Flakturm

Begonnen von Hägar, 09 August 2020, 16:52:22

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Schlicktauer

Ja, leider habe ich mein eigenes Exemplar gerade selber verliehen.
Mittlerweile habe ich das Greve-Buch zweimal durchgeblättert und nix gefunden. Der einzige fotografische Nachweis eines Flak-Beobachtungsturms zeigt den Turm der Batterie Fortifikationsstraße (heute Freiligrathstraße), ehemals Marinesportanlage, Marinebad

Schlicktauer

Welchen Tiefgang hatte die Monte Pascoal?

halina

Moin Hägar ,

Zeige hier noch eine Arbeitsbühne mit der Gitter-Struktur auf einem Schwimmponton , gut zu
sehen die 3 Plattformen in verschiedener Höhe eingesetzt .
                                                                                                                 
                                                                                                 Gruss   Günter
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Hägar

Moin in die Runde der Interessierten und Beobachter

Kleiner Aufsatz gefällig?
Um die gesamte Szene zu illustrieren, hänge ich die beiden zusammengehörigen Bilder an: TANGANJIKA auf Liegeplatz H6, MONTE PASCOAL auf H7.

Franks Nachfrage zum Tiefgang ging offenbar in die Richtung, ob es bei zu großem Tiefgang überhaupt der Liegeplatz an der Südseite der Wiesbadenbrücke sein kann.
Nach Abert ging die PASCOAL 11,53 m tief. Für unseren Fall als Auflieger ist aber zu berücksichtigen, dass das Schiff praktisch leer war, kaum Öl oder Proviant etc.
Die Wasserlinie zeigt, dass das Schiff höher heraus liegt, so dass man vielleicht von 10,5 oder auch nur 10,0 m ausgehen mag. Auf jeden Fall passte es an den Liegeplatz H7, der mit 11,50 m ausgewiesen ist.

Diese Nachfrage hatte aber einen Anstoßeffekt, nämlich die Klärung, ob die Länge von H7 derjenigen von PASCOAL entspricht.
Da zeigte sich allerdings, dass PASCOAL nur 152 m maß, während die Liegeplatz-Länge irgendwas um 375 m aufwies.
Da das Schiff aber mit dem Vorsteven im Eck liegt, kann das Heck nicht gleichzeitig mit dem Ende der Wiesbadenbrücke abschließen – nur mal so als These.

Ergo:
> Meine angenommene Peillinie in #3 ist deutlich zu weit ostwärts gelegen, weil ohne Prüfung unterstellt war, dass der Liegeplatz nur ein Schiff aufnehmen könnte.
> Der Kai rechts von PASCOAL gehört nicht zur Gazellebrücke, sondern ist das freie Stück von H7.
> Der unbekannte Klinkerbau mit den drei Treppenhaus-Scharten und das links hervorragende Klinkergebäude stehen nicht an der Gazellebrücke, sondern auf der Wiesbadenbrücke.
   Die Klinkerbauten dürften die beiden Badehäuser ebenda sein, siehe unten Peillinien-Grafik.
> Entsprechend ist der Flakturm wohl auch auf der Wiesbadenbrücke zu lokalisieren, während das Risalit-Gebäude nahe der Gazellebrücke stehen müsste.

Bei näherem Hinsehen kommt noch etwas zur Geltung:
Oberhalb des Klinkerbaus ragt eine Flachpyramide hervor, die einen aufgemalten Kreis zeigt.
Bei gutem Willen lässt sich darin sogar ein Kreuz erkennen/erahnen, was imho das Marinelazarett identifiziert.
Dass es diese Kennung gab, belegt das Aufklärerbild vom 30.08.40, siehe unten.
Beachte nebenbei: Die Öltanks wurden durch helle quadratische Dachkonstruktionen camoufliert, mit welchen Täuschungseffekt, kann man sich fragen.
Als These könnte man aber auch aufstellen, dass mit der hellen Signatur das Rotkreuzzeichen in der Nachbarschaft 'nachgeahmt' werden sollte, man die Tanks also 'unter Rotkreuzschutz stellen' wollte – reines Gedankenspiel.

Von der Lazarett-Ident ausgehend, scheint sich auch das Mysterium des 'Risalit'-Baus zu klären: Es ist das Gebäude, das sich in der südöstlichen Ecke des Lazarettgeländes befindet, siehe Bild unten.
Es erweist sich damit auch, dass es kein Risalit im eigentlichen Sinne hat, sondern offenbar nur ein massiver Eckbau mit Halbpfeilern ist. Der Giebel in #1 rechts davon gehört zu einem dahinterliegenden Gebäude.
Mit dieser neuen Erkenntnislage findet man den Bau auch auf Franks Seite (https://www.kaiserlichemarine-wilhelmshaven.de/garnisonbauten/seefliegerstation/); unten der entsprechende Ausschnitt.

