Hallo,
Hier der Artikel für die Tauchzeitschrift "
tauchen" in Originalform.
Es wäre für mich sehr interessant wenn wer von Euch die Zeitschrift (Märzausgabe) kaufen würde und den Unterschied vom Original zum redaktionell geänderten Artikel bewerten würde.
Grüße
Ferenc
:O/Y
Z E N T AGeschichte einer vergessenen Tragödie in der südlichen Adria
Technische Daten: |
Type: | Kleiner Kreuzer |
Schwesterschiffe: | ASPERN, SZIGETVAR |
Bauwerft: | Seearsenal Pola |
Kiellegung: | 08.08.1896 |
Stapellauf: | 18.08.1897 |
Indienststellung: | 28.05.1899 |
Verdrängung: | 2.350 t konstr. = 2.313 ts; 2.543 t max. = 2.503 ts |
Länge: | 96,88 Meter |
Breite: | 11,73 Meter |
Tiefgang: | 4,81 max |
Freibordhöhe: | 3,6 Meter |
Maschine: | 8 Yarrow Wasserrohr-Kessel mit 8 Feuerungen, 15 bar Betriebsdruck, 2 stehende Vierzylinder 3-fach - Expansionsmaschinen, 2 dreiflügelige Schrauben mit 3,44 Metern Durchmesser, gebaut beim Stabilimento Tecnico Triestino 1897-99 |
Maschinenleistung: | 7.200 PSi |
Segelfläche: | 585,8 m² |
Geschwindigkeit: | 21,87 kn max |
Kohlenvorrat: | 469 t Steinkohle oder 328 t Briketts in 620,4 m³ |
Panzerung: | Deck vorne und achtern 12,5+12,5 mm, Mitte 25+25 mm, Kommandoturm 25+25 mm, Erker 35 mm, 12 cm Schilde 45 mm |
Bewaffnung: | 8 x 12 cm L/40 C96 Geschütze, 8 x 47 mm L/44 Skoda Schnellfeuerkanonen, 2 x 47 mm L/33 Hotchkiss Schnellfeuerkanonen, 2 x 8 mm Mitraileusen M 93, 2 x Torpedorohre Kaliber 45 cm |
Besatzung: | 275 + 17 Mann |
Baukosten: | 4.207.66 Kronen |
Tiefe: | min. 64 Meter, max 73 Meter |
Geschichte des Schiffes:Der Stapellauf erfolgte am 18.08.1897 (am 67. Geburtstag von Kaiser Franz Josef I.). Das Schiff wurde von der Erzherzogin Maria Josepha auf den Namen ZENTA getauft
Bedeutung des Namens:Zenta ist eine Ortschaft in Ungarn südlich von Szeged und liegt am Fluss Theiß. Am 11.09.1697 besiegte der berühmte Feldherr Prinz Eugen von Savoyen die türkische Armee unter Sultan Mustafa II in der Nähe von Zenta. Die Türken waren gerade dabei die Theiß auf einer Pontonbrücke zu überqueren, als die kaiserlichen Truppen unter Prinz Eugen eintrafen. Anstatt die durch den Marsch ermüdeten Soldaten ausrasten zu lassen und am nächsten Tag die Schlacht zu schlagen, befahl Prinz Eugen aus dem Anmarsch heraus den sofortigen Angriff. Die überraschten Türken konnten keine Schlachtordnung mehr entfalten und wurden vernichtend geschlagen. Es war einer der glanzvollsten Siege des Prinzen Eugen.
Die Namen der Schwesterschiffe Aspern und Szigetvar sind ebenfalls Orte an denen Österreich in seiner Geschichte große Siege errungen hat.
LebenslaufNach der Indienststellung im Mai 1899 wurde ZENTA im November als Stationsschiff nach Ostasien geschickt. Sie besuchte verschiedene Häfen in China.
Der Kreuzer wurde Ende Mai 1900, nach dem Ausbruch des ,,Boxer-Aufstandes" nach Taku beordert. Am 03.07.1900 schiffte sich der Schiffskommandant Fregattenkapitän Eduard Thomann Edler von Montalmar mit 2 Seekadetten und 30 Mann aus, um das Wachdetachement des Gesandtschaftsviertels in Peking zu verstärken. Bei den Kampfhandlungen in Peking fielen der Schiffskommandant und drei Matrosen. Es wurde ein weiteres Landungsdetachement in der Stärke von 1 Offizier, 3 Seekadetten und 73 Mann ausgeschifft, dass sich am 17.06.1900. an der Erstürmung des Taku-Forts beteiligte.
Für das tapfere Verhalten der Besatzung bei diesen Einsätzen erhielt das Schiff eine seidene Ehrenflagge. Über das Aussehen ist leider nichts bekannt.
Am 01.10.1901 lief ZENTA nach längerem Aufenthalt in Asien, wo unter anderen Dingen auch diplomatische Aufgaben zu erledigen waren, und dem Besuch von Städten wie Kobe, Hongkong, Bangkok, Schanghai, Nagasaki, Singapur etc wieder in Pola ein.
Am 15.10.1902 lief der Kreuzer ZENTA unter Kapitän Wilhelm Ritter von Boeckmann aus Pola aus und fuhr auf einer Missionsreise um Afrika und bis nach Südamerika.
Das Schiff beendete diese Reise am 06.10.1903. An Bord befand sich der k.u.k. Konsul Julius Pisko der nach dieser Fahrt das Buch ,,Die Südhalbkugel im Weltverkehr" schrieb.
1904 nahm das Schiff an der Eskadre (Manöver) Teil. Es half mit bei der Suche nach dem Dampfer MATLEKOVITS (Der Dampfer hatte bei einer schweren Bora Schutz in einer Bucht der Insel Unije gesucht und lief später wohlbehalten in Fiume dem heutigen Rijeka ein). Das Buggeschütz wurde ausgewechselt. Von einem Handelsdampfer wurde in Triest bei einer Kollision das Vorschiff beschädigt.
