M 4046 ab 7.1944 beim S.V.K. ?

Begonnen von TW, 09 Oktober 2024, 12:53:36

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TW

Laut Schmidtke, Rettungsaktion Ostsee, S.183 war M 4046 im Februar 1945 im Evakuierungseinsatz in Pillau.
Eigentlich war der Fischdampfer ("Nordstern") ja bei der 40. Minensuchflottille in Brest.
Ein Blick in die KTB ergab jedoch, dass M 4042 und M 4046 im Juli detachiert wurden und eigene KTB's führten.
Leider ist die Qualität dieses NARA-KTB so schlecht, dass ich nicht erkenne, an wen die Boote abgegeben wurden.
Schmidtke behauptet, M 4046 sei 1944 beim Sperrversuchskommando gewesen.

Meine Frage: Woher könnte Schmidtke die Information haben, dass M 4046 bei S.V.K. war?
Ich habe keine blassen Schimmer, wo ich seine Info überprüfen könnte.
Ein KTB des S.V.K wurde für 1944 ja nicht überliefert.
Kann mir Jemand auf die Sprünge helfen?
Viele Grüße, Thomas

P.S. Hat jemand eine lesbare Version von PG 72906-908 (40. M-Flottille) ?
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

Darius

Hallo TW,

versuche gerade auch die Daten der NARA-PDF zu entziffern und eine grobe Spur zu finden:

T1022-3100:
S. 603, KTB 40. Msfl., 16.-31.03.1944, A-Gruppe: M 4042 und M 4046 noch im Einsatz, Verlegungen bei Quiberin, Lorient,... genannt.

T1022-3101:
S. 15-16, KTB M 4042 und M 4046, 01.05.-15.05.1944, darin u.a.
05.05.1944: Boulogne festgemacht.
12.05.1944: Dünkirchen festgemacht.
13.05.1944: Ostende-Kohlen-Pier festgemacht.

S. 46-49, KTB M 4042 und M 4046, 15.05.-31.05.1944, darin u.a.
17.05.1944: M 4042, M 4046 mt Schlepper "Nordergründe" von ? nach Vlissingen verlegen.
25.05.1944: Borkum Reede, kein Einsatz.
28.05.1944: Kiel, Scheerhafen, SVK festgemacht.

S. 70: KTB der A-Gruppe 40. Msfl., 16.-31.07.1944, gibt m.M. für M 4042 und M 4046 an, dass die Boote "z. Vfg. SVK Kiel" sind. KTB wird nach Eingang nachgereicht.
S. 78, KTB der A-Gruppe 40. Msfl., 01.-15.08.1944, gibt m.M. für M 4042 und M 4046 an, dass die Boote "z. Vfg. SVK Kiel" sind. Haben eigenes KTB.


Zusammenfassen ist es tatsächlich so, dass M 4042 und M 4046 zwischen Ende April und Ende Mai 1944 aus dem Westen nach Kiel zu S.V.K. verlegt wurden.
In Anbetracht der neuen Lage nach der Invasion ist ein Verbleib in der Ostsee nachvollziehbar.


:MG:

Darius

TW

Zitat von: Darius am 12 Oktober 2024, 23:53:31Zusammenfassen ist es tatsächlich so, dass M 4042 und M 4046 zwischen Ende April und Ende Mai 1944 aus dem Westen nach Kiel zu S.V.K. verlegt wurden.
In Anbetracht der neuen Lage nach der Invasion ist ein Verbleib in der Ostsee nachvollziehbar.

Vielen herzlichen Dank, Darius.
Ich war sicher, die Entsendung sei im Juli vonstatten gegangen und bin nicht bis Mai 1944 zurückgesprungen.
Deine Nachforschung hat mir sehr geholfen.
Schönen Sonntag, Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

Darius

Hallo zusammen,

dazu passend einige Dokumente aus BAMA RM 7/2181 - Akte 1/Skl I West X/1 - B.S.W. Allgemeines, Mai 1943 - Juli 1944 [PG-33408].

a)
Zitat1./Skl. Iop, 01.04.1944 an BSW und SVK[...]
1. Für kriegswichtige Versuche (D-Versuche) stellt B.S.W. dem S.V.K. sofort 2 M-Boote oder geeignete Fischdampfer zur Verfügung. Ablösung durch Boote anderen Bereichs etwa Juni 44 in Aussicht genommen.
2. B.S.W. nach vorheriger Klärung Eignung der zu stellenden Boote für Versuche mit S.V.K. Boots-Nr. melden.[...]

