Vor 50 Jahren, am 22. 10. 1962,der wahre Held der Kubakrise Wassili Archipow

Begonnen von Albatros, 13 Oktober 2012, 20:55:23

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hillus

Hallo Urs,

ich glaube, da geht etwas durcheinander. Bei seiner Mitfahrt bei K-19 hatte Archipow den Dienstgrad FREGATTENKAPITÄN, wie geschrieben, und war entsprechend der aufgeführten Dienstzeiten noch kein Stabsoffizier. Er war auch nicht SECOND IN COMMAND, sondern bei größeren Fernfahrten wurde zur Entlastung des Kommandanten ein sogenannter DOUBLER mitgenommen bzw. sogar eine 2. Besatzung. Das war sehr oft so. Dieser DOUBLER übernahm dann die Aufgaben des Kommandanten, nicht wie üblich der 1.WO. Im Russischen war das also doch etwas anders.

Was Der Erste schreibt, steht hier doch gar nicht zur Debatte. Das gilt, und so schreibt er es auch, nur wenn ein entsprechender Vorgesetzter der Fahrt dabei war. Das konnten Stabsoffiziere, entsprechende Kommandeure des U-Bootverbandes sein, aber auch Kommandanten anderer U-Boote des gleichen Typs bis hin zum Verteidigungsminister und anderer hoher Militärs.
Das Einmischen in die Angelegenheiten des Kommandanten führte bei den Russen zu mehreren fatalen U-Boot-Katastrophen, so z.B.

B-3 Typ BARS
25.07.1935. Nach Kollision mit dem Schlachtschiff MARAT während des Manövers der Baltischen Flotte im Finnischen Meerbusen untergegangen.
Eine Untersuchungskommission stellte fest:
Die Kollision mit dem Linienschiff MARAT muss vom heutigen Stand der Forschungen dem Volkskommissar für die Verteidigung Woroschilow angelastet werden, der sich auf der Brücke des Schlachtschiffs in die Schiffsführung einmischte und es dadurch zu irritierenden Kommandos kam. Die B-3 sank mit der gesamten Besatzung und den ein Praktikum ableistenden Kursanten. Es starben 55 Mann. Die Verantwortung für den tragischen Vorfall übernahm der damalige Chef des Stabes der Baltischen Flotte I. S. Isakow. Am 4. August erfolgte in Kronstadt die feierliche Beisetzung der verstorbenen U-Bootfahrer in Anwesenheit des stellvertretenden Volkskommissars für Verteidigung M. N. Tuchatschewskij, dem Chef der Marinekräfte der Roten Arbeiter- und Bauernarmee W. M. Orlow und dem Befehlshaber der Baltischen Flotte L. M. Galler.

oder:

K-122 Projekt 659T NATO CODE ECHO I
Während des autonomen Marsches zum Manöver OZEAN im Mai 1970 kam es durch angeblichen Kommandantenfehler zur schweren Havarie auf K-122. Im Ergebnis der von Admiral N.N. Amelko geführten Untersuchungskommission wurde der Kommandant Fregattenkapitän W. F. Kopjow abgelöst. Er war das Bauenopfer für Kapitän zur See L. F. Sutschkow, dem Vorgesetzten der Fahrt, der massiv in die Handlungen des Kommandnten eingegriffen hatte.
Kapitän zur See Sutschkow soll nach A. F. Kopjow in ,,Nemnogo o podwodnom flote i ego ljudjach" noch bis 14.07.1973 Stellvertreter des Divisionschefs der 26. Division gewesen sein und wurde dann nach der Havarie auf K-56 seines Postens enthoben.

und noch einen:

K-94 Projekt 675 NATO Code ECHO II
Kapitän zur See Ju. A. Samojlow wurde 1973 Kommandant des sich in der Überholung befindlichen K-94. Ohne je mit dem Boot praktische Erfahrungen auf See gesammelt zu haben, besuchte er ab 1974 die Seekriegsakademie und wurde nach deren Beendigung Chef des Stabes der 26. Division und ab 1981 Divisionschef. Seine Unerfahrenheit im praktischen Gefechtsdienst wurde K-45 unter Fregattenkapitän A. W. Konjew und seiner Besatzung fast zum Verhängnis, denn seine Eingriffe in die Arbeit des Kommandanten, als Vorgesetzter der Fahrt durchaus möglich, führten fast zum Untergang des Bootes. Er wurde sofort abgelöst und in den Ruhestand versetzt. Er war das Opfer einer verfehlten Personalpolitik.

