Senkrechte Leitbleche an Schornsteinen - Anströmhilfen? Welche Funktion?

Begonnen von Wilfried, 23 Februar 2009, 21:27:17

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Wilfried

Moin, moin zusammen!

Im Rahmen meines kleinen B-Schiffes (S-Boot-B]egleitschiff TSINGTAU habe ich folgen Frage: Wozu dienen, bzw. welche Funktion haben die mit blauen Pfeilen versehenen "Bleche"?

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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harold

Verwirbeln tun sie, und schaffen damit lokale Hochdruck- (=blau) und Tiefdruck- (=grün) Zonen.
Der entsprechende Druckausgleich (rote Pfeile) zwingt die Abgase möglichst niedrig und mittschiffs:



Die ausgestülpte Schonsteinkappe tut noch ihres dazu: glatter, möglichst flacher Rauchzopf ( = tief, um nicht weit über den Horizont zu kommen), d.h. um die heißen Abgase wird ein vorbeschleunigter "Kaltluft-Schlauch" gelegt, um sie nicht seitlich zu diffundieren oder aufsteigen zu lassen:



Ist für ein S-Boot-Begleitschiff logisch, oder?
Gibts Fahrtbilder mit Rauchfahne, die das belegen?
:MV: Harold

4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Herr Nilsson

Möglicherweise ist die Antwort aber garnicht soo kompliziert und die Bleche gehören zur Signallaternenanlage. Hier mal ein Bild von Z-39 (Link) der mit den entsprechenden Lampen bestückt ist.

Wenngleich es sich hier um eine Aufnahme aus der Zeit bei der USN handelt, gibt es einige Bilder anderer Einheiten, die die Zwischenräume solcher Bleche mit Lampenbestückung zeigen. Allerdings handelt es sich dann um jeweils 5 Lampen pro Kette. Bei den Dickschiffen sind die Bleche an Bb und Stb entweder unterhalb des Vormars (z.B. PG) bzw. an der Vormarsgalerie (z.B. BS, HP). Die Bleche in Fahrtrichtung sind bei z.B. PG unterhalb der Admiralsbrücke zu sehen, bei BS unter dem Scheinwerferdeck. Die Anzahl der Lampen (5 pro Kette, insgesamt 6 Ketten) läßt vermuten, dass es sich um die sogenannte "feste ES-Anlage" handelt. 
Gruß Marc

Wilfried

Moin, moin zusammen!

Herzlichen Dank Euch beiden; aber wie paßt die Erklärung von Harold zur Vermutung von Herrn Nilsson, wenn ich mir das Bild von Z25 angucke, das nur am achteren Schornstein ebensolche Bleche trägt?
Und wenn es sich um eine ES-Anlage handelt, wo gibt es schlüssige Informationen darüber. Nun bin ich neugierig geworden!  :-D

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
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Herr Nilsson

Hallo Wilfried,

wenn Du mit schlüssigen Informationen meinst, dass irgendwo geschrieben steht, dass sich zwischen diesen Paaren von Blechstreifen die "feste ES-Anlage" befindet, so muss ich Dich leider enttäuschen.
Tatsache ist jedoch, dass es auf diversen Einheiten solche (oder ähnliche) Bleche gab. Auf Dickschiffen z.B. an den von mir beschriebenen Orten. Bei anderen Einheiten (z.B. Zerstörer) auch an den Schornsteinen. Da allerdings an Zwei-Schornstein-Schiffen solche Bleche nur an einem Schornstein vorhanden sind, halte ich eine Windleitblech für eher unwahrscheinlich. Nimmt man sich jedoch mal diverse Bilder von Prinz Eugen vor und achtet auf den Bereich unterhalb der Fenster der Admiralsbrücke (Link), wo sich ebenfalls solche Blechstreifen befanden, so kann man erkennen, dass dort mal 2x5 Lampen vorhanden waren und mal nicht. Link
Verwunderlich ist allerdings, dass über diese Anordnung so gut wie nichts zu finden ist, während alle anderen Teile der Signallaternenanlage (NSA etc.) relativ gut zu finden sind. Mit einer Ausnahme. Im Buch ,,Elektrotechnik" aus dem Jahr 1940 ist die sogenannte ,,feste ES-Anlage" beschrieben, welche dazu diente, des Nachts vorher vereinbarte Lichtsignale zu übermitteln. Die ,,feste ES-Anlage" bestand aus sechs Ketten zu je fünf Lampen, wovon zwei Ketten jeweils einen eigenen Geber spendiert bekamen. In der M.DV.NR. 847 wird sie sinngemäß dahingehend erwähnt, dass die Lampenketten vor dem Verstauen tunlichst abgetrocknet werden sollen, d.h. die Lampen wurden üblicherweise nach Gebrauch wieder entfernt. Das deckt sich eigentlich mit dem was auf Bildern zu sehen ist.
Gruß Marc

harold

Die gezeigten Zerstörerschornsteine haben alle schräge Kappenaufsätze ... bei meiner "Wirbelzeichnung" geh' ich vom tellerartigen geraden Aufsatz aus.
Da machen solche Windleitbleche durchaus Sinn; vergleichbar wäre:

4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Herr Nilsson

Ja gut, aber z.B. auf Emden würde ich dann trotzdem Bleche an beiden Schornsteinen erwarten.

Link
Gruß Marc

SchlPr11

Vom SchlPr.11:
Für die "VerwirbelungsExperten" biete ich diese interessante Sicht auf die Dinge.
REINHARD

harold

Die minimalen Blechlein, die ich da sehe ... nö, nix gut um damit Fahrtwind zu verwirbeln.
Die müssten wohl erklecklich größer sein als grad mal so 0.4 x 0.3 m ... mindestens 2-3-m² ... ist also Sackgasse!
:/DK: Hypothese vom Morgen heut zum Nachtmahl verschrotten (wie Vatern immer sagte).
Harold

4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

schiffbauer

Ich meine mal gelesen zu haben, dass diese Bleche die Kontur der vertikalen Schornsteinseiten "brechen" oder "verwischen" sollten, damit ein Schnittbild-Entfernungsmesser nicht mehr darauf angesetzt werden kann.
Ich bin mir aber nicht sicher ob das stimmt. Vielleicht weiss jemand mehr?
Gruss
Schiffbauer

Herr Nilsson

Dafür sind sie zu klein. Hier mal ein Bild, welches zeigt, welchen Aufwand die Briten dafür getrieben haben, um senkrechte Strukturen zu verwischen:

Link
Gruß Marc

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