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Flotten der Welt => Die Deutsche Kriegsmarine => Deutsche Kriegsmarine - Geschichte und Einsätze => Thema gestartet von: Zerstörerfahrer am 27 April 2007, 11:21:19

Titel: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 27 April 2007, 11:21:19
Aus dem KTB der 15. Landungsflottille, NARA-Mikrofilm.



Senf, Horst                                                                                      O.U., den 01.07.44
Btsm. und Kdt.
SF 266
Bericht

Ich lag in der Nacht vom 30.06.44 zum 01.07.44 mit SF 266 im Hafen von Lepanto. Um 02.20 Uhr wurde Lepanto von Banden angegriffen. Um 02.25 Uhr gab ich Alarm und befahl seeklar, um den Hafen von Lepanto zu verlassen und im Notfall dem Stützpunkt von See aus Feuerschutz zu bieten. Um 02.30 Uhr erhielten wir im Hafen MG-Feuer. Darauf gab ich den Befehl zum Feuern und wir beschossen das MG Nest mit Erfolg.
Plötzlich lag Granatwerferfeuer in der Nähe des Hafens. Auf Befehl vom Hauptmann Omaas lief ich um 02.45 Uhr aus und gab von See aus Feuerschutz. Wir beschossen mit dem Vierling die ganze Kampffront mit teilweise guten Erfolgen. Mehrere Banditennester schwiegen nach dem Beschuss. Die Banditen beschossen SF 266 mit Granatwerfern, SMG, LMG und Gewehren.
Teilweise war der Beschuss so stark, dass ich weiter auf See musste. Ich hatte mehrere Treffer im Boot und 2 Leichtverwundete. Um 04.30 Uhr setzte ich einen Funkspruch ab, dass SF 266 im Kampf mit Banditen steht.
Um 05.30 Uhr kamen I-0-20 und I-0-70 auf. Auf meinen Befehl setzten sie die griechischen Soldaten, die an Bord der SF 266 waren, an Land. SF 266 übernahm dabei den Feuerschutz.
Um 05.45 Uhr kamen 2 Boote der K.S.Fl. auf und übernahmen den Feuerschutz, während ich beim deutschen Stützpunkt auf Strand lief. Um 06.00 Uhr war ich fest und Lepanto frei von Banditen.

gez. Senf
Btsm. und Kommandant





Vielleicht kann Byron ja mal was zu den griechischen Soldaten sagen, die von den I-Booten abgesetzt wurden ?
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: byron am 27 April 2007, 19:22:39
Es werden hier verschiedene griechische Einheiten aufgeführt die an der Seite der Besatzungsmacht dienten und die Bevölkerung terorisierten. Nach der Befreiung des Landes hatten sie ein übles Schicksal.

Quelle:  www.wehrmacht-in-griechenland.de.vu

Griechische Freiwilligen-Truppen


17 571 (bis 30.10.44)     =   Freiwil.Btl.Dangoulas (Griechen) / Saloniki
17 571 (09.44 -30.03.45)=     Freiwil.Btl.Poulos, Stab u.1.-3. Kp. (Griechen) / Veria / Krya Wrissi

Zuerst in Saloniki dem "Sonderkommando 2000 " unterstellt, dann dem  2. Rgt der Brandenburger
Im Sommer 1943 bei Ptolemais. Sein deutscher Vermittlungsoffizier war Hptm. Kurt Tobias.
Im Januar 1944 vereinigte sich mit ihm der "Schubert-Verband " mit seinen Kretern.
09.1944 unterstand er dem B.d.O  Saloniki, Obstlt. Kröger.
Am 11. Oktober 1944  das Btl.Poulos und die griechischen Ersatz-Kompanien bildeten das ,,Griechische Marschbataillon" unter dem Kommando des Majors Fachernigg  und zogen mit den Deutschen aus dem Lande weg.
Er wurde nach dem Krieg von den Briten an die griechische Regierung ausgeliefert und im Mai 1947 wegen Kriegsverbrechen in Saloniki zum Tode verurteilt und exekutiert.

