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Flotten der Welt => Die Royal Navy => Royal Navy - Geschichte und Einsätze => Thema gestartet von: Königsberg1929 am 10 Dezember 2008, 21:10:05

Titel: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: Königsberg1929 am 10 Dezember 2008, 21:10:05
Hab da mal ne Frage ..

Im Buch "Brennpunkt Erzhafen Narvik" auf Seite 38 steht

"Zuerst einmal war es alles andere als hilfreich für ihn , das sich der Schlingerwulst an Backbordseite der Renown
infolge ihres Andampfens gegen die stürmische See abschälte..."


Wie darf ich das verstehen ,- das sich ein ein so recht großes Metallteil in seine Bestandteile zerlegt ?
Wie kann das passieren , der Schlingerwulst wird ja angeschweisst / genietet gewesen sein ..
aber abschälen .. heisst ja nichts anderes , das sich Stück für Stück verabschiedet ..
Bei rauer See kann so etwas schon passieren ??

Haben andere Schiffe ähnliche Probleme gehabt , sind bekannt geworden ?

Gruß Königsberg

Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: t-geronimo am 10 Dezember 2008, 23:11:34
Weder Raven/Roberts "Die britischen Schlachtschiffe im 2. WK" noch Peter C. Smith "The Battle-Cruiser Renown 1916-1948" erwähnen, daß sich da irgendwelche Teile gelöst haben.
Beide schreiben lediglich, daß für einen vollen Einsatz der vorderen SA lediglich 20-24 kn gelaufen werden konnten. Darüber hinaus nahm der Schlachtkreuzer zuviel Wasser über das Vorschiff.
Kurzfristig lief sie auf alle Fälle 28-29 kn.

Es gibt aber auch folgende Aussage von Crewmitglied Henry Shannon:

"...We didn't have a single casualty on Renown but our own fire from the forward 15-inch guns shook the rivets so much off our starboard bulge that 30 feet of it stuck out at an angle of 90 degrees and this caused a terrible, second bow wave. Our forward messdeck was flooded but the damage control party pumped it out and erected a false bulkhead which did the job for a time."

Demnach lösten sich Nieten des Steuerbord-Wulstes und ein 10 Fuß langes Stück stand 90° heraus und generierte eine zweite Bugwelle.

Seltsam, daß das sonst nirgends näher thematisiert zu werden scheint.
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: Teddy Suhren am 11 Dezember 2008, 08:10:40
Hai

Zunächst mal: Was issn ein Schlingerwulst?
Anderes Wort für Torpedowulst? Schlingerkiel?

Im Lochner hab ich zum Ablösen irgendwelcher Teile an Renown auch nichts gefunden.
Wenn man dort aber von den Schäden nur durch Seeschlag an den deutschen Schiffen nach dem Loffotengefecht liest, warum sollte es dem Gegner anders gehen.
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: 1/100renown am 11 Dezember 2008, 11:36:25
Hallo!

Vielleicht kann ich was sinnvolles beitragen:
Nach meinen Bauunterlagen wurden die Torpedowulste nicht bündig abschließend mit dem Schiffsboden angesetzt, sondern formten eine Hohlkehle - ähnlich den im Z-Plan vorgesehenen Schlachtkreuzern. Mit ner Lupe kann man das auf meinem Avatar auch sehen, sonst stell ich noch ein Foto in meinen Baubericht ein.

Von Seeschlagschäden aus diesem Gefecht finde ich in der Neuauflage vom Smith nichts, wohl aber frühere Schäden in schwerster See, woraufhin die Decksunterzüge im Vorschiff verstärkt und mehrere Stützen zusätzlich eingezogen wurden, da das Deck nach unten  eingedrückt wurde...

Herzliche Grüße aus der (grad ruhenden) Renownwerft

Joachim
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: t-geronimo am 11 Dezember 2008, 12:28:26
Smith hat in seiner Neuauflage auch das Zitat von Shannon drin, geht aber eben selber nicht weiter drauf ein, was mich sehr wundert.