1905 bis 1908 wurde es als Führerschiff der Torpedobootflottille eingesetzt, nahm an den Manövern (Eskadres) sowie an einer Flottenparade im Kanal von Calamotta (Kolocep bei Dubrovnik) teil und wurde nach Behebung einer Bodenhavarie in die Reserve versetzt.
Vom 22.04.1909 bis 09.06.1909 wirkte der kleine Kreuzer an einer internationalen Flottendemonstration in der Levante mit,
1910 musste ein Feuerlöscheinsatz auf dem Lloyddampfer TEBE durchgeführt werden und es nahm wieder an der Sommer-Eskadre teil.
Der Kreuzer wirkte 1911 an den Feierlichkeiten anlässlich des Stapellaufes der VIRIBUS UNITIS mit, dem neuen Flottenflaggschiff der k.u.k. Kriegsmarine und war wieder bei den Flottenoperationen und Landungsübungen in Dalmatien dabei.Es wurde eine Brotbackanlage eingebaut,
1912 gehörte der Kreuzer der Reserve an,
Im Jahre 1913 wurde eine neue Funkstation eingebaut. Das Schiff wirkte bei einer Flottendemonstration gegen Montenegro mit,
1914 wurden Kreuzungen mit der Schiffsjungenschule in der Adria durchgeführt. Nach Auftreten der Krankheit ,,Menigitis epidemica" (Genickstarre) bei den Schiffsjungen, die sogar zu einem Todesfall führte, wurde das Schiff im Kanal von Fasana (zwischen Brionischen Inseln und Istrien nördlich von Pola) in Quarantäne gelegt.
Der Kreuzer wurde am 28.07.19014 mit 6 Zerstörern in die Bocche (Bucht von Kotor) verlegt.
Bei Kriegsausbruch wurde er bei der 1. Kreuzerdivision der Kreuzerflottille eingeteilt und in Gjenovic unweit des heutigen Herceg Novi stationiert.
Am 08.08.1914 erfolgte gemeinsam mit dem Schwesterschiff SZIGETVAR der erste Kriegseinsatz. Die Radio (Funk-)Station von Antivari (heute Bar in Montenegro) wurde angegriffen und beschossen.
Am 13.08.1914 übernahm Fregattenkapitän Paul Pachner das Kommando von S.M.S. ZENTA.
Der kleine Kreuzer, der beim Bau noch mit einer Hilfsbesegelung ausgestattet wurde und dessen Deck zum Teil aus Holzplanken bestand war zu Beginn des Ersten Weltkrieges veraltet und hatte nur mehr geringen Gefechtswert
Der UntergangNachdem am 05. August 1914 Montenegro Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hatte, war es notwendig dessen Küsten zu blockieren, um die Verbindung Montenegros mit seinen Verbündeten zu unterbinden.
Die Blockade begann am 10.August 1914.
Zur Durchführung der Blockade wurden die kleinen Kreuzer SZIGETVAR und ZENTA, die Torpedobootszerstörer der Huszar-Klasse USKOKE, STREITER und ULAN sowie die Torpedoboote 64, 68, 70 und 72 herangezogen.
Am
16.08.1914 lief ZENTA mit dem Torpedobootszerstörer ULAN aus um auf Blockadestation zu gehen. Es herrschte ruhiges Wetter und klare Sicht.
Um ca 07.45 Uhr wurden fünf Rauchsäulen in SSW gesichtet. Da es sich dabei nur um feindliche Seestreitkräfte handeln konnte die weit überlegen waren, gab Fregattenkapitän Pachner Befehl, mit höchster Fahrtstufe zurück in die Bucht von Cattaro zu fahren. Kurz darauf tauchten weitere Rauchsäulen in WNW auf.
ZENTA und ULAN waren von einer feindlichen Flotte in der Stärke von etwa 18 Großkampfschifffen (Schlachtschiffe und Panzerkreuzer) sowie zahlreicher kleinerer Kriegsschiffe umklammert.
Die Angreifer:Unter dem Oberkommando des französischen, Vizeadmirals Augustin Boué de Lapeyrère, der mit seinem Flaggschiff (Schlachtschiff COURBET), einem weiteren Schlachtschiff und einem Panzerkreuzer an der Spitze stand, marschierten zwei Schlachtgeschwader (zehn Schlachtschiffe), zwei Kreuzergeschwader (sechs Panzerkreuzer) und sechs Zerstörergeschwadern (36 Einheiten) auf. Überdies befanden sich zwei englische Panzerkreuzer und vier Zerstörerdivisionen ca 8 sm südlich.
Es ist allein auf Grund der räumlichen Enge auszuschließen, dass sich alle diese Einheiten an der Beschießung der ZENTA beteiligt haben.
Weil bis jetzt niemand die französischen Gefechtsberichte eingesehen und ausgewertet hat, kann man aus den einander widersprechenden Literaturangaben nur folgende französische Einheiten herausfiltern, die sich aktiv an der Versenkung der ZENTA beteiligt haben:
Flottenflaggschiff COURBET, Schlachtschiff JEAN BART
1. Schlachtgeschwader: DIDEROT, DANTON, VERNGIAUD, VOLTAIRE,
CONDORCET
2. Schlachtgeschwader: VÈRITÈ, RÈPUBLIQUE, PATRIE, JUSTICE, DEMOCRATIE
1. Kreuzerdivison: JULES MICHELET, ERNEST RENAN, ÉDGAR QUINET,
2. Kreuzerdivision: LÈON GAMBETTA, VICTOR HUGO, JULES FÈRRY
Die Masse der französischen Zerstörer jagte zu Beginn mit dem Panzerkreuzer
JURIEN DE LA GRAVIÈRE die flüchtende ULAN
Wenn das alte Sprichwort ,,Viel Feind, viel Ehr" Gültigkeit hat, so gehören die ZENTA und die ULAN zu den ehrhaftesten Kriegsschiffen der gesamten Marinegeschichte.
