Kriegsschiffbaulehrabteilung

Begonnen von Schnum, 04 Februar 2011, 18:17:58

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Schnum

Hallo an alle Strukturexperten,

ich würde mich sehr freuen, wenn jemand einmal in kurzen Worten darstellen könnte was die Aufgaben und der Zweck der

"KRIEGSSCHIFFBAULEHRABTEILUNGEN"

war (z.B. die 7. Kriegschiffbaulehrabteilung in Danzig) oder einen Hinweis auf eine Informationsquelle geben ?

insbesondere:
waren diese Abteilungen militärische Einheiten zur Aus- und Fortbildung von Marineangehörigen am Gerät zum Zwecke des späteren Einsatzes
oder
militärische oder zivile oder gemischte Einheiten an der Schnittstelle des Baus von Schiffen/U-Booten und militärischem Gerät in zivilen Einrichtungen (hier bei der 7. die Schichau-Werft in Danzig) - sozusagen ingenieurtechnische militärische Aufsicht/Projektbetreuung/Auftraggeber und Kontrolle.

Irritierend ist die offenbare Strukturierung in Kompanien - also doch Ausbildung  :| ?

Weiterhin: Sind die "Ausbildungsabteilungen für Kriegsschiffneubauten" (z.B. die 3. A.B.A. in Neustrelitz) dasselbe/identisch zu oben, bzw. - hier vermute ich aus dem Namen schon eher - eine eindeutig auf die Ausbildung orientierte Zweckbestimmung ?

Allerdings deuten die unterschiedlichen Unterstellungen (2. Admiral Ostsee und S.M.I.) wohl doch auf unterschiedliche Aufgaben hin und das macht meine Verwirrung komplett.

Vielen Dank für die ganz bestimmt wie immer hervorragende Belehrung  :roll:

Schnum

Ohjeh - bin perplex - keiner ???  :cry:

Scheint also doch ein Thema zu sein, das noch nicht so richtig erforscht wurde ?

Oder bin ich vielleicht im falschen Threadbereich ?

Ich verstehe zwar diesen Satz:

S.M.J.
Formed on 01 Oct 1935 by order of the Chef des Marineleitung for the technical supervision of all personnel and material matters regarding engineering of ships and ship security.


aber inhaltlich kriege ich es nicht hin  :-o - Was konkret wird da gemacht ?
Warum dann Kompanienstruktur ? Mit Berufsoldaten, mit Wehrpflichtigen ? ist doch Kriegszeit ?

Hilfe  :? Bitte, bitte ...

Schorsch

Hallo Schnum,

im Bereich der U-Boote waren die zukünftigen Besatzungen der Neubau-Boote den verschiedenen Kriegsschiffbaulehrabteilungen unterstellt. Während der letzten Phase des Zusammenbaus des jeweiligen Bootes auf seiner Werft wurden zuerst das technische Personal (LI ca. 12 Wochen, PUOs der Lfb II ca. 12 Wochen, Maate der Lfb II und VIIT 8 Wochen und Mannschaften der Lfb II und VIIT ca. 6 Wochen vor den Stapellauf), der Kommandant und die WOs (ca. 4 Wochen vor Stapellauf) und schließlich der Rest des technischen Teils der Mannschaft (ebenfalls ca. 4 Wochen vor dem Stapellauf) eingehend in den Aufbau des Bootes eingewiesen. Für Angehörige des seemännischen Teils der Mannschaft erfolgte die Kommandierung erst kurz vor dem Stapellauf zur Baubelehrung.
Die Kriegsschiffbaulehrabteilungen war für die Unterkunft, Verpflegung und die truppendienstliche Verwaltung der zukünftigen U-Bootbesatzungen wärend der Zeit der Baubelehrungen zuständig.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Schnum

Zitat von: Schorsch am 05 Februar 2011, 20:55:40

Die Kriegsschiffbaulehrabteilungen war für die Unterkunft, Verpflegung und die truppendienstliche Verwaltung der zukünftigen U-Bootbesatzungen wärend der Zeit der Baubelehrungen zuständig.

@Schorsch

Herzlichen Dank für die erhellenden Worte. Nun erkenne ich den Unterschied.

Also eindeutig Ausbildungseinheiten und keine Ingenieur-/Konstruktionsbüros für die Rüstungsproduktion.
Bei den Schnellbooten sind dann offensichtlich die gleichen Aufgaben in ähnlicher Systematik wie bei den U-Booten durch die dann dort sogenannten "Ausbildungsabteilungen für Kriegsschiffneubauten" übernommen worden.
Weiß der Himmel, warum jede Waffen-Gattung ihre eigenen Bezeichnungen hatte.

Interessante Frage bleibt aber übrig: Wer hat denn die ganze Forschungs- und Projektierungsarbeit der Marinerüstung im Deutschen Reich durchgeführt ? :?
Die Werften haben doch wohl nicht selbst entwickelt - Schiffstechnik vielleicht schon aber bestimmt doch keine Waffentechnik, Funktechnik et. pp. - sondern die Werften haben doch bestimmt fertige und geprüfte und genehmigte Konstruktionpläne bekommen und haben danach abgeliefert.

Wo könnte denn stehen, wie das - die Marinerüstung - organisiert war und wo die militärischen und zivilen Schnittstellen waren ?

Gibts da einen helfenden Hinweis ?

