Moin Thomas,
m.E. kann das Baujahr 1933 nicht stimmen. Der Frachter dürfte ein Kriegsbau gewesen sein. Lt. Staatsarchiv Hamburg, 621-1/95 HAPAG-Reederei, Nr. 2833 Indienststellung erst am 22.03.1945.
Kurze Zusammenfassung der letzten Evakuierungsfahrt gibt's hier: https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=102318
Grüße
René
Danke René,
SACHSENWALD war ein Tippfehler: es muss heißen 1944 (das war wohl das Jahr des Stapellaufs).
Den genannten Thread führe ich mir morgen zu Gemüte. Für heute ist Feierabend.
Viele Grüße, Thomas
Es ist sehr schwer, die widersprüchlichen Angaben nach dem 4. Mai (in Kopenhagen) auf die Reihe zu bringen.
Ich kann nicht glauben, dass die Sachsenwald ununterbrochen bis zum 20. Mai in Kopenhagen blieb.
Kopenhagen konnte und wollte keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen und Soldaten loswerden.
Daher schenke ich Heinz Schön glauben, der den Aufenthalt der "Sachsenwald" am 11. Mai in Strande verzeichnet.
Es hat aber offensichtlich danach noch einmal Evakuierungsfahrten für Soldaten von Dänemark nach Deutschland gegeben.
Daran war nicht nur die "Sachsenwald" beteiligt.
Ich habe den Datensatz (https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/ostseeflucht/ausgabe.php?active_ostsee=schiffe&where_value=817) so gut es mir möglich war aktualisiert.
Schönen Sonntag, Thomas
Moin Thomas,
wie im angegebenen Thread schon geschrieben wurde, stammt der Bericht von einem Sanitätsoffizier, der als militärischer Führer für diesen Transport verantwortlich war.
Der Bericht liegt mir vor (Ost.Dok 4/62) und ich kann die Angaben im Thread bestätigen.
- 04.05.1945 Nachmittags in Kopenhagen Abgabe von ca. 3000-4000 Soldaten
- 15.05.1945 Ausschiffung der letzten Verwundeten und kranken Soldaten
- 20.05.1945 Abfahrt der Flüchtlinge in Transportzügen, an Bord verblieb nur die San-Komp.
- 25./26.05.1945 Beladung mit dt. Kriegsgefangenen, darunter 400 Leichtverwundete
- 26.05.1945 Abends Auslaufen aus Kopenhagen
- 27.05.1945 am späten Vormittag ankern bei Kiel-Holtenau, Abgabe der Verwundeten und der San-Komp.
Grüße
René
Hallo René,
Nach meinen beruflichen Erfahrungen darf ich mich auf einen einzelnen Zeitzeugenbericht (dieser wurde 20 Jahre nach den Ereignissen geschrieben) nicht verlassen. Zeitzeugen irren sich sehr oft. Was den Aufenthalt in Kopenhagen betrifft: Bist Du der Ansicht, dass die Verfügung des OKM, das alle fahrbereiten Schiffe am 8.5. Kopenhagen zu verlassen haben, für die "Sachsenwald" nicht galt?
Dass in Kopenhagen 3000-4000 Soldaten von Bord gingen und immer noch 9150 Passagiere übrig blieben, halte ich übrigens für unglaubwürdig. Deswegen habe ich es bei der Anmerkung "die marschfähigen Soldaten gingen von Bord" belassen. Ob es 300-400 oder 3000-4000 Soldaten waren, will ich nicht entscheiden. Jedenfalls gibt Heinz Schön, dem der Bericht (und eventuell auch weitere) ebenfalls vorlag, nur 400 Soldaten an.
Zu den weiteren Angaben
- 15.05.1945 Ausschiffung der letzten Verwundeten und kranken Soldaten
- 20.05.1945 Abfahrt der Flüchtlinge in Transportzügen, an Bord verblieb nur die San-Komp.
gibt es keine Ortsangabe. Möglicherweise hat der Zeitzeuge den Transfer nach Strande vergessen zu notieren, oder er hat ihn gar nicht miterlebt, weil er derweil in Kopenhagen verblieben war.
Zu der allerletzten Reise wird im zitierten Thread mitgeteilt:
- 25.05.– 26.05.45: Friedrichsort Reede, Ausschiffung der Militärangehörigen
- Schiff lief am 26. Mai nach Kiel aus.
Und jetzt in diesem Thread:
- 27.05.1945 am späten Vormittag ankern bei Kiel-Holtenau, Abgabe der Verwundeten ...
