Raketenversuche mit S-Boot Klasse 142

Begonnen von RonnyM, 07 September 2010, 19:42:15

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RonnyM

Moin Lüüds,

soweit meine trüben Augen durchblicken, ist hier wohl noch nicht über unsere Anfänge der Raketenversuche berichtet worden. Auf Wunsch eines einzelnen Herrn - ja auch Einzelwünsche berücksichtige ich - versuche ich mal, die Vergangenheit ein wenig aufzuhellen :-D.

Was war denn der Stand Mitte der 60er Jahre. Unsere S-Boote schossen mit 40 mm und in der Ostsee schwammen die raketenbestückten OSA-S-Boote von der anderen Feldpostnummer :cry:. Unsere Torpedos waren nicht flugfähig, also mußte Abhilfe geschaffen werden.

Es bildete sich 1966 eine Arbeitsgruppe aus VFW-Fokker und General Dynamics sowie vom 7. S-Boot Geschwader die Boote NERZ, ZOBEL und FRETTCHEN. Als Zielschiff fungierte ein alter M 35-Bock, der mit Kork ausgestopft war. Damit der Dampfer auch immer auf der vorgesehene Position verbracht werden konnte, wurde für die Versuche auch der Schlepper Y 821 FÖHR abgestellt. Zu diesen Zossen gabs noch eine schöne Bergungsstory. :-D

Bei einem Sturm im Sommer 1966 riss sich der vor Hörnum  verankerte Bock los und strandete nördlich - an Roem vorbei - auf der dän. Insel Fanoe. Der LmVH (Leiter milit. Versuche Hörnum), FK Beichle lief mal wieder zur Höchstform auf. Dampfer aufgeben, kommt nicht in Frage. (Für mich war es immer eine Köstlichkeit, wie er mit den RR und ORR in Kiel umsprang wenn die erstmal eine Bedarfsmeldung sehen und prüfen wollten). Es fuhren nach DK:
1 Schwimmbagger
1 Bergungsschlepper (Bugsier) neben der FÖHR
2 Bergepanzer
Es wurde eine Rinne gebaggert und ein Bergepanzer mit einem - ich glaube - 4 m-Rohraufsatz, der das Schleppseil unter Wasser zum Schlepper brachte. (Später mehr, meine Chefin ruft...)                               
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Urs Heßling

guten Abend, Ronny,

Zitat von: RonnyM am 07 September 2010, 19:42:15
Bei einem Sturm im Sommer 1966 riss sich der vor Hörnum  verankerte Bock los und strandete nördlich - an Roem vorbei - auf der dän. Insel Fünen.

also das muß aber ein Wirbelsturm Stärke 12+ gewesen sein, der den M-Bock glatt über Jütland hinwegtrug ...  :ML: :MLL:

mit dem herzlichen Gruß  :-) eines einzelnen älteren Herrn  8-),

Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

RonnyM

...ja, manchmal schlägt das Alter unerbärmlich zu... Natürlich Fanoe lieber Urs :O/Y
(So doll war der Sturm nun auch wieder nicht :-D).

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

brueckenhein

#3
jaja Ronny, das Alter! So kennen wir ihn!! :MLL: :MLL: :MV: :MZ: Und vorsichtig, Hey lööcht asn Stint!! :MZ:
Seefahrer sind wie Kletten, sie halten alles zusammen

RonnyM

Nachdem die Rinne gebaggert war, wurde mit dem Panzer eine Schleppverbindung zum Schlepper hergestellt und der Zossen wieder ins freie Wasser gezogen. In dänischen Blättern wurde - auch mit Bildern - berichtet. Leider habe ich nix gefunden. Am Rumpf waren keine Schäden festgestellt, sodass die Versuche ihren Fortgang nahmen.

Überhaupt die Logistik, die war beachtlich. Nördlich von Hörnum, etwa 2 Km, wurde die Station BUNKER HILL errichtet. Die Shelter (Container kannte man noch nicht) wurde mit einem Sikorsky-Transporthubschrauber durchgeführt. Zu der Zeit der größte, der neben 7,0 t Eigengewicht auch 7,0 t Nutzlast fliegen konnte. Zwischen BH und unsere Station bestand eine RF-Verbindung. Als "Rakete" fungierte eine T 33 Doppelsitzer von VFW-Fokker. Die war in Westerland stationiert.


