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Webseite Historisches Marinearchiv => Flucht über die Ostsee => Thema gestartet von: t-geronimo am 15 Dezember 2024, 14:16:35

Titel: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: t-geronimo am 15 Dezember 2024, 14:16:35
Ich freue mich sehr, ein neues Datenbank-Projekt vorstellen zu dürfen:

--/>/> Flucht über die Ostsee 1944/1945 (https://historisches-marinearchiv.de/projekte/ostseeflucht/beschreibung.php)

Thomas Weis hat hier viel Literartur und KTBs ausgewertet und die Fahrten und Schiffe zusammengetragen, die gegen Ende des Krieges Zivilbevölkerung und Soldaten aus dem Osten evakuiert haben.
Er wird dazu noch etwas schreiben und im Einleitungtext stehen ebenfalls viele Details.

Für dieses Projekt haben wir hier ein eigenes Unterforum eingerichtet, da Rückmeldungen, Ergänzungen und Verbesserungen in keinen anderen Forenbereich so wirklich passen.


Thomas, ganz vielen Dank für deine Mühen und deine Arbeit für das HMA!  :TU:)
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Ortwin am 15 Dezember 2024, 15:43:00
Super Sache!! Wirklich beeindruckende Rechercheleistung! Vielen Dank dafür Thomas!!
Grüße, Ortwin
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 15 Dezember 2024, 16:21:47
Mein Dank geht zu allererst an Thorsten.
Er hatte es diesmal ausgesprochen schwer mit mir, weil ich nach einigen Monaten die ganze Anwendung, das Zusammenspiel der beiden Dateien SCHIFFE und FAHRTEN, revidiert und vollständig anders haben wollte. So wie ich mir die Lösung dabei vorstellte, funktionierte es nicht, und daraufhin hat Thorsten die Idee mit parallellaufenden Dateien FAHRTEN und SCHIFFE gehabt und realisiert.

Am Anfang wollte ich noch keine eigenständige Anwendung nach Schiffen, weil das als eine Urheberrechtsverletzung am Buch ,,Rettungsaktion Ostsee" von Martin Schmidtke hätte gewertet werden können. Aber mit weiter fortschreitender Auswertung von Primärquellen konnte ich den Nachweis ,,Schmidtke" immer öfter zugunsten einer KTB-Angabe ersetzen. Inzwischen ist die Bezugnahme auf Schmidtke nur noch eine unter vielen anderen.

Ganz besonderer Dank geht auch an Darius. Er stellte mir im Frühjahr 2024 digitalisierte PDF-Dateien von DEFE 3 (das sind die dechiffrierten und ins Englische übersetzten deutschen KM-Funksprüche) zur Verfügung. Ein Durchsuchen dieser Dateien mit den Morphemen ,,refuge" und ,,fugitive" hat meine Auswertung ungemein erleichtert und unglaublich viele Informationen erbracht.

Es gab auch im Vorfeld bereits kritische Beiträge zur Datenbank, auf die ich in weiteren Verlauf dieses Threads noch eingehen werde. Eines aber gleich im Vorfeld:
Diese Datenbank ist kein Endprodukt, sondern ein Arbeitsinstrument. Jeder Datensatz ist die verkürzte Darstellung eines oftmals komplexen Sachverhaltes. Jeder Datensatz ist auch eine Herauslösung aus einem historischen Kontext. Den kann und will die Datenbank nicht berücksichtigen. Es geht hier nur darum zu zeigen, dass die durch außerordentliche Umstände bekannt gewordenen Evakuierungstransporte (z.B. die Versenkung der 'Wilhelm Gustloff') nur ein winziger Teil einer unglaublich großen Evakuierungsoperation waren, die auch durch Schmidtkes verdienstvolle Gliederung nach Schiffen noch nicht zur Genüge deutlich wurde.

Leider ist es mir nicht möglich, ins Bundesarchiv nach Bayreuth zu fahren und dort in wochenlanger Arbeit die "Ostdokumentation" auszuwerten. Sie ist ja inzwischen offenbar digitalisiert, wird aber nur Besuchern vor Ort zur Verfügung gestellt. Es gibt einen kleinen Auszug aus Dokumenten dieser "Ostdokumentation" in der Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart, aber das sind gerade einmal 2 Leitz-Ordner aus einer Reihe von mehreren Metern mit Erinnerungen und Berichten von Zeitzeugen (Besatzungsmitgliedern). Sehr hilfreich war, dass das Nationalarchiv Washington, anders als das Bundesarchiv Freiburg, die Mikrofilme mit den KTB's der deutschen Kriegsmarine seit Dezember 2023 als PDF zur allgemeinen Verfügung gestellt hat.

