Aus einer anderen Diskussion ausgekoppelt:
In Hastei's schöner Sammlung "Fotos der kaiserlichen Marine"
(http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,7563.315.html) kam anläßlich der "Siegfried-Klasse" u.a. zur Sprache:
"-Den Sinn, zwei "dicke" Geschütze auf dem Vorschiff zu platzieren , erscheint mir auf den ersten Blick , nicht ganz schlüssig.
Ich könnte mir schon vorstellen , warum, aber ich möchte Eure Erklärungen hören.
-Die Aufstellung der Geschütze erscheint heute nicht mehr sinnvoll aber sieh mal nach was die anderen Länder so in diesem Zeitraum "fabriziert" haben. Ein klares Konzept gab es doch bis hin zu den Linienschiffen nicht.
-Man wollte zum einen Feuerkraft für "Verfolgung" haben und eine "Reserve" in Feuerlee. Daher auch die aus heutiger Sicht unsinnige Hexagon-Aufstellung der Nassau und Ostfriesland Klassen.
-Wenn Jellicoe 1916 über Steuerbord seine Schlachtlinie aufgebaut hätte wäre die Hexagonalaufstellung nach dem Melèe vielleicht ein ähnlicher Hit geworden wie der Rammbug nach Lissa."
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Jetzt mal abgesehen von den britischen "Admiral"'s ab '82, welche Parallelen in der Geschützaufstellung zu den deutlich kleineren 4250-ts-"Siegfrieds" mit ihren 3 x 9.4" (=24 cm) könnten sich denn finden?
Wenn wir uns auf offene Barbette (also noch keine gepanzerten Türme wie auf "S"-Klasse) beschränken, hier ein paar zeitgenössische Vergleiche:
(http://premium1.uploadit.org/harold//beowulf-russEntw1.jpg)
Oben "Hagen" aus http://www.dreadnoughtproject.org/plans/SM_Hagen_1894//aufbaudeck_100dpi.jpg
Achterer Bestreichungswinkel jeseits 138° (beschriftet), vorderer gegisst (da nicht beschriftet) 138° plus 65° symmetrisch überlappend.-
Darunter drei russische Entwürfe (aus Vinogradov), alle mit 12" (=30.5cm) und wesentlich größer (9270 - 11200 ts, ca. 104 x 20.5 x 7.2m).
Vor allem das Projekt aus 1882 "Ekaterina II" zeigt sehr-sehr ähnliche Bestreichungswinkel (die anderen Projekte sind natürlich auch nicht ohne...).
Die Bestreichungswinkel sind hier alle gegisst, da keine weiteren Angaben dazu vorliegen.
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Nach meiner Überlegung erfolgt die Einzel-Aufstellung nebeneinander auf gleichem Spant wegen Treffer-Redundanz ("Feuerlee" wäre etwas gewagt...).
Der -für beide Türme gemeinsame- Munitionsaufzug (S-Klasse, bei den russischen Entwürfen weiß ich's nicht) hebelt diese "Sicherheit" jedoch wieder aus.
In diesem Zusammenhang würde mich auch mal die Ladestellung bei der S-Klasse interessieren!
Jetzt hoff ich mal auf Ekke, Kai, Wolfgang "und die üblichen Verdächtigen", denn mehr hab ich vorläufig nicht beizutragen.
:MV: Harold
Cool, schönes Thema.
Ich mag die Küstenpanzer. Das geht aber wohl nicht nur mir so. Es soll ja Herrschaften in der Szene geben, die eine Menge über die Küstenpanzer wissen und sie sogar als Modell gebaut haben.
Das Schöne an ihnen ist, dass sie auch Traditionsschiffe für die BM sein könnten, da sie erstens nicht weit fahren konnten und zweitens rein defensiv waren. :-D
Um das Thema sauber zu halten noch die Klarstellung, dass sich mein Kommentar zum Melèe und dem brit. Admiral rein auf Uli Torpedos Erwähnung der Helgoland-Klasse bezog. In den Küstenpanzern sehe ich keine Verbindung zu der Tirpitz’schen Auffassung zur Reserve in Feuerlee.
Noch eine Anmerkung zu Deinen Skizzen. Der Vollkreis beim Bestreichungshorizont der untersten Skizze (zweiter Kreis von innen) leuchtet mir nicht ein. So was wäre doch nur bei einem Schiff à la USS Monitor möglich.
