RK-Träger Walter Gerhold (K-Flottille 361) verstorben.

Begonnen von Rheinmetall, 04 Oktober 2013, 14:28:51

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Rheinmetall

Hallo zusammen !

Habe auf einem meiner Streifzüge durch das Internet gelesen, dass völlig unbeachtet der Einzelkämpfer / Ritterkreuzträger Walter Gerhold bereits am 02. März 2013 im Alter von 91 Jahren verstorben war.

Zu Berühmtheit gelangte er, als er mit dem Kleinkampfmittel "Neger" (K-Flottille 361) in der Nacht vom 05./06. Juli 1944 den Sicherungsgürtel der allierten Invasionsflotte durchbrach und seinen Torpedo auf den leichten, polnischen Kreuzer "ORP Dragon" los machen konnte.
Die "Dragon" wurde hierbei so schwer beschädigt, dass sie abgeschrieben und schließlich als Wellenbrecher des Mulberry-Hafen B bei Courseulles-sur-Mer versenkt wurde.

Dem damalige Obergefreiten Gerhold wurde hierfür am 14. Juli 1944 durch Konteradmiral Hellmuth Heye als erster Mannschaftsdienstgrad der Kriegsmarine das Ritterkreuz verliehen.

Nach dem Krieg schlug er eine Karriere bei der Polizei ein, wo er bis zum Polizeihauptkommissar (A12) aufstieg.

Ehre seinem Andenken !

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Hubertus

Hi Rheinmetall,

Thanks, will add your post in next update.

Zu Berühmtheit gelangte er, als er mit dem Kleinkampfmittel "Neger" (K-Flottille 361) in der Nacht vom 05./06. Juli 1944 den Sicherungsgürtel der allierten Invasionsflotte durchbrach und seinen Torpedo auf den leichten, polnischen Kreuzer "ORP Dragon" los machen konnte.
Die "Dragon" wurde hierbei so schwer beschädigt, dass sie abgeschrieben und schließlich als Wellenbrecher des Mulberry-Hafen B bei Courseulles-sur-Mer versenkt wurde.

Dem damalige Obergefreiten Gerhold wurde hierfür am 14. Juli 1944 durch Konteradmiral Hellmuth Heye als erster Mannschaftsdienstgrad der Kriegsmarine das Ritterkreuz verliehen.

Nach dem Krieg schlug er eine Karriere bei der Polizei ein, wo er bis zum Polizeihauptkommissar (A12) aufstieg.


Cheers Herb. :MG:
There are no roses on a sailor's grave
No lilies on an ocean wave
The only tribute is the seagull's sweeps
And the teardrops that a sweetheart weeps


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wirbelwind

Auch meinen Respekt vor der gezeigten Tapferkeit und seiner Lebensleistung :MG:
MfG Rüdiger


Violoncello

Hallo zusammen,

in der Tat die Leistung dieses Einzelkämpfers im Kommando der Kleinkampfverbände nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ohne diese Leistung schmälern zu wollen, hatte er das Glück, bei seinem Einsatz noch das Überraschungsmoment entsprechend der Einsatzdoktrin Konteradmiral Heyes auf seiner Seite zu haben. Heye hatte ja die Absicht, innerhalb kürzester Zeit eine große Zahl unterschiedlicher Kleinkampfmittel an den alliierten Gegner heranzubringen, um eben immer die Überraschung auf seiner Seite zu haben.

Einen Monat später klafften Theorie und Praxis dann weit auseinander: An der nordfranzösischen Invasionsfront wurden die Einmann-Torpedos des Typs "Marder" noch immer eingesetzt. Die Alliierten kannten nun die Verletzlichkeit dieses Kleinkampfmittels wegen seiner geringen Geschwindigkeit und Reichweite und der fehlenden Tauchfähigkeit.  So heisst es dann auch im KTB SKl unter dem 3. August 1944 (BA/RM 7/63):

"Meldung 3 Offz., 1 Fähnrich, 1 U.O., 5 Mann, dass sie Marder bis zur Vernichtung eines lohnenden Ziels ohne Rücksicht auf Aktionsradius und eigene Rückkehr an den Feind führen würden. Alle 10 nicht zurück; ...".

Neun von ihnen blieb nur die Aufnahme in das Marine-Verordnungsblatt als (posthume) Inhaber der Ehrentafelspange der Kriegsmarine. Es handelte sich um Oberleutnant z.S. Karl Konrad Winzer, Leutnant z. S. Karl-Heinz Hansen, Oberfähnrich z. S. Karl-Heinz Pettke, Obersteuermann Ehrhard Preuschoff, Oberfeldwebel Heinrich Schiebel, Steuermannsmaat Ernst Schröger, Maschinenmaat Gregor Guski, Matrose Heinz Glaubrecht und Matrose Paul Roth.

