FuMB vs. UK

Begonnen von Hägar, 22 Oktober 2023, 12:36:30

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Hägar

Moin in die Runde

Kürzlich fand ich den anhängenden Eintrag im KTB von Z33, 22.10.1944.
Bisher ging ich immer davon aus, dass es einen deutlichen frequenztechnischen Unterschied zwischen FuMB und UK gab.
War das nicht so?

Gruß - Hägar

olpe

#1
Hallo,
... ein interessanter Fund und interessante Fragestellung.
M.W. war "Z 33" mit einem FuMB "Tunis" eingerüstet, mit welcher Empfängermodifikation ist mir aber nicht bekannt (FuMB 24 Cuba Ia "Fliege" und/oder FuMB 25 "Mücke"). Der Wellenbereich lag bei 3 cm ("Mücke") und bei 8 bis 15 cm ("Fliege"). Dieses entspricht Frequenzen von ca. 10 GHz sowie 3,75 bis 2 GHz. Funkfrequenzen des normalen Funk-Nachrichtenverkehrs liegen allerdings deutlich niedriger.

Als Möglichkeiten einer Erklärung des genannten Phänomens kommen sowohl Einstreuungen von Funksignalen durch mangelhafte Einhaltung der Montagevorschriften der Decksgeräte, Beschädigungen von Erdungsleitungen aber auch Oberwellen der Funksignale in Frage, die den Weg über die Antennenleitung zum Empfänger finden. Im link zur pdf des FuMB 26 ist auf Seite 8 C. Betrieb der Anlage ... Unterpunkt c) vermerkt: "Schlechte Erdung oder unterbrochene Abschirmung ergibt Störungen durch Rundfunksender usw."
--/>/> "Vorläufige Beschreibung des Funkmeßbeobachtungsgerätes FuMB 26 (Anlage "Tunis"), Q: cdvandt.org

Die Männer im Funkschapp auf "Z 33" hätten bestimmt lieber 'Lili Marleen' als Ein- und Zerstreuung vernommen als russischen Funkverkehr ... :O/Y  ...

Grüsse
OLPE

Hägar

Alle Achtung, Olpe,
solche zwei Zeilen muss man erst mal finden, chapeau.
Das Störungsphänomen scheint es wohl des öfteren gegeben zu haben, sonst hätte es vermutlich kaum den Weg als Warnung in eine Gerätebeschreibung gefunden.

Was ist Deine Quelle für die FuMB-Ausstattung von Z33?

Gruß - Hägar

olpe

#3
Hallo,
Zitat von: Hägar am 29 Oktober 2023, 17:46:27Alle Achtung, Olpe,
solche zwei Zeilen muss man erst mal finden, chapeau.
... :MG: ...

Zitat von: Hägar am 29 Oktober 2023, 17:46:27Das Störungsphänomen scheint es wohl des öfteren gegeben zu haben, sonst hätte es vermutlich kaum den Weg als Warnung in eine Gerätebeschreibung gefunden.
... ja, das sehe ich auch so. Es kamen Frequenzen durch, die da nicht reingehörten ... Möglichkeiten gäbe es einige: Montagemängel, die unten im post bereits genannte Erdung bzw. Abschirmung, ein (zufälliger) Resonanzkreis, Filterprobleme oder gar systemische Schwächen der Gerätefamilie ...

Zitat von: Hägar am 29 Oktober 2023, 17:46:27Was ist Deine Quelle für die FuMB-Ausstattung von Z33?
... mein Blick fiel auf
--/>/> wikide, rechts unten bei ,Schiffsdaten'
--/>/> wikien, Nr. [6] im Text, diese führt zur Fußnote 6: ,,Koop & Schmolke" (2014) p.40

(Anm.: über das genannte Buch verfüge ich nicht in meinem Bestand ... vielleicht kann ein Forummitglied weiterhelfen und mal nachsehen ...)

,,Z 33" ist ja als Kriegsbeute der UdSSR zugesprochen worden und als ,,PROVORNYY" (,,ПРОВОРНЫЙ") in Dienst der Baltischen Flotte gekommen. Leider habe ich (noch) keinen speziellen Hinweis auf FuMO und FuMB gefunden. Hier ein Bild des Schiffes am 15. Januar 1946 in Wilhelmshaven vor der Überführung nach Libau. Leider sind nur wenige Details zu erkennen ...

(Q Link: navsource.narod.ru)


Grüsse
OLPE

Kaschube_29

Moin,

im Buch von Koop / Schmolke "Die deutschen Zerstörer 1935 - 1945" (Bonn 1995) ist auf Seite 36 zu den Funkmeßanlagen der "Z 33" angegeben worden:

"Z 33 besaß eine FuMB-31-Antenne, eine FuMB-4-Antenne PALAU und eine FuMB-4- oder FuMB-9- oder FuMB-10-Antenne plus einer FuMZ-6-Anlage. ..."

