Gestern spätabend lief auf Phönix ein Beitrag mit dem etwas irreführenden Titel "Schlacht im Atlantik".
Es ging (wie eigentlich immer) um das Schicksal eines großen Schlachtschiffes, seinem Ende und einer Tauchexpedition zum Ort des Untergangs. Dabei entdeckten die Tauchroboter in über 3.000 Meter Tiefe viele verstreut liegende Wrackteile, aber hauptsächlich drei große Rumpfteile !!! Die Experten waren aufgrund dieser Funde zu der Überzeugung gelangt, das ein schwerer Treffer die achtere Munitionskammer getroffen hatte, und dort einen Brand ausgelöst hatte. Durch Ventilationsschächte gelang Feuer und Rauch nach draussen und trat im Bereich der Aufbauten sichtbar nach draussen. Als die achteren Munitionskammern explodierten, soll Feuer durch die Ventilationsschächte, bzw. durch das Schiff bis in die vorderen Munitionskammern gelangt sein und auch dort eine Explosion ausgelöst haben. Nur dadurch lassen sich die drei großen Rumpfteile erklären.
Tjaaaa - das gueldne Kalb ma' wieder ... Rheinuebung ... :-D
Bill Jurens, der ja nu' doch fast jeden Streifen Unterwasseraufnahmen von den beiden Dampfern beguckt hat, hat die These von der Explosion im vorderen Munitionsraum immer mal liebevoll zerfetzt. Wasserdruck, Biege- und Torsionskrafte waehrend des Sinkens allein reichen wohl dicke aus, um das abgerissenes Vorschiff zu erklaeren; die Abrisskanten am Mittelstueck und am Vorschiff passen nicht wirklich zu einem ad hoc Abriss wie unter einer inneren Explosion sondern eher zu einem almaelichen Kollaps unter den Belastungen des Unterganges.
Musst ma' googlen - Bill Jurens hat sich in diversen Foren recht ausgiebig zu der Zwei-Explosionen-These geaeussert.
Vielleicht ist auch in dem Artikel schon was drin:
http://www.sname.org/committees/design/mfp/website/recent/research/hood_bismarck_1.pdf
Ich weiss nicht, ob die Zwei-Explosionen-These schon am Leben war, als der geschrieben wurde. Und schon recht renomiert das paper. die Society of Naval Architects and Marine Engineers ist nicht irgendwer und da ist ja auch allerlei Fachwissen versammelt in der Autorenzeile.
Moeglicherweise geht Jurens auch in dem aelteren Artikel auf die Geschichte mit der Explosion im Vorschiff ein:
http://www.warship.org/no21987.htm
In - ich glaube - kbismarck.com beklagte sich Jurens, dass man fuer die Dokumentation froehlich sein Fachwissen gemolken habe und dann ebenso froehlich Unfug verkuended habe. Er meint die brauchten irgendetwas "Neues" aus der Expedition und da man keine fliegende Untertasse neben dem Wrack von HMS Hood fand, musste dann die Geschichte mit der 'offensichtlichen' Explosion her.
By the way - allerlei Schiffe, die die Wasseroberflache in einem Stueck verlassen kommen in zwei oder mehr Teilen unten an (MV Darbyshire und andere).
Tja - bisher halte ich mich da ganz schuechtern an die Fachleute und glaube die Theorie mit der Explosion im Vorschiff einfach mal nicht.
Ciao,
Ufo
Der Titel "Schlacht im Atlantik" ist wahrscheinlich eine freie Uebersetzung vom englischen Begriff "Battle of the Atlantic" (Kampf um den Atlantik) und wurde von Winston Churchill in 1941 gemuenzt und ist inklusiv fuer den gesamten Seekrieg im Atlanik (1939-1945). "Die Schlacht in der Daenemarkstrasse" oder "Schlacht bei Island" ist im Englischen "Battle of the Denmark Strait". Die beste Information ueber die HMS HOOD ist im offiziellen Internet Hood Archiv http://hmshood.com/
Es hätte mich auch stark gewundert, warum die beiden sensibelsten Bereiche des Schlachtschiffes miteinander verbunden gewesen wären. Es war ja einer der größten Fehlkonstruktionen britische Schlachtkreuzer, die Munitionskammern so anfällig zu bauen. Wieso sollte man diese noch mit Ventilationsschächten miteinander verbinden ? ??
