Wrackräuber in der Ostsee

Begonnen von habichtnorbert, 05 August 2012, 11:59:21

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habichtnorbert

Moin moin, Allerseits,

Am 03.08.2012 stand in der Schweriner Volkszeitung ein Beitrag zum Thema "Plünderungen am Ostseegrund" ,
ich finde die Herren und Damen Hobbytaucher sollten sich doch bei Ihren Tauchgängen etwas zurückhalten und den Denkmalschutz achten, vorallem sollte keiner dort Teile entwenden und sich dann noch damit rühmen,
wie ist Eure Meinung zu solchen Zeitgenossen?
Zeitungsartikel der SVZ mit Zustimmung unten angefügt
Gruß Norbert

Wo die Flotte hinfährt, sind die Minensucher schon gewesen

Das Historische Marinearchiv: www.historisches-marinearchiv.de

Maurice Laarman

Um Titanic wurde das auch diskutiert..

Mein persönliche Meinung;

Die Frage ist auch, sollte man etwas wegnimmen damit es nicht verfällt und erhalten bleibt, oder es liegen lassen?  Ich kenne viel Taucher, und die haben viele Sachen nach oben gebracht. Jetzt können viele Leute davon Kentniss nehmen, es ansehen, anfassen. Diesere Gegenstände sind Zeugen des Existenz ein Schiff, was sonst verborgen war oder sonst aufhielt zu existieren.
Sehe zb: http://wrakkenmuseum.nl/ oder das Wrackmuseum in Cuxhaven.

Ein andere Sachen ist die Bergung wegen Schrott, wie bei die Aboukir, Cressy und Hogue letztlich passierte. Da bin ich gegen, wie alle andere Zerstörungen auch. Am schönsten ist die komplette Bergung eines Schiff, wie U-534. Das kann aber nur im wenige Fallen passieren. Es gibt aber verschiedene geborgene Seehunde in Museen, und ich bin froh das man das gemacht hat.

Gruss,

Maurice

Trimmer

Hallo Maurice - ich sehe es fast genau so wie Du. Will man etwas für die Öffentlichkeit - Museum z.B.- oder geht es darum mit den Stücken Geld zu machen. Ich glaube da unterscheiden sich auch die Geister. Schlimmer finde ich die ganze Sache noch wenn es sich um Seekriegsgräber handelt - leider findet man da sowohl im Wasser als auch auf dem Land solche "Historiker "

Gruß - Achim-Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Ralph

Hallo,
Die Wrackräuberei ist kein Problem an den Küsten der Ostsee, sondern International verbreitet. Wer im Abstand von einigen Jahren an den bekannten Wracks getaucht hat sieht wie immer mehr Teile abgebaut werden und den Weg auf den Markt finden. Die Teile werde vielfach nicht als Andenken mitgenommen sonder nur zum Verhökern geborgen.
Bei den Flugzeugen in der Ostsee welche durch die Taucher der Bundewehr geborgen worden sind ist die Sachlage etwas anders wie sie in dem Zeitungsartikel geschildert wurde. Diese Bergungen wurden im Auftrag und unter Aufsicht des Luftwaffenmuseums Gatow gemacht. Die Maschienen sollen in Gatow konserviert und wenn möglich zum Teil restauriert werden. Also nicht jede Zeitungsmeldung für 100% ernst nehmen.
Ansonsten gebe ich euch recht: Anschauen ja - Bergeb nein.
Gruß Buschi 

Ferenc

Hallo,
Wie bereits gesagt, die Problematik gibt es auf der ganzen Welt. Es gibt Unterschiede wie die einzelnen Nationen dazu stehen. In manchen Ländern, gibt es keine gesetzl. Schranken in anderen Ländern gibt es strenge Gesetze zum Schutz von Wracks. Interessanterweise gibt es bei Kriegsschiffen Unterschiede aufgrund der ehemaligen Zugehörigkeit. Ehemals deutsche Kriegsschiffe werden nicht geschützt, eigene Schiffe unterliegen als Kriegsgrab einem strengen Tauchverbot. Ich bin selbst begeisterter Wracktaucher und habe über zwei Jahrzehnte die Veränderungen an verschiedenen Wracks in Kroatien beobachtet. Anfang der 90-er Jahre (Krieg und Unabhängigkeit von Kroatien), kein gesetzl. Schutz. Entfaltung des Tauchtourismus. Die damals bekannten Wracks wurden planmäßig ausgeplündert, die Fundstücke großteils verkauft. Sehr begehrt war der k.u.k. Dampfer Baron Gautsch. Plünderung und Zerstörung lediglich wegen des Profits haben leider stattgefunden und sind absolut abzulehnen. Ich habe vor vielen Jahren einen Taucher beobachtet, wie er ein Bullauge, nachdem es ihm nicht gelang es auszubauen, eingeschlagen hat, damit kein Anderer es haben sollte. Ich habe ihn dann, nicht ganz freundlich, zur Rede gestellt.  Man darf auch nicht vergessen, wie die Schleppnetzfischrei Wracks beschädigt oder, vor allem Flugzeugwracks) zur Gänze zerstört. Der Rumpf eines viermot. Bomber B-24 vor Hvar wurde regelrecht auf den Kopf gestellt, umgedreht, zerknickt und zerbrochen, Heckleitwerk und hintere Tragflächen, die in gutem Zustand waren, wurden komplett zerstört.
Wenn man bedenkt dass alle Wracks früher oder später komplett verrosten und zusammenfallen und in mehreren Jahrzehnten spätestens 100 - 200 Jahre nur mehr überwachsene Erhebungen darstellen werden, erscheint das Mitnehmen von kleineren Ausrüstungs- und Inventargegenständen, die dadurch vor entgültiger Verlust bewahrt werden, akzeptabel.  Bei manchen Schiffswracks aus Zeit des 1. WK ist zu beobachten wie die Decks und die Bordwände immer mehr einbrechen. Gegenstände darunter bleiben verloren.
Im Gegensatz aber die Beobachtung, dass für das Bergen des Heck- Behelfsteuerrades aus dem Heckraum eines britischen Militärschiffes (Trawler), wollte ich fotografieren, dass bis fast zur Decke reichende Holzsteuerrad in mehrere Teile zersägt worden ist. Abzulehnen ist auch, Wrackplünderei des eigenen Egos wegen und lautstarkes Angeben darüber, vielleicht sogar im Internet etc).
Bestürzt war ich, als ich bei Recherchen festgestellt habe, dass bei einem italienischen Linienschiff, bei dessen Untergang ca 670 Mann ums Leben gekommen sind, ca 20 Jahre nach der Versenkung ein italienisches Bergungsunternehmen, das Wrack gesprengt und die Eisenteile für die Aufrüstung Mussolini-Italiens, zur Zeit des Embargos 1936-1938, mittels Magneten geborgen hat.
Nach meiner Erfahrung wird es leider immer und auch bei gesetzl. geschützten Wracks Plünderungen geben.
Das Thema ist vielschichtig und komplex. Es lässt sich nicht einfach in gut und böse; schwarz und weiss beurteilen.

Gruß
Ferenc   

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