"Z 33 hatte u. a. im Masttopp eine FuMB-3-Antenne BALI und eine FuMB-26-Antenne TUNIS. Auf der Brücke saß eine FuMB-6-Antenne PALAU und dort befanden sich auch FuMB-4-Antennen SUMATRA."


Soweit die Angaben zur Ausrüstung der  Z 33.


Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

smutje505


olpe

#6
Hallo,
... danke an Axel und Hartmut für die Infos und die Bilder ... top  :MG: ...

Die FuMO-Antenne auf Z 33 (möglicherweise in den norwegischen Fjorden ankernd?) ist optisch auffallend - gelinde formuliert. Hat hier die Zensur seine Hand im Spiel, war da ein Vorsatzrahmen als Tarnung vor dem Spiegel, handelte sich um eine Vorgängerantenne (FuMO 21 an Stelle des späteren FuMO 24? ... die Abmaße deuten darauf hin ...). Die eher diagonal verlaufenden Verstrebungen sind in der Historie der Funkmeßgeräte eher selten oder nicht zu finden ...
Hierzu ein kleiner Blick in die Radargerätedatei von "radartutorial.eu":
--/>/> historische Radarantennen "Strahlergruppen vor gemeinsamen Gitterreflektor" 

Soweit.
Grüsse
OLPE
 

olpe

#7
Hallo,
Zitat von: olpe am 31 Oktober 2023, 11:47:39Die FuMO-Antenne auf Z 33 (möglicherweise in den norwegischen Fjorden ankernd?) ist optisch auffallend ...
... nach einem Austausch mit Reinhard (@Hägar) kann folgendes ergänzt werden:
  • "Z 33" liegt auf dem Bild in post #6 möglicherweise im Kaafjord oder Kvenvik bei Alta
  • Der Zerstörer war offensichtlich noch mit einem FuMO 21 eingerüstet
  • die hellen Verstrebungen des Antennenspiegels können von der Sonneneinstrahlung herrühren. Augenscheinlich ist die Antenne nach achtern gedreht. Die Streben an der Rückseite der ,,Matratze" zeigen in der Tat diagonal verlaufende Versteifungen ...

Unten ein vertiefendes Bild vom FuMO 21 auf ,,DD 935" ex. ,,T 35" im August 1945 in Boston mit Blick auf die Rückseite der Antenne
(Q Bild: history.navy.mil - NHHC) - (vollständigen link ergänzt)

Zitat von: Kaschube_29 am 30 Oktober 2023, 18:31:01"Z 33 hatte u. a. im Masttopp eine FuMB-3-Antenne BALI und eine FuMB-26-Antenne TUNIS. Auf der Brücke saß eine FuMB-6-Antenne PALAU und dort befanden sich auch FuMB-4-Antennen SUMATRA."
... zur Veranschaulichung der Anordnung einzelner Gerätschaften am vorderen Mast von "Z-33" unten eine Abbildung mit Erläuterungen:
(Q Bild: history.navy.mil - NHHC) - (vollständigen link ergänzt)

Soweit.
Grüsse
OLPE

Gabler

#8
Was ich mitterweile angelesen habe:

Bei der NVK-Versuchsstelle Boulogne (Dr. Bode) wurden gegnerische Funkmessanlagen auf Schiffen und Flugzeugen ab 1941 im Dezimeterwellenbereich zwischen 1,30m und 1,70m festgestellt. Zudem wurde gegnerischer Sprechfunk auf grob ca. 2,10m bis 2,70m beobachtet. Im Zuge der Gegenmaßnahmen gegen britisches Funkmess nach der Bismarck-Unternehmung wurde zunächst ein Beobachtungsgerät gegen Funkmess zwischen etwa 50cm und 200cm gefordert. Die ersten breitbandigen Antennenanlagen (Timor, Sumatra) hatten dann aber einen Empfangsbereich von 75cm bis 3,00m (400MHz-100MHz). Damit konnten also sowohl Funkmess- als auch Funksprechsignale empfangen werden. Da es offenbar keine geeigneten Empfänger für diesen Bereich gab, wurde von Rohde und Schwarz in München ein Empfangsgerät komplett neu entwickelt mit einem Bereich von ca. 64cm bis 3,33m (470MHz - 90MHz). Für diese Entwicklung mußte etwa ein Jahr veranschlagt werden.

In der Zwischenzeit griff man auf Geräte von den französischen Herstellern Metox, Grandin und Sadir zurück. Der Metox-Empfänger R 600 hatte einen Empfangsbereich von 65cm bis 2,65m (484MGHz-113MHz). Das reichte offenbar nicht, um den Sprechfunkverkehr vollständig abzudecken, daher nahm man noch einen zweiten Empfänger an Bord, den Metox R 203 mit einem Empfangsbereich soweit ich mich recht entsinne von ca. 1,88m bis 5,00m. Das Gerät R 600 bekam später die Marinebezeichnung FuMB 1, das R 203 hingegen bekam keine solche Bezeichnung, da es streng genommen kein Funkmessbeobachtungsgerät sondern ein Funksprechempfangsgerät war. Aus diesem Grunde wird es in den Funkmess-Ausstattungslisten häufig nicht erwähnt, es wurden jedoch soweit mir bekannt, anfänglich beide Geräte den Schiffen mitgegeben. Man erfährt das manchmal nur zufällig bei Eintragungen in das KTB oder speziellen Berichten.

