Untergang des Zerstörers Hereward

Begonnen von Thomas, 17 Juli 2006, 12:21:17

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Thomas

Hallo,

nach Shores (???) soll die Versenkung der Hereward am 29.5.1941 wie folgt abgelaufen sein:
Der Zerstörer hatte ca 400 Mann im Rahmen der Räumung der Insel Kreta an Bord und wurde nach dem Auslaufen eines Konvoi von Stukas der StG 2 getroffen. Das Schiff fiel aus dem Verband zurück und wurde bei einem weiteren Angriff (LG 1?) versenkt.

Die Schiffsbrüchigen wurden von italienischen MTBs aufgenommen. Während der Rettungsaktion soll ein italienisches Flugrettungsboot in niedriger Höhe über der Bergungsaktion Schleifen geflogen sein, um den Bordwaffenbeschuss der im Wasser treibenden britischen Soldaten durch die deutschen Stukas zu verhindern. Roskill und Playfair schreiben nichts dazu.

Ist so etwas möglich? Ich hätte da erhebliche Zweifel. Sind solche Vorfälle im Mittelmeer-Luft-/Seekrieg dokumentiert?
Hat jemand eine deutsche Darstellung der Luftangriffe auf die DD Hereward?

Vielen Dank im voraus.
Grüße
Thomas

http://post.queensu.ca/cgi-bin/listserv/wa?A2=ind0602&L=marhst-l&P=78678

t-geronimo

Hier findest Du mitten im Text irgendwo den Bericht eines Überlebenden, der den Untergang beschreibt.
Auf die Rettung geht er nur insofern ein, daß er sagt, das eben, wie Du schon schriebst, viele Überlebende durch die italienische Marine gerettet wurden.
Ich könnte mir aber vorstellen, das ein (versuchter) Bordwaffenbeschuß der Schiffbrüchigen durchaus erwähnt worden wäre:

http://www.ww2australia.gov.au/greatrisk/greatrisk12.html

Auch ansonsten habe ich nichts über einen Beschuß gefunden, aber meine Bücherei ist da noch etwas dünn...  :|
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Peter K.

HMS HEREWARD (Lt. W.J. Munn) wurde am 29.05.1941 morgens auf Position 35°20N, 26°20E nördlich von Plaka, Kreta, von Ju 87 der III. Gruppe des Sturzkampfgeschwaders 2 (Hptm. H. Brückner) versenkt.

Überlebende wurden angeblich auch von einem italienischen Torpedoboot geborgen, und die Geschichte mit dem italienischen Rot-Kreuz-Flugzeug findet sich auch hier:
http://members.ozemail.com.au/~tperrott/george.htm
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Thomas

Hallo,

Dank an euch Beide!
Neu ist aus dem link, dass auch Bomben gefallen sein sollen.
In meinem link wird behauptet, dass Beschießen von Schiffbrüchigen sei vor Kreta gängige Praxis gewesen, allerdings findet sich nichts in den "halboffiziellen" HMSO-Werken. Umgekehrt argumentierend würde ich mal unterstellen, dass so etwas mit ziemlicher Sicherheit erwähnt würde.
Außerdem wäre die Aktion direkt vor der kretischen Küste ziemlich sinnlos, da die Hereward ohnehin aus dem Verband zurück geblieben war.

Ist das nun Legende oder Realität oder Irrtum der im Wasser Treibenden, soweit Angriffe auf das sinkende Schiff fortgesetzt worden sind?
In Foren wird so etwas jedenfalls ungeprüft weiter zitiert.

Grüße
Thomas

t-geronimo

In Peter Padfield "Der U-Boot-Krieg 1939-45" wird noch erwähnt, daß das britische U-Boot Torbay unter Lt. Cmd. Anthony Miers am 09.07.1941 nach der Versenkung eines Schiffes auf die Schiffbrüchigen deutschen Soldaten geschossen hat.
Miers wurde dafür nach vollendeter Feindfahrt von seinen Vorgesetztennicht nur nicht gerügt, sondern sogar belobigt.
Padfield vermutet, daß dies deshalb geschehen sein könnte, weil zuvor in der Schlacht um Kreta britische Schiffbrüchige von deutschen Stukas beschossen worden sind. Allerdings schreibt er leider nicht, bei welcher Gelegenheit dies geschah, ob also der Hereward-Fall gemeint ist oder nicht.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Thomas

Hallo Thorsten,

da spricht dann mehr dafür, dass so etwas vorgekommen ist. Bemerkenswert, dass in der deutschen Literatur dazu überhaupt nichts zu finden ist.