Zum Schluss sei mir noch eine kleine Erinnerung an Theodor Dorgeist gestattet, der 2016 zur gemeinschaftlichen Erstellung einer Datenbank (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=20839.msg233462#msg233462) "Flucht über die Ostsee" aufgerufen hat. Damals war, aus meiner Sicht, nicht vorstellbar, wie eine solche Riesen-Arbeit zu leisten hätte sein können. Die Digitalisierung von Dokumenten und Unterlagen machte das schier Unmögliche endlich möglich. Aber die ganze Arbeit ist noch lange nicht getan.

Viele Grüße, Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Darius am 15 Dezember 2024, 16:54:05
Hallo TW,

"wenn Träume wahr werden...". Ich weiß, dass diese Datenbank, wie von Dir geschildert, schon seit langer Zeit als Idee und Wunsch in vielen Köpfen vorhanden war.

Bereits vor 15 Jahren oder so bin ich auf Details zu den "F xxxx"-Transportfahrten an der Kurlandküste bei den Befüllungsarbeiten zur HMA-DB der MFPs gestossen und hatte eine erste Vorahnung zu der Dimiension dieser Arbeit.
Die publizierten Quellen waren schon ein Berg an Daten.
Und die KTBs der Sicherungsverbände und anderer Einheiten der Kriegsmarine aus den NARA-Beständen gingen noch tiefer.

Aber die DEFE3-Funkspruch-Analyse für den relevanten Zeitraum, wie Du sie angegangen bist, erforderte noch deutlich mehr "Sitzfleisch" und Stunden, Tage, Wochen, Monate am Bildschirm...
Nur damit jetzt die ganze Welt Dein Ergebnis bestaunen und nutzen kann.

Vielen Dank.

Danke auch an Thorsten für die "technische" Arbeiten.

Freue mich auf die Diskussionen und Ergänzungen.


:MG:

Darius
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 15 Dezember 2024, 17:26:47
Ausgewertete Quellen - Erster Teil

KTB der Kriegsmarinedienststelle (KMD) Danzig, Apr 1940-Feb 1945: PG 38631-633, NARA Rolle 2600
•    KTB KMD Danzig-Zweigstelle Gotenhafen, Aug 1944 - Feb 1945: PG 38637, NARA Rolle 4041
•    KTB KMD Danzig-Zweigstelle Elbing, Aug 1944 - Jan 1945: PG 38638, NARA Rolle 4041
•    KTB KMD Danzig-Zweigstelle Pillau, Okt-Dez 1944: PG 38641, NARA Rolle 4299
•    KTB KMD Danzig-Zweigstelle Königsberg, Mai 1941-Dez 1944: PG 38636, NARA Rolle 4299
•    KTB KMD Danzig-Zweigstelle Libau, Okt 1944 - Jan 1945: PG 38639, NARA Rolle 4039

KTB Seetransportstelle Riga, Jun - Aug 1944, PG 39884, NARA Rolle 2664
KTB Seetransportstelle Libau, Okt 1944 - Feb 1945: PG 39879-880, NARA Rolle 2664
KTB Seetransportstelle Memel, Nov-Dez 1944: PG 38642, NARA Rolle 4039

KTB Kriegsmarinedienststelle (KMD) Stettin, Jan-Feb 1945: PG 39886, NARA Rolle 2664
•    KTB KMD Stettin-Zweigstelle Rostock, Okt 1944 - Feb 1945: PG 39887-888, NARA Rolle 2664

KTB des Festungskommandanten im Abschnitt Memel, Jul 1944 - Jan 1945, NARA Rolle 4047-48
KTB des Festungskommandanten im Abschnitt Pillau, Jan 1944 - Jan 1945, NARA Rolle 2652

