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Technik und Waffen => Formeln und Begriffe => Thema gestartet von: harold am 16 Oktober 2008, 13:58:07

Titel: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: harold am 16 Oktober 2008, 13:58:07
Was wird eigentlich heute, in Zeiten von Loran und Satellitennavigation, an den seemännischen Fach- oder Spezialschulen im Bereich Navigation noch von den "alten Methoden" gelehrt?

Im Speziellen interessiert mich, wie weit, und wie vertiefend, der Bereich Astronomie und der Umgang mit entsprechenden Instrumenten und Verfahren noch Teil des Lehrplans ist.

Da wir mit Benny-U-30-Licht nun nach seinen eigenen Worten einen Truppenfachlehrer für Navigation der MSM als neues Mitglied haben, bitte ich ihn hier mal freundlich um Aufklärung!

:MZ: Harold
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Benny-U-30-Licht am 16 Oktober 2008, 18:03:37
Ach das ist mir aber eine Freude. Trotz des Aufkommen von GPS ist auch heute noch allgemeine Astronomie ein Teil des Lehrplanes. Wie z. B. Tetrische Messungen, Mittagssonne schiessen und Sternenkunde. Bei Ausfall des GPS müssen Offiziere ja auch ihren Standort bestimmen können. In der Nord- und Ostsee kann man sich auf genug Funkstellen an Land verlassen um seinen Standpunkt per Kreuzpeilung auf ca.30-40m genau festzustellen. z.B. Im Atlantik ist es nicht möglich, da die Peilungen viel zugenau wären. Die Schüler müssen erst die Theorie begreifen, dann schiessen sie an Land ein paar Sterne. danach gehts aufs Schiff und dort lernen sie die Praxis. Ehrlich gesagt schiessen sie auf dem Schiff ein paarmal die Sterne und merken dann wie doof das ist.
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Benny-U-30-Licht am 16 Oktober 2008, 18:14:29
Ist vielleicht komisch gesagt aber, sie merken an Bord wie schwierig es teilweise ist die Sterne zu nehmen und dann in einem Tabellenbuch RICHTIG die Position zu ermitteln. Manche gehen dann laut ihren Längen- und Breitenangaben irgentwo in Afrika spazieren. 
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: harold am 16 Oktober 2008, 20:07:28
Danke für die schnelle Antwort!
Darf ich meine Frage ein wenig vertiefen, so unbescheiden, wie ich bin  :-D ?

a) ad Lernziele ... soviel ich weiß, ist jede hochseegehende Einheit (zivil oder Marine) auch heute noch verpflichtet, einen Sextanten (und natürlich die erforderlichen Tabellenwerke) mitzuführen (für den Fall des Versagens elektronischer Systeme).
"Ehrlich gesagt schiessen sie auf dem Schiff ein paarmal die Sterne und merken dann wie doof das ist" klingt nun nicht gerade nach operanter Lernzielerfüllung für OAW. Wie sehen die Prüfungsanforderungen denn im Detail aus?

- Sind elektronische Hilfsmittel erlaubt, oder darf nur rein rechnerisch interpoliert werden?
- Gibt es Vorgabezeiten, Toleranzen (wie viele Bogenminuten)?
- Werden Messergebnisse sowohl von festen als auch von beweglichen Plattformen eingerechnet?

b) ad "tetrische" (wahrscheinlich Vertipper, terrestrische) Messung: wie weit werden dieser gemeinsam mit GPS zur Lagenetzausgleichung herangezogen? Wird das ebenfalls gelehrt?

c) ad Sternenkunde,
- welche Ephemeriden werden für planetare Bestimmungen verwendet (U.S. Naval Observatory?),
- mit welchen Astrolabien wird bei teilweiser Bedeckung gearbeitet,
- ist Sternbildkunde der Nordhalbkugel Lehrinhalt?

d) Sind Sumner-lines (LOP's) Teil des theoretischen Lehrstoffes, den du deinen Schülern vermittelst?

Besten Dank, freu' mich schon auf deine Antworten!

Ciao,
Harold


Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Wilfried am 16 Oktober 2008, 22:23:24
... mensch Harold, dass sind aber Fragen; die habe ich während meiner Ausbildung 1970 an der MOS in Bremerhaven schon gehaßt; war immer glücklich, wenn ich ungefähr mit meinem Schiff - nach Koppelung in einem Hafen eingelaufen bin, dessen Restauration nicht Ruhetag hatte...  :-D

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: harold am 17 Oktober 2008, 01:55:58
@ Wifried:
natürlich gehört zur ans-tändigen Navigation auch das Wissen um die Sperrs-tunde der ents-prechenden Localitäiten... :-D  ...damit man weiß, was man übertreten kann und muss!
:MLL: Harold
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 17 Oktober 2008, 07:36:59
Hallo Benny-U-30-Licht

Mit großem Erstaunen habe ich Deinen Ausflug in die traditionelle astronomische und terrestische Navigation gelesen und da ich ein seefahrtstechnisches Dinosaurier (aussterbend), mit 26 Jahren Erfahrung als Offizier und Kapitän, bin,
erlaube ich mir Dir folgenden Rat zu geben:
Bitte laß Deine Schüler nicht mit diesen Erkenntnissen navigieren - denn es würde zu Massenstrandungen kommen, und Schiffe hätten sich hoffnungslos auf dem weitem, weitem Meer verirrt.
In der Nord- und Ostsee verlaß Dich auf Fremdpeilungen und Dein GPS wenn Du nach Hause  kommen willst.
Nichts für Ungut. :-D