Der "Schubert-Verband " oder ,,Jagd-Kdo. Schubert" bestand aus ehemaligen kretischen Verbrechern, die der Feldwebel der Feldgendarmerie Fritz Schubert aus Kretas Zuchthaus in seiner Einheit aufgenommen hatte.
Er war 1943 auf Kreta beim Feldgend.Trupp der Kr.Kdtr. Chania tätig. Am 07.02.44 dem 68 A.K. in Athen zugeführt und  im Spätsommer 1944  nach Saloniki (Aswestochori) in Marsch gesetzt.
Dieser Verband war unter anderem für die Ermordung der Bevölkerung (164 Menschen) und die totale Zerstörung des Dorfes Chortiatis, 22 Km. nördlich Saloniki, verantwortlich.
Griechische Partisanen hatten außerhalb des Dorfes, an der Stelle des römischen Aquawduktes, einen deutschen Militärwagen angeschoßen, welcher die griechischen Beamten der Wassergesellschaft  begleiteten. Es sollte die übliche Chlorung des Wasserbeckens stattfinden. Dabei wurde der Oblt. Max Ebert verwundet, ein Feldwebel Namens Nägele wurde durch Kopfschuß getötet. Der Fahrer Martin Sonnfeld konnte fliehen, und den verletzten Oberleutnant zu seine Einheit in Aswestochori bringen. Diese Einheit umkreiste sofort das naheliegende Dorf von Chortiatis, Shubert und seine Handlagern übernahm dann seine Henkerspflicht.
Die Einwohner wurden nach bestialischer Folterung in der Bäckerei des Dorfes bei lebendigem Leibe verbrannt (02.09.1944). Schubert konnte unbestraft im Oktober 1944 nach Deutschland fliehen. Er kehrte aber am 15.09.1945 mit falschem Namen nach Griechenland zurück um einen versteckten Schatz zu holen. Er wurde erkannt, verhaftet, vor Gericht gestellt und siebenundzwanzigmal zum Tode verurteilt.
Am 22.10.1947 wurde er im Hof des Zucthauses "Eptapyrgion" in Saloniki erschoßen.
Der ,,Schubert Verband" verließ Griechenland mit dem Landschutz Btl. 592.

Dem BdO unterstanden noch drei griechische Evzonen Regimenter (5.725 Mann), fünf Gendarmerie-Bataillone (1.600 Mann) und Nationalgriechische Freiwilligen-Bataillone (16.625 Mann); diese Einheiten wickelten ihre Post über die griechischen Postämter ab. Es werden genannt:

Freiwilligen-Einheiten / dem LXXXXI A.K. unterst.

Freiwil.Btl. I.  / Veria (ab März 1944), Katerini (Juli-Sept.1944)      
Freiwil.Btl. II. / Veria (ab März 1944)   
Freiwil.Btl. III./ Serwia-Kosani (ab März 1944), Kosani (Juli-Sept.1944)   
Freiwil.Btl. IV./ Jannitsa (ab März 1944)   
Freiwil.Btl. V./ Kosani (ab März 1944), Ptolemaida (ab Sept.1944)       
Freiwil.Btl. VI.  / Kosani (ab März 1944)   
Freiwil.Btl. VII. / Sochos-Langadas (ab März 1944), Kilkis (ab Sept.1944)    
Freiwil.Btl. VIII./ Sochos-Langadas (ab März 1944)   
Freiwil.Btl. IX.  / Krya Vrissi (nur Sept.1944)   
Freiwil.Btl. X    / Vichos und Euböa (ab März 1944)
Freiwil.Pol.Btl. "Saloniki" / LXXXXI. A.K. (ab Juli 1944)
Freiwil.Pol.Halb-Btl. "Larissa" / LXXXXI. A.K. (ab August 1944)
Freiwil.Pol.Btl. "Euböa I"/ Chalkis / LXVIII.A .K. (ab März 1944)
Freiwil.Pol.Btl. "Euböa II" /  Chalkis / LXVIII. A.K. (ab März 1944)
Freiwil.Pol.Btl. "Euböa III" / Chalkis
Freiwil.Pol.Btl. "Leonidas" Sparta / LXVIII. A.K. (ab Dez.1943)
Freiwil.Btl. "Agrinion" / XXII. Geb.A.K. (Herbst 1944)
Freiwil.Btl. "Megalopolis" / LXVIII. A.K. (Herbst 1944)
Freiwil.Btl. "Amfissa" / LXVIII. A.K. (ab 08.44)
Freiwil.Btl. "Karditsa"/ XXII. A.K. (ab 08.44)