KTB Admiral der östlichen Ostsee, 17 Jun 1944 - 15 Jan 1945: PG 39498-511, NARA Rollen 2624-25
KTB Marineoberkommando Ostsee, 1 Okt - 31 Dez 1944, PG 38784-788c, NARA Rollen 4043-44
KTB Seetransportchef Ostland, Jul 1944 - Jan 1945: PG 39882, PG 39677-678, NARA Rollen 2664, 2679

KTB's von Seestreitkräften der Kriegsmarine
KTB 1. Räumbootflottille, 1 Sep 1944 - 28 Feb 1945 PG 73225-229/b, NARA Rolle 3513
KTB 11. Landungsflottille, 1-31 Mar 1945: PG 49662b, NARA Rolle 3626
KTB 24. Landungsflottille, 1-15 Jan 1945, PG 49716b, NARA Rolle 3626
KTB 12. Minensuchflottille, 1 Dec 1944 - 15 Jan 1945: PG 72260, NARA Rolle 3694
KTB 31. Minensuchflottille, 1-23 Jan 1945: PG 72751, NARA Rolle 3695

Private Kriegstagebücher
KTB AF 29 eines ungenannten Besatzungsmitglieds im Historischen Marinearchiv
KTB MFP 506 von Kurt Rotte im Historischen Marinearchiv
KTB UJ 1207 von Hans Jorkiewicz im Historischen Marinearchiv

Dechiffrierte und übersetzte Funksprüche der englischen Funkaufklärung (ULTRA)
National Archives, London DEFE 3, Rollen 497 bis 578, ZTPG 321.000 bis 368.999
30.12.1944 bis 17.05.1945
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Urs Heßling am 15 Dezember 2024, 19:26:57
moin

dem Team ein BRAVO ZULU  :MG: top  :MG:  top

Gruß, Urs
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Sprotte am 15 Dezember 2024, 22:20:21
 :TU:)  :TU:)  :TU:) Danke
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: bettika61 am 16 Dezember 2024, 17:36:25
Lieber Thomas,
Glückwunsch und Dank für die erfolgreiche  Arbeit an diesem Projekt  :MG:
Das das Thema immer noch aktuell und von Interesse ist, zeigt uns Dänemark mit dem
 Museum FLUGT (https://flugtmuseum.dk/de/)

Theo hätte es sicher auch gefreut
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 16 Dezember 2024, 18:52:16
Die Auswertung von KTB's nimmt kein Ende. :-P
Heute wieder 30 Schiffe für Februar 1945 und 30 weitere in der Warteschleife. :TT/(
30 Schiffe scheint ein Klacks, aber das Einfügen an der richtigen Stelle, ohne eine ID versehentlich zu überschreiben, das kostet viel Zeit.
Zwischendurch stößt man immer auch auf Problemfälle, die geklärt werden müssen. :-o
Gruß und endlich Feierabend, Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Hoddeli04 am 16 Dezember 2024, 19:25:53
Hallo Thomas und Thorsten,
herzlichen Glückwunsch für die Einrichtung der Datenbank ,,Flucht über die Ostsee 1944/1945", die für viele von großem Interesse sein dürfte.
Immer mit der Ruhe bei den anstehenden Aktualisierungen!
Gruß
Jürgen :-)
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: ufo am 16 Dezember 2024, 19:28:36
Herzlichen Glueckwunsch!
Das ist ja wirklich so ein toller Moment wo sich das ganze Thema von 'ein Haufen Puzzleteile' in ein 'Bild' verwandelt. Ganz beeindruckend was da an Arbeit drin steckt.  :MG:
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Aquarius am 16 Dezember 2024, 22:13:48
Hallo Thorsten!
Auch von mir großen Beifall für diese Arbeit. :TU:)  Schläfst du denn gelegtlich auch mal? :-D
Beste Grüße
Aquarius
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 17 Dezember 2024, 11:04:54
Eine Evakuierungsfahrt, zwei Datensätze

Es gab (keine Kritik, aber) die Frage, warum die Evakuierungsfahrten meist in zwei Datensätzen (Abfahrt und Ankunft) erscheinen. Ich habe es aus 2 Gründen so gemacht. Erstens kamen beide Informationen (Abfahrt, Ankunft) sehr oft  aus zwei verschiedenen Quellen. Selbst im Buch von Schmidtke ist oft nur 1 Datum genannt, ich dachte zuerst, es sei immer das Abfahrtsdatum, aber das ist leider sehr unterschiedlich und wird auch nicht erläutert. Die unterschiedlichen Datensätze teilen oft auch unterschiedliche Passagierzahlen mit. Und die Informationen zu den Ankunfts- oder Abfahrtstagen sind auch nicht immer übereinstimmend. Beide (oder auch mehr) Zeitpunkte in einem Datensatz zu verschmelzen wäre also stets eine Interpretation meinerseits.