Zu Harolds Frage: (ob das noch gelehrt wird)
16 Jahre lang habe ich Schiffe in aller Welt ausgerüstet - der Zustand des seemännischen Wissen ist für mich, gleich Null. Von astronomischer und terrestischer Navigation hat, bis auf ein paar noch verhandener Dinosauriere, keiner mehr eine Ahnung.
Ich spreche hier von der Handelsmarine - von dem Zustand in der Marine habe ich nur bedingt Kenntnisse.
In den Schulen wird es nur noch oberflächlich behandelt, wenn überhaupt. Sternen- und Planetenkunde ist ne Lachnummer.
Die Navigation ist heute über GPS fast vollständig automatisiert. Die elektronische Seekarte, ist mit dem Radar , dem Kreiselkompass und dem GPS verkoppelt und gibt kontinuierlich (in Farbe) die Position an.
Weicht das Schiff vom Kurs ab korrigiert der Computer automatisch den Kurs und führt das Schiff auf die Kurslinie zurück. Das Echolot und die Logge laufen ebenfalls mit.
Das System errechnet automatisch Durchschnittsgeschwindigkeit und das ETA.
Ist ein ARPA (Antikollisionsradar) (Vorschrift) im System, berechnet dieses jedes Schiff mit Kurs und Geschwindigkeit und bei Kollisionsgegnern errechnet es Ausweichkurs und Geschwindigkeitsänderung um einen sicheren Passierabstand zu gewährleisten.

Kleine Anekdote:
In den Downs vor dem englischen Kanal haben sich gegenseitig 12 Schiffe auf Kollisionskurs. Alle haben Antikollisionsradar. Allle Radargeräte errechnen Ausweichkurse.
Das Dumme ist nur alle, Ausweichmanöver heben sich gegenseitig auf - jetzt müßte jeder Kapitän wieder Seemann sein und nicht Überseetransportbegleiter. (offizielle deutsche Bezeichnung für Bordpersonal)
Wenn ein Kurs ins GPS eingegeben wird, werden für alle Kursänderungen Wegpunkte eingegeben und - dann errechnet der Nav.Computer Distanz, Reisedauer,ETA und Brennstoffverbrauch usw.

Nach Vorschrift haben heute alle Schiffe einen AIS Transponder an Bord, der automatisch IMO Nummer, Call Sign, Kurs, Geschwindigkeit, Reiseziel und die Gefahrengüter an Bord, an Landstationen übermittelt.
Die Landstationen (international vernetzt) überwachen alle Bewegungen der Schiffe, besonders in Zwangswegen und geben gegebenfalls Anweisungen für Kursänderungen. (ganz stark im englischen Kanal, deutsche Küste)
Die "Black Box" (meine Erfindung - die einzige deutsche ) erfaßt alle Daten des Schiffes (manchmal bis zu 15000 Meßstellen) in Echtzeit und sendet sie an die Reederei und gegebenfalls an Behörden.
Die Schiffe sind heute vollkommen überwachbar.

Dies wäre mal ein Thema für sich.

Astromische und terrestische Navigation werden überhaupt nicht mehr ausgeführt. Gott gibs, daß die Amerikaner das GPS nicht abschalten, denn das würde die jetzige Finanzkrise als Pippifax erscheinen lassen gegenüber den totalen Zusammenbruch des Welthandels.

Doch jetzt möchte ich etwas zu dem Thema Navigation beitragen: :MG:
Ich werde versuchen Grundsätzliches zu schreiben und nicht zu wissenschaftlich zu werden.

1. Grundsätzliche Arten der Navigation:

a. Terrestische  Navigation (In Sichtweite von Küsten und Seezeichen) darunter fallen die Kreuz- und
    Mehrfachpeilungen aber auch die Aufgabe der 4 Punkte, Abstandsmessung durch Winkelmessung eines bekannten
    Landobjekts.
    Hinzu gehört aber auch die Gezeitenrechnung, Abdrift und das manuelle Radarplotten.
    Zu einem gewissen Grad gehört auch die Ortsbestimmung durch Radar dazu. (Da Radar nur eine Reichweite, je
    nach Höhe der Antenne, von 20 bis 30 sm hat - also Küstennähe)
    Standlinienversegelung im Plottverfahren

b. Funknavigation
    Funkfeuer (Langwellen) für Zielfahrten geeignet (sehr altes akustisches System)
    Decca (mit speziellen Seekarten und Sendern an Land)(nur in speziellen Seegebieten)(ausrangiert)(200-250
    sm Reichweite)
    Loran (mit speziellen Seekarten und Sendern an Land) (gibt es noch in spez. Gebieten)200 - 350 sm
    Reichweite)
    Omega  (Langwellen) 4000 bis 600 sm Reichweite (ist ausrangiert)(Starke Sender in versch. Ländern)
    (so viel ich weiß, wird es aber noch zur U-Boot Navigation und Kommunikation benutzt)

c. Satelittennavigation
    Das erste System waren erdumlaufende russische und amerikanische Satelitten die eine genaue Position alle 60
    oder 90 Minuten ermöglichten. (wird so viel ich weiß nicht mehr benutzt oder sind abgestürzt)
    GPS (Global Positioning System) des amerikanischen Militärs. (geostationäre Satelitten) die heute eine, auf
    1- 2 Meter genaue Positionsanzeige automatisch anzeigen.
    Zu Anfang war nur eine Genauigkeit von 200 Metern freigeschaltet, um das verbessern stellte man noch einen
    zusätzlichen Landsender auf, und nannte es Differential GPS. Die Genauigkeit wurde auf 20 - 30 Meter
    verbessert.
    Die Genauigkeit könnte 1-2 cm betragen, wenn es die Amerikaner freischalten würden - dann könnte man aber
    ihre Raketen und Flugzeuge auch viel besser treffen.

