Gürtelpanzer Scharnhorst

Begonnen von Thoddy, 13 August 2010, 18:07:03

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Steffen

Nun wenn aber schon in Archivierten Dokumenten die falsche Angabe von 350mm zu finden ist wundert es nicht das sich diese so lange in der Literatur halten konnte. So möchte ich auf RM6/107 "Die Entwicklung des Überwasserkriegsschiffes in der deutschen Marine von 1921 bis 1944" verweisen wo für den Gürtelpanzer von Scharnhorst und Gneisenau 350mm angegeben werden.

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Gruß Steffen

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charlie096

Zitat von: Steffen am 17 September 2025, 13:08:07Nun wenn aber schon in Archivierten Dokumenten die falsche Angabe von 350mm zu finden ist wundert es nicht das sich diese so lange in der Literatur halten konnte. So möchte ich auf RM6/107 "Die Entwicklung des Überwasserkriegsschiffes in der deutschen Marine von 1921 bis 1944" verweisen wo für den Gürtelpanzer von Scharnhorst und Gneisenau 350mm angegeben werden.

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Hallo Steffen,

hier ist was interessantes was oft zu Verwirrung führt!

Es gibt das Panzerschiff D und E von 1934 als eigenständiger Konstruktion als reine weiter Entwicklung der Deutschland klasse. auf der Basis dann die P-Klasse mit der Scharnhorst weiter entwickelt wurde.

Dann gibt es die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau, diese werden auch als Baulos Schlachtschiff D und E betitelt.

Das führt dazu das unterlagen aus dem frühen Stadium echt schwierig zuordnen sind. Vor allem dass das Panzerschiff D und E Direkt auf die Scharnhorst-Klasse Einflüsse hatte.

man liest oft wie in Kopp und Schmolke oder wiki das es eigentlich 2 entwickelungen mit dem gleichen Bezeichnung gab.

Gruß Benny.

PS Beim Panzerschiff D+E wir 350mm immer genannt als seitenschutz, daher sieht sich das beim Baulos D+E (SH+Gn) so durch. 

delcyros

Alle Gürtelpanzerplatten der SCHARNHORST und GNEISENAU, die zur Abnahme kamen waren einheitlich von 320mm Stärke.
Die ursprünglich mit 350mm Stärke geplanten Konstruktionen wurden abgeändert (dazu später vielleicht mehr).

Der Kiel der ursprünglichen ERSATZ ELSAß (,,D") wurde nach einem Entwurf vergrößertes Panzerschiff mit einer etwas dickeren Panzerung als die GRAF SPEE gelegt. Als 1934 Details zum französischen DUNKERQUE-Entwurf bekannt wurden, wurde der Bau unterbrochen und das K-Büro verlangte eine vollständige Neukonstruktion, um der DUNKERQUE gerecht zu werden.

Aus BAMA RM 20/901 (ich habe die langwierigen Diskussionen über Antrieb und Bewaffnung weggelassen):

Protokoll der Sitzung vom 3. Juli 1934 (Protokoll vom 10. Juli 1934, ursprünglich als gKdos klassifiziert)
Anforderungen von A)
(...)
b) ausreichender Panzerschutz gegen 33-cm-Geschosse für Maschinenräume, Kessel, Magazine und Hauptgeschütztürme zwischen 150 und 200 hm, was eine Panzerungstärke von 300 bis 350 mm erfordert. Zitadellenpanzerung erforderlich (,,Konstruktion einer Zitadelle"), Bug und Heck sind gegen Splitter zu schützen (50 bis 60 mm Panzerung erwähnt). Barbetten müssen auf 350 mm verstärkt werden.
c) Kommandoturm: 350 mm

(...)

Auch im Protokoll Sitzung vom 8. März 1935 (Protokoll vom 13. März 1935, ursprünglich als gKdos klassifiziert) wird am Rande Bezug zur Panzerungsfrage genommen. Zunächst wird die Umkonstruktion auf 33-cm- oder 35-cm-Hauptgeschütze aufgrund der dafür notwendigen umfangreichen Änderungen an der Schiffsstruktur, die die Indienststellung verzögern würden, größtenteils abgelehnt. Lediglich eine Option soll erhalten bleiben, anstelle von 28-cm-Drillingstürmen 35-cm-Doppeltürme zu installieren (Entscheidung vom 19. März 1935). Eine noch spätere Änderung auf 38-cm-Doppeltürme wurde erst im Mai 1935 beschlossen, weil auch das Kaliber der Hauptgeschütze in ,,F" und ,,G" von 35 cm auf 38 cm erhöht wurden.

Zu diesem Zeitpunkt war die Gürtelpanzerung noch mit 350 mm angegeben, und es existieren detaillierte Panzerungspläne dafür, aber kurz darauf wurde dies auf 320 mm geändert, wie aus einer handschriftlichen Korrektur am unteren Rand der Seite hervorgeht, auf der ,,D" und ,,E" mit DUNKERQUE verglichen werden.


delcyros

Die Frage weshalb es zu dieser Umstellung kam ist aus dem Archivbestand (noch) nicht zweifelsfrei zu beantworten.
Klar ist lediglich, dass zur selben Zeit eine Umstellung in der KC-Panzerplattenproduktion vorgenommen wurde. Insbesondere wurde der Stahlmix auf PP-7782 geändert, so dass statt der zuvor üblichen 0,4% Molybdän nur noch 0,24% beizumengen waren.
Offensichtlich handelte es sich hierbei aber nicht um eine Sparmaßnahme, sondern diente ausschließlich der Verbesserung der Qualität der Platten, weil Vergleiche mit alten Marine KC-Platten (Dillingen erwarb Lizenzen von Krupp) gezeigt hatten, dass der zuvor verwendete Stahlmix zwar bei 150mm Querschnitten günstigere Beschussergebnisse zuließ, es sich aber herausstellte, dass neue KC Platten in 350mm Stärke im Fehleraussehen und teilweise auch im Beschussergebnis etwas schwächer waren als alte K2 Marineplatten.
Im Endeffekt waren daher die neuen 320mm KC/n.A.-Platten im Beschussergebnis bei der Abnahme identisch mit den alten 350mm KC/a.A.-Platten der BAYERN bei 90 und 60 Grad mit dem 30,5cm L/3,4 Psgr.


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