Gendarmerie-Einheiten  (ab 15.08.1944 dem Höh.Pol.u.SS-Führer in Athen unterstellt)
   
Gendarm.Btl. I / Athen  (368 Mann)   
Gendarm.Btl. II / Korinth   
Gendarm.Btl. III / Kalamata   
Gendarm.Btl. IV / Argos
Gendarm.Btl. V / Athen

Evzonen-Einheiten

Evzonen-Rgt. 1 (I-III. Btl.) / Athen (1.904 Mann, Verb.Offz. Hptm. Beier) / LXVIII. A.K. 
Evzonen-Rgt. 2 (I-III. Btl.) / Tripolis / LXVIII. A.K.
Evzonen-Rgt. 3 (I-III. Btl.) / Jannina / XXII. Geb.A.K.

In West-Makedonien waren ab 15 März 1944 noch drei Freiwilligen-Bataillone mit bulgarischer Besetzung aufgestellt:

Freiwil.Makedon.Btl  I.    (IMRO) in Kastoria    / LXXXXI. A.K.
Freiwil.Makedon.Btl. II.   (IMRO) in Florina      / LXXXXI. A.K.
Freiwil.Makedon.Btl. III   (IMRO) in Edessa      / LXXXXI. A.K. 
"EASAD" : Frühjahr 1944 in Karditsa aufgestellt  (unterst. der 4. SS-Pol.Pz.Gren.Div.)
"Anton Tsaous-Gruppe" : wirkte im Bereich nördlich der Stadt Drama;  geführt von Antonios Fosteridis; er hatte eine Kampfgruppe von etwa 5.000 Mann.

einen schönen Gruß

Byron
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 27 April 2007, 19:30:59
Danke Byron,

eine Seite des Krieges, die ich noch nicht kannte.

Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: TD am 28 April 2007, 10:43:19
Byron, auch Dank von meiner Seite.

Man kennt sich bei den Hilfstruppen einfach zu wenig aus.

Und man kann und darf sie ja nicht in einen Topf werfen.

Hier sind es Zuchthäusler wie oft im Osten auch, dann gibt es aber auch die etwas Leichtgläubigen die das christliche Abendland verteidigen wollten und in diesen Tagen vor 62 Jahren als Letzte in Berlin für ihren Führer kämpften als die "normalen" Soldaten größtenteils die Flinte längst weggeworfen hatte.

Natürlich gab es darunter auch wieder junge europäisch denkende Menschen aus allen Ländern die nicht einmal die SS-Uniform anziehenwollte, aber Himmler hatte sich ja frühzeitig alle ausländischen Freiwilligen unterstellt.

Aber was ein Armutszeugnis, holen sich Zuchthäusler aus den Zellen und lassen die von der Leine !

Schünes Wochenende

Theo
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: Spee am 28 April 2007, 15:08:34
Servus Byron,

sind die Evzonen freiwillig auf ihrem Posten geblieben oder gab es auch welche auf britischer Seite?
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: byron am 28 April 2007, 19:20:12
@Theo, Du hast recht,
solche Idealisten hat es auch gegeben, auch Viele die von den Komunisten gezwungen worden sind die Waffen zu nehmen.
Andere wieder einfach um ihr tägliches Brot zu sichern.
In diesen turbulenten Zeiten ist viel geschehen.