d. die astronomische Navigation (Auf hoher See,wo es keine Satelittennavigation gibt)
    Die alten Ägypterund die Araber machten die Anfänge, die Griechen und Römer entwickelten sie weiter und die
    Phönizier brachten es schon enorme navigatorische Leistungen.
    Die Namen der Sterne stammen alle noch von diesen alten Kulturen. Nehmen wir den großen Wagen, den wir alle
    kennen, die 4 Navigationssterne heißen Benetnasch, Mirzah, Alioth und Dubhe die ersten drei in der Deichsel und
    der letzte ist der hellere Stern in der hinteren Achse.
    Sonne, Mond, die Planeten  Jupiter, Venus und Mars, sowie ca. 70 - 80 Sterne werden zur Navigation benutzt.
    Um die Gestirne zur Navigation verwenden zu können mußte ein Koordinatensystem her, damit man die Position
    eines Gestirns bestimmen kann.
    Also man stellte sich den Sternenhimmel wie eine Glasglocke um die Erde herum vor. Projezierte das irdische
    Koordinatensystem an den Himmel. (Es also auch einen Himmelsäquator)
    Zur Positionsbestimmung ergaben sich Dreiecke mit gekrümmten Linien also spärische Dreiecke. Zur Berechnung
    benötigte man den Tangenshalbwinkelsatz (oder im Deutschen den Semiversussatz)
    Das ganze nennt sich spärische Trigonometrie.
    Wie wir das vom Pythagoras kennen benötigt man mindestens 2 Werte um so ein Dreieck berechnen zu können.
    (Also z. B. einen Winkel und die Hypothenuse usw.)
    Den Winkel zu einem Gestirn bekommen wir mit den Sextanten, einen genauen Zeitpunkt vom Chronometer und
    Beta den Sternenwinkel aus den Ephimeriden (Tabellen in Jahrbüchern, HO-Tafeln) und dann brauchen wir noch
    die Richtung des Gestirns (Azimuth)
    Nun gehts los - nach dem Semiversussatz logarythmisch rechnen - bis Mitte 1960 mußte ich teilweise noch so
    rechnen.
    Währen des 2. Weltkriegs schickten die Amerikaner riesige Konvois nach England und Russland, sie hatten aber
    nicht genügend ausgebildete Navigatoren. Also setzten sich eine Reihe von Mathematikern an die Aufgabe alles in
    Tabellen zu wandeln und ein einfaches Schema zu erstellen, mit dem nach 3 monatiger Ausbildung Leihen
    astronomische Berechnungen durchführen konnten.
    Es entstanden die berühmten HO-Tafeln, immer 5 Stück für verschiedene Breiten und gültig für 5 Jahre, da sich
    die Fixsterne nun doch bewegen. (ca. 4 Minuten pro Jahr)
    Da aber die Berechnungen nur für einen Zeitpunkt gemacht werden können muß innerhalb der 5 Jahre Gültigkeit
    interpoliert werden. Die Interpolationstabellen waren in den Tafeln enthalten. Es gibt Tafeln für Sonne,Mond und
    Planeten und für ausgewählte Sterne.
    Diese Tafeln (auch für Flugnavigation) haben die Navigation ungeheuerlich vereinfacht und ich habe nit Ihnen bis
    1983 gearbeitet. (Sie sind auch heute noch vorgeschrieben, doch an Bord kann da keiner mit umgehen und wenn
    das Schiff älter als 5 Jahre war, wurden sie meistens nicht erneuert)
    Nach den Ephemeriden bekommt einen Bildpunkt des Gestirns auf der Karte (Erde), mit der Berechnung bekommt
    eine Minutenabweichung , die man Richtung (Azimuth) des Gestirn anträgt, durch den Endpunkt des Antrags
    zeichnet man eine Linie 90 Grad zum Azimuth des Gestirns und das ist dann endlich eine Standlinie auf der
    man sich irgenwo befindet. Man braucht dann ein zweites Gestirn, möglichst um 45 - 60 Grad in der Richtung
    versetzt, errechnet hierfür ebenfalls eine Standlinie, versegelt (plotten mit Parallelverschiebung) zu einem gleichen
    Zeitpunkt und erhält dann endlich eine Position. (Genauigkeit 1- 2 sm).
    Das war sehr einfach erklärt das Prinzip der astronomischen Navigation.
    Es gibt dann noch einige Spezialfälle wie z.B:
    Das Mittagsbesteck
    Die Zeit-Längengrad Bestimmung
    Das sind die ältesten Verfahren nach den auch Columbus navigiert hat.
    Ortsbestimmung nach Sternen (nur n der nautischen Dämmerung möglich)
    Ortsbestimmung währen des Tages mit Sonne, Mond und auch Jupiter und Venus
    Sonnenamplitudenberechnung (bei Aufgang) zur Kreiselkompasskontrolle
   
    Nun kommen wir zum Winkelmessen mit dem Sextanten. (Nachkommen des Meßstabs, Meßkreuz und Oktanten)
    Zuerst brauchen wir einen Horizont und ein gut sichtbares Gestirn. Man mißt den Winkel Unterkante Gestirn bis
    zum Horizont. Hört sich einfach an, hat aber viele Probleme.
    Erstens ist oft der sichtbare Horizont nicht der wirkliche . Das hängt mit der Refraktion (Lichtspiegelung zusammen)
    diesé hängt wiederum vom Luftdruck und Luftfeuchtigkeit ab, dafür müssen Korrekturen angebracht werden.
    Dann muß auch noch eine Korrektur für die Augeshöhe (Ah) des Beobachters angebracht werden.
    Diese Korrekturen sind in Tabellen angegeben bei denen man auch noch interpolieren muß
    Wenn man sich nun noch ein rollendes und schlingerndes Schiff vorstellt, erkennt man, daß die Winkelmessung
    nicht einfach ist und immer mit Ungenauigkeiten behaftet ist.
    Sterne können nur in der "Nautischen Dämmerung" geschossen werden. Die Zeiten hierfür entnimmt man den
    nautischen Jahrbüchern.
    Für Yachten und kleine Schiffe ist es meistens unmöglich einen guten Horizont zu finden (speziell im Seegang),
    deswegen benutzt man hier Sextanten mit künstlichem Horizont  - für den natürlich wiederum eine
    Berichtigung angebracht werden muß.



