Annäherungszünder

Begonnen von Thomas, 11 Januar 2008, 12:46:15

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Thomas

Hallo,

hat jemand Informationen oder eine Buchempfehlung zu folgendem:
Die USA sollen im Zweiten Weltkrieg als einzige Nation Annäherungszünder für Flakgranaten gehabt haben. Diese sollen nur bei der Marine eingesetzt worden sein, um die Bergung von Granatenresten und damit die Kopie der Entwicklung zu verhindern. Lieferungen sollen auch nach England wegen der V1 erfolgt sein.

Stimmt das? Wenn ja, wie wurde da im Gefecht bei der US-Marine die Verteilung zu den Zeitzündern vorgenommen, oder wurde nur mit Annäherungszündern geschossen? Und für welche Kaliber wurde das verwendet?

Ursache der Frage:
http://de.wikipedia.org/wiki/Flugabwehrkanone


Vielen Dank im voraus und Grüße, bin erstmal eine Woche weg.
Thomas

Lutscha

Erstmal kannste hier nachlesen: http://www.navweaps.com/index_tech/tech-075.htm

Ansonsten gabs dazu afair zig Streitereien bei Warships1, ob nun die Engländer oder die Amis das ding entwickelt haben.
Kernpunkt war irgendwie, dass die Engländer die Theorie hatten, es aber nicht produktionstechnisch umsetzen konnten, was dann die Amis taten.

Es wurden nicht ausschliesslich VT-Fuses benutzt, weil es nicht genug gab, ab 7,6cm Kaliber waren sie möglich, gabs aber afaik nur für die 12,7er. (bei USN)
Das ist ja barer Unsinn, wenn das stimmen würde, hätten SIE ja recht!

Typisch deutsche Argumentationsweise.

t-geronimo

Ich meine auch, in einem der Morison-Bände zur Geschichte der US Navy wurde dazu mal einiges geschrieben, weiß aber nicht mehr, in welchem.
Auf alle Fälle wurden mit den Annäherungszündern die Abschußquoten wohl deutlich erhöht.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Kuestenjaeger

Wenn aber die Briten diese auch eingesetzt haben,dann wäre etwaige Blindgänger doch auch an Land zu finden gewesen.
Die Batterien standen ja nunmal nicht alle am Wasser.
Und da es ja nun mal doch einige Agenten gab,wäre man trotzdem Gefahr gelaufen,das es doch nach Deutschland gelangt wäre.
Oder hört sich das jetzt zu konstruiert an? :MV:


Big A

Meines Wissens wurden diese Granaten  bei der Schlacht um Bougainville in den Salomonen zum ersten Mal eingesetzt  Und zwar sowohl von oben nach unten (Bomben mit Annäherungszünder, wirksam gegen weiche Ziele) als auch von unten nach oben, eben Flak-Granaten, die mit Zeitzünder- Munition (VT-Fuses) gemischt verschossen wurden, wobei die VTs meist beim Sperrschießen beviorzug wurden, während die Annäherungszünder eher zum Einsatz kamen, "wenn es eng wurde"
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

delcyros

Annäherungszünder wurden von vielen Nationen im WK 2 entwickelt. Weite Verbeitung als AAA bekamen aber nur die US 5"/38 mit VT- Zünder.
Als SAM und AAM waren Annäherungszünder bei der Luftwaffe in Produktion.

delcyros

Eine Übersicht der dt. Annäherungszünder (nicht komplett) und deren Funktionsweise:

BAD,  akustisch, entwickelt vom Graf Zeppelin Institut

ELKU (elektro-akustisch), im Zusammenhang mit PABLITZ entwickelt

FUCHS, funkmeßgesteuert, entwickelt von AEG Berlin, vorgesehen für Hs-117, Hs-298 und andere Lenkflugkörper

ISEGRIMM, elektromagnetisch, entwickelt vom Orlich Institut, Danzig.

KAKADU, aktiv funkmeßgesteuert und entwickelt von Donauländische GmbH, Wien. etwa 3,000 wurden für die Hs-293- produziert. Nutzt den Doppler Effekt.

KRANICH, akustisch von Ruhrstahl AG, Brackwerde. War zeitweise zur Massenproduktion vorgesehen.

KUGELBLITZ, aktiv funkmeßgesteuert von Patent Verwertungs Gesellschaft, Salzburg.
Entwickelt für Boden-Luft Lenkraketen (Rheintochter). Nutzt Doppler-Effekt. Kleine Serie.