...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

RonnyM

Natürlich zeigte sich die andere Feldpostnummer sehr interessiert und während der Versuche hielten sich die russ. Fischdampfer - unauffällig mit Antennen bestückt - in der Deutschen Bucht auf. Da die Kameraden nur bei Überreichweiten sichtbar waren, mußten wir also Verstärkung aus der Luft haben. Das erfüllten die Stabos und Oberstabos der Luftwaffe mit ihren NORAS. Sie kamen abwechselnd vom LTG 61 und 63 (Hohn u. Ahlhorn) uns besuchen (auch in Westerland Mittag gegessen).

Da die Russen ja an unseren Telemetriedaten Intresse hatten, wurden die von der NORA gemeldeten Objekte geplottet (machten aber kaum Fahrt), sodass wir die Sektoren entsprechend gelegt haben, um ungestört unsere Versuche fortzusetzen.

Mitlerweile konnte ich mich aus unseren Dienstablauf davon schleichen und der LmVH nahm mich voll in Beschlag. So z.B. beim Tetrapodenbau. "OMt Meyer holen Sie mal den Jeep. Wir wollen den Bau kontollieren". Das war FK Beichle...
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RonnyM

...was`n nu los :? :? :? Mein letzter Bericht mit Fotos zeigt mir nach ABSCHICKEN der Schirm nach einiger Zeit - wegen der Bilder - einen weißen Schirm...
Bin ich jetzt vom MAD gesperrt :?

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
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Urs Heßling

#7
moin

Zitat von: RonnyM am 07 September 2010, 19:42:15
Als Zielschiff fungierte ein alter M 35-Bock, der mit Kork ausgestopft war.

M 81 (KM 1941-45, GMSA 1945-47) > franz. LAFFAUX (1947-56) > dt. HUMMEL (1957-60 Geleitgeschw., 1960-63 Schulgeschw.) > Zielschiff (1964-1967) >Auflieger des BWB (1967-75) > verk. 1976 > verschrottet

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

RonnyM

...Urs, herrlich, du kannst wenigstens "ungestört" arbeiten und schmetterst die Fakten auf die Back... :O/Y

Geüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
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RonnyM

...also once more...
Einmal konnte ein S-Boot wegen einer defekten Pumpe nicht auslaufen. Jetzt lief der LmVH wieder zur Höchstform auf.
Anruf MARS Kiel ob auf Lager. Dann wieder ein Paar StoV-Zivis zusammengeschissen, gehorcht, ob eine DO 27 in Holtenau parat steht, Transport organisiert und gegen 11:00 Uhr landete die Maschine mit dem Ersatz in W`land. Um 16:00 Uhr meldete sich das S-Boot "klar zum". Das war FK Beichle... Am nächsten Tag war der Verband wieder vollzählig.
Im Forum las ich, dass die PFÄLZERLAND 1967 verkauft wurde. Das kann nicht stimmen. Zwar hatten wir 1967 einen zivilen Versorger, Tanker ALFRED, mit dem Smut hatte ich ein hopfenintensives Verhältnis :-D, aber ab 1968 war Y 831 der Versorger. Siehe Fotos - die ich jetzt aber im Extra-Fred schicke...
...keen Tähn im Muul,
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RonnyM

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RonnyM

Die Versuche liefen ja nur im Sommerhalbjahr. Am spannsten war natürlich der Tag, wo der erste scharfe Schuss abgegeben wurde. Leider habe ich keine Bilder, wo auf NERZ ein Gestell montiert wurde und darauf die Rakete. Auf jeden Fall war das Erfolgserlebnis "überdimensional" groß. Es machte uns stolz, daran beteiligt gewesen zu sein. Das gebe ich hier ganz ehrlich zu :O/Y.

Die Flugbahn wurde natürlich von den VFW-Leuten und den Amis gefilmt, aber leider alles unter Verschluß gehalten. Da ja alles draussen war, nur Schlepper FÖHR lag noch im Hafen, bekam ich vom LmVH die Erlaubnis, mit dem Schlepper zum Zielschiff zwecks "Begutachtung" zu fahren. Es war schon beeindruckend, wie das Geschoss den Kohle-Küchenherd sauber teilte :-o.

Das waren die Anfänge bei uns.

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
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RonnyM

...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

RonnyM

...und Schlepper FÖHR...

Ward nix, Datei zu groß - obwohl nur winziges Bild. Sch... Technik...
...keen Tähn im Muul,
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RonnyM

Nachtrag:

Es wäre schön, wenn ehemalige Fahrenslüüd von damals berichten und es aus Ihrer Sicht schildern :lol:

Grüße  Ronny
...keen Tähn im Muul,
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