Uhrschießverfahren vs E-Meß-Verfahren?

Begonnen von t-geronimo, 16 August 2012, 15:46:20

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t-geronimo

Kann mir jemand den Begriff Uhrschießverfahren genauer erläutern? Und den Unterschied zum E-Meß-Verfahren? Siehe untigen Textausschnitt aus einem Gefechtsbericht.

Ich dachte immer, die optischen E-Messer messen immer zur Unterstützung mit?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

ede144

Vielleicht ist damit das Schießen mit Zeitzündern gegen schnelle Ziele gemeint? Das wurde z. B. gegen Flugzeuge angewendet.

Peter K.

Beim Entfernungsuhr-Schießen erfolgt das Einschießen durch die bekannte Gabelbildung. Beim sogenannten Schnelleinschießen mit Entfernungsuhr ist die mittlere Salve die Standsalve, die erste und dritte Salve die Grenzsalve - üblicher Abstand 4 hm bzw. bei der verengten Gabelgruppe 2 hm. Namensgebend ist das Einstellen des durch Entfernungsmessung ermittelten oder anderswertig bestimmten Entfernungsunterschiedes als Gang an der Entfernungsuhr.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Thoddy

#3
zu welchem Schiff ist der Gefechtsbericht?


man kann die Entfernung auf verschiedene Weise "Messen"

einmal die Entfernungsmessung mit optischem E-Messer bzw Funkmessgerät
diese Entfernungsangaben stehen vor dem Abschuß zur Verfügung

oder mit der E messuhr
die Emessuhr wird beim Abschuß in Gang gesetzt und die Zeit bis zum Einschlag gestoppt
aus der Flugzeit des Projektils ergibt sich gewissermaßen zwangsläufig die Entfernung die aus ballistischen Tabellen ermitteln kann.

Welches Verfahren aus welchen Gründen genauer bzw schneller ist kann man sich ausrechnen

Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

ede144

Also da kommt der Spruch der RN her: "Die Kanone ist der Entfernungsmesser"

Ist doch immer wieder interessant was man hier alles lernen kann.

Thomas

t-geronimo

Vielen Dank, mit dem Uhrschießen habe ich auch wieder was gelernt.

Thoddy, das ist aus der Auswertung Hipper vs. Zerstörer JW 51 B (Regenbogen).
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Baunummer 509

#6
Hallo zusammen,

hmm, ich denke hier geht es eher um ein Schießverfahren, als um die einmalige (?) E-Messung durch Messuhr?
Oder ist das das Gleiche?

Hier noch die Ausführungen von HSK THORs ex AO Koppen-Boehnke:

ZitatDie E.A-Uhr (Entfernungs und Aufschlagmeldeuhr) ist ein Hilfsgerät für die Feuerleitung, das dem Batterie-Leiter die jeweils zu kommandierende Schuß-Entfernung angeben soll. Außerdem meldet das Gerät durch einen Summton die Ankuft jeder Salve beim Ziel, also den Aufschlag.
Sie wird ein einem Soldaten bedient. Da sich beide Gegner in Fahrt befinden, meist sogar auf mit verschiedener Geschwindigkeit und gewöhnlich entweder konvergierende oder divergierende Kurse steuern, ändert sich die Schußentfernung in jeder Sekunde. Dies tritt besonder start in Erscheinung, wenn es sich um ein sogenanntes Passiergefecht handelt, bei dem die Entfernung zunächst stark abnimmt, um nach dem Kumulationspunkt wieder zuzunehmen. Pro Minute gerechnet, ergeben sich somit Enfernungs-Unterschiede (>>E.U.<<) von Salve zu Salve, die laufend vom Artillerieoffizier berücksichtig werden müssen. Ein "E.U. plus 3" bedeutet z.B. dass die Schußentfernung pro Minute um drei Hektometer zunimmt, ein "E.U. minus 4", dass sie in jeder Minute um vier Hektometer abnimmt. (Wie groß der E.U. jeweils ist, wird mit Hilfe des E.U.-S.V.-Seitenvorhalt-Anzeigers ermittelt). Auf der Oberseite der E.A.-Uhr befindet sich nun eine waagerechte, kreisrunde Scheibe, an deren Umfang die für das betreffende Geschütz in Frage kommenden Entfernungen aufgetragen sind. Die durch Federkraft angetriebene Scheibe dreht sich an einer feststehenden Marke vorbei. Wie schnell sie sich drehen soll - also der sogenannte "Gang" - wird mit Hilfe eines besonderen Stellknopfs einreguliert. Der "Gang" entspricht dem E.U. pro Minute.
Beispiel: Ist an der Uhr ein Gang von plus 3 eingestellt, so zählt die Uhr pro Minute drei Hektometer zu der gegebenen Anfangsentfernung hinzu, bei Gang minus 4 zieht sie vierk Hektometer ab.
Der Vorteil der E.A.-Uhr liegt vor allem darin, dass sie nach einer deckenden Salve die Batterie laufend am Ziel hält, sofern der Gegner - und natürlich auch das eiegene Schiff - Kurs und Fahrt beibehallten. Fällt die Batterie dann nach einer Reihe von SAlven einseitig, so ist es Sache des Artillerieoffiziers, sie durch Änderung von Stand und Gang der E.A. Uhr wieder ins Ziel zu bringen. Die verwendung der E.A.-Uhr ist also eine Entlastung des Artillerieoffiziers von vermeidabrer Rechenarbeit, so dass er sich auf die Beobachtung der Aufschläge am Ziel konzentrieren kann. Dies ist Gefecht besonders wichtig.
Für das zu Gefechtsbeginn erforderliche Einschießen mit Hilfe der E.A.-Uhr ist eine vom sogenannten "Freien Schießen" abweichendes Verfahren notwendig.
Quelle: Jochen Brennecke, Hilfskreuzer THOR S. 214 - Anmerkung 88

Gegen einen englischen Hilfskreuzer wurde dieses Verfahren mit Erfolg angewendet. Der englische Hilfskreuzer nebelte und kam außer Sicht. Durch das Schießen mit der E.A.-Uhr konnten trotzdem weiterhin Treffer auf dem - zeitweise - unsichtbaren Gegner erzielt werden.

Klar scheint, dass dieses Verfahren nur bedingt tauglich ist, schnelle Ziele, die laufend ihre Kurse wechseln effektiv zu bekämpfen (siehe dazu der Hinweis im am Anfang dieses Thread eingestellten Text: sehr wechselvolle Situationen..)

Gruß

Sebastian

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