Ich hoffe daß ich etwas Klärung in die Navigationssysteme gebracht habe. Man kann natürlich ganze Bücher über jedes der genannten Themen schreiben, aber ich habe versucht, es noch verständlich zu halten.

Für meine Tippfehler entschuldige ich mich im Vorraus - habe Alles nur so runtergeschrieben- es ist nach Mitternacht
und nun trinke ich noch einen schönen 25 Jahre alten Whisky und dann ab in die Kiste.

Beste Grüße

Kapitän Hans

Bin gespannt auf eure Reaktion

Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: harold am 17 Oktober 2008, 16:43:31
Servus Kapitän Hans,

Dank' dir sehr für die ausführlichste Darstellung!

Dass Himmelsmechanik und (rudimentäre) Sternkunde vernachlässigt werden ... hätte ich nicht gedacht!
Gibt es doch schon für wenig Geld nett-übersichtliche Astrolabien

(http://premium1.uploadit.org/harold//astrolabium.jpg)

zu kaufen, die Zusammenhänge (etwas einfach... na und?) recht gut veranschaulichen. Dazu ein brauchbarer Sternatlas, klare Winternacht...

:/DK: ...? Harold
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 17 Oktober 2008, 17:55:13
Ein Navigationssystem habe ich noch vergessen und dasist der Funkpeiler.
RDF (Radio Direction Finder)
Hier können von  Küstenfunkfeuer Peilungen genommen werden, und außerdem kann er einen Peilton senden, der
von Küstenstationen eingepeilt wird (Fremdpeilung)
Dieses System dient zur Hauptsache für Schiffe in Not vor allem auch Yachten.
RDF ist auf allen Schiffen noch heute als Notsystem vorgeschrieben.


Gruß

Kapitän Hans
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Tri am 17 Oktober 2008, 22:23:59
Hallo Kapitän Hans,

vielen Dank für deine "Grundsätzliche ... und nicht zu wissenschaftlichen" Erklärung zur Navigation auf See.  top

Du würdest garantiert vielen jetzigen und zukünftigen Besuchern und Mitgliedern des FMA eine sehr große Freude machen wenn du noch mehr deiner wirklich hervorragenden Erklärungen zu Begriffen der zeitgenössischen Seefahrt schreiben würdest. Gerne in einem gepinnten Thema.  :wink:


Grüße
Tri
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: harold am 19 Oktober 2008, 16:39:33
Nach wie vor offen ist die Antwort auf die Frage, was davon denn heute noch in Mürwik unterrichtet wird.
Da wär ich schon noch interessiert dran...  :?

Benny, kannst mal klären?
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 19 Oktober 2008, 21:22:42
mich würde üeberhaupt interessieren

wie und wo Navigation in der Marine unterichtet wird. Gibt es die Schule in Flensburg mit ihren Simulator noch.
Wird der super Simulator in Warnemünde genutzt.



Beste Grüße

Kapitän Hans
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: kalli am 19 Oktober 2008, 21:30:16
@Kapitän Hans, harold ,

nun da hoffe ich darauf, dass wir eine Antwort erhalten, die nicht von Benny kommt.
Vielleicht kann Big A das weiter leiten. Bitte Axel-das wäre wichtig- komme bald vom Urlaub zurück :MG:

Nur soviel: Lügen haben kurze Beine und Schwindler haben hier nur kurzzeitig eine Chance.

Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Zerstörerfahrer am 19 Oktober 2008, 21:44:11
Endlich spricht es mal einer aus, ich hab mich nicht getraut, wegen Verleumdung und so. Der Gedanke kam mir schon bei der PN von ihm, die ich vor seinem ersten Post bekommen hatte. Sorry, das ich das erst noch beobachten wollte.

René
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: kalli am 19 Oktober 2008, 21:55:16
@Rene,

ist doch kein Problem. Erst einmal gilt ja die Unschuldsvermutung :-D
Wenn man dann Beweise hat, relativiert sich eben einiges. Und nicht vergessen- wir haben eine aufmerksame Moderatorencrew :MG:
Vielen Dank den Aufmerksamen !
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 19 Oktober 2008, 22:25:27
Zitat von: Kapitän Hans am 19 Oktober 2008, 21:22:42
mich würde üeberhaupt interessieren

wie und wo Navigation in der Marine unterichtet wird. Gibt es die Schule in Flensburg mit ihren Simulator noch.
Wird der super Simulator in Warnemünde genutzt.



Beste Grüße

Kapitän Hans
Navigare necesse est
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Benny-U-30-Licht am 20 Oktober 2008, 07:58:51
Ich möchte gerne reinen Tisch machen. Ich weiß das ich Mist gebaut habe und das kann man kaum gut machen. ich bin nie zur See gefahren. Tut mir für jeden leid der unter mir zu leiden hatten. Noch mal ein grosses SORRY an alle.
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Spee am 20 Oktober 2008, 08:13:20
Servus Benny,

ok.
Dann bemühe dich, mit ordentlichen Beiträgen die Sache zu deinen Gunsten zu ändern.
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Big A am 20 Oktober 2008, 08:50:18
Hallo Leute, zurück aus dem Urlaub!



