Fahrt beim losmachen von Torpedos

Begonnen von F.B., 14 Dezember 2010, 23:37:47

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F.B.

Hallo,

ich weiß das S-Boote vor dem losmachen ihrer Torpedos mit der Fahrt auf 10 Kn herunter gehen mussten. Bei höherer Geschwindigkeiten gab es beim G 7 a Probleme
mit der Tiefensteuerung.
Jetzt würde ich gerne wissen wie dies bei U-Booten,T-Booten,Zerstörern,Kreuzern & Schlachtschiffen war? Gab es Unterschiede weil die verschiedenen Schiffe ja jeweils unterschiedlich gute Waffenplattformen abgaben. Welchen Einfluß hatte der Seegang? Gab es in dieser Hinsicht Unterschiede zwischen G 7 a & G 7 e?
Der Schwanz der beiden Typen war ja völlig unterschiedlich.
Für eure Antworten schon im voraus vielen Dank.

MfG

Frank     

AND1

bei feststehenden Unterwasserrohren von Schiffen war die Höchstgeschwindigkeit auf 3 Kn begrenzt bei Torpedoabschuß, weil der Torpedo durch den Wasserdruck der Fahrtgeschwindigkeit 90° verkanten und brechen würde.

Schorsch

#2
Hallo Frank,

zweckdienliche Auskünfte zu Deinen Fragen findest Du im Heft 1 ,,Schießlehre" der M.Dv. 304 ,,Torpedoschießvorschrift" (T.S.V.). (Diese M.Dv. gehörte zum Lieferumfang der ersten DVD, die Big A den Forenmitgliedern zur Verfügung gestellt hat.) Eine zweite gute Quelle ist von E. Rössler: ,,Die Torpedos der deutschen U-Boote".

In aller Schnelle nun folgendes: die Tiefensteuerprobleme der G 7a-Torpedos, wenn sie von Überwasserschiffen lanciert wurden, beruhten darauf, dass an den Rudern beim Eintauchen der Torpedos Luftblasen mit ins Wasser gerissen wurden. Insbesondere trat der Effekt bei den widerstandsärmeren Woolwich-Schwanzstücken (Ruder vor der Schraube) auf, mit denen die G 7a anfänglich ausgerüstet waren. Deshalb erhielten die Serienmodelle Whitehead-Schwanzstücke. Die G 7e, die nur für den Einsatz durch U-Boote vorgesehen waren, behielten ihre Woolwich-Schwanzstücke, allerdings mit vergrößerten Flossen im Vergleich mit den ersten Entwürfen, um den Untertrieb der schwereren E-Tos besser ausgleichen zu können. In dem Sinne hat der Seegang nur wenig Einfluss auf den Torpedo, der erst einmal im Wasser ist.

Etwas diffiziler ist die Sache vor dem Abschuss der Torpedos. Eine Größe, die beim Abschuss der Torpedos berücksichtigt werden muss, ist die Drehgeschwindigkeit der Torpedoanlage bzw. beim Festeinbau der Rohre im S- oder U-Boot, die des Bootes, da damit, wegen der Gültigkeit der Kreiselgesetze, der anlaufende GA des Torpedos beeinflusst wird. Deshalb gehört die Angabe der Drehgeschwindigkeit mit zu den Daten, die in den TR eingegeben werden. Es muss auch die zeitliche Verzögerung von etwa 0,6 s, die die Übermittlung der Signale vom Torpedorechner zum Torpedo im Rohr benötigt, Eingang in die Schusslösung finden.

Beim Einsatz des G 7a von Überwasser-Torpedoträgern wird über das Krängen und Stampfen des Schiffes die Bettungsebene, in der sich die Visierlinie befindet, gegen die Horizontale geneigt, ein Vorgang der ebenfalls zu Winkelfehlern führen kann. Schlussendlich ist auch der Eintauchvorgang problematisch, wenn z.B. bei Schüssen mit hoher Schiffsgeschwindigkeit querab sich der Kopf des Torpedos bereits im Wasser ist, während sein Schwerpunkt noch über der Wasseroberfläche ist und, dem 1. Newtonschen Axiom folgend, noch die hohe Geschwindigkeit quer zu seiner eigentlichen Bewegungsrichtung hat. Auch hier kommt es zu einem Winkelversatz des Torpedos. Krängt der Torpedo zusätzlich beim Eintauchen, wirken die Tiefenruder anteilig auch als Seitenruder. Diese Vorgänge werden als Bajonett bezeichnet und sind zufälliger Natur und deshalb nur schwer in der Schusslösung zu berücksichtigen.

Die hier benannten Einflussgrößen sind lediglich eine Auswahl dessen, was alles zu beachten ist. Über Parallaxenfehler, die Planung eines Fächerschusses, als auch die Gegebenheiten beim Fächerschuss, die darin gipfeln, ein Kreuzen der Torpedobahnen zu vermeiden bis hin zur Berücksichtigung des Schneidungswinkels von Torpedokurs und Gegnerkurs oder Reichweitenbetrachtungen wurde noch nichts ausgesagt. Hierzu empfehle ich die Lektüre der oben erwähnten M.Dv.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

F.B.

Hallo,

Vielen Dank für die Antworten.

Hallo Schorsch,

herzlichen Dank für die Infos auch zu den Quellen. Das Buch von Rössler habe ich sogar erst vor kurzem gekauft. Bin nur noch nicht zum lesen gekommen.
Werde ich als nächstes mal nachholen.

XMAS:-)

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