Die Teilung in 2 Sätze hatte aber auch Anwendergründe. Wenn Ihr die Tabelle "FAHRTEN" betrachtet, dann erkennt ihr, dass es für jeden Tag 2 Blöcke gibt, nämlich Abfahrten und Ankünfte. Die User, die nach einem bestimmten Abfahrtsdatum suchen, haben dadurch einen klaren Überblick. Zusätzlich sortiere ich stets die Abfahrt- und Ankunftsorte zueinander. Das gerade macht das Einfügen von Datensätzen auch sehr schwierig, also zeitraubend. (Im Editor, der mir nur 6-7 Datensätze gleichzeitig zu Gesicht bringt, ist der Überblick zur schwer zu erlangen, ich muss immer gleichzeitig auch die Tabelle in der User-Ansicht zu Hilfe nehmen.)

Soweit meine Entgegnung zu einer ersten kritischen Nachfrage.
Und jetzt geht's wieder auf und an neue Einfügungsarbeit.
Schönen Tag, Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Violoncello am 17 Dezember 2024, 17:29:48
Hallo Thomas,

herzlichen Glückwunsch, dass es dir gelungen ist, bei dieser Sisyphusarbeit doch den ersten Grund unter die Füße zu bekommen! Zumal hier ohne systematische DEFE 3-Auswertung wohl nicht so viel gegangen wäre. Und ohne Thorsten, der geduldig deinen Lösungsversuchen gefolgt ist, wohl auch nicht. Schön, dass du auch an den Initiator dieser wie so vieler Ideen, Theodor Dorgeist, erinnerst.

Viele Grüße

Violoncello
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 17 Dezember 2024, 22:04:13
Ausgewertete Quellen - Zweiter Teil

Berichte von Besatzungsmitgliedern in der Marinegeschichtlichen Sammlung der Bibliothek für Zeitgeschichte
BfZ-Marinearchiv, Ordner 390:

Adele TraberKapitän Walther Richters
CometaGustav Hirschhausen
DeutschlandKapitän Bruno Feindt
Deutschland (Fährschiff)  Werner Treptow
HerkulesH. Schierholtz
IsarKurt Heinz
Kurisches HaffKapitän Wilhelm Sudmeier
Monte RosaWerner Neiling
PotsdamConrad Cleff
Torpedobootsflottille IIIFunksprüche

Es gibt in der BfZ noch mehr Berichte aus der sog. "Ostdokumentation", aber nur die hier angegebenen waren für mich ertragreich.
Gruß, Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 19 Dezember 2024, 11:57:42
An Bord, davon Soldaten, davon Verwundete
Kritischer Einwand: Die Verwundeten waren doch sicher fast vollständig Soldaten und keine Flüchtlinge. Ist die Unterscheidung Soldaten/Verwundete dann formal noch so tragfähig?

Die Dreiheit Zivilisten, Soldaten, Verwundete ist Standard in den Quellen. Ich hatte die Erfassung mit einer Gesamtsumme begonnen, da war dann auch die Schiffsbesatzung eingeschlossen, deshalb der Header: "an Bord" statt "Passagiere". Diese Zahl wird immer dann aufgeführt, wenn sie nicht mehr nach Untergruppen aufgedröselt werden kann/konnte. Der Transport von Verwundeten (teilweise unterschieden in sitzende oder liegende) verursachte höheren Aufwand, längere Ein- und Ausschiffungszeiten, deshalb habe ich diese Rubrik mit aufgenommen.

Die Trennung von Zivilisten und Soldaten könnte man – vom humanistischen Standpunkt – ebenfalls in Frage stellen. Aber es wurde damals so gemacht, ich übernehme das, obwohl ich die Gefahr sehe, dass – gerade aus eher linker Perspektive – der Abtransport von Soldaten gerne als Transport 2. Klasse abgetan wird, schon deswegen, weil Dönitz ihn als Transport 1. Klasse definierte.