So richtig kann ich mir die ganze Geschichte auch nicht vorstellen, wenn ich das Zitat mal wörtlich nehme.
Ein fast 10 m langes Teil einer Vorrichtung, die hauptsächlich unter Wasser ist, soll 90 Grad abstehen?? Bei den dort auftretenden Kräften würde das doch zumindest sofort komplett nach hinten umgebogen, oder?
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: Königsberg1929 am 11 Dezember 2008, 16:22:39
Hmm , also bei meinem Verständnis hätte ich Schlingerwulst = Schlingerkiel gleichgesetzt.
Die Torpedowülste sind für mich etwas anderes .. und die waren meistens bei den alten
UK Schiffen nach Stapellauf bei der Endausrüstung angebracht worden / denke genietet worden.

Es gibt da ein super Foto der Mutsu , wie sie ziemlich leer im Wasser liegt , und die Torpedowulste
gut  2/3 zu sehen sind.
Und die IJN BB-Klasse kann man ja noch recht gut mit den alten BBs der UK vergleichen.


aber verwirrend finde ich die Aussage "abschälte "

wenn sich da ein 10m großes Stück losreisst -
kann das wohl nicht unter Rubrik "abschälen" verbucht werden , oder ???

Und nun ist Dickens ja nicht gerade einer , der mal eben was dolles einfach so reinschreibt ..
Er muss da ja irgendwelche Informationen vorliegen gehabt haben ..

Denke ich jetzt einfach mal ..
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: Huszar am 11 Dezember 2008, 22:02:23
Hallo,

Es wäre zumindest hmmm.. "komisch", wenn sich ein SchlingerKIEL abschält. Sollte ja ziemlich tief unter Wasser liegen, Seegang sollte da weniger eine Rolle spielen.

Schäden an einem Torpedowulst sollten allerdings möglich sein. Aber gleich ein 10m-Teil?!?! Trim wäre gleich im Arsch, Schlagseite vorprogramiert - die zweite Bugwelle wäre das kleinere Problem.

ZitatEin fast 10 m langes Teil einer Vorrichtung, die hauptsächlich unter Wasser ist, soll 90 Grad abstehen?? Bei den dort auftretenden Kräften würde das doch zumindest sofort komplett nach hinten umgebogen, oder?

nicht unbedingt. Wenn langsame Fahrt gemacht wird, sollte das Teil dranbleiben (wie beim US-Kreuzer vor Salerno nach der Begegnung mit einem Fritz-X). Allerdings müsste ziemlich schnell eine Werft angelaufen werden.

HMS Renown (http://www.naval-history.net/xGM-Chrono-02BC-Renown.htm)

Wenn die Schäden beim BC-Gefächt entsanten sind, wieso fuhr Renown dann noch fast einen Monat so rum?

mfg

alex
Titel: Re: Schlingerwulst bei Renown
Beitrag von: t-geronimo am 11 Dezember 2008, 23:59:32
Und wie gesagt, sie lief ja noch 28-29 kn (je nach Quelle) - das ist nicht gerade langsame Fahrt.


Da für dieses Ereignis bisher nur zwei Augenzeugenberichte bzw. -aussagen vorliegen, müßte man mal schauen, wo denn die Gefechtsstation von Henry Shannon und Bill Kenelly war. (Bill spricht von "umpteen feet of our bulges had torn off on both sides, and resembled giant scoops.")
Haben die das wirklich selber gesehen oder ist ihnen das Problem auch nur überliefert worden?

Unstrittig sind die Probleme, bei hohen Fartstufen die vorderen Türme zu betreiben. Raven/Roberts erwähnen ausdrücklich einen starken Wassereinbruch in Turm A, verursacht durch eine Luke im Backdeck.
Weiterhin die Erwähnung, daß hohe Fahrtstufen mit Sicherheit ernste Schäden zur Folge gehabt hätten.

Könnte da das eine Problem irgendwann unbeabsichtigt in eine blumige Erzählung abgedriftet sein?