zweiter Anker auf der Backbordseite

Begonnen von kawa1705, 01 Februar 2012, 22:42:45

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kawa1705

Hallo alle Mann,

Warum haben die Großkampfschiffe auf der Backbordseite am Bug einen zweiten Anker? :?

Gruß aus der Heide

Captain Hans

es gibt ein 2 Anker Manöver bei dem die Anker um ca 60 Grad versetzt geworfen werden.
Dies verhindert starkes Schwojen in wechselnden Strömungen und oder Windrichtungen.
Dieses Manöver wird oft verwendet wenn nicht viel Platz ist .

Wollte man, bei wechselnden Gezeitenströmungen,verhindern das das Schiff eine kompletten Drehkreis
um einen Anker dreht, wurde zusätzlich auch der Heckanker verwendet.

Solche Manöver werden auf engen Flüßen oder engen Durchfahrten sowie Hafenbecken verwendet.
Beide Buganker wurden auch bei schlechtem Wetter hohem Seegang auf Reede als zusätzliche Sicherrung verwendet.

Es gibt noch ein bis zwei spezielle 2 Ankermanöver aber die kommen äußerst selten vor wie z.B. ein Schiff
diagonal oder sogar quer in den Strom legen.

Flotten liegen oft auf Reede sehr dicht beieinander mit diesen Ankermanövern konnte man verhindern, daß
ein Schiff über die Kette eines anderen schwojte answonsonsten kann es leicht zu "Kettensalat" kommen

Ich hoffe diese Informationen erklären die Vielzahl der Anker

Die Funktion des Doppelankers an Bb. bei der KM kann ich mir als Seemann auch nicht richtig erklären

viele Grüße

Hans

   
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Ralph

Hallo,
An der "Aurora" mit Reserveanker, an beiden Seiten vorhanden.
Gruß Buschi

kawa1705

Danke für die Info. Sind die beiden Anker an der Backbordseite wohl nur eine Marotte der Kaiserlichen b.z.w. Reichs-und Kriegs-Marine ?

Gruß Rüdiger

Henrio

Moin Moin,

@kawa1705,
....kleiner Anhang zum Thema,
lt Gladisch und Schulze-Hinrichs "Seemannschaft" ist der zweite Anker,
hier auf Bb Seite, als Reserveanker definiert. Daß es sich dabei um eine
Marotte der Kaiserlichen-, Reich- oder Kriegsmarine gehandelt hatte,
glaube ich nicht. Eher glaube ich an Nachahmung des großen Kontrahenten.
So war ja bei der Kaiserlichen Marine  der Dreadnought Ära  bei der
Nassau Klasse der zweite Anker auf Stb Seite und erst ab Helgoland
Klasse ging man auf die Bb Seite über, wie bei den englischen Schiffen.
Reichsmarine und Kriegsmarine haben das erstmal beibehalten.
Nach Stevenumbau bei den schweren Schiffen auf Atlantikbug verfolgte
man bei der Kriegsmarine eine ähnliche Anbringung der Buganker, wie
ab New Mexico Klasse der US Navy. Bb und Stb Anker und einer in einer
Stevenklüse. Allerdings bei den Deutschen Bb und Stb Anker nicht in
einem Klüsenrohr, sondern als Decks- oder Bügelklüse. Dies sieht man
bei der Bismarck Klasse. bei Scharnhorst nach Umbau und den schweren
Kreuzern Prinz Eugen und Blücher. Gneisenau und Admiral Hipper hatten
dabei keine Stevenklüsen bekommen.

Gruß
Heinz

Baunummer 509

Neulich habe ich in einem Brennecke Buch (ich meine es war das über Thor) auch noch etwas interessantes bzgl. eines 2. Bugankers gelesen.

Falls man dem Anker (bzw. dem Grund) nicht traute, warf man einen 2. Anker, so dass er sich gerade im Grund verfing. Die Kette des Ankers wurde aber nicht verblockt und am Spill wurde ein Posten aufgestellt. Wenn nun der 1. (der eigentlich sichernde Anker) aus dem Grund brach und das Schiff das Treiben anfing, bemerkte dies der Posten am Spill an der sich selbst fierenden Kette und dem sich drehenden Spill des 2. Ankers und konnte sofort Alarm geben. Das Manöver hatte sogar einen Namen auf den ich jetzt aber nicht mehr komme.

Wie gesagt wurde das auf einem HSK praktiziert, ob diese Vorgehensweise auch auf den schweren Einheiten üblich war weiß ich nicht.

Captain Hans

Hallo Sebastian

für mich als Seemann ein etwas eigenartiges aber funktionierendes Vorgehen bei einer Ankerung.
Normalerweise macht man nach dem Ankern eine Kreuzpeilung, entweder mit Landmarken,
Bojen, Leuchtfeuer - türme, Kirchtürmen  usw..
Die Peilung wird halbstündig wiederholt und daran konnte man sehr genau feststellen ob der Anker
hält.
Hat man allerdings gar nichts zum Peilen könnte das beschriebene Verfahren zum Erfolg führen.
Es würde zumindestens eine weitere Erklärung, außer Reserveanker, für den Doppelanker sein.

Erfahrene, alte Seeleute spüren durch Handauflegen auf der Kette ob der Anker hält.  Kein Witz-
wurde sogar noch unterrichtet ist aber sehr unsicher und ich würde immer eine Peilung bevorzugen.

Spärter haben wir auch Abstand und Peilung im Radar als Ankerpeilung genommen,.

Heute schaut man nur ins GPS und weiß ob der Anker hält. Man kann die erste Peilung als Fixpunkt eingeben
und das Gerät würde Alarm geben wenn sich die Position verändert.
Schwoijt ein ein Schiff am Anker so verändert sich die Position je nach ausgesteckter Kette nicht unerheblich.

Übrigends:  Faustregel:

mindestens 3 fache Kettenlänge der Ankertiefe

Bei Schwell, Wellen oder starkem Wind 4 - 5 fache Kettenlänge.

Bei großen Ankertiefen muß der Anker erst bis zur Hälfte ausgehievt werden bevor geworfen werden kann.

Die größte Wassertiefe, die ich mit einem sehr großem Schiff je geankert habe war 82 Meter = 10 Schäkel zu Wasser
= 270 Meter (11 Schäkel waren nur an Bord)(ruhiges Wetter) - hat gehalten :-)

ein bischen Seemannschaft

viele Grüße

Hans
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Elektroheizer

Zitat von: Captain Hans am 12 September 2012, 23:33:14Heute schaut man nur ins GPS und weiß ob der Anker hält. Man kann die erste Peilung als Fixpunkt eingeben
und das Gerät würde Alarm geben wenn sich die Position verändert.
Schwoijt ein ein Schiff am Anker so verändert sich die Position je nach ausgesteckter Kette nicht unerheblich.
Im Zusammenhang mit wassergeschützen Garmins für Motorräder bin ich auf den Begriff Anker-Alarm gestoßen. Ich nehme an, " schwoijen" bedeutet das Treiben um die Ankerkette.Kann man bei (besseren) GPS-Geräten die Ankerkettenlänge eingeben, um das zu berücksichtigen?
,,Ihr seid alle Individuen" - "Ich nicht!"

Captain Hans

Gute Frage top

leider kenne ich die neuesten Geräte nicht - bei den alten gings nicht

Ein Schiff schoijt um den Anker besonders wenn es Gezeitenströme auf dem Ankerplatz gibt.
Es dreht aber auf bei starken Veränderungen der Windrichtung.


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