Allerdings gefällt mir trotz alledem der Gedanke, das aus den Ventilationsschächten Rauch und Feuer kam. Das würde erklären, warum kurz vor der Explosion der Hood Qualm an einer Stelle beobachtet wurde, die wohl (wenn ich mich recht erinnere) ca. 18 Meter von den besagten Munitionskammern entfernt lag.
Die HMS HOOD war ja ein Entwurf und Bau vom 1.WK. Und dann dazu wurden die verschiedenen Umbauentwuerfe nie fertig gestellt. Ihre Wasserlinie zB war durch das extra Gewicht so gesenkt, dass man bei Volldampf den vorderen Turm rueckwaerts drehen musste, um "submarining" zu verhueten. Weg vom Thema ist es interessant, dass waehrend dem spanischen Buergerkrieg die deusche und englische Marine zusammen Bier gesoffen haben. Das war nur vor ein paar Jahren........
http://www.kbismarck.com/archives/signalart.html
Wenn ich mich recht erinnere, dann schrieb Prager etwas ähnliches in sein Buch über die Deutschland. Während der Sudetenkrise operierte der Kreuzer im offenem Atlantik und man befürchtete jeden Tag die Meldung über den Kriegsausbruch. Nachdem die Krise beigelegt war, lief die Deutschland in Gibraltar ein und man traf sich mit den Jungs von der Hood, tauschte Mützenbänder und organisierte ein Fußballspiel.
In "Prinz Eugen im ersten Gefecht", Fritz Otto Busch, wurde das nach der Explosion auf Prinz Eugen heftig diskutiert und die Versenkung aufrichtig bedauert......"Die armen Kerls, die armen Kerls...."
Bei der Hood war auch das Problem der taktisch schlechteren Lage, allem anschein nach war es eine schlechte Entscheidung die Hood vorne fharen zu lassen, denn die PoW war besser gepanzert und hätte auch mehr Treffer schlucken können. Aber Holland ließ die Hood vorne fahren und fuhr in einem steilen Winkel an( um die Hood zu schützen) wobei aber nur mit den vorderen Türmen geschossen werden konnte.Und die deutschen Schiffen hatten zwar wenig angriffsfläche aber eine enormen Zieltiefe was dazu führte das die Salven sehr schnell deckend lagen und die Hood den berühmten Treffer abbekommen hat.
Zu Phoenix und ähnlichen Freunden: In letzter Zeit strahlt das Fernsehen in Deutschland nur noch von Popularwissenschaftlichen Quark der viel um den heißen Brei labert und dabei ohne gute Beweisführung für einen aufgeschlossenen Zuschauer nach den ersten 5 Minuten an Reiz verliert. Bestes Beispiel Galileo Mystery.
Ich denke,das die deutsche Seite ganz bewußt die Hood als Ziel angesprochen haben. Wäre sie hinter der PoW gelaufen,hätte man eben das zweite Schiff als Ziel genommen. Den deutschen Artillerieoffizieren dürfte die schwache Panzerung der Hood sehr wohl bewußt gewesen sein.
Seltsamerweise liest man immer wieder davon, daß der britische Verband aufschließen wollte, um den steil einfallenden Granaten zu entgehen, aber als Hood explodierte, war sie schon im Begriff, einen Parallelkurs zu steuern.
Ist ja auch nicht genau geklärt, wo die Granate durchging - Decksdurchschlag oder Eintauchtreffer unter dem Seitenpanzer durch.
Wenn es denn eine Granate war...
:-D
@ t-geronimo
Zitatst ja auch nicht genau geklärt, wo die Granate durchging - Decksdurchschlag oder Eintauchtreffer unter dem Seitenpanzer durch.
Darüber ließe sich ja vortrefflich diskutieren.........
ZitatWenn es denn eine Granate war...