Servus Kai,
ad Vollkreis: bin ich nicht sorgfältig genug mit meinem Grafik-Programm umgegangen - ist inzwischen korrigiert reingestellt (cdr.12 neigt zu ganz bösen Überraschungen beim Kopieren). -
Was haben die sich damals gedacht, aus welchen taktischen Anforderungen heraus?
Ich finde die Entwicklungen und Perspektiven zwischen 1875 und 1905 als das spannendste Kapitel der "Design-History"... da kippte innerhalb einer Generation so ziemlich alles, was bis dato als "anerkannt" galt.
Ciao,
Harold
So wie ich das sehe sollten die Küstenpanzer so was wie die Fresszellen des maritimen Immunsystems „Küstenverteidigung“ sein.
Stosch war ja wohl großer Anhänger der Küstenverteidigung und sah das Heil im Torpedo.
Nachdem die Antikörper (Torpedoboote) den Virus (französische Panzerschiffe) waidwund geschlagen hätten, wäre es Aufgabe der Küstenpanzer gewesen die mit Lecksicherung beschäftigten Gegner endgültig zu erledigen.
Der Ansatz die Siegfrieds dazu ordentlich zu panzern, mit starker Bugartillerie zu versehen und gleichzeitig auf die der deutschen Küste eigenen Tiefgangsbegrenzungen zu achten ist unter diesem konzeptionellen Ansatz dann gar nicht mehr so abwegig. Wenn es darum geht den Eingang zum K.-W.-Kanal zu verteidigen ist Dampfstrecke dann auch eher nachrangig.
Die Küstenpanzer kommen demnach eher aus der Richtung der Panzerkanonenboote und weniger aus der Richtung der Panzerfregatten. Das deutsche Verbindungsstück zum Einheitslinienschiff ist demzufolge wohl eher bei den Brandenburgs und nicht bei den Siegfrieds zu suchen.
Moin, moin
bin zwar nicht so sehr bewandert mit Sachen aus der Zeit von vor nach-1wk (schöne Zeitbeschreibung, nicht? :-D) aber eines möchte ich zu bedenken geben: nicht jedes Land hat es damals gemeistert, zwei Wummen in einer offenen Barbette unterzubringen - bzw hat den Sinn darin gesehen.
Wenn schon interessante Aufstellungen, dann kommt Amiral Duperré (1879), Andrea Doria (1885), Rudolf (1884), Dupuy de Lome (1888), Psara (1888), Ting Yuen (1881), Andrea doria (1885), Nikolaj I (1886), Pelayo (1886) in den Sinn.
Man hat ja damals rumprobiert, was das Zeug hilet...
mfg
alex
Servus,
schönes Thema.
Bevor wir weiter darüber philosophieren; ich würde Harold morgen einige Scans zur Bearbeitung schicken, die er dann mit Betreichungswinkel etc. versehen einstellt. Dann haben wir eine größere Spanne an Vergleichen. Ist da ok für dich, Harold?
Das ist mir sehr recht so!
Ich hab jetzt mal Andrea Doria, Sachsen und Kronprinz Rudolf beiseite gelassen (die möcht ich mir noch näher angucken); und Ting Yüen sowie Dupuy de Lôme (*) aufgrund "gemischter" Artillerie außen vor gedacht.
Hier mal die beiden nächsten Kandidaten:
"Amiral Duperré":
(http://premium1.uploadit.org/harold//duperre-art.jpg)
sowie "Pelayo"
(http://premium1.uploadit.org/harold//pelayo-art.jpg)
(*) ... da ich weiß, dass Thomas n alter Nasenbär-Enthousiast ist, hier so nebenbei was Feines zum Gucken:
http://www.cityofart.net/bship/dupuy.html
Ich denke, wenn wir uns auf das Jahrzehnt 1880-90 beschränken, und Vor- sowie Nachläufer beachten, kommen wir auf recht interessante Ansätze.
Bin schon mal gespannt auf die Scans morgen im Postfach!
Ciao,
Harold
Mit dem Zeitraum kann ich gut leben. Mein Lieblingsstück deutscher Flottenplanung ist dann ja noch mit drin: die Oldenburg.
Der Wegweiser für deutsche maritime Rüstungspolitik bis heute! :-D
@Harold,
ok, dann such dir mal nicht mehr die Finger wund, es wird reichlich Material bei dir ankommen. Batterie- und Kasemattschiffe auch dazu? So also Evolutionsgeschichte von Charles Winkel oder Harold Darwin?
@ Kai:
Joooh!
