Buchempfehlung: Prange - "At dawn we slept" (engl.)

Begonnen von t-geronimo, 01 November 2006, 15:03:08

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t-geronimo

Gordon W. Prange (mit Donald M. Goldstein und Katherine V. Dillon)

"At dawn we slept - The untold story of Pearl Harbor"


Penguin Books, 1991
889 Seiten, diverse Abbildungen (fast nur Personen)

ISBN: 0-14-015734-4


Prof. Prange hat 37 Jahre über den japanischen Angriff auf Pearl Harbor recherchiert. Wegen seines vorzeitigen Todes im Mai 1980 ist er nicht mehr dazu gekommen, das Werk selber herauszubringen.
Das haben dann Dr. Donald M. Goldstein und CWO Katherine V. Dillon, USAF (ret.), zwei seiner früheren Studenten, gemacht. Sie haben die über 3.500 Seiten des Manuskriptes gesichtet, um daraus dieses Buch zu fertigen.

Zu den Auflagen ist zu sagen, daß auch bei dieser Auflage (60th Anniversary Edition) das Copyright des eigentlichen Werkes schon in 1981 liegt und nur das Nachwort neu ist.


Also, nachdem ich das Werk nun fast durch habe, kann ich nur sagen: Uneingeschränkt empfehlenswert.
Schon interessant, wie detailliert das Jahr 1941 von der Entstehung der Idee eines Angriffs auf Pearl Harbor bis hin zur Ausführung auf japanischer Seite beleuchtet wird. Nichts mit "sie wurden ja von den Amis dazu getrieben" usw.! Die wahren Absichten und ihre Gründe werden sehr gut dargestellt.
Und die amerikanische Seite ist naturgemäß noch viel interessanter. Wieviel die wirklich wußten, zum Teil aber nicht weitergegeben haben, um das Geheimnis um den Funk-Code nicht zu gefährden (ähnlich wie im Mittelmeer/Atlantik bei ULTRA).
Wie sehr die verschiedenen Dienste und Organisationen teilweise nebenher statt zusammen gearbeitet haben.
Wie die Einschätzung der japanischen Möglichkeiten und Absichten war.

Man kann das gar nicht alles zusammenfassen, man muß es lesen!!

Und wenn man es gelesen hat, wird eigentlich auch klar, daß es gar keine Verschwörungstheorien braucht, so gründlich haben die Amis mit ihren Einschätzungen, Deutungen und Fehlern den Japanern ihre Türen geöffnet.
Und es wird auch klar, daß es absolut schwachsinnig gewesen wäre, die Pazifik-Flotte bewußt zu opfern, nur um einen Grund für den Kriegseintritt zu haben - auch oder gerade wegen der "Germany first"-Doktrin.
Daß es einigen Amis nicht passt, das ihre damaligen Landsleute das Ding so nachdrücklich in den Sand gesetzt haben, kann man bei der amerikanischen Mentalität teilweise verstehen.

Aber nach der Lektüre von Prange (auch wenn seine Forschungen 1980 endeten und er vielleicht zu neueren Akten, die erst danach aus irgendwelchen Tresoren herausgeholt wurden, keinen Zugang mehr hatte), habe ich kaum einen Zweifel, daß die Verschwörungstheorien unsinnig sind. Es brauchte gar keine Verschwörung!
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Thomas

#1
Vielen Dank, Thorsten,
werde ich mir jetzt auch zulegen.

Grüße
Thomas

P.S. Was ist denn von der "Fortsetzung" zu halten, es gab doch noch ein Folgebuch.

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