Danke & Gruß

Schorsch

Hallo Schnum,

ZitatOriginal von Schnum:
Wo könnte denn stehen, wie das - die Marinerüstung - organisiert war und wo die militärischen und zivilen Schnittstellen waren ?

eventuell kann dieser --/>/> Link als eine Art Erste Hilfe dienen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Peter K.

Wie SCHORSCH bereits beschrieben hat, war es eine gängige Praxis, späteres "Schlüsselpersonal" - also vorwiegend technisches Personal - bereits während des Baus eines neuen Schiffes/Bootes auf ihr künftiges "Zuhause" zu kommandieren, oftmals nachdem sie entsprechende Einweisungen an neuen Geräten bei den Bau- und Entwicklungsfirmen erhalten hatten. Diese Soldaten gehörten dann einem sogenannten Baubelehrungskommando (für Schiff XY) an.
Ab 1941 war es mit den Zulauf zahlreicher Neubauten und damit einer großen Anzahl an Baubelehrungskommandos notwendig, diese straffer zu organisieren und man fasste sie zu Kriegsschiffbaulehrabteilungen zusammen. Zunächst entstanden im März 1941 die Kriegsschiffbaulehrabteilungen für Unterseeboote Ost (ab Dezember 1941 1. Kriegsschiffbaulehrabteilung in Kiel) und Nord (ab Dezember 1941 6. Kriegsschiffbaulehrabteilung in Bremen). Im September 1941 folgten die 2. (in Rotterdam), 3. (in Lübeck), 4. (in Bremen), 5. (in Rostock, später Stettin), 7. (in Danzig), 8. (in Hamburg) und 9. (in Elbing) Kriegsschiffbaulehrabteilung.
Sie wurden von der Inspektion des Schiffsmaschinenwesens aufgestellt und unterstanden dieser truppendienstlich und fachlich. Im Oktober 1944 wurden alle Kriegsschiffbaulehrabteilungen unter dem Höheren Kommando der Kriegsschiffbaulehrabteilungen zusammengefasst, das weiterhin der Inspektion des Schiffsmaschinenwesens unterstand.

Von den Ausbildungsabteilungen für Kriegsschiffneubauten wurde zuerst die 2. in Wilhlemshaven-Rüstersiel im November 1939 aufgestellt. Sie unterstand dem 2. Admiral der Nordsee und wurde im September 1943 in 2. Marineersatzabteilung umbenannt.
Die 1. Ausbildungsabteilung für Kriegschiffneubauten wurde im Jänner 1941 in Flensburg aufgestellt, verlegte im Oktober 1942 nach Westerland und ging im Februar 1943 in der 5. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten auf. Sie unterstand dem 2. Admiral der Ostsee.
Im April 1942 wurde die 3. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten in Kühlungsborn aufgestellt. Sie unterstand ebenfalls dem 2. Admiral der Ostsee, verlegte im Oktober 1941 nach Elbing, später nach Neustrelitz und wurde im September 1943 in 3. Marineersatzabteilung umbenannt.
Die 5. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten wurde im September 1941 in Rendsburg aufgestellt. Sie verlegte im Jänner 1942 nach Westerland und wurde im September 1943 in 5. Marineersatzabteilung umbenannt. Auch sie unterstand dem 2. Admiral der Ostsee.
Als letzte wurde die 4. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten im Jänner 1942 in Wilhelmshaven-Rüstersiel aufgestellt. Sie verlegte Anfang 1943 nach Appingedam und wurde im Mai 1943 aufgelöst. Sie unterstand dem 2. Admiral der Nordsee.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Schnum

Zitat von: Peter K. am 06 Februar 2011, 16:58:42

Im April 1942 wurde die 3. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten in Kühlungsborn aufgestellt. Sie unterstand ebenfalls dem 2. Admiral der Ostsee, verlegte im Oktober 1941 nach Elbing, später nach Neustrelitz und wurde im September 1943 in 3. Marineersatzabteilung umbenannt.


Wahrscheinlich Tippfehler: ...April 1941 aufgestellt ...  :-D


Ansonsten gibts dem wohl an Klarheit nichts mehr hinzuzufügen.

Vielen Dank für die brillante Belehrung - hilft mir sehr viel weiter  :O/Y

Gruß

Peter K.

ZitatWahrscheinlich Tippfehler: ...April 1941 aufgestellt ...
... richtig! DANKE für die Korrektur!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

... hier gibt´s gerade was von der 1./8.K.L.A. ...
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Maurice Laarman

Dieses schreibt Alfred Grau auf meine Fragen über KLA:

"Die 8.KLA war sozusagen ein Durchgangslager für Besatzungen,welche bis zur Indiensstellung ihrer Boot hier in einem Barackenlager untergebracht waren.Es gab Werftbesichtigungen und der Boote im Drockendeck und Schwimmdeck.Auch mußte man Wache schieben ,aber die meiste Zeit vergammmelt man hier,außerdem waren zu dieser Zeit (Juli-Okt 44)  fast jede Nacht Fliegerangriffe.Ich war froh und meine Kameraden auch,als wir unseren Platz auf unserem Boot "MZ1" einnehmen konnten.

Unterricht hatten wir auch bei der KLA ,aber wenig. DasSchiff haben wir natürlich auch angeschaut,wir halfen mit, als es beladen würde mit Einrichtungsgegenstände, wie Geschirr,Bestecke, Reinigungsmittel usw.Ende September sind wir auf dem Schiff einquartiert worden,wir waren froh, als wir die KLA verlassen konnten. "

Gruss,

Maurice



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