--/>/> http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_134-C0079,_Panzerschiff_Oldenburg.jpg
@ Thomas:
...bleiben wir mal bei den Typen wie bisher (bissl Batterie, s.o., darf ja sein, nöch?), und auch im entsprechenden Zeitraum.
Sonst wird's zu unübersichtlich, oder wir illustrieren den 1969-er Breyer (Einleitung, s.35ff) neu - und das solls ja auch nicht sein.
Grundfrage ist ja -ausgehend von der Siegfried-Klasse- nach wie vor: Bestreichungswinkel.
(Oder muss ich jetzt jedesmal, wenn "Winkel" zu schreiben wäre, "Darwin" pföteln? - da halt ich's mit Alex, und schreib einfach Szög :-D ).
:MZ:
Alles aus den Jahren 1880-1882. Wir verlassen den Zeitraum keinesfalls.
Ich scan schonmal los, damit ich morgen nicht dem Wahn anheim falle.
Eigentlich mein Thema....aber sehr beschäftigt zur Zeit...
Beim SIEGFRIED sind die Bestreichungswinkel für die Bugbatterie zu klein. Jedenfalls bei größeren Rohrerhöhungen konnten sich die Panzerkuppeln überschießen (ich habe jedenfalls eine Fundstelle, die das behauptet).
Anderes würde auch keinen Sinn machen, denn mit der alten SACHSEN-Klasse hatte die kaiserliche Marine ja schon ein Großkampfschiff konstruiert, dass zwei schwere Geschütze in einer Barbette vereinigte.
Viel interessanter als die Bestreichungswinkel sind die Panzerschemata aus der Zeit. Interessant auch die Feuergeschwindigkeit. Ein SIEGFRIED zum Beispiel hatte einen starken Gürtelpanzer, der aber wirklich nur die Wasserlinie schützte. Die Konstrukteure dieser Klasse gingen offenbar davon aus, dass ein Siegfried gegen ein größeres Schlachtschiff, dass aber ein ähnliches Panzerschema hatte, sehr gut Wirkung erzielen würde können, da diese Schiffe unter Gefechtsbedingungen ungefähr anderthalb Schuss pro Rohr abgeben würden können (Gegner alle 3-5 Minuten 1 Schuss), bei gedachten Gefechtsentfernungen unter 3000 m. SIEGFRIED würde mehr Treffer in kürzerer Zeit erzielen, der "formal" überlegene Gegner würde anfangen zu brennen, der Anfang vom Ende. Die beiden nebeneinander stehenden Panzerhauben machen klar: Der Gegner sollte frontal angegriffen werden, das minimierte die treffbare eigene Fläche bei einem relativen Maximum an Feuerkraft...
Viele der angesprochenen Designs haben keine Kampferprobung erlebt, deswegen ist es fast unmöglich zu sagen, welches Design unter welchen Umständen was geleistet hätte...
Beste Grüße
Ekke
@Ekke,
welches Design was leistet ist immer eine schwer zu beantwortende (bzw. nicht zu beantwortende) Frage. Es hängt letztlich immer an den Akteuren.
(Wäre Ingenohl statt Hipper am 31.5. Chef der 1.Aufklärungsgruppe gewesen, hätte Scheer ohne die 1. auskommen müssen. Ingenohl würde sicher schon vor der Sichtung Beattys Wilhelmshaven erreichen :-) .)
@ Ekke:
Jedenfalls bei größeren Rohrerhöhungen konnten sich die Panzerkuppeln überschießen (ich habe jedenfalls eine Fundstelle, die das behauptet).
Mach mal Angabe, wieviel Grad jeseits (und welche Erhöhungen?). Dann ändere ich das Schema.
:MG: Harold
... könnte euch der "Kronenfels" 1881 behilflich sein?
http://cgi.ebay.de/Kronenfels-Das-schwimmende-Flottenmaterial-der-Seemaecht_W0QQitemZ230332720510QQcmdZViewItemQQptZSach_Fachb%C3%BCcher?hash=item230332720510&_trksid=p3286.c0.m14&_trkparms=72%3A1229|66%3A2|65%3A12|39%3A1|240%3A1318
@Peter,
weil du es ansprichst: Genau aus diesen beiden Bänden habe ich die Scans für Harold, inklusive Genehmigung für eine Verwendung hier durch die Buchhandlung Christian Schmidt.
Wer interessiert ist, es sind wohl noch Restexemplare bei Christian Schmidt, München vorhanden. Einfach mal anfragen. Der Kauf lohnt sich auf jeden Fall!!