Alle drei Beispiele sollten aufzeigen, was so alles passieren kann und was durchaus bei den Russen möglich war. Also, es konnte durchaus eingegriffen werden in die Arbeit des Kommandanten, aber eben bei Gnade des eigenen Unterganges!!!


Grüße aus Braunschweig

hillus

Urs Heßling

moin,

Zitat von: der erste am 16 Oktober 2012, 16:27:41
KDL-Kontrolldurchlass= Wache= TKP= Torkontrollpunkt

ah ja.

Zitat von: hillus am 16 Oktober 2012, 18:53:23
ich glaube, da geht etwas durcheinander. Bei seiner Mitfahrt bei K-19 hatte Archipow den Dienstgrad FREGATTENKAPITÄN, wie geschrieben, und war entsprechend der aufgeführten Dienstzeiten noch kein Stabsoffizier.

ja, da ist wirklich ein Unterschied. Nach (west :wink: ) deutscher "Marinebegrifflichkeit" ist ein Fregattenkapitän immer ein Stabsoffizier (aufgrund seines Ranges, nicht der Dienststellung)

danke Euch beiden  :wink:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Albatros

Mal ein paar Fakten zur Kubakrise,

Hier z.B. zwei Bilder , das erste zeigt einen russischen Frachter der wohl nukleare  ballistische Mittelstreckenraketen vom Typ SS-4 SS-4 Sandal ( Reichweite 2000 km ) oder die SS-5 Skean ( Reichweite 4500 km )an Bord hat. Aufgeklärt und beschattet wird er von einem Seeaufklärer der US-Navy einer Lockheed P-2 Neptun.

http://diepresse.com/images/uploads/6/8/9/1300105/launchy-view-1349942934402.jpg

Das zweite Bild zeigt die Situation im Oktober 1962.

http://diepresse.com/images/uploads/6/8/9/1300105/launchy-view-1349875502107.jpg

Luftaufnahmen bewiesen die Existenz von 16 bis 32 Raketen vom Typ SS-4 und SS-5 mit einer Reichweite von 2000 bis zu 4500 km. Die Raketen hätten neben der amerikanischen Hauptstadt auch die wichtigsten Industriestädte der USA erreichen können; die Vorwarnzeit hätte nur fünf Minuten betragen. Außerdem werden IL-28-Bomber entdeckt. Tatsächlich wurden sogar 42 Raketen auf Kuba installiert.

Samstag, den 27. Oktober Ein amerikanisches U-2-Aufklärungsflugzeug wird über Kuba von einer SA-2-Guideline-Flugabwehrrakete abgeschossen, der Pilot stirbt.

Im Nachhinein kann man eventuell sogar die Sowjetunion als Gewinner der Kubakrise ansehen,sie ziehen ihre Raketen zwar aus Kuba ab. Aber dagegen erklären die USA, keine weitere militärische Invasion Kubas zu unternehmen und ihrerseits die amerikanischen Raketen aus der Türkei und Italien abzuziehen.

Zu Archipow vielleicht noch,  er starb an Krebs wohl infolge Verstrahlung die er sich in Atom-U-Booten, speziell auf K-19, wo es 1961 ein schweres Reaktorunglück gegeben hatte zugezogen hat.

:MG:

