Schwimmkräne d.Marine

Begonnen von Stichling, 22 August 2011, 16:57:27

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NFK

#195
Hallo zusammen,

die Geschichte der vier DEMAG Riesenschwimmkrane betreffend habe ich noch einen Geschenk-Vorschlag für Weihnachten:
vom NDR gibt es eine DVD-Serie: 'Hamburg damals': Zeitgeist. Ereignisse. Erinnerungen.

Folge 8 behandelt die Jahre 1945-49. Bei den Beiträgen von 1949 wird die Sprengung des Hamburger 350 t Krans am 27.03. in einer ca. zweiminütigen Filmsequenz gezeigt (siehe auch Beitrag #73 dieses Strangs):
https://www.ndrshop.de/dvd/3542

Anbei ein paar Bilder aus dem Film in chronologischer Reihenfolge:

#301: Der Ponton liegt auf Grund, nur der Kran ragt aus dem Wasser. Im unverkleideten Maschinenhaus sind die riesigen Seiltrommeln zu sehen. Teile des Krangerüsts sind bereits entfernt.

#512: Die Sprengladung ist entzündet.

#625: Eine riesige Sprengwolke verdeckt den Kran bis zum Ausleger-Ansatz.

#649: Nachdem sich Rauch und Staub gelegt haben, steht der Kran nach wie vor.

#821: Der Kran kurz nach der Entzündung der Sprengladung des zweiten Versuchs. Von Sprengstücken verursachte Wasserfontänen steigen auf.

#882: Der sterbende Riese hat sich bereits zur Seite geneigt und wird in wenigen Sekunden zu einem Knäuel aus verbogenen Stahlträgern werden.

Traurig, traurig...

Gruß

NFK

P.S.: Die DVD ist natürlich nicht nur aus diesem Grund sehenswert. Sie ist ein echtes Zeitdokument.



Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

halina

Moin  NFK  ,  danke für die tollen Bilder vom Untergang des Superkrans , wie ein sterbender Dinosaurier ,    Gruss  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

TD

Hallo NFK,

recht vielen Dank für die Aufnahmen und Angaben.

Es ist immer schön zu sehen wie Mitglieder und Leser auch viele Wochen nach Einzelmeldungen hier im Forum noch bei solchen Beiträgen an Alle denken.

Diese Riesenkrähne waren ja auch etwas Besonderes .

Nochmals Dank

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

NFK

#198
Hallo zusammen,

heute erhielt ich das im Juni d.J. erschienene Buch 'Kräne im Hamburger Hafen' von Harry Braun, Sutton Verlag, Erfurt.

Der Band zeigt eine Vielzahl historisch interessanter Aufnahmen, die, sofern s/w, wohl um das Alter zu betonen, in einem zu dunklen Sepia-Ton wiedergegeben sind.

Bei einer ersten Durchsicht fielen mir im Abschnitt 'Schwimmkräne für Schwergüter' ein paar Dinge auf, die nicht zutreffen oder mir bis dato unbekannt waren.

Zu ersterem die Bildunterschrift auf Seite 145:
'Der 350-Tonnen-Schwimmkran, der 1938 an die damalige UdSSR geliefert wurde, konnte 1956 im Hafen von Leningrad von einem deutschen Besucher fotografiert werden. Gegenüber liegen der Schwere Kreuzer "Lützow" und ein Minensuchboot, beide Schiffer waren deutsche Reparationsleistungen'.

Das ist nicht richtig, weil a) der erste 350-t-Kran erst 1941 fertiggestellt wurde und b) Lützow 1940 den Russen verkauft worden ist (im Rahmen der dt. - russ. Wirtschaftsverhandlungen nach dem Hitler - Stalin Pakt vom Aug. 1939).

Zum zweiten auf Seite 137:
'Dieser 100-Tonnen-Schwimmkran musste als Reparationsleistung an die damalige UdSSR abgegeben werden. Beladen mit den beiden Hamburger Feuerlöschbooten "Feuerwehr I" und Feuerwehr II" verließ der Convoy im April 1949 Hamburg. Er erreichte sein Ziel allerdings nicht, da er kenterte. Dieses Foto mit dem längsseits gegangenen Schleppern entstand kurz vor der Abreise'

Mir war bis dato nicht bekannt, daß Westdeutschland den Russen einen 100 t Schwimmkran geliefert haben sollte.