@spee
Man darf die Elitetruppe der Evzonen die gegen die Italiener gekämpft hatten mit den Evzonen der Regierung Rallis während der deutschen Besatzung nicht verwechseln, das waren zwei verschiedene Sachen.
Nach dem Abzug der Deutschen haben doch Evzonen der Rallis-Regierung, die sogenannten Sicherungs-Bataillone, an der Seite der Engländer des Generals Scoby und der griechischen Polizei in Athen gegen die komunistische Partisanen von ELAS die die Macht an sich reißen wolten, gekämpft.
Heute gibt es die Evzonengarde des Staatspraesidenten, die Touristen besuchen sie vor dem Grab des Unbekannten Soldaten in Syntagma-Platz / Athen.

Gruß

Byron
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: Spee am 28 April 2007, 19:26:37
Servus Byron,

danke für die Information. Evzonen sind mir hauptsächlich als Präsidentengarde bekannt. Etwas besonders sozusagen. Das die gegen die Italiener kämpfenden Evzonen etwas anderes waren, als die Evzonen des besetzten Griechenlands ist mir unbekannt gewesen. Wieder etwas gelernt, danke dir  :TU:) .
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: Brandenburger am 28 April 2007, 20:32:37

     Hallo byron !!!

Ein Stück Geschiche , von dem ich auch noch nie gehört habe .
Danke für Deine Daten , immer wieder interessant .

                   MfG Andreas  :MG:
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: TD am 28 April 2007, 20:53:56
Hallo Byron,

Andere wieder einfach um ihr tägliches Brot zu sichern.

Das sollte man besonders nicht vergessen !

Ich habe einmal solche Hochrechnungen gelesen, ein Monatslohn als Seeman oder Hafenarbeiter hatte den Wert eines Brotes und jeder mußte irgend welche Wege suchen um für seine Familie mehr nach Hause zu nringen.
Und dann kam die Währung bzw. Löhnung der Besatzungsmacht nicht einmal mit der Entwertung mit.

Im Oktober 1944 fuhr der Owst Ägäis oder eine andere KM- Dienststelle zurgriechischen Notenbank und holte einen LKW Banknoten ür Reparaturen usw.

Es ist schön hier Jemanden zu haben der diese ganze Zeit  auch von der anderen Seite mit klaren Blick sieht.

Gruß

Theo
Titel: Re: SF 266 im Partisaneneinsatz
Beitrag von: byron am 28 April 2007, 21:51:16
Hallo Theo, hallo Freunde

Das ist doch eine wunderbare Sache, daß wir hier im Forum, Menschen aus X-Nationen in Freundschaft über unsere Interessen diskutieren können. Wer hätte das vor noch nicht sehr lange zeit gedacht :?

Zum Thema zurück:

Axiom Nr. 1  bei allen Menschen dieser Erde:  Überleben,
wenn das Leben in Gefahr gerät, werden so manche ethische Grundsätze zur Seite geschoben, insbesondere wenn man die Verantwortung für die Familie, für seine Kinder hat.
Ein Bekannter von mir ezählte mir daß er als fünfzenjähriger Junge im Krieg im Hafen arbeitete. Die Arbeiter trugen Jacken mit grossen Taschen und versteckten da ein Paar Kartoffeln von den Schiffsladungen der deutschen Marine, oder was anderes essbares. Der Soldat der Wache merkte natürlich alles, hat aber immer nur geschmunzelt.
Einmal hat Einer ziemlich dick ausgesehen, er wurde vom Soldaten untersucht, er hatte sich mit Zucker vollgestopft.
Der Soldat hat ihn ins Wasser gestoßen, der Zucker war weg, zur großen Belustigung der anderen Arbeiter.
Dieser Man war ein Lehrer, Beamten ging es besonderes Schlecht in diesen Zeiten.
Viele haben an Schwarzhändler ihre Häuser für ein Paar Säcke Mehl verkauft, die Nachkriegsregierung hat alle diese
Veträge als ungültig erklärt.
Also was ist die Moral von der Geschichte? Man kann nicht mit heutigen Aspekten urteilen.