Ich zitiere hier mal aus der Ausbildungsweisung für die nautische Basisausbildung:

6.4.1. Damit der LT nautische Grundkenntnisse erwirbt um die Qualfikation zum Führen
von Segelbooten sowie von Kraftbooten der Marine zu erlangen, müssen Kenntnisse,
Fertigkeiten, Fähigkeiten und Einstellungen in folgenden Ausbildungsfächern
vermittelt werden:
�� Navigation
�� Nautische Gesetzeskunde
�� Schiffslehre
�� Seemannschaft
�� NAUTEX
Dabei kommt es darauf an, dass der LT
�� die erworbenen Kenntnisse für den Segelbootführerschein A und den Kraftbootführerschein
der Marine in der Theorie und Praxis bzw. für den Segelbootführerschein
B in der Theorie anwenden kann und dabei
�� die Grundlagen der Navigation, u.a. Aufbau der Erdkoordinaten, Karten und deren
Zeichen und Abkürzungen, Handhabung nautischer Instrumente sowie Nutzung
nautischer Veröffentlichungen versteht,
�� die Bedeutung von Seezeichen kennt,
�� die Wirkungsweise von Kompassen und Geräten/Anlagen zur Bestimmung der
Schiffsgeschwindigkeit und Wassertiefe versteht,
�� die terrestrische Schiffsortbestimmung selbständig durchführen kann,
�� Arbeiten in der Seekarte, wie Schiffsortbestimmung sowie Koppelnavigation, auch
unter Berücksichtigung von Wind und Strom, durchführen kann,
�� Kenntnisse in der Führung Nautischer Dokumente, insbesondere die Schiffstagebuchführung
entwickelt,
�� die Grundfertigkeiten der Radarbildauswertung, u.a. Plotten auf dem Relativplot,
Berechnung von Kurs/Fahrt/CPA sowie die notwendigen Gegenmaßnahmen bei
Aufenthalt von anderen Fahrzeugen im Nahbereich durchführen kann,
�� auf dem Gebiet der Nautischen Gesetzeskunde die Internationalen Regeln zur Verhütung
von Zusammenstößen auf See (Kollisionsverhütungsregeln (KVR)) anwenden
kann,
�� ausgewählte Bestimmungen der nautischen Schiffsführung anwenden kann,
�� die Umweltschutzbestimmungen beachtet,
�� im Rahmen der Schiffslehre die Grundbegriffe des Schiffbaus und die Auswirkungen
der Schiffsstabilität auf das Einsatzspektrum eines Schiffes/Bootes versteht,
�� ausgewählte Hefte der MDv 160/1 (DaB) in Bezug auf schiffstechnische Inhalte und
Bestimmungen sowie die MDv 165/1 zur Verhütung von Unfällen in der Marine kennt
und beachtet,
�� die nautische Ausbildung auf SSB ,,Nordwind" dazu nutzt, Fertigkeiten in der Schiffsführung
und terrestrischen Standortbestimmung zu entwickeln,
�� in der theoretischen Seemannschaft, in Bezug auf Segelboote,
- die verschiedenen Bootstypen kennt sowie Kenntnisse über Yachtgebräuche,
Flaggenführung und Wettsegelbestimmungen entwickelt,
- die Zusammenhänge zwischen Windwirkung am Segel und den Segelmanövern
versteht,

�� in der theoretischen Seemannschaft in Bezug auf Kraftboote,
- die relevanten Vorschriften beachtet,
- die Bootsordnung sowie Bootsarten kennt,
- Kenntnisse über die gebräuchlichsten Knoten und in der Leinenführung entwickelt,
- die Auswirkungen von Schrauben- und Rudermanövern beachtet,
- die verschiedenen Fahrmanöver kennt,
�� in der praktischen Seemannschaft,
- die theoretischen Grundlagen bei der Handhabung von Kraft- und Segelbooten der
Marine unter Berücksichtigung der örtlichen und meteorologischen Bedingungen
anwendet,
- Kenntnisse in der Motorenkunde von Kraftbooten der Marine entwickelt und
darüber hinaus,
insbesondere die Einzelqualifikationen seemännisches Verständnis, Qualitätsbewusstsein,
Vollständigkeit, Bewertung von Entwicklungen, Beobachtungsgabe, Ausund
Bewerten von Informationen, Umweltbewusstsein, Flexibilität, Entscheidungsfähigkeit,
Teamfähigkeit, Tatkraft sowie Umsicht und Praxisorientierung entwickelt und
vertieft.