Frage: Wenn ich es richtig einschätze, dann sind die Zahlen ja oft genug nur Zirka-Werte, die auch nicht scharf abgegrenzt sind. Macht es dann nicht vielleicht pragmatisch Sinn, eine Hierarchie zu vermeiden? Will heißen, keine 'davon/darunter'-Abhängigkeit zu erzeugen, sondern nur zu sagen, dass dies oder jenes eine Angabe in der Quelle ist?

Nein, eigentlich wollte auf ständige und lange Erklärungen in der Anmerkung verzichten. Das lässt sich aber nicht durchhalten. -- Auch wenn Passagierzahlen bis auf Einzelpersonen genau genannt werden, bleiben alle Zahlen geschätzte Angaben. Heinz Schön (um ein Beispiel zu nennen) weiß zum Beispiel, dass auf der Gustloff 5448 Essenkarten ausgegeben wurden. Dann kam noch Transport mit ca. 800 Menschen dazu, so kommt er zu dem Ergebnis, dass 6248 Menschen an Bord waren. Man sieht: es exisitiert eine Scheu davor, auf- oder abzurunden, wenn man gleichzeitig davon spricht, dass jedes einzelne Menschenleben zählt.

P.S. Zur Dreiheit "Zivilisten, Soldaten, Verwundete". Ich bin neuerdings auf Angaben gestoßen, wo Zivilisten und Flüchtlinge gesondert aufgezählt werden.
Es gab natürlich Zivilisten, die Flüchtlingsschiffe nutzten, um z.B. von Memel nach Danzig zu kommen, weil sie dort zu tun hatten. Diese Unterscheidung möchte ich, aufgrund der zu vernachlässigenden Summe, nicht auch noch einführen.
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 29 Dezember 2024, 19:12:18
Zu 32 Schiffen habe ich Bilanzen über die Anzahl von Einsätzen und Gesamtzahl an Passagieren gefunden, die meisten davon aus Schön "Flucht über die Ostsee 1944/45 im Bild". In vielen Fällen ergibt die Datenbank weniger Einsätze als bilanziert, zuweilen auch mehr. Leider stimmt in den Fällen, wo Datenbank und Bilanzangaben dieselbe Zahl an Einsätzen angeben, meist die Summe der Passagiere nicht überein. Ich weiß nicht, woran das liegt, ich kann das hier nur konstatieren. Ich will jetzt aber auch noch keine Gegenbilanz erstellen, denn dazu ist die Datenbank einfach noch zu unvollständig. Im Anhang aber die Namen der Schiffe mit Bilanzangaben. Laut Heinz Schön haben allein diese Schiffe mehr als 700.000 Menschen westwärts befördert.
Gruß, Thomas

Adler
Antonio Delfino
Boelcke
Cap Arcona
Deike Rickmers
Der Deutsche
Deutschland
Eberhard Essberger
General San Martin
Goya
Hamburg
Hektor ex Orion ex Kurmark
Herkules ex Schleswig Holstein
Hestia
Homberg
Karoline ex Eduard
Kurland
Lappland
Mars (Bremen)
Mathias Stinnes
Nautik ex Latona
Neidenfels
Potsdam
Pretoria
Preussen (Fährschiff)
Robert Müller 7
Santander
Söderhamn
Ubena
Urundi
Walter Rau
Westpreussen ex Kaupo
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 06 Januar 2025, 16:06:20
Schiffstagebücher, Erlebnisberichte usw.
von Kapitänen, Offizieren und anderen Besatzungsmitgliedern, oder auch von Passagieren und Reedereien
(Ostakademie, Sammlung Krannhals #117, heute BArch Ostdok 4/50 bis 4/66)
geordnet nach Schiffsnamen:

Mit bestem Dank an Hägar  :wink:
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Darius am 06 Januar 2025, 18:14:13
... gesucht und gefunden :TU:)

 :MG:

Darius
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 07 Januar 2025, 12:31:49
Berichte aus Ein- und Ausschiffungsorte
(Ostakademie Sammlung Krannhals #108, heute BArch Ostdok 4/8 bis 4/24)
alphabetisch geordnet

