Munition für Deckgeschütze

Begonnen von Trenck, 26 Juni 2012, 10:53:43

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Trenck

Hallo miteinander!

Weiß jemand von Euch zufällig wieviel Granaten ein Flotten-U-Boot für ein 7,5/8,8/10,5cm Deckgeschütz durchschnittlich mitgeführt hat? Gab es da eine "Standardmenge" oder wurde eben mitgenommen was "reingepasst" hat? Und wie und wo wurde die Munition gelagert? Falls jemand ein gutes Buch kennt, das sich ausschließlich oder überwiegend mit der Bewaffnung (!) der kaiserlichen U-Boote auseinandersetzt wäre ich auch für eine diesbzgl. Empfehlung dankbar!!

Beste Grüße,

der Trenck.  :-)

UC 67

Moin Trenck,

der "Gröner" beantwortet Deine Frage.
Gruß aus Potsdam

Simon

Köln

Zitat von: UC 67 am 26 Juni 2012, 16:45:27
Moin Trenck,

der "Gröner" beantwortet Deine Frage.

Lieber Herr Schnetzke,

da wir Leser des Forums leider nicht alle Experten sind und den "Gröner" im Schrank stehen haben, wäre zusätzlich zum Literaturhinweis eine inhaltliche Beantwortung der Frage schön.

Danke und Gruß

aus/von
Köln

Peter Strasser

#3
Ich denke dass der Besitz des Gröners nicht unbedingt mit Expertentum gleichzusetzen ist.
Es ist eher so wie die Tüte Mehl bei den Forenmitgliedern von chefkoch.de

Zur Not einfach mal in die örtliche Bibliothek gehen. Im ganz üblen Fall lässt sich das Problem meist per Fernleihe lösen.

Gruß
Piet

R.B.

#4
Anfangs wurde die Munition ausschließlich im Inneren des Druckkörpers gelagert und je nach Wetterlage durch die nächste Luke oder das Turmluk nach außen gemannt. Im späteren Kriegsverlauf wurden zur Lagerung schnell erreichbarer Bereitschaftsmunition in Geschütznähe druckfeste Büchsen im Oberdeck genutzt. Noch später wurden die Granaten sogar ohne wasserdichte Umhüllung, dem Seewasser direkt ausgesetzt, gelagert.

Häufigste Kaliber waren 8,8 und 10,5 cm, bei der 8,8 cm wurde die Wirkung als unzureichend eingeschätzt. Die gegen Kriegsende gebauten großen U-Kreuzer hatten zwei bis drei 15 cm Geschütze. Als Munitionsvorrat habe ich eine typische Größenordnung von 150 ... 250 Schuss pro Rohr in Erinnerung. Zusätzlich waren glaube etwa 20 .. 40 Spreng- bzw. Brandpatronen zur Versenkung bereits aufgebrachter Handelsschiffe vorhanden.

Zumindest im zweiten Weltkrieg wurde der Großteil der Munitionsmenge im Druckkörper unter der Zentrale gelagert. Die Gesamtmenge müsste durch den hierfür vorgesehenen Lagerraum begrenzt gewesen sein. Ich kann mit nicht vorstellen, dass man die Granaten noch woanders untergebracht hat, das wäre sicher zu gefährlich geworden. Bei der außerhalb des Druckkörpers gelagerten Bereitschaftsmunition soll es häufig zu Versagern gekommen sein.

Seefuchs

@Köln  top

....ich habe auch keinen "Gröner".

....vom Umgang miteinander!

Der Seefuchs
In der Werft: SMS König; KM Lützow

UC 67

Hallo Männer,

die Frage von Trenck kann man nicht mit ein paar Sätzen beantworten. Die Anzahl der etatmäßigen Granaten hing nicht nur vom Kaliber, sondern auch vom Bootstyp ab. Man kann also seine Frage nicht pauschal beantworten. Der Literaturhinweis war die logische Folge.
Übrigens, der "Gröner" gehört m.E. in jedes Bücherregal eines Marineinteressierten für die Zeit bis 1945. Das ist ein Standardwerk, wie der "Weyer" oder "Conway's All The World's Fighting Ships". Da wären dann auch noch der "Jane", "Les Flottes de Combat" u.a. zu nennen.
Wohin es führt, wenn man mal aus der Hüfte heraus schießt, sieht man bei der Antwort von R.B. Die kann man nicht verwenden. Die Hälfte stimmt nicht.

@Seefuchs: ... vom Umgang miteinander!

Wie ist das zu verstehen???
Einige Leute hier geben viel Geld für Akten und Bücher aus. Die anderen ziehen für lau den Extrakt ab und beschweren sich dann, wenn man mal nicht ausführlich typübergreifend antwortet? Diese Art von Umgang?

Ich habe hier schon des öfteren Fragen beantwortet, wofür man normalerweise Geld bezahlen muß. Seht euch mal die Gebührenordnung vom Deutschen U-Boot-Museum an. Meine Fragen allerdings, sind unbeantwortet geblieben. Das nur mal so am Rande.
Gruß aus Potsdam

Simon

Trenck

Moin,

danke für den Tip, habe mir den Groener heute geordert.