Aus der Ausbildungsweisung für den Offizierlehrgang

6.5. Damit der LT die Qualifikation zum Führen von Segelbooten sowie von
Kraftbooten der Marine erlangt, müssen Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten
und Einstellungen in folgenden Ausbildungsfächern vermittelt werden:
�� Navigation
�� Nautische Gesetzeskunde
�� Seemannschaft
�� AANS
�� NAUTEX

Dabei kommt es darauf an, dass der LT
�� Kenntnisse über die terrestrische und technische Schiffsort- und Kursbestimmung
entwickelt sowie Kurs- und Peilungsumrechnungen durchführen kann und durch
Kartenübungen festigt,
�� die Wirkungsweise von Kreiselkompassen versteht,
�� die Grundlagen der Gezeitenkunde kennt sowie einfache Berechnungsverfahren
für die Ermittlung von Hoch- und Niedrigwasserständen und -zeiten anwenden
kann und durch praktische Übungen festigt,
�� die allgemeinen Bestimmungen und Regeln der Seeschifffahrtstraßenordnung
anwenden kann,
�� die allgemeinen Grundsätze der Binnenschifffahrtstraßenordnung kennt,
�� ausgewählte Bestimmungen und Verordnungen der Nautischen Schiffsführung
anwenden kann,
�� in der Seemannschaft die theoretischen Grundlagen versteht und diese beim
Fahren von Kraft- und Segelbooten unter Berücksichtigung der örtlichen und
meteorologischen Bedingungen in der Praxis anwendet,
�� die erworbenen Kenntnisse für den Segelbootführerschein A und den Kraftbootführerschein
der Marine in der Theorie und Praxis bzw. für den Segelbootführerschein
B in der Theorie anwenden kann,
�� das in der Theorie vermittelte Wissen aller Themenbereiche sowohl in der ,,Ausbildungsausstattung
Nautische Schiffsführung" (AANS) als auch in der praktischen
Anwendung auf Einheiten der Flotte im Rahmen des ,,Praktikums Bordbetrieb in der
Flotte" weiter entwickelt,
�� die nautische Ausbildung auf SSB ,,Nordwind" und im Rahmen einer Segellangfahrt
dazu nutzt, seine nautischen Kenntnisse und insbesondere sein Führungsverhalten
weiter zu entwickeln,
�� Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit in der Nautik als Grundlage für die sichere
Teilnahme am öffentlichen Seeverkehr sowie für die Sicherheit von Schiff und
Besatzung einordnen kann und
darüber hinaus,
ein ausgeprägtes Verständnis von der Seefahrt besitzt, sodass er in der Öffentlichkeit
überzeugend als ,,Botschafter in Blau" auftreten kann und er die Begeisterung
für die Seefahrt seinen künftigen Untergebenen weiter vermitteln kann
sowie
insbesondere die Einzelqualifikationen seemännisches Verständnis, Qualitätsbewusstsein,
Vollständigkeit, Bewertung von Entwicklungen, Beobachtungsgabe, Aus- und Bewerten
von Informationen, Umweltbewusstsein, Flexibilität, Entscheidungsfähigkeit,
Teamfähigkeit, Tatkraft sowie Umsicht und Praxisorientierung entwickelt und vertieft.
Aus dem Lernzielkatalog Sonderlehrgang "Astronomische Navigation"

5. Lehrgangsziel
Der Lehrgangsteilnehmer kann die Verfahren der astronomischen Navigation
als Ergänzung bzw. ,,back up" zu vorhandenen technischen Navigationsverfahren
und -einrichtungen, sicher anwenden.
Dabei kommt es darauf an, dass der Lehrgangsteilnehmer
· die Gesamtzusammenhänge von astronomischen Problemstellungen erfasst
und die daraus abzuleitende Notwendigkeit der Präzision beachtet,
· dieses nicht-technische Navigationsverfahren als gutes und notwendiges
Basiswissen für die Überprüfung bzw. Beurteilung von technischen
Navigationshilfsmitteln erkennt und anwenden kann.
6. Richtziele
Um das Ausbildungsziel zu erreichen, sind den Lehrgangsteilnehmern
Fähigkeiten, Einstellungen, Kenntnisse und Fertigkeiten im Fach Astronomische
Navigation zu vermitteln.

Dabei kommt es darauf an, dass der Lehrgangsteilnehmer
· die theoretischen Grundlagen, die Zeitrechnung und die Berechnung von
astronomischen Standlinien versteht,
· durch praktische Übung Handlungssicherheit im Umgang mit nautischen
Geräten und Rechengängen erlangt.

Wenn noch mehr Interesse besteht kann ich auch noch die Ausbildungsweisungen für die Navigationsmaaten und Bootsleute heraussuchen.
Nebend er Regelausbildung gibt es noch eine Anzahl von teils optionalen teils obligatorischen Weiterbildungen und Ergänzungsausbildungen zum Thema Navigation.

Aus eigener Erfahrung kann ich noch beisteuern, dass:
- anhängig von der Schiffsführung natürlich AstroNav (war in meinem methusalemischen Jahrgang noch 70%-Sperrfach) geübt wird
- zu große Technikgläubigkeit kontraproduktiv ist (GPS ist schön und gut, aber in Landnähe sollte durchaus auch optisch/terrestrisch navigiert werden)
- die "Nachrichten für Seefahrer" eben nicht immer aktuell in elektronischen Karten zu finden sind
- der Teufel ein Eichhörnchen ist und Lenin recht hat von wg. Vertrauen und Kontrolle und so...

Axel
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Sperr_UAW am 20 Oktober 2008, 11:45:35
Hallo alle miteinander,

sehr interessantes Thema mal wieder.

Zu Kapitän Hans's wirklich guten Ausführungen   top  möchte ich nur ergänzen, dass ich an Bord von Yachten noch keinen künstlichen Horizont gesehen oder verwendet habe. Gerade bei Seegang wäre das meiner Meinung nach viel umständlicher, da man ja dann zusätzlich noch ein weiteres Beszugssystem ( die die im Seegang arbeitende Yacht ) als Fehlerquelle mit bekommt.
Das Schöne am Sextant ist ja gerade, dass bei der Messung sowohl der Himmelskörper als auch der Horizont als festes Bezugsystem zueinander erhalten bleibt. Und der Seegang zumindest im Bereich der "Größe der Spiegel" kompensiert wird.