Ostdok 4/11    Bornholm
Ostdok 4/23    Flensburg; darin: Bericht über Unterbringung von KZ-Häftlingen.
Ostdok 4/21    Gotenhafen
Ostdok 4/10    Hela
Ostdok 4/10    Kahlberg
Ostdok 4/8      Kolberg
Ostdok 4/17    Kopenhagen
Ostdok 4/16    Libau
Ostdok 4/18    Memel
Ostdok 4/9      Pillau
Ostdok 4/14    Pillau
Ostdok 4/19    Rügenwalde
Ostdok 4/12    Saßnitz
Ostdok 4/13    Stettin
Ostdok 4/20    Stolpmünde
Ostdok 4/22    Swinemünde
Ostdok 4/24    Wismar
Ostdok 4/15    ---
 
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 07 Januar 2025, 13:24:56
Berichte von Kriegsmarine- und Luftwaffe-Verbänden im Evakuierungseinsatz
(Ostakademie Sammlung Krannhals #108,109, heute BArch Ostdok 4/25 bis 4/33)

Ostdok 4/25 Diverse Marineberichte (= Krannhals 108, B19)
Ostdok 4/15 (sic) Landungspioniere (= Krannhals 108, B3)
Ostdok 4/26 Seenotdienst der Luftwaffe in Pommern
Ostdok 4/27 Seenotdienste (Seenotgruppen 81 und 60)
Ostdok 4/28 Netzsperrverband im Evakuierungseinsatz
Ostdok 4/29 Kampfbataillon 151 (Heisel): Abwehrkämpfe in der Weichselniederung 1945.
Ostdok 4/30 Marine-Schützenbataillon 165
Ostdok 4/43 (sic) Mar. Schtz. Batl. 309 (Danzig-Werder)
Ostdok 4/31 T-Boote im Evakuierungseinsatz
Ostdok 4/32 S-Boote im Evakuierungseinsatz
Ostdok 4/33 Zerstörer im Evakuierungseinsatz
Ostdok 4/43 Seetransportstellen Pillau, Labiau, Libau; Seetransportnebenstelle Rostock; KMD Danzig, Stettin; KMD Zweigstelle Gotenhafen
Ostdok 4/44 Angaben der KMD Kiel; der 9. Sicherungsdivision; der 10. Sicherungsdivision; des MOK Ost.
 
Anmerkung: Manche Signaturen tauchen deswegen doppelt auf, weil das Konvolut diverses Material enthält.
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 07 Januar 2025, 14:34:16
Schiffsbewegungen im Evakuierungseinsatz
(Barch Ostdok 4/37 bis 4/44)

Ostdok 4/37 Schiffsbewegungen laut MOK Ost Q III (Eschricht) und DRK Suchdienst
Ostdok 4/38 ibid, Band 2
Ostdok 4/39 Abtransporte und Anlandungen, dafür eingesetzte Schiffe
Ostdok 4/39 Liste mit Positionen von Schiffen; Liste der in Kopenhagen angekommenen Schiffe (Von Fischer)
Ostdok 4/40 Sammlung von Angaben über Schiffsverluste beim Evakuierungseinsatz
Ostdok 4/41 Berichte (Band 1) über eingesetzte Schiffe und deren Transportleistungen
Ostdok 4/70 (sic) Berichte (Band 2) von und über hinzugezogene Reedereien
Ostdok 4/42 ---
Ostdok 4/44 Zusammenstellungen der Tages- und Gesamtleistungen (Original) März-April 1945
 
Anmerkung: Manche Signaturen tauchen deswegen doppelt auf, weil das Konvolut diverses Material enthält.
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 16 März 2025, 13:12:02
Ich bin seit einigen Wochen dabei, die gesamten ULTRA-Akten für 1945 noch einmal durchzugehen, denn viele (!) Einträge wurden (aufgrund der schlechten Lesbarkeit) nicht von der OCR erfasst. Jeden Tag kommen neue Einträge hinzu. Dabei ergeben sich sowohl Klärungen als auch Widersprüche zu bisherigen Einträgen.