Weiß jemand mehr darüber? Wenn ja, wo in der Nordsee (die wird im Vorspann erwähnt) war die Untergangsstelle? Oder wird das mit dem 1951 vor Skagen untergegangenen 350-t-Kran durcheinander gebracht?

Nach meinem Kenntnisstand gab es insgesamt drei solcher 100 t/11 m (50t/32 m) Schwimmkrane mit Doppelgelenk-Wippausleger:

1. den im Herbst 1936 auf der Marinewerft W'haven in Dienst gestellten (lt. DEMAG-Nachrichten vom Februar 1938: 'Ein neuer Riesenschwimmkran' von Erich Kemna)

2. den in der Ablieferungsliste vom 20.01.1940 aufgeführten baugleichen Kran, gebaut von DEMAG/Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (Bau-Nr. 455) für die Kieler Werft, geplante Fertigstellung Nov. 1940 (lt. DSM-Schiffsliste bestätigt)

3. den in gleicher Liste aufgeführten baugleichen Kran, gebaut von DEMAG/Howaldtswerft Hambug (Bau-Nr. 797) für Hamburg Tollerort, geplante Fertigstellung Sommer 1941 (lt. DSM-Schiffsliste 1943 fertiggestellt und vom Marinearsenal Kiel betrieben)

Ein ursprünglich geplantes 4. Exemplar, gebaut von DEMAG/Schichau, Königsberg für Königsberg Pr. ist mit 'Arbeiten einstellen' gekennzeichnet.

Ein auf 1948 datiertes Bild (S. 136) zeigt zwei dieser Krane beim gemeinsamen Heben einer Verladebrücke für den Dieselkai in Waltershof.
Nach Bildunterschrift gehören beide Krane der HHLA.

Kann jemand etwas dazu sagen?

Gruß

Norbert


Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

halina

#199
Moin NFK  , ein 350 t -Kran  1938 , geliefert nach Leningrad ist mir auch nicht bekannt , der 1941 gelieferte 350 t - Kran
                  wurde nur halbfertig übergeben bis in Höhe des Steuerhauses und konnte erst einige Jahre nach Kriegsende
                  in Dienst gestellt werden .
                                                                                                                                                             Gruss  halina

Edit :  Die DEMAG-Monteure waren bereits im Früjahr 1941 vor Ort und warteten auf das Krangestänge , dass per Bahn
          unterwegs war , in Anbetracht der kritischen politischen Lage vor dem Kriegsausbruch wurden die Spezialisten
          jedoch zurückgerufen , es könnte sein dass dann in den Nachkriegsjahren Monteure des VEB-Kranbaus Eberswalde
          beim Aufbau des Kranes massgeblich beteiligt waren .
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

NFK

Hallo halina,

das ist auch mein Kenntnisstand.

Gruß

Norbert
Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

NFK

Hallo,

inzwischen habe ich nochmals die mir vorliegenden Zeitungsmeldungen zum damaligen
Untergang des 350-t-Krans studiert und im Hamburger Echo vom 26.06.1951 folgenden
Hinweis gefunden:

"Ein ähnliches Schicksal erlitten die ebenfalls von der DEMAG erbauten 100-t-Schwimmkräne,
von denen sich jetzt ein letzter noch in Hamburg befindet. Einer dieser Kräne, der vor zwei Jahren
an Rußland ausgeliefert werden mußte, war ebenfalls bei der Überführung gesunken."


Es gab also doch eine Duplizität der Ereignisse.

Gruß

Norbert
Wissen ist das einzige Gut, was sich vermehrt, wenn man es teilt.

bettika61

Hallo Norbert,
zum Thema 100t Kran als Reparationsleistung
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,15240.msg228542.html#msg228542
kannst Du die "einsortieren" ?

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TD

Hallo Norbert,

bei 100 t Schwimmkran habe ich noch einen Russenauftrag  gefunden.

Dieser Schwimmkran, KM - Kennung "Schwimmkran 100t   I/39 " wurde am
13.5.1939 von der Werft Kiel bei den Nordseewerken, Emden und DEMAG
für Königsberg in Auftrag gegeben.
1940 wurde dieser Schwimmkran "für das Russengeschäft" frei gegeben.
Der Auftrag wurde nach der Besetzung der Niederlande an die Werft Gusto verlegt.