Vizeadmiral Lapeyrère griff die beiden österreichischen Schiffe gegen 09.00 Uhr an. Während der Torpedobootzerstörer ULAN wegen seiner hohen Geschwindigkeit von 28 kn, ohne getroffen zu werden, in die Bucht von Cattaro entkommen konnte, wurde dem Kreuzer ZENTA der Weg in den sicheren Hafen abgeschnitten. Bereits aus ca 10 bis 12 km Entfernung eröffneten die französischen Schlachtschiffe COURBET und JEAN BART mit ihren Geschützen vom Kaliber 30,5 cm das Feuer. Erst als die Distanz sich auf etwa 10.000 bis 9.000 Meter verringert hatte, konnte ZENTA mit ihrer 12 cm Artillerie beginnen den Beschuss zu erwidern.
Bereits nach kurzer Zeit wurde durch einen Treffer im Maschinenraum der ZENTA die rechte Hauptdampfleitung getroffen. Die Maschinenmannschaft wurde getötet und beide Maschinen außer Betrieb gesetzt. Die ZENTA verlor an Fahrt, feuerte aber noch mit allen Geschützen der Backbordseite. Durch weitere Treffer entstanden Brände an Deck und in den Batterien. Es wurde das Vorschiff zerschossen, die Brücke teilweise zertrümmert und es brach Wasser in den ersten Kesselraum ein. Die Brände konnten nicht gelöscht werden, da die Steigleitungen für das Löschwasser zerstört waren. Kapitän Pachner musste den Befehl zum Verlassen des Schiffes geben. Er selbst sprang erst ins Wasser als er dachte, dass alle Mann bereits vom Schiff herunten wären. Als er jedoch sah, dass am Achterdeck noch ein paar Leute an Bord waren, dreht er um, kletterte wieder auf das Schiff und erst als diese gesprungen waren, verließ er als Letzter die ZENTA.
ZENTA, welche im Gefecht die, nach den Kämpfen in China erhaltene, seidene Ehrenflagge gesetzt hatte, sank kurz darauf, gegen 09.40 Uhr über Heck, etwa auf Höhe von Castellastua dem heutigen Petrovac.
Die Franzosen machten keinerlei Anstalten die im Wasser schwimmenden Matrosen zu Retten.
Von der Besatzung der ZENTA waren 1 Offizier und 173 Mann gefallen. 139 Mann konnten sich schwimmend zur Küste bzw der vor Castellastua liegenden Insel retten. Sie wurden von den Montenegrinern gefangen genommen. Einige von ihnen konnten flüchten. Der Rest wurde beim Vormarsch der k.u.k. Truppen in Montenegro im Jahre 1916 befreit.
Der französische Vizeadmiral Bienaimè schreibt in seinem Werk ,,La Guerre Navale, 1914 – 1915, Fautes et Responsabilites" über die Versenkung der ZENTA:
,,
Die Vernichtung dieses kleinen Kreuzers von 2.500 Tonnen, der ohne Schutz 20 Minuten lang dem ungeregeltem Feuer der gesamten Artillerie der Flotte preisgegeben war, wobei diese 500 großkalibrige Geschosse verbrauchten, zwei 24 cm Geschütze und ein 19 cm Geschütz funktionsuntüchtig wurden, während doch ein einziger unserer Panzerkreuzer in 5 Minuten mit einigen wohlgezielten Schüssen dasselbe Ergebnis erreicht hätte, diese Vernichtung sage ich, war im Verhältnis zum getätigten Aufwand nur eine lächerliche Genugtuung".Quellenangabe und Literaturhinweise:
Österr. Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Marinesektion/II. GG 1914 45 E 11
ÖStA/KA MS/PK 1897 I-4/3
MARINE – Gestern, Heute, Dezember 1982, Seiten 150, 151
Fremden-Blatt Nr. 229 vom 19. August 1897
Österreich Ungarns Seekrieg 1914-18 v. Hans Sokol
Kreuzer und Kreuzerprojekte der k.u.k. Kriegsmarine 1889-1918 v. Erwin Sieche
Die Öst.-Ung. Kriegsmarine vor und im Ersten Weltkrieg v. Peter Handel-Mazzetti
Bilddokumente aus Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918 v.Nikolaus von Martiny
Register der k.(u.) k. Kriegsschiffe v. Wladimir Aichelburg
Die K.u.K. Flotte 1900 – 1918 v. Wladimir Aichelburg
Marine Arsenal Bd 27; Die Kreuzer der k.u.k. Marine v. Erwin Sieche
Die Schiffe der k.(u.)k. Kriegsmarine im Bild, Bd. 2 v. L. Baumgartner u. E. Sieche
Mit S.M.S. Zenta in China v. Claudia Ham und Christian Ortner
Privatarchiv Erwin Sieche
Heute:Lange Jahrzehnte ruhte das Wrack der ZENTA vergessen am Meeresgrund vor der montenegrinischen Küste. Der Erste Weltkrieg ging zu Ende. Es folgte bald darauf der noch blutigerere zweite Weltkrieg und in der jüngsten Geschichte der mit dem Auseinanderfall Jugoslawiens verbundene letzte Balkankrieg.
Als sich die Lage normalisierte entwickelte sich auch der Tauchtourismus. Es dauerte nicht lange und man fing man an sich für das Wrack zu interessieren.
Die ersten Besucher dürften 1998 Taucher des serbischen Tauchklubs Triton gewesen sein, die sich in die Tiefe von 70 Metern wagten.
