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Technik und Waffen => Antriebssysteme => Thema gestartet von: Thoddy am 13 September 2025, 19:07:49

Titel: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: Thoddy am 13 September 2025, 19:07:49
ZitatThe hydrodynamics of this configuration achieved the following. The two rudders achieved a good turning efficiency with minimum drag and ensured the Bismarck would answer the shifting of her helm smartly. The slight outboard angling of her port/starboard rudders and propellers would also inherently tend to counter the hull's tendency to roll the deck during high speed sharp turns of the rudders, either to port or to starboard. However during maneuvering practice for crews during her sea-trials. And her crew's familiarization training. A curious (and fatal flaw was observed).

The crew practiced as an emergency procedure, maneuvering to answer her helm, with reduced or failed rudder capability. The crew (in either rudder control compartment), would "play dead". Either leaving their respective rudder in neutral (amidships) position. Or shifted (irreversibly) to either port or starboard, and not responsive to any further helm commands.

The remaining live crew in their partially (or fully), operational rudder control station. Would attempt to answer the helm's maneuvering commands. And to con the ship as directed by her helmsmen.

Needless to say. These attempts proved to be a complete failure. Bismarck could not answer her helmsman's commands if (first and foremost), the rudder (or rudder control) that was in failure; was not in failure, at the rudder amidships (i.e., zero (0) degrees port/starboard) position.

If Bismarck's failed rudder were not in rudder amidships position. All attempts to maneuver and con the ship with a combination of differential thrust on her port/starboard propellers and her keel centerline propeller, simply failed to achieve the setting and maintaining any course for the ship. At the command of her helm. At any speed.

This failing was so serious it was of course glossed over and ignored
.


Hat jemand eine Quelle hinsichtlich der Dokumentation des Ruderproblems?
Danke
Titel: Aw: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 September 2025, 11:57:57
Die Anekdote von der Ausbildung in der Ostsee findet sich z.B. sowohl bei Brennecke als auch bei Müllenheim-Rechberg.
ZitatThis failing was so serious it was of course glossed over and ignored
Tatsächlich wurde laut Brennecke die Besatzung hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer solchen Beschädigung beruhigt (1/100000 IIRC).

Hinsichtlich der offiziellen Beurteilung der Manövrierfähigkeit verweise ich auf das Schiffsbuch II Tirpitz (RM 134/209).
   
Titel: Aw: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: ede144 am 14 September 2025, 12:14:36
Konnte man das überhaupt mit Großkampfschiffen? Ich kenne nur den Fall von CV11 Intrepid, die ebenfalls nach Rudertreffer nicht mehr steuerfähig war.
Titel: Aw: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 September 2025, 13:00:15
Das hängt von den Begleitumständen ab. Bismarck hatte durchaus eine geringe Steuerfähigkeit ohne Ruder, die aber angesichts der Umstände nach dem Torpedotreffer (insbesondere Wind) mehr als vernachlässigbar war. Der verhältnismäßig geringe Abstand der Außenwellen von Mitte Schiff war, was den verfügbaren Hebel angeht, nicht unbedingt vorteilhaft und die konvergierenden Wellen haben das noch etwas verstärkt. Andererseits konnte z.B. Prinz Eugen nach dem Torpedotreffer ins Heck fast ohne fremde Hilfe weiterfahren, wenn ich mich recht erinnere.
Titel: Aw: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: Gabler am 15 September 2025, 08:49:02
Zitat von: Thoddy am 13 September 2025, 19:07:49Hat jemand eine Quelle hinsichtlich der Dokumentation des Ruderproblems?
Danke

Der Inhalt entspricht recht genau den Aussagen aus v. Müllenheim-Rechbergs Buch (S.40, S.51 f.). Vielleicht ist er dem entnommen. Vielleicht noch zwei Anmerkungen dazu:

Nicht nur der offenbar geringe Seitenabstand zur Mittelachse erschwerte die Steuerung, die enorme Breite des Schiffs (36m) wirkte als Widerstand gegen Drehungen. Tatsächlich wurde die geringe Schlingerneigung gelobt.

Als nach dem Rudertreffer alle Reparaturversuche eingestellt worden waren, bewegte sich das Schiff mit 12 Meilen voran (das Thema hatten wir vor einiger Zeit im Radar-Thread). Das war die maximale Fahrt, bei der das Schiff noch einigermaßen auf geradlinigem Kurs zu halten war, was für die Feuerleitung von enormer Wichtigkeit war. Bei schnellerer Fahrt fuhr das Schiff nur noch im Kreis. Das konnten die Engländer natürlich nicht wissen.
Titel: Aw: Bismarcks Ruderproblem
Beitrag von: Thoddy am 15 September 2025, 09:18:24
Danke für die Äußerungen.
Hinsichtlich der Äußerungen von MR.
Er war Junior Offizier, faktisch hatte er keine Ahnung von geheimen Informationen, die nicht zu seinem Spezialgebiet gehörten.... Hat er auch genauso in seinem Buch geschrieben.

Daher glaube ich nicht, dass er Zugriff auf Spezialthemen der Ruder/Maschinenanlagen hatte.

Das sieht man z.B. auch an seinen Äußerungen zu Funkmess. Sein veröffentlichtes Wissen beruht ausschließlich auf nachvollziehbaren Informationen aus britischen Sourcen, soweit ich das beurteilen kann. Er kannte niemanden vom Funkmesspersonal etc pp.

Der einzige überlebende mit Senior Informationen über Maschinen und Ruderanlage war Junack. Der hat aber im  Interview mit den Briten offenbar teilweise Fehlinformationen plaziert, das sich die "Balken gebogen haben" Geschwindigkeiten/Reichweiten /Brennstoffverbräche und gleichzeitig den Untergebenen untersagt Aussagen zu machen. Ich kann jedoch nicht beurteilen, was im einzelnen wahr, teilweise wahr oder auch vollkommen falsch war.