Manfred














hillus

Hallo Manfred,

Du schreibst, Archipow sei wahrscheinlich an Krebs wegen Verstrahlung auf K-19 gestorben. Das schreibt man, aber schwer zu sagen, ob die Inkubationszeit von 1961 bis 1999 tatsächlich so lange dauert. Nach meinen Unterlagen über die Sterbensrate von U-Bootfahrern der Seekriegsflotte der SU bzw. der RF kann festgestellt werden:
1. Die ersten Projekte 627/627-A, 658 und 675 hatten eine relativ hohe radioaktive Eigenstrahlung. Von diesen Booten ist ein Großteil der Besatzungen an den Spätfolgen von Verstrahlung gestorben.
2. Dagegen steht das blühende Leben des ehemaligen Oberbefehlshabers der Seekriegsflotte, Admiral der Flotte W. N. Tscherjawin. Er ist nun schon über 90 Jahre alt, diente aber als Kommandant auf K-21 Projekt 627-A NATO Code NOVEMBER, dem größten Strahlemann!
3. Was will ich damit ausdrücken??? An Krebs erkranken auch nichtverstrahlte Menschen. Die Verstrahlung läßt das alles gallopieren. Also Manfred, vielleicht stimmst Du mir hier zu, denn Archipows "Mitkämpfer" sind schon länger tot.
4. Selbst meine Sterbedaten können in der Konsequenz nur subjektiv sein und können nicht den objetiven Prozess der Verstrahlung ausdrücken.

Bis denne!

Jochen

Albatros

Zitat von: hillus am 18 Oktober 2012, 22:24:17


Also Manfred, vielleicht stimmst Du mir hier zu,

Dis denne!

Jochen

Das kann ich machen Jochen.... :MZ:

:MG:

Manfred

Albatros



Kaschube_29

Moin Moin,

etwas abschweifend (aber noch zum Jahre 1962 gehörig) komme ich einmal auf Kuba-Krise 1962 zurück, aber dieses Mal aus Sicht eines seinerzeitigen Offiziers der Bundesmarine.

Am 27.10.2012 wurde ein Interview mit Vizeadmiral a. D. Horten (veröffentlicht in der Sonnabends-Beilage der Tageszeitungen des sh-z-Verlags, wie z. B. Flensburger Tageblatt, Rendsburger Landeszeitung...) über seine Erinnerungen an die Kuba-Krise 1962 veröffentlicht, als er seinen Dienst in der Bundesmarine ableistete.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!


Albatros


Baunummer 509

Hallo Manfred,

danke für den Link  top
Es ist allerdings erschreckend wie viele inhaltliche und sogar Schreibfehler sich ntv hier leistet.

Gruß

Sebastian

Albatros

Moin Sebastian,

Ich habe mich mit dem Thema Kuba/Kubakrise nie intensiv befasst, welche wesentlichen  inhaltlichen Fehler sind Dir denn aufgefallen?
Einige Untertitel passen nicht zu den Bildern, ,, Cruise-Missile-Raketen" gab es glaube ich auch noch nicht und ob Castro Chruschtschow zu einem Atomschlag aufgefordert hat, daran hätte ich auch so meine Zweifel, ebenso ob er Chruschtschow einen Hurensohn, Bastard, ein Mausebärchen genannt hat.... :O/Y

:MG:

Manfred

Baunummer 509

Hallo Manfred,

damit meine ich: z.B.
ZitatChruschtschow lassen die Drohgebärden nicht unbeedruckt...
Verstehe!

ZitatAbschussvorrichtungen für sowjetische Langstreckenraketen und Atombomber
Aha, böse sowjetische Atombomber werden nun auch schon geschossen und müssen deshalb nicht mehr selbsttätig starten. Teufel auch... die Sowjets sind wirklich unberechenbar.
usw.

Bilder von Flugabwehr oder maximal Kurzstrecken - Raketen die Interkontinentalraketen darstellen sollen.
Komische Schifflein mit altertürmlichen Kanonen an Bord die wohl zum "Auftauchen gezwungen wurden", obwohl offensichtlich ist dass diese Schiffe wohl nur für einen einmaligen Tauchgang taugen.
usw.

Die ganzen Fakten und Daten will man da gar nicht überprüfen...

Jedem meiner Mitarbeiter oder Azubis würde ich sowas um die Ohren hauen. Mal ein falsches Bild, gut, aber die Böcke im Text sollte doch jeder beim einmaligen Korrekturlesen finden und beheben können. Das sind doch Journalisten und sollten das besser können.

AndreM1965


ZitatAbschussvorrichtungen für sowjetische Langstreckenraketen und Atombomber

Eine sehr sehr merkwürdige Formulierung in diesem "Beitrag".

Fakt ist aber auch, das der US-Geheimdienst auf Grund von Penkowskis Spionagetätigkeit genau ermitteln konnte, um welche Raketentypen es sich auf Kuba handelte.
Und vor der R-14 hatten sie auf Grund ihrer Reichweite Respekt.

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