Viele Grüße

Violoncello

wirbelwind

Hallo,
nehme mal für mich an, dass der Einsatz als Einzelkämpfer im ,,Marder" zu den größten Himmelfahrtskommando gehörte, die die DKM zu Kriegsende zu bieten hatte, bei den hohen Verlusten, die bei den Kleinkampfverbände zu verzeichnen waren. Mal sarkastisch ausgedrückt, der Dienst bei der U-Boot-Waffe erscheint daneben fast als Erholung. um so höher ist der Einsatz dieser Männer zu bewundern, gerade weil die meisten wohl wußten, dass mit ihrer Rückkehr kaum zu rechnen war.
MfG Rüdiger

Violoncello

Ja, es ist sicherlich so, dass es sich zumindest bei den Piloten so wenig geeigneter Kleinkampfmittel wie dem Einmann-Torpedo "Neger" / "Marder" und dem Tauchboot "Biber" um wahrhaft  Angehörige eines Himmelfahrtskommandos gehandelt hat. Ihnen sollte der Ehrentitel "Opferkämpfer" (!) verliehen werden, wovon dann wegen der befürchteten negativen Auswirkungen auf die Kampfmoral Abstand genommen wurde. Stattdessen sprach man dann neutraler von "Sturmwikingen", worunter nicht jeder etwas Negatives assoziierte.

Gruß

Violoncello

wirbelwind

Hallo,
der Begriff,, Sturmwikinger" ist mir neu. Angeblich sollen sich ja nach Bekanntgabe, dass Kleinkampfverbände aufgestellt werden, 3000 Offiziere freiwillig gemeldet haben. über was ich bei der Thematik in diesem Thread gestolpert bin, ist, dass Konteradmiral H. Heyse das Ritterkreuz an w. gerhold verliehen hat. Brillantenträger Fregattenkapitän A. Brandi war doch der Kommandeur der Kleinkampfverbände. Der Einsatz der ,,Seehunde", ,,Biber" und ,,Neger" soll innerhalb von 3 Tagen zur Vernichtung von 60.000 BRT im Kanal geführt haben, ehe die Gegenmaßnahmen griffen und es zu den sehr hohen Verlusten kam.
MfG Rüdiger

Taucher

Ob Ritterkreuz oder nicht, Jedem der den Mut hatte sich
mit diesen schwimmenden Särgen auf See und in den Kampf zu wagen gilt mein allerhöchster Respekt! Ehre seinem Andenken   :MG:
Viele Grüße vom Alpenrand
Leo

suhren564

Zitat von: wirbelwind am 06 Oktober 2013, 19:47:17
Hallo,
der Begriff,, Sturmwikinger" ist mir neu. Angeblich sollen sich ja nach Bekanntgabe, dass Kleinkampfverbände aufgestellt werden, 3000 Offiziere freiwillig gemeldet haben. über was ich bei der Thematik in diesem Thread gestolpert bin, ist, dass Konteradmiral H. Heyse das Ritterkreuz an w. gerhold verliehen hat. Brillantenträger Fregattenkapitän A. Brandi war doch der Kommandeur der Kleinkampfverbände. Der Einsatz der ,,Seehunde", ,,Biber" und ,,Neger" soll innerhalb von 3 Tagen zur Vernichtung von 60.000 BRT im Kanal geführt haben, ehe die Gegenmaßnahmen griffen und es zu den sehr hohen Verlusten kam.
MfG Rüdiger

Hi Rüdiger,
woher beziehst du die Zahl von 3000 !!! Offz., die sich freiwiilig zum Selbstmord gemeldet haben sollen??
Auch war Brandi nie der Chef der KKV, sondern K/VAdm. Heye. Brandi hatte nur eine bestmmte Gruppe von KK- Flott. unter sich.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

wirbelwind

Hallo Ulf,
mir erscheint ja die Zahl von 3000 freiwillig gemeldeten Offizieren auch sehr hoch, deshalb auch der Konjunktiv. :-D Die Angaben über Brandi und die angeführten Zahlen stehen in ,,Mit Schwertern und Brillanten" von G. Faschka, S. 258/9. Wie seriös die Angaben sind, kann ich nicht beurteilen, aber das Forum wird da sicherlich weiterhelfen. Sicherlich gab es Freiwillige aber ob in diesem Dimensionen und wie kriegsentscheidend sollte denn die Rolle dieser Männer sein, angesichts der technischen Überlegenheit- Von den anderen Ressourcen ganz zu schweigen. Das schmälert in meinen Augen auf gar keinen Fall den Wagemut und die Tapferkeit besagter Männer. Nur über die Rolle von Brandi bin ich mir in diesem Zusammenhang nicht im Klaren. Außer ihm hat ja nur Lüth bei der U-Boot-Waffe die Brillanten erhalten. War er ein strammer Gefolgsmann, der um des Siegeswillen sinnlos seine Leute opferte oder glaubte er wirklich daran, mit dieser Art zu kämpfen Deutschland dienen zu müssen :?
MfG Rüdiger