Bleibt der Einwand, dass man bei dieser Blickrichtung eigentlich die Öltanks sehen müsste.
Da wäre meine Interpretation schlicht die, dass sie im Sichtschatten der Klinkerbauten nicht sichtbar bzw. nicht identifizierbar sind.

Hoffe, dass damit das Verortungsrätsel gelöst ist.
Bleibt die Frage, seit und bis wann es diesen Flakturm gab, denn anscheinend gibt es dazu keine zitierbare Überlieferung oder Bildbelege, so mein Eindruck.

Sehe anderen Interpretationen mit Spannung entgegen.
Gruß – Hägar

P.S. an die Administratoren: Lässt sich das Thema 'Feuerschiff' in einen eigenen Thread legen?

t-geronimo

Zitat von: Hägar am 12 August 2020, 16:58:06
P.S. an die Administratoren: Lässt sich das Thema 'Feuerschiff' in einen eigenen Thread legen?

Klar doch.  :MG:

Mit dem Feuerschiff geht es (am Anfang aus technischen Gründen, weil sich der Zeitstempel immer durchsetzt, leicht durcheinander)
--/>/> hier
weiter.

:O/Y
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Schlicktauer

Moin Hägar,
ich habe/hatte in den letzten Tagen zwo Ideen zum Standort: die erste hast Du nun erstklassig dargestellt, wobei mir das ,,Risalit"-Gebäude immer noch Bauchschmerzen verursacht. Ich bin momentan auf der Suche nach richtig guten Fotografien dieses Marinelazarett-Verwaltungsgebäudes. In der Summe aber sind Zweifel nun wohl ausgeräumt.
Die Frage nach dem Tiefgang zielte zusätzlich zum Liegeplatz Wiesbadenbrücke darauf, ob das Schiff den Strombau- und Kohlenhafen entlangschippern konnte, denn ein weiterer Gedanke und somit 2. Idee war/ist, das es sich bei dem Gebäude um das noch heute, allerdings verändert stehende Speisehaus der Westwerft/UTO-Werft an der Emsstraße handelt (ergo die Kirchturmspitze eben gar keine), die Mastspitzen sind von Schiffen, die im Tirpitzhafen bzw. Westwerft liegen. Allerdings ist diese Idee nun durch den zu großen Tiefgang der Monte obsolet.
Eine faszinierende Aufnahme, die mich zur Verzweiflung getrieben hat.
Zum Turm habe ich leider auch nach wie vor nix gefunden.

Schlicktauer

Und wie ich gerade jetzt erst gesehen habe: auf dem Originalbild - Nr. 2 - sieht man am rechten Bildrand auch das Torpedolagerhaus.

Mönsch, wäre das gleich mitgepostet worden, wäre von Anfang an alles klar gewesen :-D

Schlicktauer

Angaben aus Greve: Die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven:

Stand 203 der Marineflakabteilung 262 - Kohlenzunge:
12.09.39 - 00.03.42 2 cm Flak 30 in Sockellafette
23.06.40 - 01.09.40 2 cm Flak 30 in Sockellafette
01.09.40 - 02.12.40 2 cm Flak 29
23.01.41 - 01.11.43 3,7 cm SK

Jabo

Ist ja immer spannend wie hier alle Puzzelteile zusammenfinden. Ich schmeiße da mal eine weiteres dazu.
Vielleicht gibt eine Aufnahme aus Gegenrichtung..... na schaut selbst. Aufnahme Juni 1945

Grüße
Jens-Michael
Y-Reisen: Wir buchen, Sie fluchen!

Arbeitsgruppe Luftfahrtarchäologie Niedersachsen
https://www.luftfahrtarchaeologie.de/

Hägar

Besten Dank, Jens-Michael, für Deine Schrägaufnahme.

Der Blick geht über den Bauhafen im Vordergrund (rechts die Docks I & II) zur Wiesbadenbrücke und hin bis zum Jadebusen.
Leider lässt sich aufgrund der Unschärfe nicht ausmachen, wer an der Bontebrücke-West, am Kopf der Wiesbadenbrücke und weiter rechts an H7 liegt.
Auch findet sich noch kein klares Anzeichen für die später dort in mehreren Päckchen vertäuten überlebenden Zerstörer und T-Boote.
Dafür ist das Flakgerüst deutlich zu erkennen, zum Zeitpunkt der Aufnahme am 07.06.45 vermutlich längst demilitarisiert.

Die Gelegenheit will ich noch nutzen, um unserem FMA-Kollegen Erling Skjold für die freundliche Bereitstellung der beiden Ursprungsbilder zu danken.

Gruß – Hägar

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