Ich sag vorab schonmal "Danke" an die Buchhandlung Christian Schmidt für die Genehmigung. Sehr nett, absolut unkompliziert :TU:) !
Fragenkatalog:
Dévastation: jeweils 120°? Kaliber alle viere gleich, oder warum achtern längere Gleitbahnen?
Duguesclin: ähnlich zu Duperré? Extra behandeln?
Erzherzog Albrecht: wie weit nach achtern können die vorderen, wie weit nach vorn die achteren geschwenkt werden?
Georgios: 2 Geschütze, 4 Bahnen: welche Schussfelder/ Umsetz-Kombinationen möglich?
Helgoland: Drehbereich Turm?
Nowgorod: wirklich reinnehmen?
Preußen: Drehkreis Türme?
Alle Bestreichungswinkel bei Sachsen vor Umbau?
Ting Yuen: nur 180° oder auch kleiner Bereich auf gegenüberliegende Seite?
Harold
Alles in allem komme ich auf folgende Einheiten mit den Kriterien: > 2000 ts; Küstenpanzer- oder Linienschif; Kiellegung 1875-1890
Land | Klasse/Einheit | Kiellegung |
Argentinien | Almirante Brown | 1880 |
Argentinien | Independencia-Klasse | 1890 |
Brasilien | Riachuela | 1883 |
Brasilien | Aquidaban | 1885 |
Chile | Capitan Prat | 1890 |
China | Ting Yuen-Klasse | 1881 |
Dänemark | Helgoland | 1876 |
Dänemark | Iver Hvitfeldt | 1886 |
Deutschland | Sachsen-Klasse | 1875 |
Deutschland | Oldenburg | 1883 |
Deutschland | Siegfried-Klasse | 1888 |
Deutschland | Brandenburg-Klasse | 1890 |
Frankreich | Courbet-Klasse | 1875 |
Frankreich | Amiral Duperré | 1876 |
Frankreich | Terrible-Klasse | 1878 |
Frankreich | Amiral Baudin-Klasse | 1879 |
Frankreich | Hoche | 1881 |
Frankreich | Marceau-Klasse | 1881 |
Frankreich | Brennus | 1889 |
Frankreich | Bouvines-Klasse | 1890 |
Frankreich | Jemmapes-Klasse | 1890 |
Griechenland | Spetsai-Klasse | 1889 |
Großbritannien | Agamemnon-Klasse | 1876 |
Großbritannien | Colossus-Klasse | 1879 |
Großbritannien | Conqueror-Klasse | 1879 |
Großbritannien | Admiral (1)-Klasse | 1880 |
Großbritannien | Admiral (2)-Klasse | 1882 |
Großbritannien | Admiral (3)-Klasse | 1882 |
Großbritannien | Victoria-Klasse | 1885 |
Großbritannien | Trafalgar-Klasse | 1886 |
Großbritannien | Hood | 1889 |
Großbritannien | Royal Sovereign-Klasse | 1889 |
Großbritannien | Centurion-Klasse | 1890 |
Italien | Italia-Klasse | 1876 |
Italien | Ruggiero di Lauria-Klasse | 1881 |
Italien | Re Umberto-Klasse | 1884 |
Japan | Fuso | 1875 |
Japan | Kongo-Klasse | 1875 |
Osmanisches Reich | Hamidieh | 1885 |
Österreich-Ungarn | Tegetthoff | 1876 |
Österreich-Ungarn | Kronprinz Erzherzog Rudolf | 1884 |
Österreich-Ungarn | Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie | 1884 |
Portugal | Vasco da Gama | 1875 |
Russland | Ekaterina II-Klasse | 1883 |
Russland | Imperator Alexander II-Klasse | 1885 |
Russland | Dvienadsat Apostolov | 1886 |
Russland | Gangut | 1888 |
Russland | Navarin | 1889 |
Schweden | Svea-Klasse | 1885 |
Spanien | Pelayo | 1887 |
USA | Puritan | 1876 |
USA | Maine | 1888 |
USA | Texas | 1889 |
:MG:
Fragenkatalog:
Dévastation: jeweils 120°? Kaliber alle viere gleich, oder warum achtern längere Gleitbahnen?
120° anzunehmen, alles 34cm, Schwalbennester 27cm.
Duguesclin: ähnlich zu Duperré? Extra behandeln?
Wie euch beliebt.
Erzherzog Albrecht: wie weit nach achtern können die vorderen, wie weit nach vorn die achteren geschwenkt werden?
Mehr als 10° glaube ich bei den schmalen Scharten kaum.