2002 waren zum ersten Mal Österreichische Taucher am Wrack und ich hatte das Glück dabei zu sein.
Im Frühjahr 2005 führte ein tschechisches Team eine Tauchexpedition durch
Im Herbst 2005 nach dem ich wieder einen Tauchgang bei der ZENTA machte, wurde im Gespräch mit meinen montenegrinischen Freunden die Idee geboren, eine kleine internationale Tauchexpedition zu organisieren, bei der die Teilnehmer aus Ländern die einen Bezug zur Geschichte des Wracks, bzw der Seekriegsgeschichte in der Adria haben, stammen sollen. Der Zeitpunkt wurde so gewählt, dass ein Tauchgang am 16.08.2006, genau am 92. Jahrestag der Versenkung gemacht werden kann.
Teilnehmer: Dragan Gacevic, Inhaber der Tauchbasis TC Marina in Herceg Novi/Montenegro; Karol Kovac, Tauchlehrer aus Ungarn, Cesare Balzi IANTD Instruktor-Trainer aus Italien, Engelbert Apfelthaler ein alterfahrener UW-Fotograph aus Österreich und ich.
Unser Ziel war es, den allgemeinen Zustand des Wracks zu erkunden und mit Fotos zu dokumentieren. Da es sich um ein Kriegsgrab handelt ist es uns sehr wichtig, zum Gedenken der Ereignisse vor genau 92 Jahren, einen Kranz des Schiffshistorikervereines FHS aus Wien dem ich angehöre, am Wrack niederzulegen.
Aufgrund der Tiefe von 64 bis 73 Metern, war es notwendig Trimix als Atemgas zu verwenden. Wegen der großen Tiefe wird das Wrack erfahrenen Tauchern vorbehalten bleiben.
Mit dem Wetter haben wir Glück. Nach einem Tag mit Tramontana, Gewitter und strömenden Regen, wird das Wetter rasch bedeutend besser. Strahlender Sonnenschein und spiegelglattes Meer.
Am 16.08.2006 war ein Team der privaten serbischen Filmproduktionsfirma NAVODI TV zusätzlich mit an Bord.
Die NORMA II ist zwar nicht das eleganteste und modernste aber ein recht braves und für unsere Zwecke brauchbares Tauchboot.
Für die Anfahrt zur Wrackstelle benötigen wir von Herceg Novi aus 4 Stunden.
Dragan findet das Wrack sofort. Wir bereiten das Deco Rigg vor und überprüfen noch einmal unsere Ausrüstung.
Wir gleiten im Bewusstsein der Tragödie des kleinen Kreuzers ZENTA, die sich heute vor genau 92 Jahren ereignete in die Tiefe,.
Etwa bereits in knapp über 50 Metern tauchen die Konturen des Schiffes unter auf.
Die am Wrack herrschende Strömung sorgt dafür, dass die Sicht mit ca 6 bis 8 Metern recht gut ist.
Die 12 cm Geschütze ragen drohend auf die Backbordseite. Es ist die Richtung aus welcher der übermächtige Flottenverband den sich verzweifelt wehrenden alten kleinen Kreuzer zusammenschoss.
Der Sockel des am Achterdeck stehenden Geschützes scheint uns am besten geeignet um den mitgebrachten Kranz des Marinevereines niederzulegen. Er soll das Wrack als Kriegsgrab kennzeichnen und als Mahnmal dienen.
Im Standardwerk über die Österreichische Seekriegsgeschichte ,,Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918" von Linienschiffsleutnant a.D. Hans Sokol verfasst und 1933 herausgegeben, heißt es dazu:
,,
Am Deck waren mittlerweile sämtliche Backbordgeschütze bis auf das Geschütz II, das Geschütz auf dem achteren Freidecke, undienstbar geworden. Als auch die Bedienungsmannschaft dieses Geschützes außer Gefecht gesetzt wurde, feuerte der Artillerieoffizier allein weiter. Überall lagen Tote und Verwundete".Danach schwammen wir weiter in Richtung Bug.
Die Rohre der an Deck stehenden kleineren 4,7 cm Geschütze zeigen nach vor in Richtung Bug. Das deutet darauf hin, dass bis zum Untergang die Entfernung zu groß gewesen ist um sie einsetzen hätte zu können.
Die achteren Decksaufbauten sind zwar vorhanden, je weiter man aber in Richtung Maschinenraum schwimmt desto größer werden Beschädigungen und Zerstörungen. Der Bereich des Maschinenraumes ist ein Trümmerfeld.
In ,,Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918" ließt man:
,,Sprengstücke einer feindlichen Granate durchschlugen die rechte Hauptdampfleitung der ZENTA, töteten den Maschinenbetriebsleiter wie fast alle im Maschinenraum befindlichen Personen und setzten beide Maschinen außer Betrieb. Weitere feindliche Treffer verursachten Brände auf Deck und in den Batterien, verhinderten jegliche Verbindung zwischen der Brücke und dem Achterdeck und gefährdeten die Munitionsräume. Trotz aller Bemühungen des Feuers Herr zu werden, waren die Flammen nicht zu dämmen, da die Steigleitungen der Pumpen zerstört waren.Das Brückenhaus ist erhalten und das vordere Deckgeschütz weist wieder in Richtung Backbord. Der Schutzschild ist beschädigt.
Schornsteine und Masten gibt es keine mehr bzw sind umgeknickt und abgebrochen. Die Davids der Rettungsboote ragen leer in die Höhe.
Die Holzplanken des Decks sind größtenteils vermodert und nicht mehr vorhanden. Im darunter befindliche Deck hat sich eine dicke Schlammschicht abgelagert.