Violoncello

Fregattenkapitän Albrecht Brandi war Chef der 5. K-Division in Imuijden (Zweimann-Klein-U-Boote "Seehund"). Konteradmiral (ab 1.8.1944 Vizeadmiral) Hellmuth Heye hatte eine einzigartige Stellung in der Kriegsmarine: Er war als "Admiral der Kleinkampfverbände" und damit als Chef des "Kommandos der Kleinkampfverbände" nicht nur Front-Befehlshaber, sondern in Personalunion auch Hauptreferatsleiter "Skl/S" in der Seekriegsleitung im Oberkommando der Kriegsmarine und damit "Ministerialbeamter". Auf heutige Verhältnisse übertragen wäre es so, als wäre ein Unterabteilungsleiter im Bundesministerium der Verteidigung gleichzeitig Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr.

Die 60.000 BRT dürften hochgerechnet den Propaganda-Meldungen entstammen. Es gibt keine Quellen, die sie auch nur annähernd stützen könnten.

Eine Angabe zu der Zahl der freiwilligen Offiziere habe ich gerade nicht zur Hand. Es gab aber heftige Diskussionen in der Seekriegsleitung zur Frage, wie viele Offiziere (erst einmal aus der Erinnerung, es ist im KTB/Skl dokumentiert) des Jahrgangs 1924 aus den für die U-Boot-Waffe bestimmten Offizieren für die Kleinkampfverbände "abgezweigt" werden sollten/könnten.

Gruß

Violoncello

 

suhren564

Hallo Rüdiger,

du nennst es Wagemut, ich nenne es Verblendung bzw. Fanatismus. Der Einsatz der KKV erfolgte ab Sommer 44, als der Krieg schon klar verloren war. Unbestreitbar ist doch, daß der Einsatz und der "Nutzen" dieser Einheiten in keinem , auch so geringen Maße, irgendwelchen taktischen Nutzen hatte. Strategisch eh nicht, dies war ja auch nicht vorgesehen. Diese Kämpfer waren von vornherein schon abgeschrieben, wer zurück kam,hatte mehr als Glück gehabt. Und wie schon @ Violoncello schrieb, sind die Versenkungen bzw. Versenkungszahlen doch eher propagandistisch zu sehen.
Allein das Verhältnis zwischen auslaufenden und zurückkehrenden Booten verbietet es eigentlich, von Erfolgen zu reden.
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

wirbelwind

Hallo,
danke an Violoncello u. Ulf für die zusätzlichen Infos. Der Grat zwischen Wagemut / Tapferkeit sowie Verblendung / Fanatismus ist meines Erachtens sehr schmal. Es scheint mir zu pauschal, wenn alle über einen Kamm geschehrt werden. Sicherlich gab es auch hier, wie in der U-Boot-Waffe, Fanatiker, aber genauso Leute, die glaubten, Deutschland damit helfen zu können ohne über die Gefahren und den tieferen Sinn solcher Aktionen nachzudenken. Außerdem blieben den Mannschaftsgraden ob nun Marine, Heer oder Luftwaffe oft die tatsächliche Lage verborgen. Dafür sorgte schon die Propaganda.
in der SKL hat es Diskussionen über die Verwendung der Crew 1924 gegeben, lt. vorliegenden Dokumenten. Daher ist die Zahl 3000 freiwillige Offiziere für KK-Verbände, so wie von Fraschka kolportiert, sicherlich zu hoch, genauso wie die angeblich versenkte Tonnage von 60.000 BRT durch die Kleinkampfverbände. Warum diese Zahlenspielereien-vielleicht um A. Brandi in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Ansonsten taucht unweigerlich die Frage für mich auf, wie sich Brandi, ein erfahrener U-Boot-Kommandant, so vehement sich dafür einsetzte. Sicherlich, er wurde dazu kommandiert. Nur ist mir von ihm nichts bekannt, dass er sich später dazu eine kritische Haltung erarbeitete.
MfG Rüdiger

bettika61

Hallo,
Walter Gerhold hat seine Erinnerungen an den erfolgreichen Einsatz veröffentlicht
"Feind ist menschlicherTorpedo!"http://d-nb.info/987237616/04
in
"Männer und Taten : Ritterkreuzträger erzählen "http://d-nb.info/987237616/about/html
einleitend
Zitat1940 Freiwilliger bei der Kriegsmarine, nach Grundausbildung auf verschiedenen Torpedobooten
September 1943 Kleinkampfverband der Kriegsmarine
20./21.4.1944 erster Einsatz im Hafen von Nettuno
5./6.7.1944 zweiter Einsatz gegen die Invasionsflotte
6.7.1944 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes (als erster Soldat des Mannschaftsstandes der Kriegsmarine

auf einigen Fotos zu sehen http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,12792.msg143032.html#msg143032

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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