b) 16.04.1944:
Zitat1./Skl.I op [...] an B.S.W.[...]
Falls von B.S.W. vorgeschlagene, im Heimatgebiet befindliche Neubauten für Versuche nicht geeignet, sind umgehend 2 M-Boote oder geeignete Fischdpfr. aus Westraum zu stellen und die beiden Neubauten als Ersatz nach Westen zu überführen. Angespannte Kräftelage wird nicht verkannt, Versuche jedoch kriegswichtig, Gestellung aus anderem Bereich z.Zt. nicht möglich. Bootsnummern melden.

c)
Zitat[...]17/4 1040 M[...]
- gKdos - 40 Msfl. Abgibt an SVK zwei große deutsche Fischdampfer (Minensuchboote) aus A-Gruppe (ehemalig 16 MSFl.) sofortige Inmarschsetzung befohlen. Nummern werden nachgemeldet.[...]

d)
Zitat[...]19/4 - 0740 -
[..] gKdos
Zu dies. FS gKdos 03661 Org eins v. 17/4. M 4042 und M 4046 zur Abgabe vorgesehen. Abmarsch Brest 18/4.

e)
ZitatFS 1./Skl Iop an BSW und SVK:
[...] 1) Durch verspätetes Eintreffen im Beschädigten Zustand M 4042 und M 4046 erst jetzt überholt und für Versuche hergerichtet, Versuche erst im Anlaufen.
2) Nachdem Einsatz DM erfolgt und mit Kompromittierung alsbald gerechnet werden muß, Durchführung Versuche von überragender Bedeutung, erlauben keinen Aufschub.
3) Wechsel der Boote würde erneute Verzögerung bedeuten. Daher kann Ablösung M 4042 und M 4046 z.Zt. nicht erfolgen.
4) S.V.K. umgehend melden, wann Wechsel ohne Beeinträchtigung Versuche möglich.
Skl N.Nr. 1./Skl. Iop, B.Nr. 19836/44 gKdos

Frage:
Um welche Versuche / Waffe handelte es sich bei dem Hinweis auf "Kriegswichtige Versuche (D-Versuche)" bzw. "Einsatz DM"?


 :MG:

Darius

TW

#4
Möglicherweise handelt es sich um die 1944 erstmals zum Einsatz kommende DM 1 Mine (Druckdosen Mine), mit nicht räumbarem Zünder.
Druckdosen-Minen waren so konzipiert, dass sie durch Druck ausgelöst wurden und nicht durch herkömmliche Minenräumverfahren entfernt werden konnten. Ein Beispiel für eine solche Mine ist die Topfmine, die 1944 als Landmine eingeführt wurde. Sie besaß einen chemischen Zünder in einer Glasampulle, wodurch sie mit Metallsuchgeräten nicht geortet werden konnte. Nicht auffindbare Druckdosen-Minen wollte man auch als Seeminen nutzen.
Die bis dahin gebräuchlichen Grundminen sprachen nur auf das Magnetfeld an, DM-Minen auch auf eine Änderung des Wasserdrucks.. So wurden Ankertauminen mit Fernzündung entwickelt, die [gegen russische U-Boote] in großen Wassertiefen gelegt werden und deren Minengefäße auf ähnlichen Tiefen schwimmen, auf denen sonst Grundminen gelegt werden.
Gruß, Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

TW

#5
Am 28. November 1944, findet sich im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung der Hinweis auf eine geplante Donauverminung, wobei besonders darauf hingewiesen wurde, dass die Seekriegsleitung die Verwendung des D-Geräts (Druckdosen-Zündgerät) für den Einsatz im Südostraum nicht freigibt.
Eine neuerliche Anfrage wegen der Freigabe der Druckdosenminen für den Donaubereich beschied Dönitz ablehnend und führte als Begründung unter anderem das Trockenfallen von Minen bei Niedrigwasser an. [1] Er fürchtete offenbar, dass die neue Technik allzu schnell kompromittiert werden könnte.
[1] Quelle: Der deutsche Luftmineneinsatz auf der Donau von Renato Schirer.

Ich fände es toll, wenn wir Hinweise auf weitere Einsätze der DM-Minen (bzw. des D-Gerätes) sammeln könnten.
In den DEFE-3-Akten bin ich leider nicht auf solche Hinweise gestoßen, die Einsätze wurde wahrscheinlich schriftlich oder fernmündlich angewiesen.
Ein großes Testgebiet war sicherlich die Verminung des Skagerraks in 1945. Mich persönlich würden Einsätze in der Ostsee (Raum Windau oder Danziger Bucht) mehr interessieren, aber man kann sich das ja nicht aussuchen.
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

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