Georgios: 2 Geschütze, 4 Bahnen: welche Schussfelder/ Umsetz-Kombinationen möglich?
2 Bug, 2 Heck, 2 Breitseite, mehr als 90° Schwenkbreich unwahrscheinlich.
Helgoland: Drehbereich Turm?
Würde schon ca. 270° annehmen.
Nowgorod: wirklich reinnehmen?
Als Spaß vielleicht. Nicht unbedingt notwendig.
Preußen: Drehkreis Türme?
Könnte 360° betragen. Auf jeden Fall sehr großer Schwenkbereich.
Alle Bestreichungswinkel bei Sachsen vor Umbau?
Hmm, sollten andere hier genauer wissen.
Ting Yuen: nur 180° oder auch kleiner Bereich auf gegenüberliegende Seite?
Querfeuer sollte möglich sein.
es gab noch einen englischen Projekt aus 1881 mit 8x16"
......
russische Projekte für Schwarzmeer sollten dazu dienen in der Meeresenge den Feind zu bekämpfen, aber auch die Festungen.
Super interessanter Fred, Freunde, aber ich habe mal wieder dieses "Zeit"-Problem. Mal schauen, ob ich morgen und übermorgen in meinen Büchern wälzen kann....
Bis denne
Ekke
Etwa ein Drittel der von Kai "angeforderten" Liste ist inzwischen nach euren Angaben graphisch umgesetzt,
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfelder1.jpg)
Schwerpunkt sind hier Zentral-Batterie-Schiffe sowie Kombinationen mit Barbetten, oder turmähnlichen Ständen. Sekundäre (auch mittelschwere) Artillerie ist hier konsequent außer Acht gelassen worden.
Wenn es euch recht ist, mach im nächsten Schritt zu diesen jeweiligen Entwürfen die "günstigste Lage", d.h. maximale Feuerkraft-Richtung unter Einbezug des lageabhängigen Panzerschutzes.
In Anbetracht unseres gewählten Zeitraumes gehe ich dabei von annähernd horizontalen Schussbahnen aus.
@Harold,
"Glatton" oder "Dreadnought" als britisches Beispiel noch dazu? US-Schiffe sind zu dem Zeitpunkt nur als Monitore zu betrachten. Trotzdem mit rein?
@ Thomas,
könnten wir machen - obwohl ich "Glatton" ebenso nur als Monitor einstufen möchte.-
Generell zur Methode der grafischen Veranschaulichung:
- jede "Strichstärke" im Sektorendiagramm entspricht einer Geschützposition,
- die Gesamtanzahl der Rohre (nicht der einzelnen Positionen) ist mittig angegeben; die Anzahl pro Sektor außerhalb,
- in diese Grafik fließen nicht ein: Kaliber, Ladegeschwindigkeit und -Art, Panzerschutz,
- mittelschwere Artillerie ("gemischte SA") ist hier nicht berücksichtigt.
Beginnen möchte ich mit "the poor mans solution", dh. nur 2 oder 3 Rohre:
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfld-2-3.jpg)
Im Fall von "Georgios" sind nur zwei Geschütze auf Kreisbahnen so angeordnet, dass sie an beliebige Ecken der Kasematte versetzt werden können - Überendfeuer fehlt, die Breitseite ist auf knappen 10° überlappend.
Die "Siegfried-Klasse" bringt ihre 3 Einzelaufstellungen zu einer vorne umlaufenden Breitseite von 2 Rohren, von etwas achterlicher als jeseits querab bis auf 3 Dez vorlich bestreiche alle 3 Rohre.-
Bevor ich nun die Gruppe der 4-Geschütze-tragenden Einheiten vergleichend einstelle, folgende Überlegung zu Panzerschutz bei flach einkommendem Gegnerfeuer:
- Deckspanzerung ist nur minimal erforderlich, ungeschützte Aufbauten sind bei jeder Lage zum Gegner Splitterquellen und sollten möglichst minimal bleiben,
- Seitenpanzerung und Pz-Querschotte ("Zitadelle", oder für die Zentralbatterie "Kasematte") können wesentlich wirksamer sein (Faktor 1.25 bis 1.4), wenn zum Gegner eine Lage von ca 3-5 Dez zu- oder ablaufend eingehalten wird, siehe schematisch:
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfelder4.jpg)
(Strichstärke "incoming fire" entspricht Trefferwirkung auf Panzerung)
Es wäre nur logisch, wenn die eigene Batterie genau diesen Sektor (ca 50-60° vorlich/achterlich von querab) als Breitseite mit möglichst vielen Rohren bestreichen würde.