Das Wrack ist im hinteren Bereich sehr schön mit Schwämmen bewachsen. Dadurch werden die Formen der Aufbauten und Bewaffnung schwerer erkenntlich. Das Leben am Wrack vermittelt einen friedlichen und harmonischen Eindruck. Am Wrack haben sich im Laufe der Jahre viele Netze verhängt auf die man achten muss um sich nicht mit Teilen der umfangreichen Ausrüstung zu verhängen.
Das Heck ist im schlammigen Grund eingesunken. Schrauben, und Ruder sind nicht zu sehen. Dies bestätigt die weiteren Ausführungen in ,,Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918":
,,
Plötzlich richtete ZENTA sich jäh mit ihrem Buge auf, so dass der Sporn sichtbar wurde und versank mit dem Heck voraus, mit wehenden Flaggen in die Tiefe". Die Grundzeit ist leider abgelaufen und wir müssen den Aufstieg beginnen.
Wir verlassen das Wrack, die Umrisse verschwinden in der Dunkelheit und mit dem Hellerwerden des Wasser ist es uns als ob unter uns die Zeitkapsel einer anderen, längst vergangenen Welt, zurückbleiben würde.
Mir fällt ein Absatz, vor allem der letzte Halbsatz, des vom Kommandanten des Torpedobootszersörers ULAN Korvettenkapitän Egon Panfili abgefassten Gefechtsberichtes ein. In dem heißt es wörtlich:
,,Um 9 Uhr erschien S.M.S. ZENTA von dunklen Rauchwolken vollständig eingehüllt, schoss nicht mehr, wurde jedoch von französischen Schiffen noch weiter beschossen. Das weitere Schicksal S.M. Schiffes ZENTA konnte von S.M.S. ULAN, welchem Schiffe durch die vielen Wassergarben der in nächster Nähe einschlagenden Granaten die Aussicht oft ganz benommen war, nicht mehr konstatiert werden; es wurde von nun an nicht mehr gesehen".Der Untergang der ZENTA, nach verzweifeltem Kampf der Besatzung, gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde von der Kriegspropaganda gehörig ausgeschlachtet. Es wurden viele Propagandapostkarten gedruckt und sogar ein Heldenlied mit dem Titel ,,Die kühnen Helden der Zenta" komponiert. Kapitän Paul Pachner wurde vom österreichischen Kriegspressequartier zum Kriegshelden stilisiert. Der Krieg ging jedoch verloren und Paul Pachner starb am 13.10.1937 in tiefer Armut in Graz.
Das Wrack ist ein Mahnmal der Gefallenen und stellt auch ein Stück Schiffsbaugeschichte sowie Österr. Ung. Marinegeschichte dar. Es sollte mit entsprechendem Respekt besucht werden. Das Wrack ist leider dem langsamen Zerfall ausgesetzt und wird in einigen Jahrzehnten nur mehr als eine überwachsene Erhebung am Meeresgrund zu erkennen sein.
Die Fotos der Ansichts- u. Propagandakarten sowie des Post- und Innendienstbeleges stammen aus meiner Sammlung.
Die Bilder sind mit kurzem erläuterten Text versehen.
Ein Bild zeigt den franz. Panzerkreuzer JULES MICHELET, der in der 1. Kreuzerdivision an der Versenkung der ZENTA mitwirkte.
Seine Daten: Stapellauf 1905, Länge 147 Meter, Breite 21 Meter, 12.570 ton. Verdrängung, Panzerung Gürtel: 170 mm, Kommandodeck: 200 mm, Deck: 65 mm, Bewaffnung: 4 x 19 cm 12 x 16 cm, 24 x 4,7 cm, 2 Unterwasser-Torpedorohre; 29.000 PS, 1.320 t. Kohle und 2.100 t. Öl, 674 Mann Besatzung
Einige Bilder wurden von meinem Freund Engelbert Apfelthaler angefertigt. Der Name steht darunter und sollte im Artikel ebenfalls angeführt werden.
Bei den Fotos aus den Publikationen (meist Erwin Sieche) wurde die Erlaubnis zur Veröffentlichung eingeholt soweit es sich nicht um alte antiquarische Bücher handelt.
Das in diesem Artikel verwendete Material ist ein Teil der von mir über Jahre hinweg zusammengetragenen Marinesammlung sowie recherchierter Schiffsgeschichte.
Die Rechte am Artikel und den Bildern liegen bei mir.
Franz Mittermayer
Die nächsten Bilder
(Bei der Tabelle habe ich leider gepatzt, Computer ist nicht unbedingt meines)
mfg
Ferenc
:O/Y
Die nächsten Bilder:
Die nächsten Bilder:
Die nächsten Bilder:
Endlich die Unterwasserbilder:
Wir tauchen noch immer:
Noch ein paar:
Und noch ein paar:
Hier die letzten:
(Ich weise noch einmal darauf hin, dass die Rechte der Bilder ausschliesslich bei mir liegen)
mfg
Ferenc
:O/Y
Eines hab ich vergessen
Jules Michelet:
Moin Franz,
eine ganz wunderbare Ergänzung zu einem Buch was ich vor einigen Jahren geschenkt bekam; "Mit SMS Zenta in China" ... möglicherweise noch antiquarisch zu erhalten?!
Es handelt sich bei diesem Druckwerk um Auszüge aus dem Tagebuch eines kuk-Matrosen während des Boxeraufstandes ...
Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
Hallo Wilfried,
Das Buch ist in meiner Sammlung. Ein gutes Stück.
Es ist dem heutigen "Ohrwaschel-Österreich" ein Marineeinsatz in China nicht zuzutrauen.
mfg
Ferenc
:-)
Sehr schöne Geschichte und super Unterwasserfotos!
Danke!
Hallo Ferenc !!!!
Bin begeistert von Deinem Beitrag , Danke !!!! :=D>
MfG Andreas :lol:
Vielen, vielen Dank!
Wenn Du magst, Ferenc, greife ich bei Deiner Tabelle ein wenig ein?