Auf der letzten Reise von Kopenhagen nach Kiel wurden nach der einen Interpretation Soldaten (nebst Gefolge) transportiert, nach der anderen Kriegsgefangene und leicht (also sitzende) Verwundete. Natürlich könnte ich alle widersprüchlichen Angaben in die Datenbank aufnehmen, für jede Behauptung einen weiteren Datensatz. Das würde dann in der Gesamtdatenbank zu einem unüberschaubaren Gewirr von Angaben führen.
Die Abreise- und Ankunftstage für Kopenhagen-Kiel ändere ich auf 26.5.- 27.5.1945. Aber die widersprüchlichen Behauptungen über die Art der Passagiere subsumiere ich unter der Angabe "Pass". Ich bitte um Verständnis für meine Einwände und Entscheidungen.
Viele Grüße, Thomas
Hallo Thomas,
natürlich verstehe ich deine Einwände.
Ich möchte allerdings noch drauf hinweisen, daß im zitierten Thread in Antwort #1 andere Quellen angegeben werden, im Gegensatz zum zitierten Bericht aus der Ost-Dok in Antwort#6. Im Übrigen auch die einzige Primär-Quelle, die ich zu diesem Fall kenne. Einzig die Zahl 9150 läßt sich durch ihn nicht verifizieren! Demnach hat die Sachsenwald Kopenhagen nicht zw. dem 04. und 26.05. verlassen.
Evtl. kann Olaf B Nielsen durch seine hier oftmals zitierte Kopenhagen-Kartei dies verifizieren oder widerlegen.
Irgendwo gab es doch auch mal eine Schiffs-Standortliste von Mai 1945? :?
Danke und Grüße
René
Hallo René
Die in Antwort #1 angegebene Quelle "Deutsches Schifffahrtsmuseum, Besatzungsmitglieder" ist keine, mit der man im Schifffahrtsmuseum etwas finden oder bestellen kann. Du sagst, die Anzahl von 9150 Passagieren kommt im Bericht aus dem Bestand Ostdok 4/62 nicht vor. O.K. Aber wie leitest Du daraus ab, dass die SACHSENWALD Kopenhagen nicht verlassen habe? Die Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen.
Die Zahlenangaben sind sowieso völlig uneinheitlich. Sie zeigen für mich nicht mehr an, als dass der 6000-BRT-Frachter cum grano salis ebenso viele Menschen an Bord hatte wie die GUSTLOFF mit ihren 25.000 BRT. Gut, es war inzwischen Mai und Menschen konnten eine Reise an Oberdeck überleben, daher trotz ihrer außergewöhnlicher Höhe glaubhaft. Olaf B Nielsen (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,14101.msg333208.html#msg333208) schrieb: "Der 'Sachsenwald' erreichte am 4. Mai Kopenhagen von Hela mit 5.150 Flüchtlingen und verwundete Soldaten", wobei offen bleibt, ob die Verwundeten unter die 5.150 fallen oder hinzukommen. Da Schön von 4000 Verwundeten spricht, muss man die Verwundeten eventuell hinzurechnen, aber dann fallen die (marschfähigen) Soldaten unter den Tisch. Dass es ebenfalls 4000 gewesen sein sollen und sich somit über 13.000 Menschen an Bord befunden hätten, überträfe alle bisher mitgeteilten Kapazitäten (vergleiche Deutschland oder Cap Arcona).
Auch wenn ich mich für die Glaubhaftigkeit einer sehr hohe Anzahl von Evakuierten einsetze, so bin ich doch weit davon entfernt, Summen durch das Hochtreiben von Passagierzahlen einzelner Schiffe zu erzielen. Die Uneinheitlichkeit der Passagierzahlen und -zählungen kann man nicht oft genug demonstrieren, sie gehört zur Wirklichkeit. Ich glaube, dass historisch gesehen die Masse an Klein- und Kurzstrecken-Transporten unterschätzt und bislang nicht hinreichend gewürdigt wurde. Ist allerdings aufgrund der dürftigen Quellenlage bei der Kriegsmarine auch kaum gutzumachen.
Viele Grüße, Thomas
P.S. Die erwähnte Schiffsstandortliste bezieht sich m.W. auf den 10. Mai. Erwähnung der SACHSENWALD gäbe natürlich einen Hinweis darauf, ob die OKM-Anweisung für den 8. Mai befolgt oder nicht befolgt wurde. Allerdings verortet Heinz Schön die SACHSENWALD erst am 11.05. (!) vor Strande.
Zitat von: Zerstörerfahrer am 05 Januar 2025, 20:11:16Irgendwo gab es doch auch mal eine Schiffs-Standortliste von Mai 1945? :?
Danke und Grüße
René
Hallo René,
z.B. Hier https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=14852.15#msg203453
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=14852.30#msg203492