Nachlass entpuppt sich als Schatzkiste

Begonnen von jockel, 21 Mai 2025, 07:53:01

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jockel

Nachlass entpuppt sich als Schatzkiste – unbekanntes Material zu Alfred von Tirpitz im DSM entdeckt

(20.5.2025) Eine unscheinbare Kiste hat sich als historischer Schatz entpuppt: Im Archiv des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte wurde bislang unbekanntes Material zum Großadmiral Alfred von Tirpitz entdeckt. Fotos, Notizen und Drucke geben neue Einblicke in das Leben einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Kaiserlichen Marine – und überraschen selbst Fachleute.

Behutsam hebt DSM-Archivar Dr. Christian Ostersehlte das Schutzpapier an und legt historische Fotografien, handschriftliche Notizen und Drucke frei. ,,Der Nachlass umfasst Aufnahmen aus verschiedenen Lebensphasen Tirpitz'. Besonders spannend sind Fotos, die offenbar seine Zeit als Entwickler der Torpedowaffe dokumentieren", erklärt Ostersehlte.

Eine Aufnahme weckt besonderes Interesse: Sie zeigt Tirpitz offenbar gemeinsam mit Prinz Heinrich, dem Bruder des Kaisers. ,,Anscheinend begleitete er ihn 1902 bei einer Reise in die USA – das war mir bisher nicht bekannt", sagt Ostersehlte, der bereits im Studium mit Tirpitz' Biografie in Berührung kam und durch das Foto einen überraschenden Fakt erfuhr.

Die Materialien stammen aus dem Privatbesitz von Prof. Dr. Michael Epkenhans, einem renommierten Marinehistoriker, der den Nachlass bereits 2008 nutzte und mehrere Biografien über Tirpitz veröffentlichte. Als 2016 im Zuge der Neugestaltung der Kogge-Halle Informationen zu einem Schiffsmodell recherchiert wurden, inspizierte man den Inhalt der Kiste genauer und stieß auf den Schatz.

,,Nun ist die Forschung gefragt", so Ostersehlte. Die Archivalien müssen systematisch ausgewertet und teilweise restauriert werden. ,,Für Historikerinnen und Historiker, die zu Tirpitz arbeiten oder sich für die Marinegeschichte des Kaiserreichs interessieren, ist das Material ein echter Glücksfall."

Auch DSM-Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling sieht großes Potenzial: ,,Das Konzept unserer neuen Dauerausstellung im Scharoun-Bau sieht einen Schwerpunkt zum Ersten Weltkrieg vor. Die Geschichte der Kaiserlichen Marine und die Rolle von Tirpitz' Flottenpolitik werden dort unter anderem eine Rolle spielen." Ein Teil der neu entdeckten Materialien soll künftig in der Ausstellung zu sehen sein – vorausgesetzt, die Sanierung des Scharoun-Baus startet zeitnah. Die Direktorin hofft auf einen baldigen Baustart.

Schilling ist überzeugt: ,,Tirpitz bleibt eine Schlüsselfigur in der maritimen Geschichtsschreibung – und seine Dokumente werden das wissenschaftliche Interesse erneut entfachen." Der strategische Blick aufs Meer sei dabei nicht nur historisch, sondern auch heute hochaktuell.

Die Restaurierung des Nachlasses wird durch den Förderverein des DSM finanziell unterstützt.
Quelle:  --/>/> DSM

Gruß
Klaus

Urs Heßling

#1
moin,

Zitat von: jockel am 21 Mai 2025, 07:53:01Eine Aufnahme weckt besonderes Interesse: Sie zeigt Tirpitz offenbar gemeinsam mit Prinz Heinrich, dem Bruder des Kaisers. ,,Anscheinend begleitete er ihn 1902 bei einer Reise in die USA – das war mir bisher nicht bekannt", sagt Ostersehlte, der bereits im Studium mit Tirpitz' Biografie in Berührung kam und durch das Foto einen überraschenden Fakt erfuhr.
siehe auch Venezuela-Krise mit Zitat :
Der Chef des Admiralstabes Diederichs, das Auswärtige Amt und Reichskanzler Bernhard von Bülow versuchten zur Jahreswende 1901/1902, die Einwilligung Wilhelms II. für eine Ausweitung des militärischen Engagements in Richtung auf eine umfassende ,,Strafaktion" – bis hin zur Landung von Truppen – zu erhalten, waren damit aber zunächst nicht erfolgreich, da der Chef des Reichsmarineamts Tirpitz von einer Provokation der Vereinigten Staaten abriet.[24] Tirpitz war von Carl Schurz gewarnt worden, gemeinsam mit England in Venezuela vorzugehen. Es sei damit zu rechnen, dass England wegen der Monroe-Doktrin Deutschland später im Stich lassen werde.[25] In den ersten Monaten des Jahres 1902 deuteten britische Diplomaten in Berlin allerdings Interesse an einer gemeinsamen Aktion gegen Venezuela an.[26] Im September begannen Besprechungen über ein abgestimmtes Vorgehen, die im November während des Großbritannien-Besuchs des Kaisers abgeschlossen wurden.[27] Vorher hatte vom 23. Februar bis 11. März 1902 Prinz Heinrich von Preußen die Vereinigten Staaten besucht und versucht, die dortige Stimmung positiv zu beeinflussen. [Zitat Ende]


Zitat von: jockel am 21 Mai 2025, 07:53:01,,Das Konzept unserer neuen Dauerausstellung im Scharoun-Bau sieht einen Schwerpunkt zum Ersten Weltkrieg vor. ..."
Bernd !  :TU:)


Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

thomasfrank

Klaus, glauben Sie angesichts der unerwarteten Entdeckung in diesem Nachlass, dass es noch mehr übersehene Sammlungen in Privatbesitz oder weniger bekannte Archive geben könnte, die unser Verständnis der Geschichte der Kaiserlichen Marine verändern könnten?

beck.Schulte

#3
Wer sich etwas intensiver mit dem Kaiserlichen Deutschland und im Besonderem mit deren Marine beschäftigt fragt sich, was dann noch im Falle Tirpitz zu klären wäre.  Herr Epkenhans als staatlich alimentierter Historiker und einer der letzten ,,Fischerianer" hat wesentliches aus dem Nachlass veröffentlicht. Es sind in den letzten 20 Jahren reichlich deutsche und angelsächsische Veröffentlichen zum Thema erschienen, was fehlt den noch? . Als wer der das DSM seit den Tagen des Herrn Schlechtriems recht gut kennt, sehe ich der angedrohten musealen Ausstellung ( einige Fotos, ein wenig Papier) illusionslos entgegen, falls ich es überhaupt noch erleben sollte. Ob dann wer bei seiner Master-Arbeit weltbewegendes entdeckten wird, schauen wir mal.  8-)

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