zwei techn. Fragen zum U-Boot-Krieg

Begonnen von Mario, 20 August 2008, 19:00:37

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Mario

Ob im Film DAS BOOT, oder in diversen Büchern. Immer wieder liest man von Aussenbordverschlüssen in den Booten. Im Film schiessen diese Teile sogar gefährlich durch den Bootskörper.
Um was genau handelt es sich dabei im techn. Sinne ? Welche genaue Funktion haben diese bauteile ?

Zur zweiten Frage. Die Funker konnten an ihren Gruppenhorchgeräten, kurz GHG genannt, die Umdrehungen der Schiffsschrauben mitzählen und dadurch deren Geschwindigkeit ermitteln. Ist dies wirklich möglich ? Immerhin hängt die Geschwindigkeit doch auch von der Form des Rumpfes, dessen Größe und anderer Faktoren ab.

Peter Strasser

Schiffstechnisch betrachtet sind Aussenbordverschlüsse alle mechanischen Verriegelungen, die das Schiffs-/Bootsinnere (dazu gehören auch die innenliegenden Schiffssysteme, selbst wenn sie mit Flüssigkeiten gefüllt sind) von der Außenwelt trennen und die dazu gedacht sind eine Ventilfunktion wahrzunehmen. Also so ziemlich alles vom Turmluk bis zum Abortwasserventil.

Big A

ZitatZur zweiten Frage. Die Funker konnten an ihren Gruppenhorchgeräten, kurz GHG genannt, die Umdrehungen der Schiffsschrauben mitzählen und dadurch deren Geschwindigkeit ermitteln. Ist dies wirklich möglich ? Immerhin hängt die Geschwindigkeit doch auch von der Form des Rumpfes, dessen Größe und anderer Faktoren ab.
Anhand der Geräusche können Anzahl und Drehzahl der Schrauben festgestellt werden. Es gab Tabellen (geschätzte Werte) bei welcher Drehzahl welche Fahrtstufe anliegt. Ausserdem kann man anhand der Auswanderung der Geräusche die Geschwindigkeit schätzen.
Mit der heutigen Elektronik ist das natürlich alles deutlich einfacher (Geräuschanalyse und Fahrt-/Lagenbestimmung)

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Ralf

#3
Noch einmal zu "Das Boot": Buchheim war über einige Szenen im Film nicht wirklich ebaut. So fliegen in drölfzig Meter Tiefe die Nieten durch die Gegend, obwohl die Boote keine hatten, sie waren geschweißt.
Auch der Orangentanz soll ihm ein Dorn im Auge gewesen sein, da es nach seiner Aussage "soetwas bei der KM nicht gegeben hätte". Buchheim hatte aber die Rechte zu seinem Buch verkauft und war "nur" noch als Berater bei den Dreharbeiten zu Petersens "Das Boot" tätig... Leider habe ich es verpasst Herrn König danach zu fragen...

Ich habe dies aus einem TV-Bericht, den ich seiner Zeit im Zusammenhang mit dem Kinostart gesehen habe... Weiß jemand von Euch noch, wer den produziert hatte? Denn ich denke, dass werde ich im "Making of" auf der DVD nicht finden.

Zur Drehzahl: Ich stelle mir gerade einen Hocher vor: "Eins, zwei... Mist verzählt!"
Kann doch nur Schätzung sein, oder? Heute mit Computern, könnte ich mir vorstellen, dass die das ziemlich genau bestimmen können...
Ist es nicht sogar so, dass jedes UBoot seine signifikante Geräuschsignatur hat und somit genau bestimmt werden kann? In "Jagd auf Roter Oktober" wird das Boot doch als Typhoon 5 oder so in die Liste eingetragen, oder ist das auch Filmutopie?
Gruß
Ralf
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,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Big A

ZitatIst es nicht sogar so, dass jedes UBoot seine signifikante Geräuschsignatur hat und somit genau bestimmt werden kann? In "Jagd auf Roter Oktober" wird das Boot doch als Typhoon 5 oder so in die Liste eingetragen, oder ist das auch Filmutopie?
Nicht nur jedes U-Boot hat eine spezifische Signatuir, jedes Schiff hat das. Grundsätzlich gibt es Datenbanken über alle potentiellen Seefahrzeuge, die Geräusche sind bekannt. (also: Fregatte 122, Zerstörer DDG 51 usw).
Darüber hinaus hat jedes individuelle Schiff seine individuelle Signatur - ein Motor läuft irgendwie unrund, eine Schraube wurde nicht 100% sauber gearbeitet usw.) Wenn dieses Fahrzeug einmal erfasst wurde dann ist es in den Datenbanken und kann wiedererkannt werden.
Gleiches gilt auch für Händler / Frachter / Tanker usw, man will ja seine Waffen auf die wertvolle Einheit einsetzen, die, mit der die Fracht transportiert wird, und so muss man dem Torpedo (und der akkustischen Mine!) auch eine klare Zieldefinition geben

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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Ralf

Aha... Dann ich quasi vor einem Hafen eine Art Paketbombe ablegen, die nur hochgeht, wenn das eine Schiff drüber fährt?
Gruß
Ralf
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Gorch Fock

Peter Strasser

Ja Ralf,
das geht. Kannst eine Mine legen und der erzählen, die Geräusch-, die Drucksignatur und die Anzahl der Überfahrten.

Das heißt dann zum Beispiel: Sprenge vollbeladenen Tanker bei dritter Überfahrt.

Wenn Du klares, nicht allzutiefes Wasser hast, dann kannst Du auch ne Mine bauen, der Du zusätzlich sagst, sprenge das Schiff aber nur, wenn es von unten so oder so aussieht.

Schorsch

@Ralf:

ZitatZur Drehzahl: Ich stelle mir gerade einen Hocher vor: "Eins, zwei... Mist verzählt!"

jedes Geräusch ist ein Gemisch von Tönen, d.h. sinusförmigen Schwingungen unterschiedlicher Frequenz und unterschiedlicher Amplitude. Um die Drehzahl eines Propellers zu ermitteln, wird dieses Frequenzgemisch per Fourier-Analyse bezüglich der vorhandenen Frequenzen und Amplituden aufgespaltet und das entstehende Spektrum an Frequenzen und Intensitäten (Strichdicken) ist der akustische ,,Fingerabdruck" des jeweiligen Schiffes. Die Drehzahl des Propellers ist dabei die niedrigste Frequenz, die angezeigt wird. Existieren von dieser Frequenz im Spektrum noch weitere ganzzahlige Vielfache nahezu gleicher Intensität, so gibt diese Zahl die Anzahl der Propellerblätter an. Natürlich ist dabei vorauszusetzen, dass tatsächlich nur das Schraubengeräusch analysiert wurde. Ein Beispiel zum erläuterten Verfahren ist hier zu finden. (Siehe Figure 11 und 12 unter dem Item Frequency Analyzer!)

Allerdings kommen wir mit dieser Materie etwas off topic, da die Fourieranalyse einiges an Rechentechnik voraussetzt, die im WKII noch nicht zur Verfügung stand. Dort konnte der Horcher tatsächlich die Umdrehungszahl nur schätzen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Ralf

Wow, Schorsch... Klasse Erklärung... Danke...
Gruß
Ralf
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Gorch Fock

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