KUHGLOCKE, passiv electrostatisch (Glimmröhrenzündung) von Rhinemetall-Borsig. Vorgesehen für Raketen. Nur Prototypen

KUHGLÖCKCHEN, kleinere Version der KUHGLOCKE für FLAK 88-128mm, Serienproduktion vorgesehen ab März 1945, kriegsbedingt nicht durchgeführt.

Zitat

The fuse was based on electrostatic principles.

The circuitry of the German fuse is not precisely known to me as I do
not have the schematics however the details are in allied files refred
to I do not have a circuit layout drawing.  It is known that the nose
of the shell was electrically insulated and isolated from the rest of
the shell.  It was built by the company Rheinmetall. The program was
halted in 1940 then restarted in early 1944 and then terminated again
due to being over run by the allies at the point that it was ready for
production.

Initial fuse testing demonstrated a sensitivity of 1-2 meters and a
reliability of 80% when fired against a metal cable target.   A circuit
adjustment yielded an increase to 3-4 meters and a reliability of close
to 95%.

Further work showed a 10-15 meter sensitivity.   This was with 88mm
canon shells.  The shell to all intents and purposes ready for
production.

Capacitance based fuses became highly developed after the second world
war due to their high resistance against jamming techniques.

It is unlikely that the shell could have been easily degraded by
jamming or chaff.

I can speculate as to several ways that this might work.   It is
referred to as a "influenz zunder" based in electrostatic
principles.

Method 1:  Bridge Cicuit.   The shells external capacitance is made
part of a bridge circuite with an internal reference capacitor in the
other arm.  Any disturbance caused by an large  object such as an
aircraft would cause a current to flow across the bridge that would be
amplified.

Method 2:  QT or charge transfer methods.  A high speed vibrating
contact charges the shell and then discharges it into a known
capacitance which is then measured.

Method 3: making the shell body part of a resonant circuit and
detecting frequency changes.

I can not find the precise reason for the abandonment of the work in
1940 however it probably relates to the 'fuhrer befehle' or fuhrer
directive that with few exceptions all work that could not be put into
production within 6 months were to be terminated to increase resources
for those that could (in order to support operation Barborosa).   It
was at this time that the Germans also abandoned their magnetron and
microwave development teams and programs.  Many programs suffered
severely due to this; something that was to have far reaching
consequences for the German war effort.

References are "Truth About the Wunderwaffen" by Igor Witowski who
cites "Proximity Fuse Development - Rheinmettal Borsig A.G.
Mullhausen.  CIOS report ITEM nos 3 file nos XXVI -1 (1945)

LOTTE, infrarot für eine unbekannte Lenkrate- Entwicklung abgebrochen.

MARABU, aktiv funkmeßgesteuert von Siemens-Halske unter Entwicklungsauftrag von Rheinmetall AG.
Entwickelt für Hs-117, Hs-298, Rheintochter und Wasserfall Boden-Luft-Lenkraketen. Kleine Serienfertigung zu Demonstrationszwecken.

MARDER,  funkmeßgesteuert vom Orlich Institut, Danzig. Parallelentwicklung zu ISEGRIMM.

MEISE, akustisch von Neumann & Borm, Berlin.

PABLITZ, Infrarot von Elektro-akustisches Institut, Namslau, später Kiel.
A.K.A. "ELKU". Entwickelt für Hs-117 and Wasserfall Boden-Luft-Lenkraketen. Kleine Serie zu Testzwecken.

PINSCHER, aktiv funkmeßgesteuert von Orlich Institut, Danzig. 5 Prototypen.

PISTOLE,  photo-elektrisch, im Zusammenhang mit WASSERMAUS von AEG entwickelt.

ROULETTE, infrarot von Brickmann, Gera.

STIMMGABEL, Akustisch vom Graf Zeppelin Institut. Entwickelt für Fallschirmverzögerte Bomben zum Abwurf über Bomberströme. Getestet, Entwicklung abgebrochen.

TRICHTER, funkgesteuert von Blaupunkt. Serienfertigung, ab feb. 1945 in der Einsatzerprobung.

WASSERMAUS, photo-elektrisch, entwickelt für die C2W10 Wasserfall Boden-Luft-Lenkrakete.

WIESEL, aktiv funkmeßgesteuert vom Orlich Institute, Danzig.

ZÜNDER-19, entwickelt für SC-250kg Bomben von Rheinmetall-Borsig. Begonnen 1937, abgebrochen 1943. Produktion bis 1944 fortgesetzt.

UNBEKANNTER KODE, ein passiver Annäherungszünder für die ungelenkten R4M Luft-Luft-Raketen (Me-262, Fw-190, Me-410).

Grüße,
Delc

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