Um meine Frage zu konkretisieren (ich wollte hier keine Debatte lostreten): ich schreibe z. Zt. an meiner Abschlussarbeit mit dem Thema "Lothar v. Arnauld de la Perière - erfolgreichster U-Bootkommandant der Seekriegsgeschichte. Ein deutscher Kriegsheld?". Arnauld hat ja bekanntermaßen die absolute Masse seiner Erfolge mit dem Deckgeschütz von U 35 erzielt. Dieses Deckgeschütz war anfangs ein 7,5 cm Geschütz, wurde dann (unmittelbar bevor Arnauld U 35 von Kophamel übernahm) durch ein 8,8 cm Geschütz ersetzt, das wiederum ca. ein Jahr später gegen ein 10,5 cm Geschütz ausgetauscht wurde. Und da mit wachsendem Kaliber logischerweise auch die Granaten größer wurden, ergo mehr Raum einnahmen und mehr Gewicht hatten gehe ich davon aus, dass auch die Stückzahl variiert haben muss. Im KTB von U 35 ist in der Abschlussaufstellung nach einer Feindfahrt, auf der alle mitgeführten Granaten verschossen wurden von "420 Schuss 8,8 cm K.Z., 100 Schuss 8,8cm J.Z. und 33 Schuss Salutpatronen" die Rede. Infolgedessen stellte sich mir die Frage, ob das die etatmäßige "Standardmenge" war und was die entsprechenden Mengen für die beiden anderen genannten Kaliber waren.

Danke nochmal für alle Antworten!

Gruß, der Trenck

Peter Strasser

Moin Trenck,

danke für die Konkretisierung!
Ein interessantes Thema hast Du Dir da ausgesucht.

Bei der Thematik vielleicht auch mal hier anfragen: http://www.seekrieg14-18.de/


Gruß
Piet

R.B.

#9
Ich fühle mich jetzt schon etwas falsch bewertet. Meine Angaben zu den Geschützen und zur Munitionslagerung sind nicht aus der Hüfte geschossen sondern aus H. Techel, "Der Bau von Unterseebooten auf der Germaniawerft", 1922, Abschnitt Geschützbewaffnung.

Auch wenn die Quelle alt ist, der Autor ist einer der bekanntesten Konstrukteure deutscher Weltkiegs-U-Boote und damit vom Fach. Die Angaben zur Muntionsmenge sind wie von mir angegeben aus dem Gedächtnis einiger Kriegsberichte, da gerade verfügbare und umfangreiche Quellen wie uralt-Techel und ein älterer Rössler kaum etwas dazu schreiben. Hier kann ich daher nur für einen gegen Kriegsende geplanten U-Kreuzer Projekt 47 sichere Angaben machen, dort waren es 300 Schuss pro Rohr für die 4 * 15 cm-Geschütze und 200 Schuss pro Rohr für die 2 * 8,8 cm BAK (könnte Ballon-Abwehr-Kannone bedeuten).

Mehr ist glaube nicht zu erwarten, da vorher weder Baujahr noch Typ noch Ausrüstungszustand noch Hintergrund der Frage genannt wurden. Wen die Allgemein-Quelle "Gröner" für dieses Thema bessere Angaben liefern soll, müsste sie schon außergewöhnlich detailreich sein. Die damaligen U-Boote wurden häufiger umgebaut. Es fällt mir daher schwer zu glauben, dass dies ein besonders guter Tip sein soll. Beim generell sorgfältig arbeitenden Rössler stimmen nicht mal die Generalpläne der ursprünglichen Geschützanordnung mit später aufgenommenen Fotos überein, von Kaliber, Munitionsreserven und Munitionstypen garnicht zu reden.

Wenn ein U-Boot-Kommandant genau "420 Schuss 8,8 cm K.Z., 100 Schuss 8,8cm J.Z. und 33 Schuss Salutpatronen" verschossen hat, würde ich mit Ausnahme der Salutpatronen allein wegen der runden Zahlen davon ausgehen, dass er alles verschossen hat, was er überhaupt hatte und das dies zugleich die zu seiner aktuellen Ausrüstung gehörende etatmäßige Standardmenge war.

Als Literaturquellen dürften generell folgende neuere empfehlenswert sein (ich kenne den Inhalt nicht):
- Die U-Boote des Kaisers von Joarchim Schröder
- Deutsche U-Boote: 1898-1918 von Eberhard Rössler

Schorsch

Hallo R.!

Der Fakt, einerseits dem Gröner Misstrauen entgegenzubringen und andererseits Rössler als die Koryphäe darzustellen, gewinnt schon an besonderer Würze, wenn man sich folgendes Zitat aus dem Vorwort des Gröner (bei mir die 3. Ausgabe von 1985) vor Augen führt: "Im vorliegenden dritten Bandwurde die Bearbeitung der Uboote - wie auch schon in den zurückliegenden Neuauflagen des sog. "Verbleib" - von E. Rössler vorgenommen, der auch - bis auf eine Ausnahme - sämtliche U-Bootskizzen neu gezeichnet hat."

Und ja, im Gröner sind Angaben zu den Munitionsdotierungen der einzelnen Uboot-Typen zu finden, wenn auch nicht so ausführlich, wie z.B. die KTB-Angaben, die vom Themenstarter genannt wurden.

Bei Schröder treten die technischen Aspekte der Uboote zu sehr in den Hintergrund, als dass er bei der Beantwortung der Ausgangsfrage dienlich sein könnte. Auch E. Rössler: "Deutsche Uboote 1898-1918" bzw. "Die Unterseeboote der Kaiserlichen Marine" liefern diesbezüglich keine verwertbaren Angaben.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

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