Ich möchte 3 Anmerkungen machen:

1) Ich bin gezwungen, auch manche Rückreisen (ostwärts) aufzunehmen, einfach deswegen weil ich sonst die Bewegungen nicht korrekt erfassen kann. Dabei schreibe ich in die Rubrik "Passagiere" ein "---" Diese Angabe bedeutet nicht, dass keine Truppen an Bord gewesen wären, sondern nur, dass mit dieser Reise keine Evakuierung nach dem Westen, weder von Soldaten noch von Flüchtlingen, stattgefunden hat. Wenn die Bewegungen der betr. Schiffe eindeutig klar sind, dann werde ich die West-Ost-Reisen auch wieder löschen. Wie schwierig es ist, die Evakuierungsreisen einzelner Schiffe zusammen zu puzzeln, sieht man gut am Beispiel "Hendrik Fisser VII".

2) In der Bilanz sind bei einer Reihe von Schiffen (z.B. Deike Rickmers) unter "Bilanz" Anzahl der Fahrten und Anzahl der evakuierten Personen genannt. Diese Angaben kommen nicht von mir, sondern von Schön, Schmidtke, Witthöft. Diese Summen passen mit den in Funksprüchen genannten Zahlen oft nicht überein. Es ist ganz spannend, die Diskrepanzen zu betrachten.

3) Es lohnt sich, unter "Fahrten" einmal nach bestimmten Kalendertagen zu suchen (z.B. 15.04.1945). Man bekommt so einen guten Eindruck von der Tagesleistung und kann von dort aus auch gut einzelne Schiffe unter die Lupe nehmen, z.B. die "Pretoria", deren Reisen bislang nicht so genau bekannt waren.

Wenn Euch Widersprüche, Fehler oder Besonderheiten auffallen, dann könnt Ihr sie mir gerne melden. Dazu gibt es ja einen Button bei der Darstellung jedes einzelnen Schiffs. Nicht jede Meldung muss unbedingt ins FMA. Kleine Unstimmigkeit bügele ich lieber ohne großes Aufsehen aus. Auffällige Widersprüche zwischen Sekundärliteratur und DEFE-Erkenntnissen dagegen sind auch ein Posting im FMA wert. Wobei ich einräumen muss, dass ich selber auch schon DEFE-Funksprüche falsch gedeutet und eingeordnet habe; gerade vorhin musste ich mehrere falsche Einordnungen bei "Eberhard Essberger" und "Pretoria" zurecht rücken.

Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag,
Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Darius am 16 März 2025, 14:32:58
Hallo TW,

bzgl. der Lesbarkeit der DEFEs: Vllt. findet sich auch jemand, der zufällig auch in GB ist und dort in die Original-Akten schauen könnte? Oder könnte man diese neu einscannen lassen? Haben die Kollegen von Duikboot evtl. auch Abzüge?

Oder - ganz extremer Ansatz: Die Microfilmrollen am Institut in Stuttgart durchgehen und ggf. abfotografieren (lassen). Ich weiß, dass dies vmtl. die Motivation und Zeitkontingente sprengt und auch die Freiwilligenliste relativ kurz ist. :O/Y

:MG:

Darius
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: TW am 16 März 2025, 14:51:50
Zitat von: Darius am 16 März 2025, 14:32:58bzgl. der Lesbarkeit der DEFEs

Hallo Darius,
Die schlechte Lesbarkeit betrifft nicht mich, sondern das OCR-Programm (OCR=Digitalisierung aller Buchstaben.)
Auf DEFE 3-560 sind sehr viele Dokumente kopfüber eingescannt. Damit kommt kein OCR zurecht, ich schon. :-D
Lieber Gruß, Thomas
Titel: Aw: Datenbank-Projekt: Flucht über die Ostsee 1944/1945
Beitrag von: Darius am 16 März 2025, 18:03:21
Hallo TW,

einen Punkt habe ich noch vorhin vergessen zu schreiben:
Ich würde die von Dir aktuell zur Unterstützung eingefügten Datensätze mit den Rückfahrten nach Erledigung der Arbeit nicht löschen.
Besser mit einem Kennzeichen versehen, so dass sie nicht als Default mit angezeigt werden.
ABER: Man könnte auf die Idee kommen, diese Angaben für andere Querbezüge zu verwenden (ASA, MTB-Angriffe, Anfragen von Lesern bzgl. Fliegerangriffen usw. ,...).
Es wäre damit auch viel zu schade um Deine Mühen  :TU:)


 :MG:

Darius