Nach der Fertigentwicklung des Rohde&Schwarz-Gerätes im April 1942 wurde dieses Gerät als FuMB 4 Samos den Einheiten eigentlich als Nachfolger der Metox-Geräte an Bord gegeben, zumindest aber das R 203 blieb offenbar noch weiter an Bord, um zukünftig  zwei Empfänger, einen gegen Funkmess und einen gegen Funksprech zur Verfügung zu haben.

Sowohl nach den Bildern als auch den Beschreibungen der Literatur in diesem Faden (wobei die Beschreibungen von Koop/Schmolke konfus und teilweise falsch bezeichnet sind), hatte Z 33 zumindest äußerlich erkennbar diverse Sumatra-Antennen (FuMBAnt 4), ggf. vorn auch eine mglw. fest montierte Palau-Antenne (FuMBAnt 6) an Bord. Außerdem soll eine Bali-Antenne auf dem Masttop montiert gewesen sein, was sehr plausibel ist, sollten doch auf jeder Einheit zwei vollständige Anlagen für den Rundsuch- und für den Peilbetrieb vorhanden sein.

Die Bali-Antenne erfasste den kompletten 360°-Horizont, man konnte mit ihr jedoch keine Peilung vornehmen, sie war ein reines Warngerät und wurde für den Rundsuchbetrieb eingesetzt. Die Sumatra-Antennen waren in der Regel zu drei oder vier Stück nach vorn, zur Seite und nach achtern montiert. Sie hatten einen Erfassungswinkel von jeweils etwa 100° und konnten daher zumindest für eine grobe Peilung verwendet werden, daher auch der Begriff "Grobpeilanlage". Allerdings mußten die Antennen permanent durchgeschalten werden, weil es nur einen Antennenanschluß an den Empfängern gab und vor allem, um herauszufinden, auf welcher Antenne ein mögliches Signal empfangen wurde. Außerdem konnte die Polarisation beider Antennenanlagen über einen Polarisationsschalter gewechselt werden.

Nun haben wir alle Zutaten zusammen und können uns die KTB-Eintragung nochmals ansehen: FuMB, 30-330° und Sprechfunk sind die drei Informationen, die wir mit der Funkmess-Ausstattung von Z33 und deren Möglichkeiten kombinieren müssen: FuMB ist klar, der Empfang erfolgte über die FuMB-Anlage und nicht über normalen (Rund-)Funkempfänger, der gewiß auch an Bord war. Die Angabe der Peilung war nur mit der Grobpeilanlage möglich, also über die Sumatra- bzw. die Palau-Antennen, der Empfangsbereich für den Sprechfunk konnte mit dem R 203 oder dem FuMB 4 Samos empfangen werden, je nachdem, was an Bord und angeschlossen war.

Was den Peilbereich angeht, so nehme ich an, daß dieser unüblicherweise linksweisend angegeben ist, also von 30° steuerbord nach backbord 330°, das wäre ein Bereich von 60° voraus. Andernfalls wären die Signale in einem weiten Peilbereich von 300° von achtern empfangen worden, das erscheint mir unplausibel. Dann müßte der Russensender schon direkt hinter ihnen gestanden haben. Der gegenüber dem eigentlichen Peilbereich der Sumatra-Antennen von 100° geringere Peilwert wurde eingegrenzt durch Durchschalten der angrenzenden Antennen. Offenbar konnten auf diesen keine Signale empfangen werden und so konnte man den Peilbereich des Sprechfunks auf besagte 60° eingrenzen. Sie haben schon gewußt mit ihren Geräten umzugehen.

So, jetzt Wochenende ;-)

Gabler

Jetzt habe ich doch noch was vergessen:

Gut möglich, daß der Sprechfunk zunächst mit dem R 203 oder dem Samos-Gerät über die Bali-Antenne empfangen wurde und der Empfänger zur Peilung an die Sumatra-Anlage umgeschalten wurde, das war ein übliches Prozedere. Sicherlich war auch ein Wellenanzeiger (WanZ) an Bord, also das Hagenuk-Gerät FuMB 9. Nur konnte damit kein Sprechfunk empfangen werden, das war ein optisches Gerät...

Thoddy

Auf
T1022 2295\PG34626 kann man was zu Funkmessbeobachtung Stand Mitte 1941 finden
ebenfalls welche Funkmess Geräte auf Schiffen mit Feinpeilung ausgerüstet sind
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Impressum & Datenschutzerklärung