Schicksal unbekannter Marinefahrzeuge

Begonnen von TW, 07 Januar 2025, 17:01:22

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

TW

In diesem Thread können wir Leistungen und Schicksale von Marinefahrzeugen sammeln, die in der Datei "Fahrten" (bislang) keine Würdigung erfahren haben. Natürlich bevorzuge ich Zeitzeugen-Aussagen, aber das ist leider nicht immer möglich. Nach Möglichkeit sollten wir für jedes einzelne Fahrzeug hier ein neues Posting (kein Thread!) anfügen. Ich werde mit 2 Beispielen beginnen. Helft gerne mit!
Viele Grüße, Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

TW

Marinefährprahm / Stolpmünde

8. März 1945
Im Morgengrauen des 8. März war es soweit. Ein Schiff nach dem anderen legte ab. Ein vollbesetzter Fährprahm, der sich der langen Kette von Schiffen und Booten angeschlossen hatte, schlug bei zunehmendem Nordoststurm plötzlich unter, tauchte kurz wieder auf – man sah noch einmal die sich aneinander klammernden hilflosen Mensch an Deck -, dann verschluckte ihn die See und riss Männer, Frauen und Kinder mit in den Tod.

Heinz Schön, Pommern auf der Flucht, S.107/108
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

TW

Siebelfähre / Kolberg

18. März 1945
Gegen 3.00 Uhr bemannte Korvettenkapitän Prien [Waldemar Prien, Torpedoschule III, Kolberg] eine mangels Seefähigkeit zurückgelassene Siebelfähre, sie war größtenteils ohne Decksplanken. Erkennbare Lecks wurden in aller Eile abgedichtet, Schwimmwesten und Schlauchboote  herbeigeschafft. Am Seehospiz ließ der Offizier die fahruntüchtige Fähre besetzen und von der ebenfalls stark beschädigten Hafenbarkasse ,Marga' schleppen. Das Geleit war eben dabei, sich abzusetzen, als es unter Artilleriebeschuss kam. Es gab Tote und Verwundete. Nördlich des Jachthafens wurden Volkssturmmänner an Bord genommen. Mit 450 Mann war die Fähre bereits überlastet. Starke Strömung drückte sie an die Ostmole. Das Notruder gehorchte nicht mehr. Auf der Mole warteten weitere fünfzig Soldaten auf Abtransport. Sie stürmten das schon überladene Fahrzeug. Die Fähre bekam beträchtliche Schlagseite und konnte nicht mehr manövrieren. Die ,Marga" warf los und ließ die Fähre treiben, über den Menschen an Bord heulten die Geschosse gegnerischer Artillerie. In der Morgendämmerung wurde die Siebelfähre ausgemacht, alle Passagiere von einem Fährprahm übernommen. Die Fähre blieb sinkend zurück.

Heinz Schön, Pommern auf der Flucht, S.191/192
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

Zerstörerfahrer

Zitat von: TW am 07 Januar 2025, 17:05:02Siebelfähre / Kolberg

18. März 1945
Gegen 3.00 Uhr bemannte Korvettenkapitän Prien [Waldemar Prien, Torpedoschule III, Kolberg] eine mangels Seefähigkeit zurückgelassene Siebelfähre, sie war größtenteils ohne Decksplanken. Erkennbare Lecks wurden in aller Eile abgedichtet, Schwimmwesten und Schlauchboote  herbeigeschafft. Am Seehospiz ließ der Offizier die fahruntüchtige Fähre besetzen und von der ebenfalls stark beschädigten Hafenbarkasse ,Marga' schleppen. Das Geleit war eben dabei, sich abzusetzen, als es unter Artilleriebeschuss kam. Es gab Tote und Verwundete. Nördlich des Jachthafens wurden Volkssturmmänner an Bord genommen. Mit 450 Mann war die Fähre bereits überlastet. Starke Strömung drückte sie an die Ostmole. Das Notruder gehorchte nicht mehr. Auf der Mole warteten weitere fünfzig Soldaten auf Abtransport. Sie stürmten das schon überladene Fahrzeug. Die Fähre bekam beträchtliche Schlagseite und konnte nicht mehr manövrieren. Die ,Marga" warf los und ließ die Fähre treiben, über den Menschen an Bord heulten die Geschosse gegnerischer Artillerie. In der Morgendämmerung wurde die Siebelfähre ausgemacht, alle Passagiere von einem Fährprahm übernommen. Die Fähre blieb sinkend zurück.

Heinz Schön, Pommern auf der Flucht, S.191/192


Moin Thomas,

der MFP war F 404, der ursprünglich versuchte die beiden abzuschleppen, die Siebelfähre wird leider nicht namentlich erwähnt.
Quelle: Ost-Dok 4/8

Grüße
René

Impressum & Datenschutzerklärung