Maschinenanlage Bismarck Klasse

Begonnen von Thoddy, 07 Februar 2010, 20:29:39

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Sven L.

Hallo Thoddy,

Speisewasser per Anzapfung in der Turbine ist das wirtschaftlichste Mittel. Mir steht hierzu das "HAndbuch für Schiffsingenieure und Seemaschinisten" von E. Ludwig/K. Illies (1958) zur Verfügung. Hierzu die Seiten 81 bis 101.
Bei Schiffen können 1 bis 5 Anzapfungen in möglichst gleichmäßigen Abständen vorgenommen werden. Dieser Anzapfdampf wird jeweils Vorwärmern zugeführt. Der erste Vorwärmer ist ein Mischvorwärmer und alle weiteren werden als HD-Vorwärmer bezeichnet.
Der Abdampf, der in dem Dokument genannt wird, ist der Abdampf der Turbo-Generatoren und der anderen Hilfsmaschinen. Das heißt, dass die entsprechenden Maschinen auf Auspuff arbeiten, was nicht sehr wirtschaftlich ist, weil das ausnutzbare Wärmegefälle entsprechend gering ist und somit der Dampfbedarf höher ausfällt.
Bei Interesse kann ich dir die Seiten gerne kopieren und per Mail zukommen lassen.
Um eine solche Anlage zu verdeutlichen, stelle ich eine kleine Exceldatei mit einer Anlage mit zwei Anzapfungen in die Anlage. Dazu eine Grafik die sich auf die möglichen Anzapfpunkte bezieht. Als letztes ein PDF, leider noch nicht fertig, aber der Anfang erklärt den Vorgang recht gut.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Sven L.

Wenn man sich die Zeichnung zu deinem Dokument ansieht, erkennt man, dass dem Vorwärmer die Hilfsabdampfleitung mit 8 atü zugeführt wird. Wenn man in etwa leicht links der Mitte guckt, sieht man, dass die Hilfszudampfleitung mit eben dieser Hilfsabdampfleitung 8 atü verbunden wird. Das Symbol ist für mich entweder ein Dampfstrahler oder ein Drosselventil.
Hier ist der Haken - mit Frischdampf einen Vorwärmer zu betreiben ist nicht sonderlich wirtschaftlich. Der hierfür aufgewendete Dampf hat keinerlei Arbeit verrichtet.  :/DK:
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Thoddy

Wie ich oben gesagt habe es wird der abdampf der Haupturbinen speziell der Niederdruckstufe verwendet.


Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Sven L.

Hallo Thoddy,

es wird laut dem Textteil über der Zeichnung des Kesselraums nicht der Abdampf der Hauptturbinen verwendet, sondern die Abdämpfe der Haupt- und Marschspeisepumpenblöcke und der Kesselgebläse! Dies sind die blauen Linien, ausgezogen und gestrichelt im Kesselraum. Wenn nur dieser Abdampf verwendet wird, ist eine Vorwärmung des Speisewassers nur bis auf ca. 100 Grad möglich. Ebenn halt die Temperatur von 1 bar Druck. Um jetzt die Temperatur auf die im Text genannten 160 Grad zu bringen, muss Frischdampf zugeführt werden, wie dies auf der Zeichnung auch eingezeichnet ist. Links vom Kessel die rote Linie mit Pfeil nach unten. Hier zweigt nach links und unten ein kleines Stück ab.
Der Abdampf der Hauptturbinen wird insofern verwendet, dass dieser nach dem Verlassen der Niederdruckturbine in den Kondensator strömt hier wieder verflüssigt wird und je nach erzeugtem Vakuum mit ca. 30-35 Grad Celsius dem Speisewasserkreislauf zugeführt wird.
Wennn jetzt angenommenerweise die Haupt- und Marschspeisepumpenblöcke und die Kesselgebläse elektrisch betrieben werden, entfällt diese Form der Speisewasservorwärmung. Deshalb der Vorschlag echte Anzapfungen bei der Turbine vorzunehmen. Zum Beispiel jeweils am Ende der HD und der MD-Stufen. Es besteht auch die Möglichkeit, je nach Stufung, an beliebiger Stelle einer HD- bzw. MD-Stufe Anzapfungen vorzunehmen. Der im Kondensator niedergeschlagene (Rest-)Abdampf wird mittels Kondensatpumpe in einen Mischvorwärme gepumpt. Der Anzapfdampf der am Ende der MD-Stufe entnommenwurde wird ebenfalls hierhin geführt. Der Anzapfdampf der der HD-Stufe am Ende entnommen wird, erwärmt erst mittels eines HD-Vorwärmers das vom Mischvorwärmer durch den HD-Vormwärmer mittels Speisewasserpumpe gepumpte Speisewasser und wird dann ebenfalls in den Mischvorwärmer geführt. Der Kreislauf ist geschlossen.
Ich füge dem hier eine etwas vereinfachte und übersichtlichere Skizze bei sowie eine andere Excel-Datei wo eine Turbine berechnet werden kann. Angezeigt werden die Ergebnisse ohne Anzapfung, mit einer Anzapfung und mit zwei Anzapfungen, wie eben beschrieben. Alle Pumpen sind elektrisch betrieben.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Thoddy

Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Herr Nilsson

Die Verbindung zwischen Hilfszudampf- und Hilfsabdampfleitung (8 atü) konnte mit einem Ventil abgesperrt werden.
Im Normalbetrieb lag die Speisewassereintrittstemperatur bei 100°C. Bei einer Heizdampftemperatur von 200-250°C konnten 100t/h Speisewasser auf 160°C Austrittstemperatur ohne weiteren Frischdampf erhitzt werden. Lediglich bei kühleren Eintrittstemperaturen oder bei höherem Speisewasserbedarf zum Ausgleich von Spitzen wurde Frischdampf aus der Hilfszudampfleitung benötigt.
Gruß Marc

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