Grüße
Thomas

t-geronimo

Tja, zum Thema Mittelmeer habe ich noch nicht viel... :|
Aber bald (Winter).  :lol:

Aber der Peter, der hat bestimmt dt. Literatur... :-D
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Thomas

Hallo,

den Prien, Jagdgeschwader 77, habe ich inzwischen auch durchgeflöht - keine Hinweise.
Berichtet wird von den zahllosen JaBo-Angriffen vom 20.5.-30.5.1941 der II. und III./JG 77 auf britische Kriegschiffe, später verstärkt durch eine Gruppe JG 52. Die Angriffe wurden zumeist im Sturzflug geflogen, aufgrund der (aus Sicht der Piloten) starken Flakabwehr.
Am 29.5. findet sich nur der Hinweis, das zu diesem Tag wenige Details bekannt wären. Zu den anderen Tage gab es eine Reihe von Angriffsberichten der Piloten.
Das JG 77 hatte ich etwas in Verdacht, weil ich mir solche Aktionen bei den lahmen Ju87 kaum vorstellen konnte.

Grüße
Thomas

t-geronimo

*maldenStaubwegpust*   :MZ:




So, nun habe ich mich an diesen etwas ältere Thema erinnert und nochmal ein wenig geschaut.

Weder in Green/Massignani "The naval war in the Mediterranean 1940-1943" noch in David A. Thomas "Crete - The Battle at Sea" wird etwas davon gesagt, daß nach dem Untergang von Hereward Schiffbrüchige mit Bordwaffen beschoßen worden sind.
Was nicht heißt, daß es auf keinen Fall passiert sein kann.

Aber bei Thomas und in Ken Otter "HMS Gloucester - The untold story" wird beschrieben, wie beim Untergang des Kreuzers am 22.5.1941 vor Kreta die Schiffbrüchigen einige Male mit Bordwaffen beschoßen wurden.
Otter zitiert dabei einigen Aussagen von Überlebenden.
Er meint, daß die Ursache ein deutscher Geleitzug, bestehend aus 20-25 "caiques" (sind das Motorsegelschiffe? Kapazität ca. 100 Soldaten!), gewesen sein könnte. Dieser Konvoi konnte etwa 4 Knoten laufen und wurde nur vom italienischen Torpedoboot Lupo geschützt.
Die britische Force D griff diesen Verband in der Nacht vor der Versenkung von HMS Gloucester mit 3 Leichten Kreuzern und 4 Zerstörern an und versenkte den Großteil der Schiffe (griechische Zwangs-Besatzung und deutsche Truppen), obwohl teilweise versucht wurde, weiße Flaggen oder Tücher zu zeigen. Lupo wehrte sich äußerst tapfer gegen die Übermacht und konnte trotz 18 direkter Treffer schwer beschädigt entkommen. Ihr ist es hauptsächlich zu verdanken, daß von 2331 deutschen Soldaten nur 297 (Green/Massignani) bzw. 324 (Thomas) ums Leben kamen. Bei einer sehr schnell einsetzenden Luft- und See-Rettungsaktion konnte der Rest gerettet werden.

Dabei gibt es auch Aussagen deutscher Soldaten, daß sie im Wasser treibend von den britischen Schiffen mit Maschinenwaffen auf 200m Entfernung beschoßen wurden. Auch soll ein Kreuzer immer wieder feuernd durch die Überlebenden gefahren sein und dabei viele Soldaten mit den Schrauben getötet haben.
Dazu muß gesagt werden, das Krieg nun mal mitunter häßlichstes Töten beinhaltet. Hier wurde eine Invasionsflotte abgewehrt, die letzendlich auch zum Töten unterwegs war, und beim Versuch, möglichst viele dieser caiques zu zerstören, konnten die britischen Schiffe wohl kaum Slalom um die im Wasser treibenden fahren, während die Schlacht noch lief. Und unter totalem Zeitdruck, weil man ab Sonnenaufgang wieder unter massiven Luftangriffen stehen würde.
Daß die Überlebenden dieses anders empfunden haben, kann man sich natürlich auch vorstellen.

Diese Aussagen sollen dann jedenfalls zu den Piloten gelangt sein, die Gloucester am nächsten Nachmittag angegriffen und versenkt haben. Das diese dadurch nicht milder gestimmt wurden, kann man sich natürlich auch vorstellen.

Krieg ist eben häßlich.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

TD

Habe hier gerade einige Berichte dieser Segler im Unternehmen MERKUR.

Nach den meisten Aussagen wurden wohl die Schiffe sehr stark zusammen geschossen und keine Rücksicht auf die von Bord gehenden Besatzungen und Truppen genommen.

Trotz Nachfragen bei den Verhören wird hier aber gesagt das die an Land schwimmende Soldaten nicht beschossen wurden wenn nicht durch Weitschüße der Einheiten über Ziel hinaus.

Die Unterwasserstreitkräfte vernichteten bewußt die deutsche Teilschiffsbesatzung und die deutschen Fahrgäste, die griechische Restschiffsbesatzung blieb verschont.



Hat übrigens Jemand eine Aufstellung der Schiffe der Seestafeln bei Merkur und der Herhunft und Verbleib.

Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Peter K.

Darüber bin ich gerade wieder ´mal gestolpert:

http://niehorster.orbat.com/019_italy/41-05-20/convoys.html

... aber leider auch nichts über die beiden relevanten Konvois!  :|
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Impressum & Datenschutzerklärung