Dazu anschließend die Untersuchung der 6 Einheiten mit je vier Rohren, die im bisherigen Sample enthalten sind...
Ungeachtet, ob in Doppelaufstellung oder in Einzelpositionen, hier die "4-Rohre-Gesellschaft":
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfld-4.jpg)
"Erzherzog Albrecht" und "Dévastation" können nur 25% ihrer Batterie zum Tragen bringen, mit Ausnahme kleiner Sektoren breitseits (50%); "Albrecht" verzichtet zudem auf Überendfeuer achtern.
"Ting Yuen" bringt schon mal 50% der Rohre als Rundum-Bestreichung, mit einem schmalen Sektor (ca 20°) einer möglichen 100-%-Breitseite.
Die drei Beispiele zeigen deutlich: für die Konstruktion war noch die Vorstellung einer Schlachtlinie auf parallelem Kurs maßgebend; Schlussfolgerungen aus dem eigenen Panzerschema für die Bestreichungswinkel: nö!--
"Preußen" (ohne wirksames Überend-Feuer) und "Pelayo" (überend immerhin 50%) bringen 100 bzw 75% ihrer Artillerie auf jeweils knapp 120° breitseits zum Tragen, "Amiral Duperré" in einem sehr schmalen Sektor 100%, ansonsten 75%.
Für "wieviel bringt die eigene Artillerie" ein eindeutiges Umdenken, auch in Richtung "welche taktische Lage ist möglich"; jenseits der ship-of-the-line - Fixierung.
Als nächste Tranche: wie sieht dies bei 5, 6 oder auch 8 Rohren aus?
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfld-5-8.jpg)
"Helgoland" und "Sachsen" bringen 40 bzw 50% ihrer Artillerie breitseits von etwas mehr als achterlich bis vorne-überend zum Tragen. Das achterliche Überendfeuer ist beides Mal sehr mager (20, bzw 17%), eine "Breitseite" ist jeweils möglich mit 60 / 66% auf knappen 20 / 25°.
Beides sind Barbette-Kasematt-Schiffe (also eher seltsame Zwitter).
Jetzt noch zum Vergleich ein reines Kasematt-Schiff wie "Oldenburg" im Vergleich zu einem britischen "Turmschiff-Projekt":
Obwohl die Schussfelder von ihrer Geometrie her gar nicht so verschieden sind (Überendfeuer, Breitseit-Abdeckung), doch ganz-ganz gravierende Vorteile für die britische Variante der Feuerverteilung:
- 75% (mit einem Sektor von 100%) im Breitseitfeuer, gegenüber 37% (Spitze 50%); und
- Überendfeuer mit 50%, gegenüber nur 25%.
Dass "Oldenburg" jeseits 120° mit 37% abdeckt, gegenüber einer Abdeckung von 90° mit 75° und komplett auf 50°, zeigt klar die neuartigen Eigenheiten des "Turmschiffs".
Zum Abschluss der Untersuchung der ersten 15 Einheiten aus unserem Zeitraum, die russischen Projekte aus den Anfangs-Achtzigern:
(http://premium1.uploadit.org/harold//schussfld-6-8-russ.jpg)
Generell Barbette-Aufstellung, und sehr deutlich die verschiedenen Varianten
- 1882: etwa von 3 Dez achtern bis vorlich umlaufend 67% der Feuerkraft, mit achteraus nur 33%;
- 1883: rundum 50% der Feuerkraft (mit kleinen Spitzen in günstigster Lage);
- 1884: Breitseite 100% über jeseits 45° vorlich/achterlich, unter Inkaufnahme von nur 25% Überendfeuer (späteres Revivial als "Gangut-" und "Imperatrica Marija-Klasse").
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Zwar war ich sehr versucht, "Schlussfolgerungen zu ziehen", möchte dies im Detail jedoch unseren Experten überlassen.
Eins kann ich mir jedoch nicht verkneifen, die Bezeichnung "Ausfallskorvette" für ein Schiff, das seine (zersplitterte) Feuerkraft doch deutlich nach vorne gerichtet hat.
Die umfassende Liste von Kai "abzuarbeiten" hab ich nun kaum Zeit und Möglichkeit, aber vielleicht einige besonders interessante Exemplare - die könnte ich schon noch graphisch aufbereiten (wenn ich denn entsprechend gutes Ausgangsmaterial habe).
:MG: Harold