italienische Savoia-Bomben

Begonnen von Mario, 08 Oktober 2006, 13:47:58

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Mario

Hallo Freunde

Bei der Lektüre eines kleinen Büchleins über die Operation Pedestal stieß ich auf eine Passage, wo von einer neuartigen italienischen Waffe berichtet wurde. Bei dieser sogenannten Savoia-Bombe handelte es sich anscheinend um eine Waffe, die von ital. Flugzeugen auf dem Kurs der anzugreifenden Schiffen abgeworfen wurde. Nach dem Eintauchen wurde diese Mine durch einen internen Antrieb auf eine kreisförmige Bahn getrieben.
Hat jemand nähere Informationen zu dieser Waffe ? ? ?  Mir ist der Sinn nicht ganz klar. Rein mathematisch bzw. statistisch kann so eine Mine sowohl auf ein Ziel zutreiben, aber sich natürlich auch wegbewegen, sodass sich die Trefferwahrscheinlichkeit durch den Antrieb zumindest rein rechnerisch nicht verbessern sollte.  :| :?

Woelfchen

#1
Doch die Trefferchange kann erhöht werden!
Von der Saviola-Bomb habe ich allerdings keine Ahnung.

Einfache Überlegung:
Sie rast im Kreis (sehr schnell), sagen wir mal mit 100m Durchmesser. (wie ein im kreis laufender Torpedo)
Dann trifft sie jedes Schiff das sich langsam durch diesen Kreis bewegt.
-> 100m werden abgedeckt.

Wenn sie nur schwimmen würde, müsste sie direkt gerammt werden.

Ob sich der Aufwand lohnt? Keine Ahnung.
Warum nicht gleich Torpedos?

Edit:
Wie soll den das mit der Fortbewegung funktionieren?
Motor, Energie aus Abwurf...
Wasser bremst ja alles recht stark ab.
Durch Auftrieb auf kreisförmige Bahn klingt nach Pedomobile. :-)

Johannes




Mario

Wölfchen,
wenn dieses Mine so schnell durch das Wasser treibt/schwimmt, daß beide Enden des Kreises abgedeckt sind, bevor das Ziel (Schiff) passiert hat, dann macht das natürlich einen Sinn. Ich bin bisher immer von einer langsam treibenden Mine ausgegangen.
Gegenüber einem Torpedo haben diese Minen den Vorteil, daß sie in "Ruhe abwarten können", bis der Konvoi heran ist. Mit einem Torpedo muß das Flugzeug recht nah ran und wird dabei eindeutig als Torpedogefahr erkannt.

Peter K.

Hierbei handelt es sich vermutlich um eine Fallschirm-Motorbombe, die in der deutschen Luftwaffe die Bezeichnung LT350 trug.

Sie wurde von der italiensichen Luftwaffe, aber auch von den deutschen Kampfgeschwadern 30, 54, 77 und 100 im Mittelmeer eingesetzt und sollte vor allem gegen langsam fahrende Schiffsansammlungen und ebensolche im Hafen oder auf Reede eingesetzt werden.

Durchmesser: 50 cm
Länge: 2,6 m
Gesamtgewicht: 350 kg
Sprengstoffgewicht: 120 kg

Die geringste Abwurfhöhe der Waffe war 100 m, die Abwurfgeschwindigkeit sollte 300 km/h nicht überschreiten! Sie sollte mitten in die gegnerische Schiffsansammlung geworfen werden, d.h. das Trägerflugzeug war der massiven Abwehr ausgesetzt!
Nach 3 s Fallzeit öffnete sich der Fallschirm und die Waffe fiel mit 38 m/s senkrecht ins Wasser. Dort löste sich der Schirm und der 3 kW-Elektromotor lief an, der der Waffe eine Geschwindigkeit von 7 m/s, nach Erschöpfung der Trockenbatterie (290 V) nur noch 3 m/s, verlieh. Der Torpedo steuerte nach dem Wassereintritt für etwa 50 bis 60 min. unregelmäßige Spiralen, wobei er eine Fläche von 800 x 1.000 m abdeckte und eine Laufstrecke von 15.000 m erreichte.
Die Waffe hatte drei Zündgeräte - eine Aufschlagzünder am Kopf, wenn er im Unterwasserlauf eine Schiffswand traf, einen weiteren Aufschlagzünder darunter, wenn er ein Schiffsdeck oder ein Landziel traf, und einen Zeitzünder, der das Gerät nach etwa einer Stunde Laufzeit zerstörte!
Der Torpedo hatte keine Tiefensteuerung, wie ein herkömmlicher Torpedo! Er mußte daher bereits vor dem Einsatz entsprechend des spezifischen Gewichts des Seewassers so eingestellt werden, daß sein Auftrieb in einem gewissen Bereich lag, sodaß er dann während des Laufes zwischen 2 und 6 m Wassertiefe pendelte.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Mario

Danke Peter, auf Dich ist wie immer Verlaß  :-)
Hast Du vieleicht noch eine kurze Einschätzung über die Wirksamkeit dieser Waffe gefunden ? Soweit ich bis jetzt gelesen habe, haben die Italiener beim Angriff auf den Pedestal-Konvoi damit keinen Erfolg gehabt. (und die Briten stehen jetzt schon 170 sm vor Malta)

Peter K.

Immer schön, wenn ich weiterhelfen kann!

Von deutscher Seite war der Einsatz des LT350 wohl wenig befriedigend!
Im Juni und Oktober 1942 wurden 41 bzw. 16 Stück verbraucht und im November 1942 setzte das KG100 zwölf He111 gegen einen großen Verband von 150 (!!!) Schiffen vor der algerischen Küste ein, wobei der Geschwaderkommodore solche Flüge als "sehr töricht und selbstmörderisch" bezeichnete.
Dann wurden 22 Ju 88 mit je drei solcher Waffen gegen den Hafen von Tripolis eingesetzt. Nur 4 Maschinen kehrten zurück und mit 60 abgeworfenen Geräten wurden - vermutlich ob der relativ geringen Sprengladung - 13 Dampfer beschädigt.
Im März und April 1943 wurden von den KG30, 54 und 77 nochmals 141 bzw. 117 Stück verbraucht.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Mario

das Problem war wohl der zielgenaue Abwurf dieser Konstruktionen. Gegen einen Konvoi wurden diese Minen ja weit vor den Schiffen ins Meer geworfen. Dabei konnten die Alliierten dies sicher oft beobachten und dann diesen Seeraum entsprechend meiden. So war es zumindestens im August 1942.

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