Dort bekam er die Bau- Nr. 815

Nach Kriegsbeginn Deutschland ./. UdSSR wurde  dieser Schwimmkran beschlagnahmt und am 15.8.1941 von der Werft Kiel neu für die KM in Auftrag gegeben zum Einsatz beim KMA Gotenhafen.

Am 1.4.1944 wird mit einer Fertigstellung im November 1944 gerechnet.

Hat Jemand etwas zum Verbleib dieses Schwimmkranes ?

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bettika61

Hallo,
ein Foto vom Bau des Blücher-Bunker in Kiel mit 350t Schwimmkran im Hintergrund

Grüsse
Beate



Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

MarkusL

#205
Hallo,
der "vierte" 100t-Demag-Schwimmkran ist offensichtlich immer noch ein Rätsel. Die (Nachkriegs-) DEMAG-Publikationen erwähnen durchgehend vier erstellte Kranbauten (wie beim 350t-Typ) im Bild und mit Bautenlisten (wobei die angegebenen "Baujahre" wohl sehr zurückhaltend zu werten sind) belegbar sind die drei "deutschen" Bauten Wilhelmshaven/Hamburg (NSW Nr. 178, 1936), Hamburg (Howaldt Nr. 797, 194.) und Kiel/Flensburg (FSG Nr. 455, 194.).
Diese drei gingen auch in die "Nachkriegsbeuteverteilung".
Bleibt als Nr. 4 der "Hollandbau" bei Gusto. Die, mittlerweile über das Stadtarchiv Schiedam auch digital verfügbare, Bautenliste der Werft gibt hier die Bau-Nr. 817 sowie das Baujahr 1943 an. Möglicherweise ist damit das (werftseitige) schiffbauliche Fertigstellungsdatum gemeint, welches nicht unbedingt mit Abnahme und Betriebsbereitschaft der Kraneinrichtung korrespondieren muss.
Die im Internet kursierenden und angefügten Bilder der 1942 nach Gotenhafen gekommenen Kranbauten Gusto 787 und Verschure führen hier 1941 auf.
Auf den Bildern der britischen Luftaufklärung vom August 1944 über Gotenhafen ist ein 100t-Demag-Kran erkennbar. Falls keine Verlegung des Kiel/Flensburg Kranes erfolgt sein sollte, die eher unwahrscheinlich ist, da im Raum Danzig auch die beiden 100t Schwimmkräne von Schichau und der Danziger Werft in unmittelbarer "Reichweite" gewesen wären, könnte der Gusto-Bau noch seinen Bestimmungsort erreicht haben. Anzunehmen wäre dann sowjetische Kriegsbeute (die, wie im Fall des Gusto 787, gar nicht der Tripartite Naval Commission gemeldet wurde) oder Kriegsverlust.
Leider immer noch nur Bruchstücke.
Herzlicher Gruß
Markus

kgvm


TD

Auftragsmäßig müste die Bau-Nr. 809 ca. Mitte 1940 vergeben worden sein.

Allerdings kann es sich auch um eine Neubelegung der Bau-Nr. gehandelt haben,

aber m. E. bei Ablieferung1946 etwas unwahrscheinlich.

Gruß


Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bodrog

Ich hab die Bauliste auch mit Interesse gelesen... die M-Böcke M 451 - 456 sind drin, auch die holländische van Amstel-Klasse wird aufgeführt - aber wo sind die von Gusto gebauten Schnellboote S 151 - 158 sowie S 201 und S 202 ( ex TM 52 - 53)???

Generell sowieso ein interessantes Thema, wenn man die Werft Wilton-Fijenoord nimmt und feststellt, dass ihr zusammen mit der Rotterdamsche Droogdok Maatschappij die Werft Scheepswerf van P. Smit Jr. gehört hat...

ich hab mal fix überschlagen, wieviel Schiffe die drei zusammen für die Kriegsmarine gebaut haben und ob man das dezent als Kolaboration bezeichnen solle....

Urs Heßling

#209
moin,

Zitat von: bodrog am 07 Januar 2015, 08:53:33
.. wo sind die von Gusto gebauten Schnellboote S 151 - 158 sowie S 201 und S 202

ich hab mal fix überschlagen, wieviel Schiffe die drei zusammen für die Kriegsmarine gebaut haben und ob man das dezent als Kollaboration bezeichnen solle....
In Anbetracht der ständig undichten Oberdecks der S 151-Boote vielleicht ein Mix von Kollaboration und Sabotage.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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