen Singapore und Batavia, manchmal Treibstoffladung ab Balikpapan). In den Akten des Marineattache ist fast jede Reise dokumentiert.
Grüße
Ralf
moin,
was auffällt, ist der Name des Kapitäns der Havelland : Hellmann
Fachfrage: Ist das der Kapitän (https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Hellmann_(Marineoffizier)). der die Osorno auf ihren Blockadebrecherfahrten führte, oder gab es zwei HAPAG-Kapitäne gleichen Namens ?
Gruß, Urs
Moin,
genau der, er übernahm dann die Osorno nach deren Ankunft in Japan. Über die Hintergründe steht evtl. was im Buch von Dinklage / Witthöft und auch in den MSD- und MarAtt-Japan-Akten. Schon in Chile hatte ein Kapitänsaustausch zwischen der Osorno und ich glaube der Portland stattgefunden.
Grüße
Ralf
moin, Ralf,
Zitat von: condor_64 am 12 März 2024, 00:26:44genau der
danke für die Bestätigung :TU:)
Gruß, Urs
Zitat von: condor_64 am 12 März 2024, 00:26:44Schon in Chile hatte ein Kapitänsaustausch zwischen der Osorno und ich glaube der Portland stattgefunden.
Kapitän Plünnecke wurde etwa Mitte August 1940 auf
Portland versetzt. Dessen Kapitän Harder übernahm die
Osorno. (nach Dinklage/Witthöft)
moin,
Zitat von: kalli am 12 März 2024, 19:35:11.. auf Portland versetzt. Dessen Kapitän Harder übernahm die Osorno. (nach Dinklage/Witthöft)
Harder übernahm 1941 in Japan die
Regensburg (https://de.wikipedia.org/wiki/Trave_(Schiff,_1928)).
Da gibt's allerdings eine Datenproblem: Wenn es stimmt, daß Harder am 5.5.1941 mit der
Regensburg aus Dairen auslief, kann er nicht der Kapitän der
Osorno auf der fraglichen Fahrt gewesen sein ?
Gruß, Urs
Hallo,
das ist wirklich rätselhaft, auch beim MarAtt Tokyo (Adm. Wennecker) werden die Kapitäne beider Schiffe in diesem Zeitraum als Harder benannt.
Grüße
Ralf
Hallo,
also es gab definitiv zwei Kapitäne namens Harder.
Kurt Harder brachte die Regensburg (NDL) nach 2 Versorgungsfahrten ab Japan im Frühsommer 41 nach Bordeaux.
Friedrich Harder, beschäftigt bei der HAPAG (vorher Kapitän der Portland), brachte zur selben Zeit die Osorno von Chile nach Japan. Wie es für diesen ab Japan weiterging, ist mir noch unklar.
Der Personalaustausch zwischen Portland und Osorno in Chile betraf nicht nur die Kapitäne, auch die 3. Offiziere wurden ausgetauscht. Der Leitende Ingenieur der Osorno wurde abgesetzt und durch deren 2. ersetzt.
Grüße
Ralf
moin, Ralf,
danke für die Klärung :TU:)
Gruß, Urs
Hallo,
hier noch als Nachtrag, nach dem Ktb des Marineattache Tokyo wurde Harder nach einer Besprechung am 1.12.41 in Tokyo abgesetzt, weil er für die Durchführung der Blockadereise nach Frankreich als ungeeignet angesehen wurde und am nächsten Tag durch Hellmann ersetzt.
Grüße
Ralf