Ach ja, vielleicht könnte ja Kaptän Hans noch ein paar Ausführungen zur Bedeutung  des Frühlingspunktes machen. Er kann das bestimmt sehr gut erklären.   top


Bis dahin.   :MG:

Jan
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 20 Oktober 2008, 15:09:04
Halllo Axel

Danke für Deine umfangreichen Ausführungen, war wirklich interessant. für mich.  top top
Als alter Kapitän aus der Handelsschiffahrt sind mir die Ausbildungskriterien der Marine nicht bekannt gewesen, aber gerade in der Navigation muß es ja viele Überschneidungen geben.
In der Handelsschiffahrt wurde die Ausbildung in den letzten 20 Jahren sehr stark zurückgefahren, parallel dazu wurde alles an Bord automatisiert, das Problem ist nur, wenn der Mist ausfällt.
Praktische Seemannschaft ist in vielen Fällen überhaupt nicht mehr vorhanden, ein Hobbysegler weiß heute oft mehr über dieses Thema als ein "Überseetransportbegleiter".

Hallo Jan
Auch ich bin viel gesegelt, hatte sogar mal eine 33 Fuß Sloop, habe an Bord Sextanten mit und ohne künstlichen Horizont benutzt.Bei hohen Swell und Seegang war die Winkelmessung immer sehr schwierig .
Mitten im  Atlantik kam es aber auf ein paar Seemeilen Ungenauigkeit nicht an. Wichtig war nur, sich in Küstennähe wieder zurechtzufinden und da halfen die Segelhandbücher oft mehr als jede Navigation.
Das Problem auf einer Yacht war eben die geringe Augeshöhe. Auf den großen Schiffen haben wir manchmal auf einer Seite einen schlechten Horizont gehabt, dann haben wir "Überkopf" Winkelmessungen mit dem Horizont auf der anderen Seite gemacht.
Zum Frühlingspunkt kome ich später noch mal. Als neuer Unter-Moderator (Formeln und Begriffe)bereite ich gerade eine ganze Menge Themen vor, und dann habe ich noch 8 Modellbaustellen, bin also im Moment voll ausgelastet.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Beste Grüße

Kapitän Hans



Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 20 Oktober 2008, 18:15:04
Hallo Benny

Na wenigstens hast du den Mut gehabt, Dich öffentlich zu entschuldigen. Laß uns hoffen, daß Du in Zunkunft ein produktives Mitglied in diesem Forum wirst.

Vielleicht noch ein Zitat als wegweiser:


Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum, schon denkt,dass er ein Vöglein wär, so irrt sich der.

Karl Kraus
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Benny-U-30-Licht am 20 Oktober 2008, 19:41:02
Das ist jawohl das mindeste. und in Zukunft Ehrlich...
:-(
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Tyrsus am 20 Oktober 2008, 20:19:06
Habe ein Lehrhandbuch zur Navigatiun und Führung von Hochseeyachten aufgegabelt. Werde es Harold bei Gelegenheit zum Scannen überlassen; hat recht instruktive und klare Graphiken zum Thema Astronavigation. Es geht halt erst sehr simplifiziert an, was allerdings zu kurzen Erklärungseinschüben wohl gut zu brauchen ist...

Ist aus den frühen 80ern, ca. ein Jahr älter als ich selbst. Da mußte man noch Sonne und Sterne schießen und koppeln quasi als tägliches Brot. GPS war meines Wissens damals für Private wenig erschwinglich...
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: t-geronimo am 20 Oktober 2008, 20:26:36
Zur Geschichte von GPS:
http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System

Zitat daraus:
"Im Dezember 1993 wurde die anfängliche Funktionsbereitschaft (Initial Operational Capability) festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren 24 Satelliten im Einsatz. Die volle Funktionsbereitschaft (Full Operational Capability) wurde im April 1995 erreicht und am 17. Juli 1995 bekanntgegeben."
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Peter K. am 20 Oktober 2008, 21:38:46
... zum damaligen Navigationsunterricht:

H. JANSSEN, Ch. LANGE,
Handbuch der Schiffahrtskunde für Kapitäne und Steuerleute auf kleiner Fahrt und in großer Hochseefischerei
3. Auflage, 1943, 340 Seiten

1. Arithmetik
2. Geometrie
3. Trigonometrie
4. Magnete und Erdmagnetismus
5. Der Magnetkompass
6. Die Ablenkung des Kompasses
7. Das Logg
8. Das Lot
9. Das Spiegelinstrument
10. Besteckrechnung
11. Küstennavigation
12. Der Bordfunkpeiler
13. Nautische Astronomie
14. Wetterkunde
15. Meereskunde
16. Schiffskunde
17. Über Stabilität der Schiffe
18. Instandhaltung der Schiffe
19. Schiffsvermessung, Schiffspapiere
20 ...

oder noch besser

MELDAU - STEPPENS
Lehrbuch der Navigation
erg. Auflage, 1940, 542 Seiten

1. Terrestische Navigation
2. Astronomische Vorkenntnisse
3. Astronomische Ortsbestimmung
4. Astronomische Kompasskontrolle
5. Chronometerkontrolle
6. Gezeitenerscheinungen
7. Instrumente der astronomischen Ortsbestimmung
8. Der Kreiselkompass, Selbsteuer und Kursschreiber
9. Der Magnetkompass an Bord eiserner Schiffe
10. Logge-Geräte, Unterwasserschall-Geräte
11. Neuzeitliche Lotmittel
12. Funkpeilwesen
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Big A am 21 Oktober 2008, 07:18:34
Ich fand auf den langen altlantik-Transits die Astro-Nav immer wieder klasse, wenn man mit dem Sextanten die Sonne oder Sterne schoss und dann über die "Fulst-Nautische Tafeln" an die Interpolation ging (vulgo "Frust-Tafeln" genannt). Und mit ein wenig Übung kam man sogar auf ganz vernünftige Orte.
Wobei ich die HO 249 mit dem Starfinder deutlich praktischer fand als die deutsche Variante. Und es ist alels nur eine Frage der Übung.
Wenn die Schiffsführung die Ausbildung der WOs ernst nimmt - und das große Glück hatte ich - dann macht Navigation richtig Spaß.