Hallo t-geronimo,
Ja, bitte; ich bin da nicht ganz zurecht gekommen.
mfg
Ferenc :-)
... ein wunderbarer Beitrag, FRANZ!
Vielen Dank dafür!
... ergänzend noch aus meiner bescheidenen Sammlung:
Zitat von: Ferenc am 28 Februar 2007, 23:13:45
Hallo t-geronimo,
Ja, bitte; ich bin da nicht ganz zurecht gekommen.
mfg
Ferenc :-)
Erledigt! :MG:
Hoffe, das ist nun so OK für Dich. :O/Y
Franz,
ganz-ganz toller Artikel, das! Respekt!
Ciao,
Harold
Hallo,
t-geronimo, Danke für Deine Mithilfe, hat jetzt eine viel bessere Optik und an die anderen Mitglieder, Danke für das positive Feedback.
In der Osterwoche (31.03. - 07.04.) bin ich wieder mit einer kleinen Gruppe in der Bucht von Kotor. Ein paar Wracktauchgänge machen und ein bißchen Kultur-Urlaub. Zenta wird sich wahrscheinlich nicht ausgehen (Anfahrt 4 Stunden) Wer Lust hat kann mitfahren.
Großes Bier kostet unten 1,5 Euro
:/BE:
mfg
Ferenc
Hallo Franz,
toller Beitrag und super schöne Aufnahmen. :TU:)
David
@FERENC
ZitatIn der Osterwoche (31.03. - 07.04.) bin ich wieder mit einer kleinen Gruppe in der Bucht von Kotor. ... Wer Lust hat kann mitfahren.
Schade, da bin ich schon im westlichen Mittelmeer unterwegs ... hoffentlich ein anderes Mal! :MG:
Schöner Bericht und tolle Tauchfotos. Ich habe vor ein paar Jahren den Bericht des einen Matrosen "Mit SMS Zenta in Ostasien" ein sehr interessanter Bericht über den Boxeraufstand, weniger über den Kreuzer.
@Ferenc,
vielen Dank für den Artikel. Hervorragende Arbeit :TU:) !
Ich habe noch in der "Deutschen Seekriegsgeschichte" den Artikel "Ein tapferer österreichisch-ungarischer Kreuzer" über den Untergang der "Zenta". Ist zwar von 1940 aber wie ich bis jetzt feststellen konnte, bei Verweisen auf Quellen der Entente durchaus gut und richtig.
Wegen der unterlassenen Rettung der Schiffbrüchigen wird dort Vizeadmiral Boué de Lapeyrère zitiert:
"...der Kreuzer war, aller Wahrscheinlichkeit nach damit beschäftigt, Minen zu legen, soweit es uns die aufeinanderfolgenden Explosionen vermuten lassen, die vor seinem Untergang erfolgten..."
Ein nicht näher genannter französischer Torpedoboots-Kommandant wird folgend zitiert:
"...das allgemeine Feuern der Flotte ist nicht beabsichtigt gewesen. Vizeadmiral Boué de Lapeyrère hat vielmehr angeordnet, daß nur das Flaggschiff das Feuer gegen den Feind eröffnete. Dieses Signal wurde jedoch falsch gegeben und daraufhin das Feuer der ganzen franko-britischen Flotte eröffnet... Der französische Flottenchef hat die englischen Zerstörer zur Rettung der Überlebenden vorbeordert. Diesen Befehl haben jedoch die Engländer nicht abgelesen oder nicht verstanden. Daraufhin wurde der gleiche Befehl der III. Schiffsdivision erteilt, die sich aber wegen der Minengefahr nicht vorgewagt hat."
Im I.Band der britischen "Naval Operations" steht über "Zenta":
"...obwohl sie durch die ersten Salven der "Courbet" manövrierunfähig gemacht wurde, wies sie es tapfer zurück, sich zu ergeben."
Quelle: Deutsche Seekriegsgeschichte, Busch/Ramlow, Bertelsmann Gütersloh 1940
Danke für den Beitrag!
Wurde von der Zenta auch ein Lagemodell gemacht? (wie das Wrack im ganzen aussieht)
mfg
alex
Hallo
@Spee; Danke, dass Dir der Artikel gefällt und danke für die weiteren Literaturangaben. Die kannte ich noch nicht.
Man lernt nie aus und es gibt immer noch etwas Neues :roll:
@ Huszar; Zeit und Möglichkeit eines Modelles habe ich leider nicht und auch leider nicht das gesamte Wrack abfotografiert, da die Zeit in der Tiefe zu kurz ist und wir lediglich bei diesen Sichtverhältnissen (meist ist die Sicht leider schlecht) 2 Tauchgänge gemacht haben. Es wäre interessant wenn es mir gelänge das Wrack lückenlos bei guter Sicht abzufotografieren, eine Grafik des ganzen Wrackes machen zu lassen.
Mit dem bisherigen Wissenstand wäre ein Modell noch sehr ungenau und fehlerhaft.
Schöne Modelle vom Originalzustand gibt es natürlich schon. Oliver hat eines (im Tropenanstrich), wirklich sehr schön.
@ Harold; Du hast ja ausgezeichnete französische Sprachkenntnisse und Verbindungen zu franz. Marinehistorikern. Vielleicht geht einmal eine Anfrage über die französischen Marineaktionen in der Adria im 1. WK an ein Archiv etc zu richten bzw sich helfen zu lassen. Die Franzosen waren, vor allem in der ersten Phase des Krieges sehr fleissig. Sie haben neben der Versenkung der Zenta z.B. den Bürgermeister der Ortschaft Komiza auf der Insel Vis/Lissa festgenommen, einen Torpedobootzerstörer (Dague) vor Bar/Antivari verloren etc etc.
