KM "Blücher" aus dem SHZ Flensburger Tageblatt

Begonnen von Ralf, 14 Oktober 2006, 08:54:06

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Ralf

Heute aus unserer Zeitung, wollte ich Euch nicht vorenthalten:

Gedenken und Mahnung im Oslofjord
Oft sah ich aus meinem Dienstzimmer an der Kieler Förde die auslaufenden Fährschiffe. Stets hatte ich den Wunsch, einmal mitzureisen. Und es bot sich an, diesen Trip mit der „Color Fantasy“ zu unternehmen. Im April 2006 war es so weit. Wir schifften uns ein und waren fasziniert. Wir erlebten drei Tage Kreuzfahrtambiente auf einem luxuriösen Fährschiff der Extraklasse mit einer Promenade, die an eine Einkaufspassage in einer Großstadt erinnert. Hervorheben muss man das großartige gastronomische Angebot, das üppige skandinavische Buffet, das Unterhaltungsprogramm und die Aussicht aus der Observationslounge, besonders im Oslo-Fjord. Besonders zu empfehlen ist auch die Stadtrundfahrt in Oslo, wo mich das Fram-Museum mit dem berühmten Forschungsschiff und der Vigeland-Skulpturenpark, den wir im Schneetreiben erleben durften, besonders beeindruckten.

Auf der Rückreise gab es jedoch einen Augenblick des Innehaltens und der Besinnung, als wir im Oslofjord ein Massengrab passierten: die Untergangsstelle des deutschen Schweren Kreuzers „Blücher“. Es ist genau 66 Jahre her, seit das Nazi-Regime Norwegen erobern wollte. Bei dem Unternehmen „Weserübung“ sollte die Blücher als Führungsschiff den Oslofjord durchfahren und sich an der Eroberung Oslos beteiligen. Man rechnete nicht mit einem besonderen Widerstand der Norweger. Es erwies sich als besonders verhängnisvoll, dass sich neben der Besatzung von 1380 Mann auch für die Besetzung Norwegens vorgesehene 900 Heeressoldaten und darüber hinaus Heeresmunition, Treibstoff und Kraftfahrzeuge auf dem Kreuzer befanden. Als sich die Blücher am 9. April 1940 an der Spitze des Verbandes der Dröbak-Enge näherte, erhielt sie zwei Treffer der 28-cm-Batterie der Festung Oscarsborg auf Süd-Kaholmen und wenig später 20 Treffer der 15-cm-Batterie Kopas bei Dröbak. Das Schiff beschleunigte zwar noch, um dem Beschuss zu entgehen, jedoch besiegelten zwei Torpedotreffer aus einer unterirdischen Batterie auf Nord-Kaholmen das Schicksal des Kriegsschiffes. Da der Kreuzer nicht mehr manövrierfähig war, ließ der Kapitän Anker werfen. Das Schiff schwoite (es drehte vor Anker auf Gegenkurs), kenterte und versank in Höhe der Schäreninsel Askholmen. Mit dem Schiff wurden etwa 650 Männer in die Tiefe und damit in den Tod gerissen, nahezu 600 gefallene Soldaten konnten aus dem Fjord geborgen werden, etwa 1000 Besatzungsangehörige und Heeressoldaten überlebten, so die etwas ungenauen Quellen.

In Höhe der Festung Oscarsborg stand ein älterer Mann neben mir, der den Weltkrieg ebenfalls persönlich miterlebt hatte. Wir waren uns einig, dass auch gefallene Soldaten, ihre Angehörigen und die vielen Kriegsversehrten zu den Kriegsopfern gehören, selbst wenn sie als gutgläubige Menschen für die Propaganda und Demagogie des Dritten Reiches anfällig waren. Hin und wieder, sagte er, sei eine Ölspur zu sehen, mit der uns das Schiff noch heute an das von Menschen verursachte tragische Geschehen als Mahnung für eine friedlichere Welt und einen wohlwollenden Umgang mit allen Menschen erinnert, wie es heute zwischen Norwegern und Deutschen selbstverständlich sein dürfte.

FRIEDRICH KORTÜM; Hohenlockstedt

Mitmachen kann jeder Passagier der M/S „Color Fantasy“. Die erlebten und im Bordbuch aufgeschriebenen Geschichten werden direkt an Bord oder bei Color Line abgegeben, können aber auch per Post oder E-Mail geschickt werden an: sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag GmbH, Reinholde Christiansen, Assistenz Chefredaktion, Nikolaistraße 14, 24937 Flensburg, E-Mail: rc@shz.de
Gruß
Ralf
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,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

t-geronimo

Das nenne ich doch mal einen recht sachlichen und nüchternen Artikel.

Es geht also doch! :TU:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Wilfried

Moin Ralf,

danke dafür; angenehmer Beitrag - apropos, die Sache mit dem Öl, stimmt daß? Weiß da jemand mehr?

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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t-geronimo

Zwar wurde ein Großteil des an Bord befindlichen Öls abgepumpt, aber eine Restmenge blieb immer noch an Bord.

Hier ein älterer Artikel, der aber immer noch recht aktuell sein dürfte:

http://www.welt.de/data/2004/10/05/341863.html


Und laut einem Link von Ralf, wenn ich ihn denn recht verstehe, beginnt das Wrack auch zu zerbrechen:
http://www.sft.no/nyheter/dokumenter/dbafile8126.html
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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wer

Tatsächlich mal ein nicht politisch gefärbter Artikel zu diesem Thema, da kann ich t-g nur zustimmen!

TD

Ja das mit dem immer wieder aufsteigenden Ölschleiern stimmt.

Habe ich vor einige Zeit noch im Fernsehen gesehen, Sendung ??

Wenn es nicht die großen Öltanks sein sollen kann ja aus zig Quellen Hydrauliköl u.a. austreten.

Hatte irgendwann mal im Kopf das ein Tropfen Öl 100000  ( ??) Liter Wasser verseuchen kann.


Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

t-geronimo

Tjo, und dann ist da halt noch die ganze Munition.

Keine direkte Gefahr, verhindert aber wegen Explosionsgefahr weitere Manipulationen am Wrack, wie z.B. weiteres Abpumpen von Öl und dergleichen!

@ Theo:

Das war bestimmt die Doku, die vor einiger Zeit mal auf N3 lief, auf einem Freitag Abend um 20.15 Uhr.
Wo einige Taucher zum Wrack runter sind und die beinahe noch einen Unfall hatten.
Gruß, Thorsten

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(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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TD

Ja müßte es gewesen sein,

hängen geblieben ist das die Taucher mermals rausfuhren und vor allen Dingen wie am Ufer immer noch im Gras oder Binsen alte rostige Sachen lagen und leichte Ölschleier bis zum Ufer gingen.

Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Ralf

Ich muss noch etwas nachführen: Dieser Artikel ist eine Art Leserbrief, den der SHZ (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag) im Rahmen einer Reihe von Reiseberichten mit Der Color Fantasy ab Kiel gen Oslo und retur ins Leben gerufen hat. Es ist somit kein Reporter, der dies "verzapft" hat, sondern ein gemeiner Leser. Das erklärt eventuell die Nüchternheit...  :MLL:
Gruß
Ralf
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Gorch Fock

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