Hans fragte noch nach den Simulatoren:
In der MSM haben wir solche, auch sehr moderne, die in der Ausbildung eingesetzt werden.
Der Simulator in Warnemünde wird von den Offizieranwärtern des militärfachlichen Dienstes (Fachrichtung Navigation) während des Fachschulstudiums genutzt.

Axel
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 21 Oktober 2008, 15:08:11
Hallo Axel

Ich finde es toll, daß die Astro-Navigation noch gemacht wird, wurde.
In der Handelsschiffahrt ist sie so gut wie tot. (HO 249 liegt an Bord rum, teilweise vakuum verpackt.
In der Ausbildung wird sie noch erwähnt. ich arbeite gerade an einem neuen Thread über die Ausbildung damals
und heute, also Qualifikationen für Schiffsoffiziere in der Handelsschiffahrt.
Die Simulatoren waren immer ein gutes Ausbildungsmittel und trafen reale Situationen recht gut.
Ich mußte auf dem Simulator "Susan" in Hamburg üben. 1993 erneuerte ich alle meine Patente in Hamburg nachdem ich 10 Jahre nicht mehr zur See gefahren war. Die Schule war in einem katastrophalen Zustand.
Der Physiklehrer war der Gleiche, den ich 30 Jahre zuvor hatte, er erklärte uns die Hyperbelnavigation und wollte uns
ein Loran Gerät (30 Jahre alt) vorführen,  das ging damals nicht weil ganz neu war und jetzt gong es nicht weil es 30 Jahre alt war. Die Schule wurde 2 Jahre später geschlossen. Es gab inzwischen 60 Professoren und 19 Studenten.
Inzwischen haben sich die Schulen wieder gebessert, da eine ungeheuerliche Nachfrage an qualifizierten Offizieren, Kapitänen und Ingenieuren bestand, die man hauptsächlich mit Russen, Ukrainer, Letten usw . versuchte abzudecken.
Wäre die Mauer nicht gefallen hätten wir nur sehr wenig qualifizierte Offiziere gehabt. So konnten noch viele gut
ausgebildete Seeleute aus der ehemaligen DDR rekrutiert werde.

Wen es Euch interessiert, werde ich gerne, über die neuen Bestimmungen der IMO, wie ISM Code, berichten, die die  Handelsschiffahrt wieder zu einem vernünftigen,qualifizierten und kontrollierbaren Beruf gemacht haben. (na ja zumindestens verbessert)

Beste Grüße

Kapitän Hans
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Big A am 21 Oktober 2008, 16:20:44
Hallo Hans,

schau mal hier:

http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,7453.0.html

Axel
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 21 Oktober 2008, 17:20:00
Danke für den link

Ist ja super, daß endlich mal wieder was richtig positives in der Seefahrt passiert.
Ich war viele Jahre Berater für das Bundesverkehrsministerium (abt. Sicherheit in der Schiffahrt und Ausbildung und habe immer gesagt, daß sich Behörden, Reedereien, Zulieferer (SAM, Rickmers, Ahrenkiel, Raytheon alles Kunden von mir) und Schulen zusammen tun müssen um wieder eine hochwertige Ausbildung zu gewährleisten. Damals stiß ich nur auf taube Ohren. Selbst der Staatssekretär verzweifelte.
( na ja Beamte, du weißt ja, Holz arbeitet mehr - es dehnt sich aus und zieht sich zusammen)

Durch die unheimliche Konjunkturwelle, und damit der gewaltige Schiffbau Boom entstand eine gewaltige Nachfrage an qualifizierten Personal - der ISM Code (ab 1996 in Kraft) machte die Schiffe und Reedreien gläsern, und was da hoch
kam spottet jeder Beschreibung.
ISM Code werde ich demnächst im Forum erklären.

Gruss

Hans



Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Big A am 21 Oktober 2008, 17:33:57
Durch laufenden Kontakt zu HSOs (Handelsschiffsoffiziern) die als Resis bei uns ab und an üben habe ich auch ein ganz gutes Bild von der Lage, habe da viele gute Gespräche geführt.
Am Besten war der, der mir erklärte, dass er mit seinem Container aus der Wesiküste losfährt, auf 23-25 kn geht "und dann wollt ihr Konvoisicherung fahren? Soviel Sprit habt ihr doch gar nicht, und U-Jagd bei dem Speed? Oh oh..." :-D
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Captain Hans am 24 Oktober 2008, 20:19:44
anbei noch ein netter link zur terrestischen Navigation

http://de.wikipedia.org/wiki/Terrestrische_Navigation



Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Peter K. am 25 Oktober 2008, 09:16:35
... noch ein schöner Link, gleich mit Übungsaufgaben:  :wink:

http://www.klaus-henrich.de/03283398da0fb7009/terrestrischenavigation/index.html
Titel: Re: Fragen zum Navigationsunterricht (heute)
Beitrag von: Big A am 27 Oktober 2008, 14:43:57
Noch was zu Simulatoren in der Ausbildung:

http://t3-hwi-sf.rz.uni-greifswald.de/

Werde ich mir im Dezember mal ansehen

Axel