Ich denke da wären noch viele Informationen zu bekommen. Französisches Seekriegstagebuch über 1. WK wäre ein Hit.
mfg
Ferenc
Was mich auch interessieren würde:
Sind die von der Zenta erzielten Treffer auf den fr. Schiffen gesichert, bzw welche genauen Schäden sind entstanden (es geistern immer wieder Thesen umher, wonach die Zenta 1-5 Treffer erzielen konnte).
Btw: ich habe ein kleines Büchlein (Romanform) von der Versenkung, da wird angegeben, dass auch Zerstörer angegrifen haben, und die 4,7er-Batterie auf diese geschossen haben soll. (sind schöne Zeichnungen drinne :-D)
mfg
alex
@Spee, Ferenc: aus den Naval Operations...
"The movement was carried out with precision, but nothing was found but a small cruiser, the ZENTA, and one or two torpedo craft. The latter escaped inshore, but the ZENTA was caught, and though she was brought to a standstill by the first salvos of COURBET, she gallantly refused to surrender. In ten minutes she was a mass of flames and blew up, but her devoted crew, who had abandoned the ship in time, managed to reach the shore. Still, the blockade had been raised, and Admiral Lapeyrere retired for the night to the southward to get his fleet out of torpedo danger, and prepare for further action."
Corbett zählt an französischen Kräften auf:
Dreadnought Division: COURBET, JEAN BART, cruiser JURIEN DE LA GRAVIERE
1st Battle Squadron: DIDEROT, DANTON, VERGNIAUD, VOLTAIRE, CONDORCET
2nd Battle Squadron: VERITE, REPUBLIQUE, PATRIE, DEMOCRATIE, JUSTICE
1st Cruiser Squadron: MICHELET, RENAN, QUINET, GAMBETTA, HUGO, FERRY
Flottilla: 40 destroyers, 6 submarines
Gruß
Lt.
@ ferenc,
http://forummarine.forumactif.com/Les-Marines-du-monde-c3/Europe-c6/France-f1/Documentation-de-l-action-du-16-8-1914-en-adriatique-t2143.htm
...hiermit geschehen!
:MG: Harold
Hallo,
@Harold; Danke schön, bin auf die Reaktionen und deren Inhalt neugierig. :-)
Man sollte wirklich Fremdsprachen können. Mit Niederösterreichisch, Oststeirisch und maximal noch österreichisches Amtsdeutsch, komme ich absolut nicht sehr weit.
:O/Y
Schöne Grüße
Ferenc
Gä hörinsch, Fränzela, ágfongah han i ouh nuah mitenam vuradrwääldr Rädahna - aber inzwischen kann ich auch a bissl Hochdeutsch, manchmal, wenn ichs denn will...oder soll :-D
- ich halte mal Kontakt zu unseren Franzosen, und übersetz's, was so Sache ist.
:MG: Harold
Auf Bitte von Ferenc habe ich erstmal sämtliche Bilder gelöscht, da sie noch etwas bearbeitet werden sollen.
Spätestens heute abend werden sie wieder zu sehen sein, wenn ich bis dahin Kontakt mit Ferenc hatte. ;-)
So, alle Bilder wieder drin! :-)
Sehr Interresant :O/Y
Super Interessant ! :TU:)
An der Versenkung von ZENTA war ja auch der Panzerkreuzer LEON GAMBETTA beteiligt.
GAMBETTA wurde am 27. April 1915 durch das österreichische Unterseeboot U5 mit zwei Torpedos versenkt.
In einem Buch, das ich gerade gelesen habe (Fritz Otto Busch: Fritz Holtenkamp - Ein Buch der deutschen Flotte, 1935), gibt es eine ganz interessante Sequenz mit GAMBETTA.
In dem Roman mit offensichtlich biographischen Zügen ist "Holtenkamp" auf dem Panzerkreuzer SMS VINETA auf einer Schulschiffreise unterwegs, als dieses Schiff im Rahmen der Balkankriege Ende 1912 im Mittelmeer vom Admiralstab unversehens nach Istanbul beordert wird. Vor den Dardanellen dann diese Szene:
" Da tönte es schon übers Schiff: "Signal von LEON GAMBETTA: Admiral an Kommandant, im Kielwasser folgen. Habe Lotsen an Bord. Laufe 15 Meilen!" v. Oldenburg sah sich erstaunt um: " 15 Meilen? Das können wir ja kaum! Der will uns wohl auf den Arm nehmen?"
Fritz zeigte zur Brücke:" Siehst Du, da hat der Alte schon den Leitenden kommen lassen. Wenn der Franzose 15 Meilen läuft, dann laufen wir auch 15 Meilen, und wenn uns der ganze Schlitten um die Ohren fliegt, da kannst Du Dich heilig darauf verlassen! 19 hat die VINETA früher gelaufen, 15 werden wir wohl noch rauskriegen." Sie steuerten hinter dem Admiralsschiff (GAMBETTA) drein. Der achtere Turm wackelte, in der Seekadettenmesse konnte man kaum sitzen, so zitterte das Schiff von den hohen Umdrehungen der Maschine, und als Fritz einmal in der Unterrichtspause in die Maschine lief, sah es so aus, als schneite es dort in großen Flocken, so fegte das Schmieröl durch den Raum.
Tapfer lief der alte Schulkreuzer hinter dem großspurigen Franzosen her, bis gegen Nachmittag, bei Tschanak Kalesi, drüben ein langes Signal zur Rah stieg. Marten, der Signalwache hatte, schlug im internationalen Signalbuch nach und schmunzelte: Dann meldete er laut und deutlich, dass möglichst alle auf der Brücke es hören konnten den Spruch: "Signal von LEON GAMBETTA: Admiral an Kommandant: Minengefahr vorüber. Bitte alleine weiterfahren, habe Maschinenhavarie."