Was willst du damit sagen?! "Ein Matrose hat seine brennende Kippe in der 38er Munkammer vergessen"? :-D
Oder was gibt es sonst noch für Theorien? :?
Zitat von: t.geronimoWenn es denn eine Granate war...
Minentreffer, oder vieleicht doch doch Photonentorpedo der USS Enterprise unter Captain Kirk ??? :-D :-D :-D
ZitatIst ja auch nicht genau geklärt, wo die Granate durchging - Decksdurchschlag oder Eintauchtreffer unter dem Seitenpanzer durch
Also Eintauchtreffer unterm Seitenpanzer würd ich ausschließen da sich Hood grad in der Drehung nach Backbord befand und somit nach Steuerbord krängte ->Seitenpanzer reicht tiefer unter Wasser.
Also ich bin da mehr für Deckstreffer bzw oberer dünner Seitenpanzer.
Aber das hatten wir doch alles schon mal im "NDR Marinenacht"-Thread durchgekaut.Allerdings war das Ergebnis noch "verschwommen". :-D
mfg
Es wäre doch die wichtigste Sache überhaupt gewesen, wenn das Tauchteam nach Treffern im vermuteten Bereich gesucht hätte. Beim B-Schiff wurde doch auch intensiv nach möglichen Torpedotreffern gesucht. Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, das die Hood-Expedition danach geforscht haben will.
Sie werden es schon getan haben, aber warum wurde davon nichts berichtet ?
Zitat von: Mario am 11 August 2007, 10:57:00
Zitat von: t.geronimoWenn es denn eine Granate war...
Minentreffer, oder vieleicht doch doch Photonentorpedo der USS Enterprise unter Captain Kirk ??? :-D :-D :-D
Kann nicht sein, Kirk hätte gegen die Deutschen gekämpft... ;)
Außerdem verbietet die oberste Direktive Einmischungen.
Da sind doch grosse Unterschiede in der Versenkung der zwei Schiffe. Von der HMS HOOD ist ja nicht viel in grossen Stuecken nach der Explosion uebrig geblieben. http://www.hmshood.com/hoodtoday/2001expedition/index.htm Bill Jurens hat einen langen Artikel (4 Teile) in Warship International ueber seine Nachpruefung der HMS Hood Versenkung. http://www.navweaps.com/index_inro/INRO_Hood_p1.htm
Also ich weiss das auf der Prinz Eugen die beiden schiffe erst als Kreuzer ausgemacht wurden. Als sie dann als Schlachtschiff identifiziert wurden musste erst Munition gewechselt werden.
Mit "...wenn es denn eine Granate war..." und dem grinsenden Smilie wollte ich auf die ebenfalls existierende Theorie eines Unfalls in einem der achteren Türme hinweisen. Diese Theorie ist schwerer haltbar als andere, aber existent.
Letztendlich wird trotz aller modernen Möglichkeiten bei diesem Ereignis wohl alles Theorie bleiben.
Die einen werden wahrscheinlicher sein, andere unwahrscheinlicher. Aber eine zu 100% hieb- und stichfest beweisen zu können, wird mangels Überlebender, die mitbekommen haben, was auf dem Schiff vor sich ging, und angesichts der massiven Zerstörung des Wracks, für immer unmöglich bleiben.
@ mario
ZitatEs wäre doch die wichtigste Sache überhaupt gewesen, wenn das Tauchteam nach Treffern im vermuteten Bereich gesucht hätte
Der vermutete Bereich existiert nicht mehr.Quasi pulverisiert.Also kann man auch nix mehr untersuchen.Ergo, es wird keine 100%ige Theorie/Lösung geben.
mfg
@toppertino
Eigentlich logisch, das der Bereich nahe der Explosionsstelle nicht mehr existent ist. Hätte ich von selber drauf kommen müssen. :| :-)
Nun ja, Ulrich und T-G sind mir ja zuvor gekommen.Hab ich zu spät entdeckt.
Zu schade das es nix mehr wirklich zu untersuchen gibt und somit kein 100%ig genauer Hergang ausgeknobelt werden kann.
mfg