Es war nicht nur der Kommandant, der jetzt lächelte, die ganze Brücke feixte vor Vergnügen, als Kapitän zur See Seidler nun ruhig und betont dem Adjutanten befahl: "Weitbrecht, lassen Sie rübermachen: Vielen Dank und auf Wiedersehen in Konstantinopel".
Dann rauschte SMS VINETA mit 15 Seemeilen an dem inzwischen gestoppten Panzerkreuzer vorbei. Der Kommandant grüßte, ließ Front nach Backbord blasen und nahm erst die Hand von der Mütze, als die LEON GAMBETTA mindestens 100 m achteraus peilte.
"Läuferrr!"Der Obermatrose knallte die Hacken zusammen: "Herr Kapitän?" "Ich lasse den Herrn Stabsingenieur auf die Brücke bitten!" Der Wachoffizier drehte sich herum: "Herr Kapitän, darf ich gehorsamst bitten, mit der Fahrt heruntergehen zu dürfen?"
Verwundert sah der Kapitän den Oberleutnant an: "Warum? Nein!" Scharf und hart klang es, und diesmal sah nur Marten das feine Lächeln, das um die schmalen Lippen des "Alten" spielte. Da erschien auch schon der leitende Ingenieur und meldete sich zur Stelle. Freundlich nickte der Kommandant ihm zu: "Ausgezeichnet haben Sie das gemacht, Herr Stabsingenieur! Nun werden wir aber auch bald Ruhe haben. Ich laufe nur noch bis zur nächsten Straßenecke mit 15 Meilen, solange uns dieser Franzose beobachten kann. Dann gehen wir auf unsere gewöhnliche Marschfahrt herunter, auf 9 Meilen. In etwa 20 Minuten sind wir soweit. Danke sehr! Übrigens - Halt! Ich werde dem ersten Offizier sagen lassen, dass das technische Personal heute Abend doppelte Zulage erhält. Vielleicht übermitteln Sie ihm selbst meinen Wunsch, ja?"
"Jawohl Herr Kapitän, danke gehorsamst!" Mit strahlendem Gesicht verließ der Leitende die Brücke. Heute war der Ehrentag des technischen Personals und er nahm sich vor, das heute Abend bei der Fahrt durchs Marmarameer gebührend mit dem ersten Offizier zu feiern."
Ich halte das Zitat für autobiographisch oder zumindest sehr authentisch. Auf jeden Fall nicht für objektiv.
Gruß
Lt.
@Ferenec
Hut ab, hervorragender Bericht und phantastische UW-Fotos :MG:
Habe soeben den Artikel in der TAUCHEN mit Deinem Original verglichen, traurig, das die Redaktionen immer nur ein Skelett des Originalskripts übriglassen :x
Gerade Dein detailierter Lebenslauf des Schiffs fehlt völlig, na ja die denken wohl, dem Durchschnittstaucher interessieren historische Daten wenig, der will bunte Bilder sehen :-P
Servus Franz,
toller Bericht. Gratuliere. Da steckt sehr sehr viel Arbeit dahinter. Auch zu den UW-Foto kann ich nur Gratulieren.
Schade das in der Zeitschrift TAUCHEN nicht alles so übernommen worden ist.
Hoffe in Zukunft noch mehr Berichte im TAUCHEN von dir zu lesen.
Mach weiter so :-)
Grüße aus Salzburg
Chrisu
Dein Bericht Ferenec, ist so Interessant, dass er in der Googlesuche erscheint. Toller Bericht :TU:)
Danke, das macht spaß zu lesen.
http://www.google.de/search?q=SMS+ZENTA&hl=de&newwindow=1&start=20&sa=N
(Runterscrollen)
Hier noch zwei Links:
http://www.kuk-kriegsmarine.at/zenta.htm
http://freenet-homepage.de/kriegsmarine/basis.htm
(grün markiert)
Hallo,
Danke für das positive Feedback.
@Taucher, Du bestätigst es, der Unterschied zum Artikel in Tauchen ist leider enorm und das historische fehlt aber muss ja dort wohl populistisch gemacht werden um breites Interesse zu finden.
Interessant, dass man diesen Bericht in google findet.
Grüße
Ferenc
:-)
Wenn ich mich jetzt nicht täusch' war mein Großvater damals (so um 1903 herum) mit dem Schiff in China (er war zur Botschaftsbewachung in Peking) . Ich hab' sein Tagebuch in dem er von der Einschiffung in Pula über die Durchfahrt vom Suezkanal berichtet und es gibt auch noch - eher sporadische - Einträge aus Asien ... muß ich wieder einmal lesen wann genau das war (und ob's wirklich die Zenta war...)
ZENTA war das ganze Jahr auf einer Afrika- und Südamerika - Reise und wurde im Oktober 1903 vorübergehend abgerüstet. ZENTA 1903 in China passt also nicht ...
@Metamorphosys,
Schau bitte nach und teil uns mit, mit welchem Schiff und wo Dein Großvater unterwegs war. vielleicht auch den Umfang und Details aus dem Tagebuch. Wenn solche Tagebücher auftauchen ist das ausgesprochen interessant.
Grüße
Ferenc
Ich hab jetzt nachgesehen - er war von 1902 - 1906 bei der Marine, zuerst Rekrutenausbildung und Artilleriekurs in Pula auf der SMS Radetzky (11.11.1902 - 9.5.1903), vom 9.5. - 5.6.1903 auf der Prinz Eugen und dann mit der SMS Aspern zuerst (15.6. - 4.9.1903) in der Adria / Dalmatien, danach am 20.9.1903 von Pula Richtung China - 25.9. Port Said - 27.9. Suez ... etc. so geht das dann dahin über Aden (4.10.), Colombo (13.10.), Singapur (22.10.) Hongkong (30.10.) .... etc.